Das Leben ist nur eine Aneinanderreihung ...

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
W@bster
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So 15. Apr 2007, 06:44 - Beitrag #1

Das Leben ist nur eine Aneinanderreihung ...

Ich realisier natuerlich das die folgende Aussage hoechst depressiv wirkt jedoch ist sie mir im Zusammenhang mit dem Amoklauf Emsdetten und dem dazugehoerigen "Abschiedsbrief" in den Sinn gekommen und hat mich persoehnlich sehr beschaeftigt.

"Das Leben ist nur eine Anneinanderreihung von Ereignissen und Entscheidungen, die effektiv alle zu dem selben Ende fuehren."

Jetzt seid ihr gefragt. Ich wuerde gern eure Meinung dazu hoeren. Depressiv? Extrem realistisch? Bescheuert? Bitter?

Maurice
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So 15. Apr 2007, 11:32 - Beitrag #2

Sehr simpel. ^^
Ist nicht böse gemeint, aber niemand wird hier ernsthaft bestreiten, dass alle Lebewesen irgendwann mal sterben. ;)
Vorausgesetzt man sieht den Tod als ein Übel an, dann ist die Hervorhebung dieses in gewisser Weise schon eine pessimistische Sichtweise.
Ich versuche es da eher mit Epikur zu nehmen, auch wenn meine biologische Programmierung emotional manchmal Einspruch erhebt.

Ipsissimus
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Mo 16. Apr 2007, 12:13 - Beitrag #3

Sehr simpel, weil extrem realistisch^^

wobei, ich halte derartige Aussagen im Kontext irgendwelcher real zu lösender Problemstellungen für ne banale Art, sich dem eigentlichen Problem zu entziehen. Im Falle des besagten Amokläufchens vermute ich, daß der Täter lediglich seine Unfähig- oder Unwilligkeit kaschieren wollte, sich der in dieser Simplizität verbergenden Komplexität zu stellen. Es ist ein Riesenunterschied, ob so ein Satz von jemandem kommt, der über sich und das Leben lachen kann, oder von jemandem, der an seiner Bierernstigkeit erstickt.

W@bster
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Mo 16. Apr 2007, 19:20 - Beitrag #4

Das war keine Aussage die ich dem Amoklaeufer entnommen habe, sondern eher ein Gedanke der mri dazu gekommen ist. Ist nicht eher eine solche Sichtweise, da sie eben auf das simpelste reduziert wird, entlarvend dass wir zwanghaft versuchen in unseren Taten einen Sinn zu sehen ? Ich fuer mich selbst finde selbst in seinem Leben keinen Sinn zu sehen ist im besten Falle realistisch jedoch immernoch ein groesser Schritt zu pessimistisch. (Der Gedanke ist mir erst jetzt gekommen daher der Widerspruch zu meinem ersten Post) Natuerlich kann man sich hier noch streiten ob an dieser Stelle fuer religioese Menschen ein hoeherer Plan dahinter steht? Aber wie laeuft das fuer uns (oder ohen jmd nahezutreten zu wollen, mich) als wissenschaft/psychologisch orientierte Menschen? Sehen wir ein das wir kein wirklichen Platz hier haben und nehmen das Leben einfach als selbstverstaendlich mit all seinen Vorzuegen und Nachteilen?

W@bster

Kalvin
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Mo 16. Apr 2007, 22:43 - Beitrag #5

Der Sinn des Lebens: Zu leben.

Maurice
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Di 17. Apr 2007, 00:18 - Beitrag #6

@Kalvin: Ist das jetzt eine Behauptung über einen vermeidlich objektiven Sinn des Lebens oder lediglich über deinen persönlichen Sinn des Lebens?
Wenn es das erste ist: Wie kommst du darauf, ohne einen naturalistischen Gehlschluss zu begehen?

Imo: Es gibt keinen objektiven Sinn des Lebens, keinen Sinn an sich. Der Mensch kann sich nur einen Sinn selbst geben.

