Es gibt keinen Menschen ohne Glauben

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
So 10. Apr 2005, 16:21 - Beitrag #21

Nun, letztlich handelt es sich bei der dinglichen des Materialisten und der transzendenten des "Theisten" um zwei fundamental verschiedene "Welten", was ihre kognitive Zugänglichkeit betrifft.
Die Existenz der ersteren kann mit hinreichender Sicherheit aus allgemeiner Erfahrung für wahr genommen werden; es würde jedoch IMHO zu kurz greifen, zu sagen, daß die Existenz der letzteren nur aufgrund des Glaubensaktes, der jedoch durchaus durch singuläre eigene Erfahrung initiiert werden kann, für wahr genommen werden kann:
Der primäre Glaubensakt ist in meinen Augen vielmehr, die erstere "Welt" für allein wahr zu halten oder nicht. Aus der Ablehnung der Annahme der dinglichen Welt als der einzigen kann der religiöse Glaubensakt erwachsen.

Somit bleibt auch dem religiös Gläubigen in der dinglichen "Welt" (wobei ich eher von einer Verschränkung ausgehe, also von dinglichen und transzendenten Aspekten) die Freiheit, von der Traitor spricht, zudem gewinnt er die Freiheit, Belastendes den transzendentalen Mächten anzuvertrauen.

Daraus ergibt sich auch recht zwanglos, warum das "mehr sein wollen als man ist" in vielen religiösen Systemen nicht gut geheißen wird:
Als Mensch kann ich die Welt um mich recht gut begreifen, auch das Vergangene ist mir teils zugänglich. Die Zukunft ist das Unerreichbare, und das ist vielleicht gut so. Vielleicht lebe ich heute besser, wenn ich nicht weiß, daß morgen etwas schlimmes passiert...
Vielleicht ist es aber auch eine grenzenlose Enttäuschung zu erfahren, daß die Zukunft tatsächlich nicht vorbestimmt ist...
Bewältige Dein Mensch-sein, das ist Aufgabe genug für 80 Jahre oder so...

Vorherige

Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste