Selbsterkenntnis der Unendlichkeit

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Ideengeber
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Do 25. Nov 2004, 23:22 - Beitrag #1

Selbsterkenntnis der Unendlichkeit

Nehmen wir Nietzsches unendliche Wiederkehr einfach mal für Gegeben an.

- Was wenn Du die Ewigkeit begreifest?
- Sie mit keinem Freitod enden lassen könntest?

Wie kämest Du damit klar?

Lyx
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Do 25. Nov 2004, 23:29 - Beitrag #2

Für einige Jahrhunderte wohl recht gut.

Für länger? Weiß nicht so genau.

Mehr weiß ich derzeit nicht über mich - und gedenke vorerst auch nicht darüber nachzudenken (gibt wichtigeres in _diesem_ Leben)

- Lyx

P.S.: Das soll keinesfalls bedeuten das ich die Idee für dein Thema schlecht fände. Ganz im Gegenteil.

aleanjre
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Do 25. Nov 2004, 23:48 - Beitrag #3

Tja, extrem gute Frage. Einerseits gibt's ja wirklich viel, was man lernen und tun könnte, um jede Ewigkeit zu füllen. Andererseits denke ich, dass der Wahnsinn über kurz oder lang unausweichlich wäre.

Ipsissimus
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Do 25. Nov 2004, 23:52 - Beitrag #4

Drogen - so lange wie möglich, so viel wie möglich; und schlafen

Ideengeber
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Do 25. Nov 2004, 23:54 - Beitrag #5

Die Erkenntnis der Unendlichkeit des eigenen Seins impliziert mit Sichertheit Wahnsinn.

Aber genau das ist der Kern der Fragestellung.

Eben diesen Wahnsinn wirst du leben muessen im Wahnsinn selbst.

Maglor
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Do 25. Nov 2004, 23:57 - Beitrag #6

Wenn ich nun aber nicht weiß oder nicht glaube, dass ich sterblich bin, so könnte ich freilich auch sterblich dieser Form des Wahnsinns verfallen. :s34:

MfG Maglor

dmz
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Fr 26. Nov 2004, 00:00 - Beitrag #7

Nehmen wir Nietzsches unendliche Wiederkehr einfach mal für gegeben an.
:::::Selbsterkenntnis der Unendlichkeit
Wie kämest Du damit klar?

Ich kaeme damit klar, wenn ich die belastenden Lebenserfahrungen besser vergessen koennte.
Wenn also mein Horizont, mein Erinnerungsvermoegen fuer die unliebsamen Begebenheiten
in der Vergangenheit wesentlich eingegrenzter, beschraenkter waere als heute.
Mein Gewissen plagt mich heute schon ungemein, wenn ich mal zur Besinnung komme .....

e-noon
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Fr 26. Nov 2004, 00:01 - Beitrag #8

Diese Frage stelle ich mir manchmal in Bezug auf Religion... fast jeder Gläubige hält sich ja letztlich für unsterblich, wieso werden sie nicht alle über dem Gedanken wahnsinnig? :shy:

Wahrscheinlich, weil sie ein anderes Leben erwarten, als dieses hier, und einen anderen Bewusstseinzustand... (?)

Aber das Wissen, niemals Sterben zu können, würde mich nicht groß stören... Es kommt dabei auch auf die Umstände an, ob man zB. ewig ein bestimmtes Alter behält, oder einfach immer älter wird... was spätestens ab dem 150. Geburtstag zur dauernden Qual werden müsste... kannst du das etwas konkretisieren?

Maglor
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Fr 26. Nov 2004, 00:04 - Beitrag #9

Naja, um mal ein wenig gegen den angeblichen Zeitgeist zu polemisieren: Die heutige Jugend weiß sowieso nicht, dass sie sterben muss, weil der Tod ihnen verschwiegen wird.

MfG Maglor

dmz
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Fr 26. Nov 2004, 00:13 - Beitrag #10

Nun gibt es aber noch einen Aspekt,
dass die Trillionen von Partikeln,
die unseren Organismus zusammensetzen,
bereits vor unserer Geburt und auch nach unserem Tode
Bestandteil des Kosmos waren und bleiben werden.
Somit ist das dauernde Sein der Substanz gegeben.
-
PS:
Es gibt Palaeontologen, die dem Allerkleinsten (Substanz)
ein natuerliches Bewusstsein (nicht Persoenl...) zuschreiben.

Ideengeber
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Fr 26. Nov 2004, 00:20 - Beitrag #11

Die ewige Wiederkehr des Gleichen hat Nietzsche aus der Unendlichkeit der Zeit und der Endlichkeit der Materie abgeleitet.

Zwangslaeufig muesse sich alles wiederholen.

Damit ist ein Erkennen der Unendlichkeit unmöglich, weil es dem Erkennendem die Macht verleiht, sein Schicksal zu durchbrechen und zeitgleich der Wiederkehr des Gleichen.

Somit bleibt die Selbsterkenntnis der Unendlichkeit als hoechste Erkenntnisstufe.

Es geht hier nicht um die Erkenntnis eines ewigen, selbstbestimmenden Lebens, sondern um die eines ewig wiederkehrenden Lebens.

Maglor
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Fr 26. Nov 2004, 00:21 - Beitrag #12

Der Mensch zeichnet sich jedoch nicht durch seine Substanz aus, sondern durch die Art, wie jene Substanzen miteinander zu einer Form verbunden sind. Diese Form ändert sich stetig. Alles fließt, wie Heraklit angeblich zu sagen flegte. Und so ist nichts ewig an diesen Verbindungen (die Ideenlehre wollt ich eigentlich nicht anschneiden.) Die Zutaten des Gesamtkosmos bleiben die selben, doch ordnen sie sich ständig neu. Die Zutaten eines Menschen jedoch ändern sich ebenso wie ihre Anordnung, den der Mensch steht geistig wie körperlich im ständigen Austausch mit seiner Umwelt.
(Bezüglich des Themas der ewigen Substanz fällt mir doch glatt eine Kurzgeschichte von mir ein: "Suppe" )

MfG Maglor :s11:

Ideengeber
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Fr 26. Nov 2004, 00:25 - Beitrag #13

Darauf will ich hinaus Maglor.

Alles ist nur ein Teil ein und der selben Sache, der obersten Ebene des Etwas.

Was wenn sich die hoechste Ebene des Seins als etwas Unendliches begreift?

Sich etwas Volkommenes als volkommen erkennt.

Waere das die Geburt des Nichts?

e-noon
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Fr 26. Nov 2004, 00:25 - Beitrag #14

... oder er ihnen einfach gleichgültig ist. Ich nehme an, du willst andeuten, dass das Sterben als natürlicher Aspekt des Lebens weitestgehend aus dem allgemeinen Leben in die Krankenhäuser oder Altersheime verschoben wird. Dabei würde ich dir sogar zustimmen.
Bei der Beerdigung meines Großvaters zB. wurde er noch einmal für die Verwandten aufgebahrt, und dass erste was ich beim Anblick seines toten Körpers dachte war "Wachsfigur, das ist er nicht, er ist nicht tot, das ist ein Film"
Ich habe ihn nicht gut gekannt und das war demnach kein Akt der Verdrängung, sondern ich habe es wirklich eher als Filmausschnitt empfunden als wirklich erlebt.

Ich als Teil der heutigen Jugend weiß, dass ich sterben werde, aber es ist mir egal. Leid tun würde mir meine Familie ein bisschen, aber das würde mir dann als Leiche auch nichts mehr ausmachen.
Je nach Stimmungslage stehe ich dem Tod eher erwartungsvoll oder eher ablehnend gegenüber, aber grundsätzlich ist es nichts schlimmes oder irgendwie emotional überladenes oder außergewöhnliches für mich. Das hat bis jetzt noch jeder geschafft, und ich werd es auch schaffen.

Die Vorstellung, ewig (in einem erträglichen körperlichen Zustand) zu leben, finde ich dagegen sehr viel interessanter und faszinierend. Ich würde nahezu alles lernen, sehen, erfahren können, was die Welt zu bieten hat, und da sie sich ständig verändert, hätte ich wohl die ersten paar Äonen eine sinnvolle Beschäftigung, sodass ich dem Wahnsinn vorerst nicht in die ausgebreiteten Arme fiele. :D

Maglor
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Fr 26. Nov 2004, 00:31 - Beitrag #15

Original geschrieben von Ideengeber
Waere das die Geburt des Nichts?

Nein, ich denke es wäre die Geburt des Stillstandes, der Bewegungslosigkeit, der Ewigkeit.
Allerdings würde diese Geburt niemand bemerken, da man ein Anhalten der Zeit, da man selbst samt den Sinnen ebenfalls angehalten ist, nicht bemerken kann.

