Hm, nun ja...zuerst mal etwas zur allgemeinen Sachentwirrung
Die Evolutionstheorie ist wirklich nicht geeignet, um die Entstehung des Lebens zu erklären - sie liefert lediglich ein mögliches Erklärungsmuster für die Entstehung der Vielfalt an Lebensformen bei gleichzeitiger relativer Ähnlichkeit von Formen und Eigenschaften in verschiedenen Regionen - nachdem das Leben entstanden war.
Für die Entstehung des Lebens muß man auf andere Ansätze zurück greifen, auf die Experimente von Miller z.B., der in einer postulierten Ur-Umwelt aus den dort hypothetisch vorhandenen anorganischen Molekülen wichtige Bausteine von Lebewesen wie Aminosäuren, Fette und Zucker synthetisieren konnte in einer zellartigen Anordnung, die sich aufgrund der Eigenschaften der Bausteine einstellte.
Und auf die darauf aufbauende Theorie von Manfred Eigen über den Hyperzyklus.
Die Evolutionstheorie ist durch viele Funde bestätigt worden, die ganz natürlicherweise überwiegend nicht C14-datiert sein können, weil sie dafür zu alt sind. Hier wurde auf andere Datierungsverfahren zurückgegriffen, die zwar alle - Ipsi hat hier recht - auf Grundannahmen aufbauen, die eben nur anzunehmen, aber nicht zu beweisen sind. Verfahren, die aber alles zusammen genommen, also Isotopendatierung + Schichtenzählung usw., eine verlässliche Alterseinstufung zulassen.
Die Evolutionstheorie wird außerdem täglich vor unseren Augen bestätigt, wenn wir die Resistenzbildung bei Bakterien verfolgen oder die Artendifferenzierung bei neu eingewanderten Arten. Aus eingewanderten Arten entstehen vor unseren Augen neue Arten, mit neuen Eigenschaften, durch Selektion zufälliger Mutationen, die besser an hiesige Verhältnisse angepasst sind, als die Mutterpflanze aus Südafrika.
Die Evolutionstheorie kann daher im naturwissenschtlichen Kontext als gültig angesehen werden - solange sich keine gravierenden Widersprüche ergeben, eine Widerlegung der Datierungen oder eine komplett neue Theorie auf wissenschaftlicher Grundlage.
Die Evolutionstheorie steht für mich nicht im grundlegenden Widerspruch zu einem religiösen Erklärungsmuster - denn, wie gesagt, das Davor erklärt sie nicht, Raum für göttliches Wirken, und sie bezieht den Zufall als wesentlichen Aspekt mit ein, Raum für diskretes göttliches Wirken. Auch die Naturgesetze könnten auf göttliches Wirken zurück gehen. Das Wirken einer transzendentalen Entität wäre also möglich, hinreichend, jedoch nicht notwendig.
Frappant ist immerhin auch die Abfolge in der Schöpfungsgeschichte, die gewisse Grundzüge der Evolutionstheorie nachzeichnet.
Um aber mal zur Sache zu kommen...
Der Gegensatz zwischen dem Ökonomieprinzip und dem Schöpferprinzip erschließt sich mir nicht recht. Ich halte die Annahme eines an der Evolution mitwirkenden Schöpfers für nicht aufwendiger, als alle unlösbare Fragen auf den Zufall zu schieben.
Der Mensch hat das Göttliche gefunden, ja. Materialistisch könnte ich sagen, er hat nach Erklärungen für das Unerklärliche gesucht und als in-die - Welt-Geworfener Halt in dieser Welt, eine externe Referenzstelle. Die Geister, später die Götter waren nützlich, bzw. das Transzendente war nützlich und wohl sogar notwendig. Es wäre unökonomisch gewesen, auf die Götter zu verzichten. (Die Annahme nur eines Göttlichen, das durchaus vielgestaltig auftreten kann, verunmöglicht überflüssige Götter

)
Aus theistischer Sicht könnte ich sagen, das Göttliche hat sich den Menschen offenbart, in der Form, die für die Menschen fassbar war.
Man suche sich das jeweils Passende heraus
Ich würde gar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, daß man nicht nicht glauben kann. Hierzu ein kleiner Exkurs:
Die Mauer
Ich möchte eine Mauer bauen. Ich nehme Ziegel, Sand, Zement und Wasser, mische Sand, Zement und Wasser im richtigen altbewährten Verhältnis und mauere los. am Ende des tages ist die Mauer 2m hoch und fertig. Sie steht.
Sie steht auch noch am nächsten Tag. Und nach einem Monat. Und nach 10 Jahren.
Warum?
Ich kann behaupten, daß ihre Schwerkraftwirkungen nach beiden Seiten etwa gleich sind. Ich kann behaupten, daß der Boden gleichmäßig tragfähig ist und nicht beeinflusst worden ist. Ich kann behaupten, daß der Mörtel eine Zusammensetzung und Stabilitätswirkung hat, durch die alle etwaigen bisher aufgetretenen Kraftwirkungen kompensiert wurden.
Das kann alles sein. Allein, es muss nicht die richtige Erklärung sein. Es kann nämlich sein, daß diese Stabilitätswirkung usw. nur eine Koinzidenz ist, daß der wirkliche Grund ist, daß im Wald von Borneo die Riesenapollofalter flattern, daß die Mauer steht, weil dies nach dem morphogenetischen Feld begünstigt ist, daß eine transzendentale Entität meine Mauerei mit Wohlwollen begleitet hat, oder daß/weil an der Stelle der Mauer mal jemand eine Katze begraben hat.
Wahrheit anzunehmen, heißt, die mit einer Sache verbundenen Korrelationen als ursächlich mit dieser Sache verbunden anzunehmen.
Alle anderen Faktoren auszuschließen, ist ein Glaubensakt, da primär unbeweisbar.
Im übrigen, was wäre so unökonomisch daran, wenn da eine göttliche Instanz über die Mauer wacht? Da kann ich eh nix gegen tun, ebenso wenig wie gegen die dumme Gewitterböe, die zufällig die Mauer plättet.
ökonomi, entität in polytheismus weg
Es muss aber dennoch auch direkt gesagt werden, daß Ipsi recht hat mit seiner Betonung der Bedeutung der Prämissen.
Immerhin, in den Sozialwissenschaften hat dieser Aspekt unter dem Begriff des "Erkenntnisinteresses" Eingang gefunden, wenn auch in etwas unterstellender Form.
Die Naturwissenschaften täten gut daran, ihren Erkenntnisse öfter die Prämissen voranzustellen, auf denen sie beruhen.
Maurice schrieb:
Ich lehne eine solche Argumentation allein deswegen schon ab, weil derjenige behauptet, eine priviligierte Sicht auf die Welt zu haben und damit alles begründen kann.
Nun, wenn Du soetwas wie eine objektive Wahrheit postulierst, dann mußt auch dem Inhaber dieser objektiven Wahrheit diese privilegierte Sicht zubilligen.
Im übrigen wird im
ho kein wahrhaft Gläubiger für einen Weltkrieg plädieren, denn dieser bedeutet zwangsläufig einen Angriff auf die göttliche Schöpfung...
@Gesunder Menschenverstand von Maurice:
Wie Ipsi schrieb, ein sehr zirkulärer Ansatz bei Dir...
Zwischen Genie und Wahnsinn ist es bekanntlich bisweilen nur ein kleiner Schritt. Aber sei getrost, ich schätze Dich für recht gesund ein
