Glaube

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Traitor
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Di 13. Nov 2001, 20:44 - Beitrag #1

Glaube

Fortführung aus dem Wissenschaftsforum

Ich denke nicht, daß Glauben grundsätzlich negativ ist!
Ich weis auch nicht, was du immer mit dem Begriff "von oben" hast. Glauben ist die Erkenntnis eines Prinzips aus sich selbst heraus, nicht etwas, das "von oben" kommt.
Glauben hat nicht zwangsläufig mit Gott zu tun!


Wie gesagt, Glauben bedeutet für mich, etwas einfach zu... zu... zu glauben :cool: , ohne dass man es logisch belegen kann. Somit muss man die "Gewissheit", dass es so ist, woanders her haben. Und da (meiner Meinung nach) kein normaler MEnsch einfach etwas sieht und sich sagt "och, das glaube ich jetzt mal", hat er diese "GEwissheit" von jemandem anderen übernommen, also sozusagen aufgedrückt, also "von oben".

ORald hat dazu sicher noch so einiges zu sagen, mit dem hab ich darüber schon diskutiert

Erdwolf
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Di 13. Nov 2001, 21:04 - Beitrag #2

Du hast recht, das war langsam wirklich OT.

Also, weiter im Text:

also sozusagen aufgedrückt, also "von oben"

OK, jetzt ist mir klar, was du mit "von oben" meintest.

Es geht mir hier nicht um den "Och-ich-glaub-schon"-Glauben, sondern um den Glauben als Akzeptieren (dh. keine Kritik mehr) eines Faktums!
Ein Faktum muß jedoch nicht immer durch die ratio erkannt werden!


Glaubst du, daß eins plus eins zwei ist?


Glaubst du, daß Weiterleben sinnvoll ist?


Glaubst du, daß du überhaupt lebst?

Padreic
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Mi 14. Nov 2001, 15:47 - Beitrag #3

Man muss für sein Weltbild gewisse Axiome setzen, die man glaubt. Die meisten davon sind normalerweise unbewusst, doch manche auch bewusst. Ohne diese Axiome, an die man glaubt, hat man kein Weltbild und kein Wissen. Ein gewisser Glaube ist also von Nöten.
Aber die Axiome müssen immer wieder durch kritisches Denken auf Widerspruchsfreiheit überprüft werden. Die Axiome der meisten Menschen sind wohl ein wenig widersprüchlich.
Nur eine Kombination von Glauben und kritischem Denken kann wirklich Erfolg haben.

@Erdwolf
Wodurch ist denn 2 definiert? Jedenfalls in dem Axiomensystem, das ich am besten kenne (es gibt natürlich noch weitere) durch 1+1. Das ist dann kein Glaube mehr, sondern ist Definition und damit Wissen. Oder woher willst du wissen, dass das Wort Tisch einen Tisch darstellen soll?

Und zum dritten: Cognito ergo sum.

Padreic

Erdwolf
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Mi 14. Nov 2001, 16:29 - Beitrag #4

Nur eine Kombination von Glauben und kritischem Denken kann wirklich Erfolg haben.


Genau das. Axiome sind einfach notwendig, sie müssen aber auch angezweifelt werden können, um sicher zu stellen, daß die als solche bertrachtet werden können.
Das sieht man schon in der Mathematik: Man kann keinen Beweis führen, wenn die Grundlagen anzweifelbar sind.

Kritik ist nutzlos, wenn sie zu nichts führt!
Zweifelt man alles immer und immer wieder an, findet keine Progression statt.

@Traitor: Wenn du alles anzweifelst, ist jeder Tag, an dem du weiterlebst, ein Verstoß gegen deine eigenen Prinzipien! Oder zweifelst du die auch an?

Bärbel
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Mi 14. Nov 2001, 16:56 - Beitrag #5

Glaube und zweifel gehören zusammen. Sonst wären wir ja wie Schafe die dem Leitschaf blindlings folgen.

Traitor
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Mi 14. Nov 2001, 17:47 - Beitrag #6

Natürlich gibt es Axiome. Aber an die glaube ich nicht, ich akzeptiere sie. Sobald es andere (bessere) Axiome gibt, ersetze ich sie dadurch.

@Traitor: Wenn du alles anzweifelst, ist jeder Tag, an dem du weiterlebst, ein Verstoß gegen deine eigenen Prinzipien! Oder zweifelst du die auch an?