PS: Hat jemand zufällig die Adresse parat, wo dieses Thema ausführlich diskutiert wurde?

Kalvin
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Di 17. Apr 2007, 01:43 - Beitrag #7

Mein Beitrag war einfach eine Reaktion auf die aufkommende Sinnfrage hier im Thread - und darauf, dass sie in Gefahr stand, mit einem depressiven "das Leben hat keinen Sinn" beantwortet zu werden. Objektiv sehe ich diesen "Sinn", das Leben täglich, jegliche Sinnsuche geht imo meilenweit am Ziel vorbei.

Wie kommst du darauf, ohne einen naturalistischen Gehlschluss zu begehen?


Erkläre ^__^'

Imo: Es gibt keinen objektiven Sinn des Lebens, keinen Sinn an sich. Der Mensch kann sich nur einen Sinn selbst geben.


Ja, auch deshalb ist wohl der eigentliche "Sinn" einfach der, zu leben.
(Ich meine mit "leben" nicht "erleben", das ist höchstens ein persönlich gesetztes Ziel ;) )

Ipsissimus
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Di 17. Apr 2007, 11:00 - Beitrag #8

Es ist sicher so, daß ein gewisses Maß an Blindheit das praktische Leben erleichtert. Wer sich in der Hybris ergehen kann, sein individuelles Leben habe einen intrinsischen Sinn oder berge seinen intrinsischen Sinn wenigstens im intrinsischen Sinn der Lebendigkeit allgemein, ist sicherlich einfacher motiviert, sich den Banalitäten und Absurditäten des Alltags mit Überzeugung zu stellen.

Solange es schön macht, warum nicht. Manche halten die Illusion sogar lebenslang durch.

Yanāpaw
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Di 17. Apr 2007, 12:07 - Beitrag #9

Ipsissimus,

so einfach erscheint mir das nicht zu sein, insbesondere wenn ich mir die unzähligen Unwahrscheinlichkeiten und Absurditäten ansehe, die letztlich zur Entstehung intelligenten Lebens geführt haben sollen, kann ich ID-Ansätze (wohlgemerkt nur die Ansätze) nicht einfach wegwischen und die werfen die Sinnfrage - wenn auch in anderem Kontext - doch auf. Da hielte ich es eher für eine Hybris jeglichen ID-Ansatz zu ignorieren, wobei mir gerade bewusst wird, dass du von individuellem Sinn sprachst, was meinen post (hinsichtlich der kritischen Intention) irgendwie gegenstandslos macht... Ja wer lesen kann ist klar im Vorteil ^^, egal gilt mein post eben als Meinungsäußerung... ^^




Zitat:
Wie kommst du darauf, ohne einen naturalistischen Fehlschluss zu begehen?


Erkläre ^__^'



Imo nur ein Tippfehler, damit sollte es klar sein.

Ipsissimus
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Di 17. Apr 2007, 14:29 - Beitrag #10

na ja, Yanãpaw, selbst wenn ich tatsächlich gewillt sein sollte, ernsthaft ID Proklamationen als Erklärungsmuster verwenden zu wollen - ich bin es aber ganz sicher nicht^^ - bleibt immer noch das Problem der Problemverlagerung^^

selbst wenn es für dieses Universum oder dieses Multiversum einen oder viele Schöpfer gäbe, wäre bei ihnen nicht das Ende der Fahnenstange des Fragens erreicht. Woher nehmen sie ihre Macht, aufgrund welcher Fähigkeiten können sie Materie schaffen und zum Leben gestalten, wie ist die Existenz solcher Wesen überhaupt möglich, wie sind sie "physikalisch implementiert" usw, usw. Es gibt einfach kein Ende des Fragens aufgrund der Antwort "Gott" (oder adäquater Antworten).

Selbst wenn wir herausfinden würden, daß die wahren Antworten eine Millionen Dimensionen höher aufgehängt sind, als wir je zu denken wagten, würden wir nicht aufhören, hinter dem Gott den Metagott, dahinter den Metametagott usw. zu suchen, nur um ihn weiter zu hinterfragen, bis wir irgendwann zu etwas stoßen würden, was uns als unmittelbare und evidente Erklärung für alles vorkommt. Solange echte Fragen mit nur angeblichen Antworten (solche, die auf eine angebliche Unhinterfragbarkeit verweisen) beantwortet werden, solange hat kein glaubender Mensch inhaltlich je gewonnen, auch wenn er durch Rhetorik vielleicht etwas anderes zu suggerieren vermag, und das auch dann nicht, wenn er sich im Gewand eines Wissenschaftlers kleidet.

Von daher nehme ich die Existenz des ID-Konzepts zwar amüsiert zur Kenntnis, aber ich arbeite nicht damit.

Allerdings glaube auch ich nicht, daß unsere Wissenschaft heute schon mehr als nur einen alleroberflächlichen Eindruck von der wirklichen Charakteristik des Universums und aller seiner Rahmenkonstellationen hat. Da halte ich noch jede Menge echte Überraschungen für möglich, inklusiver kompletter Paradigmenwechsel.

C.G.B. Spender
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Di 17. Apr 2007, 16:10 - Beitrag #11

"Das Leben ist nur eine Anneinanderreihung von Ereignissen und Entscheidungen, die effektiv alle zu dem selben Ende fuehren."

Jetzt seid ihr gefragt. Ich wuerde gern eure Meinung dazu hoeren. Depressiv? Extrem realistisch? Bescheuert? Bitter?
Also, wenn wir zur Zeit im zweiten Weltkrieg wären und an der Front kämpfen würden, dann wäre es extrem realistisch, ansonsten ist es eher extrem unrealistisch. Im normalen Alltag kenne ich keine Entscheidungen, die effektiv zum Ende des Lebens führen. Abgesehen vielleicht vom Beenden von lebenserhaltenden Maßnahmen bei schwerer Krankheit, aber das würde ich nicht zum normalen Alltag zählen, zumindest nicht für mich, denn ich bin weder Arzt noch Krankenschwester. Oder bei der Polizei oder den im Ausland aktiven Streitkräften, ebenfalls nicht der normale Alltag für die meisten.

Das Leben ist natürlich nicht unendlich, wir sind nicht unsterblich. Das Ereignis der Geburt und das Leben an sich ausschließlich als Weg in den Tod zu sehen, ist schon ziemlich fatalistisch.

Zum Leben gehören doch soviele Dinge, die auch zu einem Anfang von etwas führen können, sogar zu einem Anfang von neuem Leben, sprich zur Geburt. Schließlich sind wir alle so entstanden. Sogar jeder neue Tag, jeder Sonnenaufgang, jeder Frühling, ist ein Anfang. Das darf man nicht ignorieren, wenn man realistisch sein will. Nach meiner Erfahrung meinen viele Menschen mit Realismus jedoch in Wirklichkeit Pessimismus, bzw. versuchen damit ihre pessimistische Haltung zu bekräftigen.

Ob dies depressiv ist, hängt davon ab, wie sehr man die Kraft hat, um über diesen Tellerrand blicken zu können. Hat man diese Kraft nicht mehr, dann würde ich schon sagen, dass es in Richtung Depression geht.

Bitter ist diese Haltung sicherlich, bescheuert, da würde ich sagen, Nein. Bescheuert oder durchgeknallt sind eher Amokläufer, wie kürzlich der Fall in den Staaten, aber so eine Aktion hängt sicher nicht nur mit einer Sinnfrage oder einer negativen Grundhaltung zusammen, da müssen sicher noch einige andere ungünstige Faktoren zusammen kömmen, z.B. fehlender Rückhalt in der Gesellschaft und Familie, aufstauen von Aggressionen, und, was letztendlich wohl das Fatalste ist, der Zugriff auf, oder der Besitz von, Schußwaffen.

Ipsissimus
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Di 17. Apr 2007, 16:20 - Beitrag #12

Also, wenn wir zur Zeit im zweiten Weltkrieg wären und an der Front kämpfen würden, dann wäre es extrem realistisch, ansonsten ist es eher extrem unrealistisch. Im normalen Alltag kenne ich keine Entscheidungen, die effektiv zum Ende des Lebens führen.


^^ ich kenne NUR solche Entscheidungen^^ weil keine über die Macht verfügt, am EIntreten des Endes irgendwas zu ändern^^

C.G.B. Spender
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Di 17. Apr 2007, 17:03 - Beitrag #13

Jaja, sicher doch... ;)

Ob ich nun den Playboy lese oder den Spiegel, sterben werde ich sowieso, im ersten Fall vielleicht mit einem dickeren Grinser im Gesicht. ^^

Wenn du das Ende nicht vermeiden kannst, warum dann 70 Jahre lang mit einem hängenden Kopf durch die Gegend rennen?

Yanāpaw
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Di 17. Apr 2007, 17:17 - Beitrag #14

Ipsissimus,


Der ID-Ansatz ist sehr viel mehr als das was ein paar verblendete religiöse Spinner daraus machen, denn ID meint nicht Gottes Schöpfung, vielmehr ist ID ein Ansatzpunkt, der die zahlreichen Unstimmigkeiten in der evolutionsbiologischen Entstehungsgeschichte analysiert und anhand vieler Beispiele aufzeigt, wie unwahrscheinlich unsere Lehrbuch-Entwicklung ohne Fremdbeteiligung ist. Die Art der Fremdbeteiligung spielt dabei zunächst überhaupt keine Rolle. Einen Denkansatz aber einzig deshalb zu verurteilen, weil ein Interpretationsmodell ein Spinnermodell ist, das halte ich für unpassend. Genauso könnte ich Genetik als Fachgebiet ignorieren oder belächeln weil ein paar Spinner daraus eine hierarchische Rassenideologie zusammenfantasieren. Zum gegenwärtigen Wissensstand ist ein ID-Ansatz empirisch sogar wesentlich besser zu belegen und zu untermauern als eine endlose Verkettung evolutionsbiologischer Zufälle, deren Eintrittswahrscheinlichkeit 1/ unendlich² ist, nur so am Rande. Trotzdem belächeln viele ID wegen der Absurdität, ohne zu Wissen, dass die Lehrbuchevolution unendlich viel absurder ist, das finde ich wiederum sehr erheiternd. ^^



weil keine über die Macht verfügt, am EIntreten des Endes irgendwas zu ändern


Nein aber innerhalb gewisser Determinanten und individuell unbeinflussbarer Kausalketten den Weg zum Ende und den Zeitpunkt des Endes mitbstimmen zu können ist schonmal was. ^^

janw
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Di 17. Apr 2007, 17:42 - Beitrag #15

Zitat von C.G.B.Spender:Wenn du das Ende nicht vermeiden kannst, warum dann 70 Jahre lang mit einem hängenden Kopf durch die Gegend rennen?

Weil Du nicht 70 Jahre lang mit einem hängenden Kopf durch die Gegend rennst, sondern einen Tag und noch einen Tag und noch...
Und jeden Tag kannst Du den Kopf heben, wenn Dir danach ist, und jeden Tag kann Dir jemand den Kopf heben, wenn ihm danach ist, und auch dies einen Tag und noch einen...
Wie auch immer Du Dich jeden Tag entscheidest oder jemand anders, das endliche Ende wird immer dasselbe sein, zumindest von außen betrachtet. Für Dich wirds denk ich schon einen Unterschied machen...

