Maglor, ich bin ein ehemaliger Kettenraucher, vier Päckchen gingen zu meinen diesbezüglichen Hochzeiten am Tag schon mal über die Lunge. Trotzdem habe ich mich nicht zu einem militanten Nichtraucher entwickelt, ich toleriere und akzeptiere^^ Raucher selbst in meinem unmittelbaren Nahfeld, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Auch was meine Indoktrination als Kind angeht, liegst du falsch; meine Eltern haben mich weder so noch so erzogen, es war ihnen schlicht gleichgültig^^
Deinen historischen Abriss halte ich im Wesentlichen für korrekt; nur ist heute die Frage der Religionsfreiheit nicht mehr dieselbe wie in jenen Zeiten. Der Humanismus HAT nunmal viele Dinge erkämpft, unter anderem auch Religionsfreiheit, gegen den langzeitigen dezidierten Widerstand aller in Europa aktiven Religionsgruppen übrigens, die in Religionsfreiheit immer nur die Freiheit der eigenen Religion - und damit eben NICHT Religionsfreiheit - im Sinn hatten.
Die eigentliche Frage ist doch, ob es Denkverbote geben muss oder darf.
Verzeih: Wer spricht denn die Denkverbote aus? Der Humanismus oder die Religionen? Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen ist das Himmelsreich. Wenn dich dein Auge ärgert, so reiße es aus, denn besser ist es, dein Auge verdirbt, als dein ganzer Körper verdirbt. Von der Praxis der Dogmatik und der Gemeindedisziplin ganz zu schweigen.
Ich habe auch nicht von einem Verbot wie in der Türkei gesprochen. Wegfall aller Privilegien, Strafbedrohung aller Regeln und Praktiken, die nicht dem Grundgesetz entsprechen wie bei jeder anderen politischen Partei auch durch Wegfall eines eigenen Punktes "Religionsfreiheit" zugunsten des allgemeineren "Weltanschauungsfreiheit" mitsamt deren Grenzen im Rahmen der Verfassung; Schutz der Kinder - das waren meine Vorschläge.
Die Hindus sind übrigens genauso schlimm wie die Muslims oder Juden und Christen - gemeint ist jeweils die nichtaufgeklärte Untermenge.
Die besagte Forderung an eine abrahamitische Religion mag absurd sein; absurder ist der Umstand, mit Moralvorstellungen von vor 2000 - 3000 Jahren die heutige Welt gestalten zu wollen. Wir sind ethisch und moralisch längst über diese alten Modelle hinweggeschritten.
Padreic, ich halte Meinungsfreiheit ebenfalls für eines der höchsten Rechtsgüter; Religionsfreiheit ist für mich nur ein Unterpunkt von Weltanschauungsfreiheit, und somit den gleichen Grenzen unterworfen wie jene. So wünschenswert es wäre, wenn sich alle Nazis besinnen würden, so sehr muss die NPD oder die DVU u.dgl. überwacht werden, damit der Sumpf, der noch lange nicht ausgetrocknet ist, nicht wieder zum allesverschlingenden Monstrum wird. Nenne mir einen Grund, warum Religionsfreiheit gegenüber Weltanschauungsfreiheit bevorteilt werden sollte?
Damit ist auch deine Frage nach den juristischen Strafen beantwortet. Da ich davon ausgehe, dass eine Religion nichts besonderes gegenüber jeder x-beliebigen Weltanschauung ist, müssen Maßnahmen gegen sie natürlich mit demselben Fingerspitzengefühl und Gespür für die Verhältnismäßigkeit durchgeführt werden, wie in jedem anderen Falle auch. Nur eben ein besonderes Schutzreservoir vor der Überprüfung durch die Menschenrechte erhält sie nicht mehr.
Ist dir eigentlich klar, dass wir in Europa, sollten die christlichen Kirchen und der Islam politisch die Macht unter sich aufteilen, in 20 Jahren wieder Inquisition, Hexenhammer, Exorzismus und Scharia hätten? Oh, natürlich würden wir es freundlicher nennen und beschreiben. Aber es wäre wieder da. Die entsprechenden Bestimmungen sind zumindest in der katholischen Kirche niemals aufgehoben worden. Sie brauchen nur wieder aus den Regalen genommen zu werden.
Die private Meinung "Frauen dürfen keine Priester werden" sei jedem unbenommen. Eine organisierte Religion ist aber in erster Linie eine Organisation. Sie steht in der Öffentlichkeit, versucht diese zu beeinflussen, ist ein Machtfaktor. Da ist nichts mehr "Privates" in ihrem Regelwerk. Einer solchen öffentlichen Organisation sind klare verfassungsmäßige Grenzen gesetzt, zum Wohle aller.
Wie sieht übrigens der negative Umgang von Papst Benedikt mit anderen Religionen, den du bemängelst, konkret aus, Ipsi?
Ich bin im Moment zu faul zum suchen. Ich traue aber meinem Gedächtnis genug. Ich entsinne mich an Äußerungen, aus seiner Zeit als Leiter der Glaubenskongregation, teilweise in Unterstützung zu Aussagen von JP2, in denen zwar freundlich im Ton, aber unmissverständlich und unnachgiebig in der Sache das Primat der Katholischen Kirche deutlich zum Ausdruck gebracht wurde. Sprachschema: "Religion xy hat diese und jene netten Features. Könnten von uns sein, verbinden uns auch in gewisser Weise mit Religion xy. Wir allein aber haben die einzige unabänderliche göttliche Wahrheit, und das unterscheidet uns von allen anderen, die nur Kondensat menschlicher Weisheit sind."
Welcher Katholik behauptet denn, dass diese "mystischen" Elemente des Katholizismus experimentell nachprüfbar sein sollen?
Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt.
1215, viertes lateranisches Konzil, bis heute gültige Formulierung
zweifelsohne ist hier aufgrund des Zeitpunkts bei "Substanz" der Substanzbegriff der Scholastiker anzuwenden, womit also in der Tat die Accidentien nicht betroffen wären - Berengar, Lanfranc und Guitmund hatten sich ja damals schon darüber gestritten. Damit kann dein Standpunkt als belegt gelten. Trotzdem mache ich geltend, dass Sprache einer Entwicklung unterliegt und man nicht so tun kann, als sei ein heutiger Begriff auf seine damalige Bedeutung verpflichtet. Wenn also die RK darauf verzichtet, ihre Wahrheiten in heutige Begriffe zu gießen, darf sie sich nicht wundern, wenn diese nach heutigen Inhalten bewertet werden^^ Wobei ich mich Frage, wieviele Katholiken wirklich über den scholastischen Substanzbegriff bescheid wissen und nicht doch ganz naiv Jesu Fleisch und Blut zu sich nehmen^^
Bei den Münzen ist eigentlich nur wichtig, dass die Unterscheidung zwischen realen und geglaubten Inhalten sehr gut funktioniert, wenn die Situation es verlangt. Bei der Kommunion scheint sie es nicht zu verlangen, na gut^^nur, welchen Respekt sollte mir das abnötigen? Dass die Leute in der Lage sind zu imaginieren, nötigt mir sicher keinen Respekt ab, und der alberne Inhalt des Imaginierten sicher auch nicht. Das machen andere mit deutlich mehr Kontrolle über das, was sie für für welche Art von Wirklichkeit halten^^