Fragen zur Kantischen Sprache

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grunge_e_nut
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Fr 6. Jan 2006, 12:51 - Beitrag #1

Fragen zur Kantischen Sprache

Hallo, mich würde interessieren, was ihr zu Kants Aussage in der "Idee vom absoluten Wert des bloßen Willens, ohne eigenen Nutzen bei Schätzung desselben in Anschlag zu bringen" etwas Befremdliches läge.
Was will er damit ausdrücken? Wie begründet er eine solche These?

Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 6. Jan 2006, 14:07 - Beitrag #2

frei übersetzt:

es ist befremdlich, dem bloßen Willen einen absoluten Wert beizumessen, wenn in dieser Wertschätzung nicht der Nutzen berücksichtigt werden soll, der aus einem Willensakt erfolgt


oder kürzer und stärker interpretierend

ein Wille, der nichts bewirken will, ist überflüssiger Selbstzweck

befremdlich daran ist für Kant vielleicht, daß "etwas bewirken" für ihn conditio sine qua non des "Willens" ist, so daß ein Wille, der nichts bewirken will, für ihne eine contradictio in adjectu darstellen könnte

- nur erste Impressionen -

grunge_e_nut
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Fr 6. Jan 2006, 15:18 - Beitrag #3

also spich man kann nichts wollen, ohne dass ein Nutzen als Ziel gesetzt wird?

Ipsissimus
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Fr 6. Jan 2006, 15:40 - Beitrag #4

darüber sagt Kant zumindest in dem zitierten Satz nichts aus; ich denke aber schon, daß Kant es befremdlich finden würde^^, wenn ein Mensch behaupten würde, er wolle etwas, ohne zugleich mit diesem Wollen auch den Nutzen dessen, was er will, zu wollen

/edit Lykurg, das erinnert mich ein bißchen an Fausts Übersetzungsprobleme des Beginns des Johannesevangeliums "Am Anfang war die Tat" - mithin das Wollen Gottes sich in seinem Tun zeigt. Vielleicht hat Kant so etwas Ähnliches im Hinterkopf

// edit huch, war da gerade eben nicht noch ein Beitrag von dir, Lykurg?

janw
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Fr 6. Jan 2006, 18:58 - Beitrag #5

Der Beitrag Lykurgs muss sein eine Illusion, oder anderswo stehen. Nur, wo?

Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 6. Jan 2006, 19:20 - Beitrag #6

dabei hatte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nichts getrunken^^

Lykurg
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Sa 7. Jan 2006, 03:59 - Beitrag #7

Ich auch noch nicht^^ - ich fand nur, Ipsissimus, daß dein gleichzeitig entstandener Beitrag die Sache weit besser traf, und als mir einfiel, daß meiner sich in einer Hinsicht vielleicht doch gelohnt hätte, hatte ich ihn schon entfernt. Inzwischen bin ich nicht mehr zu einer Rekonstruktion fähig :crazy:

Edit: Wie gesagt, ähnelte er weitgehend Ipsissimus' Beitrag von (ebenfalls) 16:40. Sinngemäß ungefähr: "Doch, man kann, es hat nur keinen absoluten Wert. Und dementsprechend ist es, wenn ich Kant diesbezüglich richtig verstanden habe, auch eigentlich kein Wollen. Befremdlich...^^"

grunge_e_nut
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Sa 7. Jan 2006, 10:27 - Beitrag #8

das ist schade, willst du es nichtmal versuchen?

janw
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Sa 7. Jan 2006, 17:49 - Beitrag #9

In der Tat, ein Mysterium, wie praktisch dasselbe komplexe zur gleichen Zeit hier von zweien entsteht, und von einem entfernt wird, ohne eine Spur zu lassen.
Es ist, als wäre ein Gott vorbeigegangen^^

grunge_e_nut
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Sa 7. Jan 2006, 18:13 - Beitrag #10

nochmal eine frage zu kant. er spricht immerwieder von vernunftbegabten wesen und nicht nur den Menschen?
meint er damit intelligente Tiere die seiner Meinung nach eine Vernunft haben oder mögliche grüne männchen oder worauf spielt er an?

janw
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Sa 7. Jan 2006, 18:39 - Beitrag #11

Nun, Vernunft ist eine Gabe, ein Geschenk, und zu manchen kam eben nur Knecht R...^^

Ich denke, es kam ihm auf die Vernunftbegabtheit an, nicht auf das Mensch-Sein.

grunge_e_nut
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Sa 7. Jan 2006, 19:52 - Beitrag #12

und außerdem benutzt kant immer diese abkürzung d.i. weiss jemand was das bedeutet? is das latein?

janw
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Sa 7. Jan 2006, 20:10 - Beitrag #13