Yanapaw, wenn ich das richtig sehe, dann versucht ID die Entwicklung des Lebens in der Vergangenheit zu beschreiben und sieht dabei die Gegenwart als quasi statischen Zustand an.
Das wäre eine grob falsche Sicht - der Botaniker Rostanski sagte einmal nach langjährigen Untersuchungen von Nachtkerzen: "Wir erleben hier jeden Tag die Entstehung neuer Arten".
Die Mechanismen, nach denen dies geschieht, lassen sich recht gut mit den Befunden aus Fossilien anderer Lebewesen überein bringen und mechanistisch - naturwissenschaftlich erklären.
Gut, jetzt müsste jemand kommen, und hier analog zu unserer Empathie und unseren Gefühlen ein nichtmaterielles Gefühl o.ä. postulieren, das gewissermaßen als Kleister für die biologischen Prozesse fungiert. Forsch mal über "das dunkle Gen" :crazy:

Maglor
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Di 17. Apr 2007, 19:28 - Beitrag #16

Entscheidend ist die Unterscheidung von Gelassenheit und Gleichgültigkeit.
Im Grunde ist es die Erkenntnis das man alles erreichen kann, aber am Ende doch verlieren wird.

Das wusste natürlich auch schon Bertholt Brecht:

Auf die Erde voller kaltem Wind
Kamt ihr alle als ein nacktes Kind,
Frierend lagt ihr ohne aller Hab,
Als ein Weib euch eine Windel gab.

Keiner schrie euch, ihr wart nicht begehrt
und man holte euch nicht im Gefährt.
Hier auf Erden wart ihr vielleicht gleich.
Als ein Mann euch einst nahm an der Hand.

Und die Welt, die ist euch gar nichts schuld:
Keiner hält euch, wenn ihr gehen wollt.
Vielen, Kinder, wart ihr vielleicht gleich
Viele aber weinten über euch.

Von der Erde voller kaltem Wind
Geht ihr all bedeckt mit Schorf und Grind.
Fast ein jeder hat die Welt geliebt,
Wenn man ihm zwei Hände Erde gibt.

Maurice
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Di 17. Apr 2007, 19:43 - Beitrag #17

Y-Bob, wer weiß, was ein "naturalistischer Fehlschluss" ist, der wird wahrscheinlich auch nicht durch den einen falschen Buchstaben verwirrt werden. ;)

@Kalvin: Vereinfacht ausgedrückt wird eine Schlussfolgerung als nat. Fehlschluss bezeichnet, wenn man von einem Ist auf ein Sollen schließt. z.B.: Frauen sind für gewöhnlich Fortpflanzungsfähig, also sollten sie Kinder bekommen. Oder: Ale Tiere versuchen idR zu überleben, also sollte jedes Tier versuchen, zu überleben.
Solche Schlüsse sind auf Grund ihres logischen Aufbaus abzulehnen, da eine logische Schlussregel entweder immer korrekt oder immer unkorrekt ist. Dass diese Schlussfolgerungen logisch unkorrekt sind, zeigt u.a. folgende Folgerund, die dem gleichen Schema entspricht: In der Welt gibt es Krieg, also soll es Krieg geben.
Weiter oben schrieb ich, dass es imo vereinfacht ist, ein Schließen von einem Ist auf ein Sollen zu verbieten. Ausnahmen sind dabei nämlich meiner Meinung nach wertende Ist-Sätze von denen man korrekt auf Soll-Sätze schließen darf. Näheres dazu kannst du in meiner Hausarbeit im anderen Thread nachlesen. ;)

Bleibt jetzt die Frage: Wie kommst du darauf, dass der Sinn des Lebens das Leben selbst sei, ohne einen nat. Fehlschluss zu begehen?

janw
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Di 17. Apr 2007, 20:16 - Beitrag #18

Maglor, was denkst Du, ist Gelassenheit nicht die Haltung des Steines, der es einfach geschehen lässt, daß er da liegt, daß der Regen in seine Risse dringt, daß der Frost die Risse vergrößert, irgendwann sprengt, so lange, bis nur Sand übrig ist, den das Wasser und der Wind hinwegtragen - wo alles Leben nach Bedeutung sucht in diesem Geschehen, im Regen und seinem Eindringen, im Frost und seiner Arbeit,... diesem durch die Zuweisung von Bedeutung Gültigkeit zuweist und diese Zuweisung als Verleihung empfindet, einer Adelung gleich?
Ist Leben möglich, ohne für gültig zu erachten, was als seiend erscheint? Und sei es nur gleich-gültig...

