So ganz kurz...bekomm ich auch noch eine Antwort? Büdde...^^
Weiteres kommt morgen, wenn ich wieder wach bin...
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Di 10. Jul 2007, 00:16 - Beitrag #61 |
So ganz kurz...bekomm ich auch noch eine Antwort? Büdde...^^
Weiteres kommt morgen, wenn ich wieder wach bin... |
Der Fehler ist die Grundlage der Erkennntnis
Heute schon gechattet? Man muss versuchen zu lernen, dass man sein Sein, sein Leben nur suchen kann, indem man für die anderen tätig ist. Darin liegt die Wahrheit. Es gibt keine andere. J.P.Sartre, zit.n. Rupert Neudeck |
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Di 10. Jul 2007, 23:18 - Beitrag #62 |
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"Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes, als der Lehrmeister des grossen Verdachtes"
- Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft |
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Mi 11. Jul 2007, 01:04 - Beitrag #63 |
@Schmerzempfinden des Nagels: Ich finde schon, dass diese Frage philosophische Aspekte enthält. Zum einen die Frage, was Schmerzempfinden ist und welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen - dabei können natürlich die Biologien helfen, aber ausschließen, dass Objekte Schmerzen haben können, oder Bewusstsein haben, das unserem völlig fremd ist, können sie m.E. nicht. Desweiteren bleibt die moralische Frage damit offen - sollte ich etwas hauen, das Schmerz empfinden, sich aber niemals wehren und mir auch sonst niemals ebenso aus Rache Schmerz bereiten kann?
Zu den Beispielen: Natürlich haben viele grundlegende Fragen auch konkrete, rechtliche, psychologische und sonstige Aspekte. "Wer bin ich?" könnte ich mit Blick auf den Personalausweis beantworten, oder indem ich die Eigenschaften zu finden versuche, die mich ausmachen. Ich könnte mich aber auch fragen, welcher Teil von mir als "ich" zu bezeichnen ist, was mich ausmacht, Charaktereigenschaften oder Körper oder Seele oder was auch immer (siehe u.a. Mr. Jones-Gedankenexperiment). Zu dem Wegbeispiel: Ich bin der Meinung, ich habe mit den Fragen alle Möglichkeiten abgedeckt oder angedeutet. Natürlich habe ich nicht alle möglichen Fragen ausgelistet; je nach Gegenüber wäre ich sonst etwas zu lange beschäftigt gewesen, vielleicht ist sein Wunsch ja auch nur, geduldige Philosophen möglichst lange an dieser Weggabelung aufzuhalten. Ich gehe also davon aus, der Mensch möchte einfach wissen, wie sein Leben weitergehen soll, und dass er es nicht an Gott/höheren Wesen ausrichten soll und das Ziel noch nicht kennt, wurde schon gesagt. Antwortet er "ich will das tun, was den höheren intrinsischen Wert hat", muss ich ihn wohl stehen lassen, weil ich nicht an intrinsische Werte glaube und auch keine Ahnung hätte, wie ich sie herausbekommen könnte, falls es sie gibt. Also muss er jetzt irgendein Ziel nennen, sei es "ich will glücklich werden" (Suchst du Glück?), sei es, dass er "was gutes" oder "das richtige" tun will - sollte sich dies unterscheiden, müsste man natürlich wieder nachfragen, für wen oder was es richtig und gut sein soll, und falls es an sich gut sein soll, kann ich ihm, wie gesagt, nicht helfen. |
Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Fr 13. Jul 2007, 20:28 - Beitrag #64 |
Ich wundere mich, dass ihr die Frage "Was soll ich tun?" für nicht präzise erachtet. Die Aussage "Man soll das tun, was am nützlichsten ist." ist ja durchaus keine reine Begriffsklärung im Sinne von 'es sagt a priori/unmittelbar dasselbe wie' (außer bei einem eigentümlichen Begriff von 'Nützlichkeit'), sondern schon ein nicht-triviales Urteil. Was man sicherlich ergründen kann, ist, welche Form eine Antwort auf die Frage haben sollte (wie du, Maurice, es z. B. in deiner Hausarbeit tust). Aber ich glaube nicht, dass man Begriffe wie 'Sollen' oder 'Gutsein' wirklich noch groß präzisieren kann.
