Tragik des Ausdrucks

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BEN2506
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Do 19. Apr 2007, 11:16 - Beitrag #1

Tragik des Ausdrucks

Hallo Zusammen,

dieser Beitrag ist gleichzeitig meine Rückmeldung in diesem Forum. Die letzten Beiträge von mir habe nicht ich geschrieben, sondern eine gute Freundin. Ich werde jetzt aber hin und wieder hier mal vorbeigucken.

Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, worin die Möglichkeiten liegen, die ein Mensch nutzen kann um sich gegenüber anderen mittzuteilen und bin zu dem Schluss gekommen, dass er es nur sehr schwer bis gar nicht kann.

Die meisten Ausdrucksmöglichkeiten erlauben es immer nur fetzten von dem zu vermitteln, was in dem Menschen wirklich vor sich geht. Ich habe mal eine Rangliste aufgestellt, wie sie meiner Meinung nach ein könnte. Von der besten Möglichkeit bishin zur schlechtesten.

Sprache, Schrift und Wort
Bilder
Musik
Handeln

Sprechen und schreiben nutzen wohl die meisten Menschen um sich auszudrücken und die ist auch die schlechteste. Je intensiver man versucht etwas zu vermitteln, in bezug auf sich selbst, desto verworrener wird die Sprache mehr und mehr unverständlich für die anderen, vorausgesetzt natürlich, der Mensch verfügt über die Fähigkeit sich so auszudrücken, ansonsten hört es schon früher auf.

Bilder und Musik liegen ziemlich gleich auf, weisen jedoch noch kleine Unterschiede auf. Bilder sind aber schon eine Mitteilungsmöglichkeit die die der Sprache um längen voraus ist. Das sind nicht nur Bilder die man selber mahlt, sondern alle. Ein Bild kann unglaublich viele Gefühle wecken. Noch viel intensiver geht es mit der Musik. Die Musik ist ein Spiegel der Seele, die Möglichkeiten unendlich. Darin liegt kann soviel liegen, dass es unmöglich sein dürfte es aufzuzählen, das eigene Lebensverständnis, mit jedem Ton ein Ideal, Meinungen, Wünsche, Ängste... Auch die Musik muss nicht selbst komponiert sein, es kann auch ein Lied sein mit dem man vollkommen übereinstimmt, da zählt auch die Musikrichtung gar nicht. Leider, ist es "nur" ein Spiegel, der persönlich gesehen zwar dies alles ermöglicht jedoch nach außen bestenfalls nur Grundlegende Dinge vermitteln kann. Die Musikrichtung gefällt dem anderen Menschen möglicherwiese nicht, d.h. Sie spricht ihn nicht so an wie sie es mit einem selbst macht. Was bleibt ist nur die Hoffnung darauf, dass ein anderer Menschen die Musik wohl als ähnlich empfindet.

Die Handlung und das Verhalten an sich, kann wohl die Aussagekräftigste sein die einem Menschen zur Verfügung steht. Es kommen aber wohl nur die wenigsten Menschen in die Situation sich durch Handeln auszudrücken. Wobei die Handlung viele Nebensächlichkeiten nicht mitteilt und wohl meistens nur eine bestimmte Aussage stark betont, worauf nicht viele Menschen nach dem warum fragen. Außerdem besteht die gefahr, dass sie falsch verstanden wird.

Ist die einzige Möglichkeit alles zu sagen, nichts zu sagen ?

Mich würde interessieren wie ihr darüber denkt.

Ben

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

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Do 19. Apr 2007, 11:38 - Beitrag #2

in einem anderen Thread schrieb ich vor kurzem, daß die Stärke der gesprochenen und geschriebenen Sprache in ihrer anscheinenden semantischen Eindeutigkeit besteht. Wenn ich explizit sage "Ich werde um 8 Uhr zu Hause zurück sein", dann ist das eindeutiger, als wenn ich ein Lied singe, in dem es um Heimkehr geht. Diesen großen Vorteil semantisch kodierter Sprache kann man gar nicht hoch genug einschätzen, allen Möglichkeiten des Missverständnisses zum Trotze. Man sieht an taub-blinden Menschen, wie sie darum ringen, sowohl in ihr Tasten eine semantische Kodierung hineinzubringen, als auch zumindest bestimmte Tastreize semantisch zu deuten, also offenbar die Notwendigkeit empfinden, sich semantisch auszudrücken.

Demgegenüber decken Malerei und Musik eher emotionale Felder ab. Der Vorteil besteht darin, daß sich viele Empfänger (Hörer, Seher) in einem Bild oder Musikstück wiedererkennen, der Nachteil besteht darin, daß das, was sie darin wiedererkennen oder nachempfinden, überhaupt nichts mit dem zu tun haben muss, was der Sender (Maler, Komponist) in sein Werk hineingelegt hat, also gar keine wirkliches Verständnis gegeben sein muss, sondern das Werk nur eine Art Anregungsfunktion für die Selbstkommunikation ausübt.

Wo Handeln nicht erzwungenes Handeln ist, drückt sich das Wesen eines Menschen für andere wahrscheinlich am besten aus - sofern Menschen zu sehen verstehen, also von sich selbst vorübergehend Abstand nehmen können und das Gesehene nicht im Sinne ihrer permanenten inneren Welterklärung umdeuten.

Jene Stille, die alles sagt, sagt nur das, was an einem Menschen wesentlich ist. Sie ist in gewisser Weise die aktivste und tiefste Form von Kommunikation, die ich kenne, in gewisser Weise aber auch überhaupt keine Kommunikation. Was sie wann ist, hängt ganz stark vom Kontext ab, in dem sie auftritt. Und im Falle eines kommunikativen Kontextes haben eigentlich nur zwei Menschen, die jeweils mit sich selbst im Reinen sind, die Chance, daß diese Stille nicht das denkbar größte Missverständnis ist.


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