Yanāpaw
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Di 17. Apr 2007, 20:44 - Beitrag #19

Y-Bob, wer weiß, was ein "naturalistischer Fehlschluss" ist, der wird wahrscheinlich auch nicht durch den einen falschen Buchstaben verwirrt werden.


Ja das dachte ich auch, aber wer es nicht weiß kann nat. Fehlschluss sicher googeln (hoffe ich zumindest) und Gehlschluss nicht. ^^ Das war Hilfe zur Selbsthilfe.


Yanapaw, wenn ich das richtig sehe, dann versucht ID die Entwicklung des Lebens in der Vergangenheit zu beschreiben und sieht dabei die Gegenwart als quasi statischen Zustand an.


Siehst du richtig, deshalb sprach ich auch ausdrücklich von einem Ansatz. Und dieser Ansatz besteht darin die evolutionsbiologischen Paradigmen kritisch zu betrachten und deren Wahrscheinlichkeit zu analysieren. Extrem simples Beispiel (nicht zur Diskussion wegen OT ^^): Warum sind die Unterschiede zwischen Mensch und Ratte viel größer als es die Gene suggerierten und warum sind uns Schweine anatomisch ähnlicher als Ratten, obwohl Ratten uns genetisch sehr viel ähnlicher sind als Schweine und Gene die Grundlage für die Anatomie bilden? Wenn man diesen Ansatz konsequent verfolgt muss man zu dem Schluss kommen, dass die Entwicklung vom Wasserstoffatom zum Menschen doch eine Verkettung unendlich vieler größtenteils extremst unwahrscheinlicher Zufälle ist, nicht mehr und nicht weniger. Fremdeinwirkung ist nicht nur mit der sprunghaft auftretenden Mutationsevolution kongruent (im Gegensatz zur Reizmutation, die anhand vieler Beispiele widerlegt werden kann) sondern auch allgemein ein durchaus bedenkenswerter Ansatz. Nebenbei finde ich es schon sehr vermessen, ein wissenschaftliches Konzept zu diskreditieren (denn letzten Endes ist ID nichts aneres als empirische und akribische Analyse) weil ein paar Spinner sich dessen bedienen, um ihre Hinterwäldler-Propaganda zu untermauern, aber das sagte ich bereits...

Ipsissimus
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Mi 18. Apr 2007, 10:15 - Beitrag #20

Der ID-Ansatz ist sehr viel mehr als das was ein paar verblendete religiöse Spinner daraus machen, denn ID meint nicht Gottes Schöpfung, vielmehr ist ID ein Ansatzpunkt, der die zahlreichen Unstimmigkeiten in der evolutionsbiologischen Entstehungsgeschichte analysiert und anhand vieler Beispiele aufzeigt, wie unwahrscheinlich unsere Lehrbuch-Entwicklung ohne Fremdbeteiligung ist.


im Prinzip waren es aber die paar verblendeten Spinner, die den ID-Ansatz überhaupt erst mal ins Gespräch brachten, nachdem sie vorher als Kreationisten damit gescheitert waren, ihre Pseudowissenschaft als verbindliches Alternativmodell durchzusetzen. Von daher ist dieser ganze Ansatz im Kern morsch; es geht ja dabei auch nicht um eventuell verifizierbare Fragen, wie dem möglichen Eingriff Außerirdischer à la Odysee 2001, sondern um eine angebliche Unhinterfragbarkeit, auch wenn sie jetzt Irreduzibilität genannt wird. Und ich habe wirklich keinen Bock, mich durch einen Haufen Spinner hindurchzulesen, seien es religiöse oder UFO-Gläubige, nur um dann in irgendeinem Winkel die ein oder zwei Leute zu finden, die keine Spinner sind. Daß es prinzipiell möglich ist, daß das Leben auf der Erde sich entlang außerirdischer Eingriffe entwickelt hat, wird niemand abstreiten, auf Grundlage dieser durch keinerlei bekannte Fakten abgestützten Spekulation Wissenschaft zu betreiben ist aber eine ganz andere Sache. Wenn wir aufgrund außerirdischer Eingriffe entstanden sein sollten, werden unsere Wissenschaftler das früher oder später entdecken, nicht unsere Spinner.

