Unterscheidung zwischen "Sinn", "Zweck" und "Ziel"

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Fr 15. Apr 2005, 14:00 - Beitrag #1

Unterscheidung zwischen "Sinn", "Zweck" und "Ziel"

Den Thread wollte ich zwar schon seit längerer Zeit aufmachen, aber ich hatte es immer wieder verpeilt.
Hintergrund waren Überlegungen zu dem schon oft diskutierten Sinn des Lebens. Dabei ist mir die Frage gekommen, ob man auf die Frage über unser Dasein zu verschiedenen Antworten kommen könnte, wenn man statt Sinn Zweck oder Ziel sagen würde. Basis der Diskussion soll natürlich wenn möglich eine naturalistische Sicht sein.
Darüber hinaus kann man auch die Frage auf Handlungen im allgemeinen erweitern.

Erdwolf
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Fr 15. Apr 2005, 14:25 - Beitrag #2

Ich will dir jetzt nicht den Spaß an der Sache nehmen, aber das ist IMHO reine Wortspielerei. Je nach Definition/Verwendung/Wortwahl hast du eine andere Bedeutung der Frage und somit auch eine andere Antwort.

Maurice
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Fr 15. Apr 2005, 14:32 - Beitrag #3

Wenn du das Thema Unsinn findest, dann musst du dich ja auch nicht an dieser beteiligen.

Natürlich ist es von den Definitionen abhängig. Aber wir setzen nicht ständig ihrendwelche willkürlichen Definitionen, sondern haben in der Regel schon Vorstellungen von Begriffen. Diese sind aber oft ungenau.
Sich mit diesen Vorstellungen auseinander zu setzen, die Begriffe exakt zu definieren und über die Alternativen, in Hinblick auf das von mir genannte Thema, zu diskutieren, soll Inhalt dieses Threads sein.

Ipsissimus
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Fr 15. Apr 2005, 16:15 - Beitrag #4

nur mal aus der hohlen Hand

Sinn ist eine Denk- und Fühlnotwendigkeit der meisten Menschen und als solche eine Attribuierung, die auf ihr Tun und Lassen angewendet wird. Auf intrinsische Eigenschaften verweist der Begriff nicht

Zweck ist die explizite Ausrichtung eines Tuns auf eine bestimmte Zielvorstellung

Ziel ist der Endzustand eines Prozesses, der initiiert wurde, um genau zu diesem Endzustand zu gelangen

Erdwolf
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Fr 15. Apr 2005, 19:19 - Beitrag #5

@Maurice:
Da ich mich jedoch daran beteilige, scheine ich es nicht unsinnig zu finden. ;)

Ich wollte dich nur darauf hinweisen, daß es dabei eben nur um Sprache und nicht um Philosophie geht, wenn man statt "Sinn" "Zweck" sagt.

Wenn du darauf hinaus möchstest, daß "die Frage", unter der jeder dasselbe zu verstehen glaubt, eben doch stark von der Vorstellung des fragenden Individuums abhängt (was sich eben dazu führt, daß man das, was der eine meint, als "Sinn" formulieren würde, bei einem anderen jedoch von "Zweck" sprechen würde), dann hast du sicherlich recht.

Zu Ipsissimus' Definitionen:
Da ist noch Spielraum für unterschiedliche Bedeutungen: Zweck und Ziel köntnen danach entweder losgelöst vom jew. Individuum sein oder eben dadurch festgelegt.

intrinsisch = ?

Ipsissimus
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Fr 15. Apr 2005, 20:49 - Beitrag #6

intrinsisch - von innen her, aus eigenem Antrieb erfolgend

intrinische Eigenschaften eines Objektes (Sachverhaltes, Begriffes usw.) sind solche, die es von sich aus, ohne äußere Hervorrufung zeigt

aus der vorgeschlagenen Zweckdefinition erfolgt eigentlich zwanglos, daß ein Zweck an das Wolleneines Individuums gebunden ist. Es gibt keinen Zweck in der Natur. Der Brockhaus definiert

Zweck,

die bewusste Absicht einer Handlung, Ziel eines Tuns oder Vorgangs. Der Zweck, der zunächst nur als Plan in der Vorstellung existiert, muss sich in der Realisierung bewähren, was sowohl Sachkenntnis als auch Angemessenheit hinsichtlich der verfügbaren Mittel voraussetzt und über die Zweckmäßigkeit als Kriterium der Entscheidung über die Mittel hinausgehend auch allgemein deren nützliche oder schädliche Folgen zu berücksichtigen hat.

Jeder Zweck ist auch Ziel, aber ein Ziel wird erst dann zum Zweck, wenn die zu seiner Realisierung notwendigen Mittel mit reflektiert werden. In der lebensweltlichen Praxis sind Zwecke eingebunden in ein komplexes Zweckgefüge; zu unterscheiden sind dabei

1)die Zwecke der anderen, wobei das, was für den einen Zweck ist, für den anderen möglicherweise bloß Mittel ist,
2)gemeinschaftliche Zwecke,
3)Handlungszwecke, die ihrerseits Mittel zu anderen Zwecken sind (Zweckhierarchie) und auf einen obersten Zweck als Bestimmungsgrund der Orientierung und des Verhaltens weisen.

Eine objektiv feststellbare Zweckmäßigkeit in der organischen Natur in Analogie zur menschlichen Lebenswelt könnte nur derart angenommen werden, als sei ein vorgestellter Endzustand teleologisch durch ein ordnendes Prinzip herbeigeführt worden (Teleologie). So sah Thomas von Aquin die Zweckmäßigkeiten in der Natur als einen Beweisgrund für die Existenz Gottes an. Eine Übertragung des durch Absicht, Willen und Vernunft gekennzeichneten Zweckgedankens auf die Natur ist mit deren mechanistischer Deutung als eines durchgängigen Kausalzusammenhangs jedoch nicht vereinbar. Daher unterschied I.Kant das dem Kausalgesetz unterliegende Reich der Natur und das Reich der Freiheit (und der Zwecke); der Mensch ist ihm zufolge prinzipiell Selbstzweck, denn durch seine Vernunft ist es ihm allein möglich, Zwecke zu setzen. Anknüpfend an die neueren Entwicklungen in den Naturwissenschaften wird die Frage der Zielstrebigkeit oder Zweckmäßigkeit in der Natur wieder neu diskutiert. (Zweckursache)
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005


und Ziel als

durch freie individuelle Wahl und Entscheidung oder gesellschaftlich-politische Entscheidungen und Entscheidungsprozesse projektierter zukünftiger Zustand, der durch Handeln verwirklicht werden soll und für dessen Planung und Realisierung leitend ist. Alles absichtsvolle Handeln ist durch Ziele bestimmt und durch Motive begründet, die dem jeweiligen Ziel einen Wert beimessen, um dessentwillen es als erstrebenswert gilt. Bei Aristoteles ist Ziel (griechisch telos, lateinisch finis) die erste der vier Ursachen (Causa), um derentwillen alles geschieht (Finalität).
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005


alles in allem recht eng an meinen Vorschlägen.

Sinn hingegen ist laut Brockhaus

allgemein und im philosophischen Sprachgebrauch: die Bedeutung beziehungsweise der Wert einer Sache, eines Vorgangs, eines Erlebnisses für jemanden oder etwas, daneben auch gleichbedeutend mit Zweck, Funktion. In der sprachanalytischen Philosophie unterschied G.Frege zwischen Sinn und Bedeutung sprachlicher Zeichen (»Morgenstern« und »Abendstern« bedeuten dasselbe, das heißt bezeichnen denselben Gegenstand, haben aber nicht denselben Sinn). Sinnvolles Handeln strebt einem Ziel zu, das selbst einen Wert darstellt. Dieser Sinnbegriff wird oft auch auf die Geschichte und die Natur übertragen. Im 19.Jahrhundert wurde Sinn auch auf das Selbstverständnis des Menschen bezogen (F.Nietzsche: Sinn des Lebens).
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005[size=84]

kein echter Widerspruch zu meinem Vorschlag, aber sobald die Existenz von Werten ernst genommen wird (was ich eben nicht tue), wird auch die Existenz von Sinn zu einer Frage von Belang
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Maurice
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Fr 15. Apr 2005, 21:17 - Beitrag #7

OK mal sehen ob ich es richtig verstanden habe:
Wenn man vom Zweck einer Handlung spricht, dann ist das ein bewusstes Motiv dieser. Dahingegen muss der Sinn einer Handlung nicht explizit gewusst werden. Jeder Zweck ist ein Ziel, aber ein Ziel ist auch dann ein Zweck, wenn darüber reflektiert wurde.

Wenn man also keinen teleologische Weltauffassung vertritt, dann kann man schon mal nicht von einem Ziel oder Zweck des Lebens sprechen. Fraglich bleibt jetzt aber, ob man doch sinnvoll von einem Sinn sprechen kann, weil wir ja als Lebewesen intrinsische Motivationen haben, die auf Ziele ausgerichtet sind, aber nicht immer bewusst sind. Natürlich haben diese Motiviationen nur innerhalb ihrer Grenzen, also auf das Individuum oder auf eine Gruppe Individuuen, eine Bedeutung und nicht für das Situation der Welt an sich.

Bowu
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So 17. Apr 2005, 19:52 - Beitrag #8

Zitat von Maurice:Wenn man also keinen teleologische Weltauffassung vertritt, dann kann man schon mal nicht von einem Ziel oder Zweck des Lebens sprechen.


Meinst du mit Leben hier das Leben insgesamt (Veränderung) oder dem individuellen Leben ?

Unter einer teleologischen Weltanschauung verstehe ich die Meinung, das alle Veränderung der Welt auf ein Endziel zustrebt.

Nur weil du nicht an ein "Ziel der Welt" glaubst, mußt du doch nicht notwendigerweise auch kein Ziel des Lebens haben.


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