Was die Rolle des Todes im Leben der Lebenden der Gegenwart anbetrifft, so war der Tod in früherer Zeit deutlich präsenter, als Greise noch in ihren Schlafzimmern verstarben und Schweine noch in den Hinterhöfen geschlachtet wurden. (Wenn gleich ich sagen, dass ich, obgleich eigentlich Angehöriger der Jugend der Jetztzeit, dieser Zeit trotzdem entsprungen scheine, da die Zeiten nicht an allen Orten gleichermaßen schnell vergehen.

MfG Maglor

dmz
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Fr 26. Nov 2004, 00:46 - Beitrag #16

Waere das die Geburt des Nichts?

Ich meine, es kann kein "Nichts" geben.

e-noon
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Fr 26. Nov 2004, 00:55 - Beitrag #17

oh, der Eintrag auf den ich mich bezogen habe, ist ja schon wieder fünf Felder höher!
Die heutige Jugend weiß sowieso nicht, dass sie sterben muss, weil der Tod ihnen verschwiegen wird.


Es war natürlich auf diese Aussage bezogen, was man ja anscheinend erkennen konnte, ich wollte es nur der Vollständigkeit halber noch mal einfügen.

@Maglor: Du bist der Zeit entsprungen, als Schweine noch in Hinterhöfen geschlachtet wurden?

Maglor
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Fr 26. Nov 2004, 01:13 - Beitrag #18

(@e-noon Es tut eigentlich nicht zur Sache, aber ich wohne in einer der unterentwickelteren Ecken Deutschlands. ;) Das Kuhkaff )

Was das Nichts betrifft, so kann es freilich nicht nichts geben, da Nichts schon wieder etwas wäre. Wenn nun aber alles ein einziges Etwas wäre, wäre dann nicht alles nichts, im Sinne von nichts besonderes?
Ebenso ist bei der Ewigkeit. Ein Mensch mag vielleicht (bei guter Pflege, guten Umständen und guten Anlagen) über hundert Jahre alt werden. Da er aber sterblich ist, erinnert er sich seiner Jugend, etwa insbesondere, oder anderer Ereignisse, die drastische Veränderungen des persönlichen Seins hervorriefen. Würde der Mensch nun aber ewig leben und die Jahrtausende die Jahre an sich vorbeiziehen sehen, so wäre noch ein Jahr nur ein Nichts, und wenn wer in die Zukunft schau, so wird jedes Jahr nur ein Nichts sein. Alles nicht oder?

MfG Maglor

Ideengeber
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Fr 26. Nov 2004, 01:24 - Beitrag #19

Das Nichts ist eingebettet in dem Etwas und somit kann es Nichts nicht geben.

Aber wenn es zur absoluten Erkenntnis kommt (worum es mir hier geht) kann nur noch Nichts sein, abgeloest vom Etwas.

Das befreite Nichts.

Maurice
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Fr 26. Nov 2004, 15:04 - Beitrag #20

Über die Idee des "Nichts" gab es hier mal eine ausführliche Diskussion, die ich aber auch nicht komplett gelesen habe, weil sie zum eienn schon etwas älter ist und zum anderen ziehmlich umfassend war, wenn ich mich recht entsinne. Falls deutlicher Gesprächsbedarf besteht, würde ich vorschlagen einen neuen Thread zu dem Thema zu machen, sonst wird es hier nur ot.

Aber ich will mich trotzdem zu diesem Aspekt äußern?
Gibt es das Nichts? Mal wieder eine Frage der Definition. ;)
Wenn man den Begriff faslch definiert, so kann man durchaus zu merkwürdigen Folgerungen kommen. Ein griechischer Philosoph hatte sinngemäß mal gesagt: "Es gibt kein Nichts, sondern nur etwas. Wenn es nichts gäbe, so gäbe es nichts über das man sprechen könnte."
Ich denke den Begriff muss man nicht grundsätzlich verwerfen, wenn man vorsichtig damit umgeht. Mein Ansatz: "Nichts" ist nicht nichts, sondern das Fehlen von Etwas. "Nichts" ist kein konkreter Gegenstand, sondern eine abstrakte Vorstellung, nämlich des Fehlens von etwas. Das "Nichts" sollte demnach auch nicht wie ein konkretes Objekt behandelt werden, sondern dient als Begriff nur der Beschreibung eiens Sachverhalts, den wir der Vereinfachung unserer Sprache wegen verwenden. Wir sprechen lieber davon, dass z.B. in einer Schachtel "Nichts" ist, als davon, dass in der Schachtel das Fehlen jeglicher für uns phämomenal erlebten konkreten Objekte der Fall ist.

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