Zum gegenwärtigen Wissensstand ist ein ID-Ansatz empirisch sogar wesentlich besser zu belegen und zu untermauern als eine endlose Verkettung evolutionsbiologischer Zufälle, deren Eintrittswahrscheinlichkeit 1/ unendlich² ist, nur so am Rande.


eben nicht 1/ unendlich². Wenn dich ein Dachziegel trifft, tröstet es dich auch nicht, daß die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering war.

Inhaltlich begehst du imo einen anthropozentrischen Fehlschluss, der darauf beruht, daß du ein derzeitiges Endstück der Kette als ZIEL, und sei es nur als Zwischenziel, der Kette auffasst: aber Kommt eine Kette evolutionsbiologischer Vorgänge überhaupt mal in Gang, so wird sie lange Zeit immer weiter laufen, und jedes Glied könnte sich als GEWOLLTES ZIEL der Kette fühlen, so als sei die Kette im Sinne von Finalität darauf angelegt, genau dieses Glied in genau seinem Sosein hervorzubringen. Das ist natürlich Blödsinn. Die Kette wird gewiss IRGENDEIN Glied mit IRGENDEINEM Sosein hervorbringen, und Menschen sind nichts anderes als irgendso ein Glied. Wären wir intelligente Saurier oder intelligente Vögel oder intelligente Patentschraubenzieherbäume, wären wir auch nur irgend so ein Glied, kontingent bis in das letzte Individuum hinein.

D.h. als eines der derzeitigen Endglieder können wir nur post mortem feststellen, daß es eine Kette von Zufällen gab, die zu uns führte, weil es uns gibt. Daraus folgt nicht, daß es von vornherein diese Kette geben mußte, oder von vornherein auf diese Kette hinauslief, denn das ist das Wesentliche an Kontingenz, sie kann sein, muss aber nicht sein. Wenn du vom Ende deines Lebens aus zurückblickst, stellst du auch fest, daß dein Leben einen, und nur diesen einen Verlauf hatte, keinen anderen. Trotzdem wäre zu Beginn deines Lebens ein in jedem Detail anderer Verlauf möglich gewesen. Genauso verhält sich´s mit der Evolution.

Und selbst wenn es so wäre, daß wir außerirdischer Anstöße und Richtungsmanipulationen bedurft hätten, wäre das Argument der Problemverlagerung dadurch in keiner Weise beantwortet^^ Selbst wenn die Existenz von Menschen mit dem Verweis auf Außerirdische, intelligente Energiefelder, Engel oder Gottheiten beantwortet sein sollte, wäre damit noch nicht die Frage nach der Existenz von Existenz beantwortet. Wie sind die Außerirdischen (Engel, intelligenten Energiefelder, Gottheiten) entstanden? Warum sind sie überhaupt entstanden? Warum sind sie SO entstanden? Es führt uns daher imo nicht wirklich weiter, diese Frage von uns Menschen abzulösen, es sei denn, es würde sich eines Tages wirklich herausstellen, daß wir "außerirdisch induziert" sind. Dann, und erst dann sehe ich eine Notwendigkeit, diese Fragen an andere, essentiellere Problemträger zu stellen.

Daß es dabei nach derzeitigem Stand der Erkenntnis immer noch beliebig viele Fehler und Lücken in den Details der Evolutionstheorie geben mag, bleibt von mir unbestritten.

Maglor, das Gedicht ist toll^^ solange das Leben für die Lebensträger ein Todestripp bleibt, bleibt es für die Lebensträger ein Scheisstrip

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