Oder was versteht ihr unter einem präzisen Begriff/einer präzisen Aussage? Oder wo du, Maurice, von den Einzelwissenschaften gesprochen hast, die zur Frage nach dem Sollen etwas beitragen können: spricht du hier von hypothetischen Imperativen? Eine andere Frage ist dazu, dass man alles, was man nicht durch Sprachanalyse beantworten kann, durch Erfahrung feststellen kann, wenn es überhaupt feststellbar ist (da mir nicht erklärt wurde, was ihr unter Wissenschaft versteht, lasse ich mal diesen Begriff weg). Nunja, was ist denn Erfahrung? Konkreter. Satz 1) "Im Sehen erfahre ich Licht." Satz 2) "In der Angst erfahren wir das Nichts." Satz 3) "In unserem Täglichen Handeln erfahren wir immer wieder, welchen Einfluss das Man auf uns ausübt." [im Sinne dessen, dass wir immer wieder das tun, was man halt so tut...und darin das Man als Realität erfahren] Was ist der Unterschied zwischen diesen Sätzen? @Maurice: Was obskur ist, aber das ist ein anderes Thema ![]() Wenn man in sein Personalausweis schaut, sieht man erstmal nur sein Nennwort und ein paar körperliche Akzidentien. Die Frage "Wer bin ich?" kann man da schon deshalb nicht beantworten, da man leicht ein ähnliches Dokument für bloße Sachen anlegen könnten; und die Frage hieß ja nicht "Was bin ich?" Die Psychologie steuert noch ein paar geistige Akzidentien dazu bei. Aber ich glaube, dass die Frage durchaus tiefergehend gemeint sein könnte. Es wäre wohl hilfreich zu klären, was 'wer' heißt und was die Frage "Wer bin ich?" von "Wie bin ich beschaffen?" unterscheidet. @e-noon Vielleicht ist ja die Frage 'Was soll ich tun?' eine solche unlösbare Frage, der ich mich trotzdem stellen muss, weil ich sonst mich so verhalte wie die Tiere, die keine Moral kennen und trotzdem handeln, ohne Grund, ohne Reflektion. Weil ich sonst etwas Beliebiges tue. Nunja, aber was eine Wissenschaft ist und was eine Metawissenschaft ist vielleicht dann doch ein anderes Thema ![]() |
Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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Sa 14. Jul 2007, 18:55 - Beitrag #65 |
keine Frage ohne einen Kontext. Noch die klügste Antwort auf eine Frage kann völlig in die Irre gehen, wenn der Kontext einer Frage nicht geklärt ist. Dieser Kontext muss nicht rasiermesserscharf abgegrenzt sein, aber seine ungefähren Konturen müssen klar sein, damit eine Frage sinnvoll beantwortet werden kann. In dem von dir skizzierten Beispiel des "Was soll icht tun" an der Wegegabelung ist auf den ersten Blick ersichtlich, daß der Fragesteller selbst nicht weiss, wonach er fragt, der Kontext seiner Problemstellung ist ihm selbst nicht klar. Menschen sind kommunikative Tiere. Zwar bietet der bemühte Antwortengeber ihm zwei Möglichkeiten an, die offensichtlich beide den Kontext verfehlen, aber da der Fragesteller sprechen kann, könnte er ihm helfen, versuchen, dem Antwortengeber den Kontext zu vermitteln ... wenn er könnte. Also gehört zu einer sinnvollen Antwort auf diese Frage die Klärung des Kontext. Je allgemeiner, uneingegrenzter die Frage, desto ungeeigneter sind rein formale Kriterien, den Kontext einer Frage zu erfassen - da der Fragesteller sich selbst nicht darüber im Klaren ist, wonach er fragt, kann er buchstäblich nach allem fragen, also wird eine geeignete Suchstrategie alle möglichen Faktoren berücksichtigen müssen.
hier triffst du eine Kontext-Vorentscheidung, die in dem Problemaufriss nur in der alleräußersten Weise enthalten ist, als da nichts ausgeschlossen wurde. Das heisst, diese Vorentscheidung ist die Vorentscheidung eines bemühten Antwortgebers, der eine dritte und möglicherweise auch wieder falsche Antwort anbietet, indem er die Frage in einen Kontext einbettet, von dem er nicht weiss, ob es der vom Fragesteller intendierte Kontext ist. Resümmee: kläre den Kontext einer Frage und du hast einen Großteil deiner Antworten, der Rest ist ermittelbar. Klärst du den Kontext nicht, musst du reifen, bis du zu einem Kontext gelangst. |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Mi 18. Jul 2007, 03:07 - Beitrag #66 |
Wie schon von Padreic angedeutet, ist es sinnvoll, zusammengesetzte Begriffe wie die "analytische Philosophie" auf ihren Grund zurück zu führen und in diesem Sinne zu fragen: "Was ist die Aufgabe der Philosophie?" bzw. noch basaler "Was ist Philosophie?"
Dies zu ergründen wäre sicher einen eigenen thread wert, hier dazu nur folgendes: Der Nagel
Nun, damit gibst Du Erklärungshoheit an die Naturwissenschaft ab, die sich damit revanchiert, daß sie Begriffe wie "Schmerz" nur im Rahmen ihrer Kategorien behandelt und daraufhin zu Ergebnissen kommt, die uU nur einen Ausschnitt des Spektrums abdecken, zu dem Philosophen kommen könnten. Um es kurz zu machen, wenn Du von bewußt wahrgenommenem Schmerzempfinden sprichst, hast Du recht. Aber Du schließt damit aus der Betrachtung aus, daß die verletzten Zellen des Nagelbetts mir ihren Nachbarzellen kommunizieren, daß da etwas nicht normales passiert ist, worauf diese reagieren - mit der Ausschüttung von Botenstoffen, gefäßerweiternden Substanzen usw. Auch das könnte in das Phänomen "Schmerz" integriert werden, und darüber können sich auch Philosophen den Kopf zerbrechen.