Natürlich zweifle ich auch meien eigenen Prinzipien immer wieder an! Und ich denke das tut jeder Mensch. Denn sonst wäre er nicht mehr als ein instinktgeleitetes Tier, das immer den gleichen "programmierungen" folgt. Gerade das kritische Überdenken der eigenen Position ist doch ein zentraler Punkt des Bewusstseins.

Erdwolf
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Mi 14. Nov 2001, 18:18 - Beitrag #7

Natürlich zweifle ich auch meien eigenen Prinzipien immer wieder an! Und ich denke das tut jeder Mensch. Denn sonst wäre er nicht mehr als ein instinktgeleitetes Tier, das immer den gleichen "programmierungen" folgt. Gerade das kritische Überdenken der eigenen Position ist doch ein zentraler Punkt des Bewusstseins.


Ich zweifle nicht alle meine Grundprinzipien an! Z.B. den ach-so-tierischen Überlebenstrieb! Wie soll ich etwas kritisieren/anzweifeln, daß ich mir nicht logisch verifizieren kann, aber zu dem auch nichts finde, daß dagegen spricht?!

@Traitor
Wir haben wieder aneinander vorbeigeredet:
glauben = akzeptieren auf höchster Ebene - OK?

Traitor
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Mi 14. Nov 2001, 18:30 - Beitrag #8

Ich zweifle nicht alle meine Grundprinzipien an! Z.B. den ach-so-tierischen Überlebenstrieb! Wie soll ich etwas kritisieren/anzweifeln, daß ich mir nicht logisch verifizieren kann, aber zu dem auch nichts finde, daß dagegen spricht?!

Klar, manches muss man auch einfach so stehen lassen. Aber das meiste muss man häufig überdenken.

glauben = akzeptieren auf höchster Ebene - OK?

ich werd versuchen, es so zu verwenden. Aber "glauben" hat für mich halt diesen sehr negativen beigeschmack.

Padreic
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Mi 14. Nov 2001, 18:41 - Beitrag #9

@Traitor
Bessere Axiome? Die Qualität eines Axiomensystems ist nur durch zwei Dinge gegeben: Widerspruchsfreiheit und Vollständigkeit. So lange man keinen Widerspruch und kein vollständigeres System gefunden hat, muss man an seine Axiome glauben, oder nicht?

Woraus leitest du übrigens her, dass du schreibst, dass du zweifelst, usw.? Glaubst an diese Sachen?

Padreic

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Mi 14. Nov 2001, 18:42 - Beitrag #10

Klar, manches muss man auch einfach so stehen lassen. Aber das meiste muss man häufig überdenken.

OK, damit kann ich leben.
Aber "glauben" hat für mich halt diesen sehr negativen beigeschmack.

Ich weis, was du meinst. (glaube ich zumindest! :D )

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Mi 14. Nov 2001, 18:46 - Beitrag #11

Woraus leitest du übrigens her, dass du schreibst, dass du zweifelst, usw.? Glaubst an diese Sachen?

Oje, jetzt kommt wieder Mister-über-das-letzte-Sandkorn-diskutier *g*
Auf so ne seltsame Frage fällt mir spontan keine antwort ein...

Bessere Axiome? Die Qualität eines Axiomensystems ist nur durch zwei Dinge gegeben: Widerspruchsfreiheit und Vollständigkeit. So lange man keinen Widerspruch und kein vollständigeres System gefunden hat, muss man an seine Axiome glauben, oder nicht?

Hier existiert ein Unterschied zwischen mathematischen Axiomen und wissenschaftlich/philosophischen/politischen. Dort ´kann es nämlich durchaus welche geben, die einem mehr zusagen, also "besser" sind.

Padreic
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Do 15. Nov 2001, 20:48 - Beitrag #12

@Traitor
Noch das letzte Sandkorn kann höchst interessant sein... *g*
Aber ich denke, dass das hier nicht das letzte Sandkorn ist, sondern ein elementarer Punkt bei diesem Thema. Bis auf die Axiome muss man in einem komplett logischem Weltbild alles herleiten können. Und wenn du daran glaubst, dass du schreibst und ähnliches, musst du auch das aus einem Axiom (bzw. mehreren Axiomen) herleiten. Du setzt wahrscheinlich das Axiom, dass du deinen Sinnen weitesgehend trauen kannst (ich tue das jedenfalls), woraus du schließen kannst, dass du dann, wenn du siehst, dass du schreibst, höchstwahrscheinlich auch schreibst.