"d.i." bedeutet wohl "das ist". Auf Latein würde das i.e (id est) heißen.

grunge_e_nut
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Sa 7. Jan 2006, 20:23 - Beitrag #14

passt aber nicht so wirklich in den kontext. ich hatte eher an das impliziert oder sowas gedacht. gibts da nix allgemeingültiges?

janw
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Sa 7. Jan 2006, 20:32 - Beitrag #15

Gib mal ein vollständiges Zitat

Lykurg
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So 8. Jan 2006, 00:08 - Beitrag #16

Aufs Geratewohl herausgegriffen, aus der "Kritik der reinen Vernunft", Einleitung, VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft:

In der Auflösung obiger Aufgabe ist zugleich die Möglichkeit des reinen Vernunftgebrauches in Gründung und Ausführung aller Wissenschaften, die eine theoretische Erkenntnis a priori von Gegenständen enthalten, mit begriffen, d. i. die Beantwortung der Fragen:

Wie ist reine Mathematik möglich?
Wie ist reine Naturwissenschaft möglich?


[...]
Und nun ist auch von dieser die Frage:

Wie ist Metaphysik als Naturanlage möglich?

d. i. wie entspringen die Fragen, welche reine Vernunft sich aufwirft, und die sie, so gut als sie kann, zu beantworten durch ihr eigenes Bedürfnis getrieben wird, aus der Natur der allgemeinen Menschenvernunft?

Da sich aber bei allen bisherigen Versuchen, diese natürlichen Fragen, z. B. ob die Welt einen Anfang habe, oder von Ewigkeit her sei, usw. zu beantworten, jederzeit unvermeidliche Widersprüche gefunden haben, so kann man es nicht bei der bloßen Naturanlage zur Metaphysik, d. i. dem reinen Vernunftvermögen selbst, woraus zwar immer irgendeine Metaphysik (es sei welche es wolle) erwächst, bewenden lassen, sondern es muß möglich sein, mit ihr es zur Gewißheit zu bringen, entweder im Wissen oder Nicht-Wissen der Gegenstände, d. i. entweder der Entscheidung über die Gegenstände ihrer Fragen, oder über das Vermögen und Unvermögen der Vernunft in Ansehung ihrer etwas zu urteilen, also entweder unsere reine Vernunft mit Zuverlässigkeit zu erweitern, oder ihr bestimmte und sichere Schranken zu setzen.

d.i. steht eindeutig für "das ist", wäre aber in den meisten Fällen im heutigen Sprachgebrauch (der es aber bei dieser einen Änderung nicht belassen würde^^) am besten mit "also" wiederzugeben (alternativ: "das heißt" / "das bedeutet").

grunge_e_nut
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So 8. Jan 2006, 12:42 - Beitrag #17

ok, danke

weiss jemand was kant mit dem "schlechterdings guten willen" meint?

Lykurg
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So 8. Jan 2006, 15:04 - Beitrag #18

Zitat von Grundlegung der Metaphysik der Sitten, 2. Abschnitt:Der Wille ist schlechterdings gut, der nicht böse sein, mithin dessen Maxime, wenn sie zu einem allgemeinen Gesetze gemacht wird, sich selbst niemals widerstreiten kann.
Streiche "schlechterdings", setze "absolut"^^

janw
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So 8. Jan 2006, 16:04 - Beitrag #19

Ich habe mal den Titel etwas angepasst, die Sprache Kants scheint ja doch für sich Fragen aufzuwerfen^^

Maurice
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Mo 9. Jan 2006, 14:38 - Beitrag #20

Oh da scheint sich einer aus meinem Ethik-Seminar hierher "verirrt" zu haben.
Willkommen wer immer du auch sein magst. :wink:

Der anfangs zitierte Satz ist in der Aufgabenstellung enthalten, die wir über die "Ferien" aufbekommen hatten. Da nicht nur mir dieser Satz isoliert nicht eindeutig war, hatte ich beim Professor nachgefragt, der mir dann gesagt hat, dass Kant damit dem guten Willen einen Wert an sich zuschreibt. Über das Thema sollten wir dann über die Ferien ein drei- bis vierseitigen Essay schreiben.
Ich wollte diesen spontan hier in den Thread posten, weil er ja über den anfangs zitierten Satz geht. Ich habe dann aber beschlossen ihn hier zu posten. Es gab ja in der Vergangenheit den ein oder anderen, der sich für meine Essays interessiert hat und auch selbst wenn der letzte Thread über Mill völlig unkommentiert blieb, so liest vielleicht doch der ein oder andere das Essay durch. Man muss ja nicht drüber diskutieren, wenn kein Interesse besteht. ;)


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