"Wer bin ich?" ist eine der fundamentalen Menschheitsfragen, würde ich sagen. Die Frage "Was bin ich?" führt zu der Antwort "ein Mensch", was die Frage evoziert, was das Mensch-sein ausmacht, die Frage nach der conditio humana. Das "Wer" setzt das Denken der Individualität und der persona voraus, zwei im Grunde philosophische Begriffe, welche von anderen Geisteswissenschaften aufgegriffen wurden. "Wie fühlen andere Dinge?" setzt die Entwicklung des Dinglichkeitsbegriffes und des Gefühlsbegriffes voraus, ursprünglich von der Philosophie geleistet.
Wenn Philosophie darauf abzielt, etwas über den Menschen und damit die Welt herauszufinden, dann wird der analytische Philosoph dies auch tun, die Frage ist IMHO eher, warum er die Methode der Sprachanalyse dazu benutzt und wie er mit den Implikationen und Problemen dieser Methode umgeht. Dein Beispiel mit der Weggabelung passt hier IMHO ganz gut, denn es ist ein Fall, an dem die Sprachanalyse wohl zu Ergebnissen kommt, die aber das Problem nicht lösen. Man kann daraufhin eine deutlichere Fragestellung fordern, oder auch die Sprachanalyse ganz beiseite legen und sagen "Folge Deinem Impuls!" "Nutze Deine Freiheitsgrade!" Und dabei herausarbeiten, daß der Begriff des "sollens" eine Machtunterwerfung des Fragenden bedeutet.
Naja, ich würde da noch tiefer ansetzen und fragen, was Menschen generell und im Einzelnen dazu bringt, das Konzept des Sinnes des Lebens zu denken. Wenn außerdem klar ist, daß jede Weltwahrnehmung auf einer individuellen Integration individuell gewonnenen Weltwissens auf der Basis einer individuellen dynamischen Algorithmen-Matrix beruht, wo bleibt da noch nennenswerter Raum für die Annahme, es gebe einen prinzipiellen Unterschied zwischen Subjektivität und Objektivität? Vielleicht Extrema eines Kontinuums... [quote="Ipsissimus in Nr. 51"]Solange sich die analytischen Philosophen des Modellcharakters ihrer Ergebnisse bewußt sind, halte ich analytische Philosophie durchaus für eine nützliche Sache] Nützlich...und machtvoll. In dem Moment, wo ein Gegenstand gegenüber seiner Umgebung durch einen eigenen Begriff herausgehoben wird, wird Differenz dieses Gegenstandes zu seiner Umgebung erzeugt, einschließlich der mit diesem Gegenstand verbundenen Konnotationen Ich denke, daß gerade die Vorstellung der Trennung von Subjekt und Objekt wesentlich war für die Entwicklung der abendländischen Herausgehobenheitsvorstellung des Menschen. |
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Mi 18. Jul 2007, 16:44 - Beitrag #67 |
@Pad: Da kannst ja mal einen Thread zu synthetischen Urteile a-priori starten. Mich würden deine Beispiele interessieren. Würde mich zwar wahrscheinlich nicht beteiligen, aber interessiert mitlesen, wenn sich die Zeit findet. ^^
Faszinierend... der ansonsten gegenüber der analytischen Methode so skeptische Padreic, wird plötzlich ganz analytisch. ![]() Ich weiß, dass du kein prinzipeller Gegner von Analysen bist, doch habe ich nicht erwartet, dass du plötzlich solche Töne anstimmst. ![]() @Jan:
Das hat ja auch niemand behauptet. Die Frage, welchen Weg Pad gehen soll, muss man (will man eine sinnvolle Antwort) erstmal mindestens ansatzweise klären, um was es geht, also die Sprache präzsieren. Ist dieser analytische Schritt getan, bedarf es noch dem Wissen (<- Umgangssprache) aus Erfahrung, um sie zu beantworten. Ipsi hat das imo sehr schön am Ausdruck "Kontext" erläutert, wobei ich die Präzisierung des Kontextes sowohl auf der analytischen als auch auf der empirischen Seite verortne (eine dritte Seite gibt es, wie schon mehrmals betont, imo nicht).
Klar kann man das. Es wäre aber in meinen Augen in dieser Form keine sinnvolle Antwort. (Wobei ich mich gerade bei der Verwendungsweise von "sinnvoll" hier an Ipsis Gebrauch orientiere, falls ich ihn richtig verstanden habe.) |
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Do 19. Jul 2007, 02:13 - Beitrag #68 |
Nur kurz, weil es mir gerade einfiel:
Eine mögliche Antwort an den Fragenden an der Wegegabel könnte auch sein: "Warum solltest Du etwas sollen?" Sicher mag es vorrangig zielführender erscheinen, eine Antwort für den weiteren Weg zu finden, aber grundsätzlicher ist eben die Frage, warum der Betreffende nicht selbst auf eine Wegeentscheidung kommt, wie der Betreffende darauf kommt, jemand anders könnte hier überhaupt eine oder eine treffendere Entscheidung finden. |
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