Ich sehe keinen elementaren Unterschied zwischen mathematischen und philosophischen oder politischen Axiomensystemen. Das besser zusagen ist ein tolles Argument. Das zusagen hängt wahrscheinlich mit der Evolution zusammen, die einen lehrt, dass Dinge wie Überleben wichtig sind. Du kannst aber sicherlich auch ein Axiomensystem konstruieren, in dem Überleben nicht sinnvoll ist. Nur dieses wird die wahrscheinlich nicht zusagen. Doch einen qualitativen Unterschied kann man kaum an solchen Emotionen fest machen.

Padreic

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Do 15. Nov 2001, 22:37 - Beitrag #13

Doch einen qualitativen Unterschied kann man kaum an solchen Emotionen fest machen.

Deshalb sage ich ja auch besser zusagen , nicht besser sein. Mir persönlich sagt dieses System mehr zu. Philosophie ist meiner Meinung nach eine zutiefst subjektive Sache.

Du setzt wahrscheinlich das Axiom, dass du deinen Sinnen weitesgehend trauen kannst (ich tue das jedenfalls), woraus du schließen kannst, dass du dann, wenn du siehst, dass du schreibst, höchstwahrscheinlich auch schreibst

Genau. Ohne dieses Axiom ist glaube ich jede logische Argumentation unsinn, da sie ja nicht logisch wäre (man würde nur denken, dass sie logisch ist). Somit ist dies wohl eins der wichtigsten philosophischen Axiome überhaupt.

Noch das letzte Sandkorn kann höchst interessant sein... *g*

Durchaus. Vor allem wenn mans im Schuh oder im Auge hat ;)

Thod
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Fr 16. Nov 2001, 13:00 - Beitrag #14

Lieber Traitor,
du schreibst weiter oben, daß man das meißte überdenken muß. Ich bin mir sicher, daß wir nur einen ganz ganz kleinen Bruchteil unserer Axiome überdenken, und die meisten weder kennen, noch für anzweifelbar halten.

Wenn du Philosophie betreibst, ist das deinen subjektive Beschäftigung. Die Fragestellung ist aber die, nach objektiven Sätzen. Unsere ganze Naturwissenschaft beruht auf philosophischen Sätzen. Man kann sich darüber hinwegsetzen, aber damit kommt man der Realität auch nicht näher. Man reflektiert einfach seine Grundlagen nicht. Ein kritischer Geist, würde eine solche Unterlassung wohl nie ruhig erleben können.

Gruß,
Orald

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Fr 16. Nov 2001, 13:13 - Beitrag #15

du schreibst weiter oben, daß man das meißte überdenken muß. Ich bin mir sicher, daß wir nur einen ganz ganz kleinen Bruchteil unserer Axiome überdenken, und die meisten weder kennen, noch für anzweifelbar halten.

Du immer mit deiner Erbsenzählerei ;) Dann halt einen Teil, ok?
Aber im Grunde stimmst du mir sicher zu, wenn man seine Grundprinzipien nie überdenkt, dann sind es keine Prinzipien, sondern Instinkte, und man ist auch kein vollbewusstes Wesen.

Unsere ganze Naturwissenschaft beruht auf philosophischen Sätzen. Man kann sich darüber hinwegsetzen, aber damit kommt man der Realität auch nicht näher. Man reflektiert einfach seine Grundlagen nicht. Ein kritischer Geist, würde eine solche Unterlassung wohl nie ruhig erleben können.

Das mit der Naturwissenschaft habe ich glaube ich nicht bestritten (wenn ja, dann war es falsch ausgedrückt), natürlich beruht sie zu Teilen auf der Philosophie.

Thod
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Fr 16. Nov 2001, 13:50 - Beitrag #16

nu, belassen wir das mal für heute, und ich gebe dir pro forma mal recht, auch wenn ich einiges Widersprüchliche entdecke. Z.B. hat Empirie nichts mit Logik zu tun ...

Gruß,
Orald

Traitor
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Fr 16. Nov 2001, 13:58 - Beitrag #17

Ich.... ich.... ich.... AAH! Ich glaub ich krieg einen Herzinfarkt! Orald hat mir recht gegeben (wenn auch nur zum teil)! aaaah

:D

Klar, Widersprüche sind immer drin. Ich werd nochmal was drüber nachdenken, dann könen wir irgendwann mal weiterdiskutieren.


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