Warum macht Helfen glücklich?

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Traitor
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Mi 12. Sep 2001, 17:43 - Beitrag #1

Warum macht helfen glücklich?

In einem Chat mit Padreic zum Thema USA-terror kamen wir auf diese Frage. Damit meine ich nicht die psychologische Ebene, sondern, welchen Sinn dies instinkt- und evolutionstechnisch hat.
Eigentlich widerspricht es dem Selbsterhaltungstrieb, anderen Menschen in Gefahr zu helfen. Trotzdem wird es von unserem Körper als positiv gewertet und deshalb mit Glücksgefühlen belohnt.
Hat jemand eine Idee, warum das so ist?

Thod
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Mi 12. Sep 2001, 17:47 - Beitrag #2

Hi Traitor,

wenn du die Frage schon von vorn herein auf die enge Schiene der Evolution lenkst, dann ist das auch nicht schwer zu erklären:

Es hilft der Gattung im Überlebenskampf.

Gruß,
Orald

Padreic
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Mi 12. Sep 2001, 17:48 - Beitrag #3

@Orald
Mist, schon wieder schneller als ich *g*.

@Traitor
In kleineren Gruppen, ist dies durchaus sinnvoll. Wir helfen anderen in Notlagen, damit diese uns in Notlagen helfen. Wenn man sich gegenseitig hilft, steigert das die Überlebenschancen für alle.

Wenn Leute anderen helfen, die sie gar nicht kennen, ist das ganze schon schwerer verständlich. Vielleicht ist dies ein "Fehler" in den Genen. Diese Leute können vielleicht nicht gut zwischen dem eigenen Nutzen und dem nicht-eigenem Nutzen unterscheiden. Eine andere Möglichkeit (und für mich eher die wahrscheinlichere) ist, dass das ein gesellschaftliches Phänomen ist. Der Helfertrieb von den Leuten wird ausgenutzt, um erstens Einschaltquoten zu bekommen und zweitens auch (aber das ist für die meisten Leute nebensächlich) Leuten zu helfen, die mit den Spendern überhaupt nichts zu tun haben.

Padreic

Traitor
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Mi 12. Sep 2001, 17:53 - Beitrag #4

@Orald: ich meine ja, wieso hilft es?

@Padreic: Einschaltquoten? Spender? Wie kommst du denn jetzt darauf?

Genfehler glaub ich nicht, es trifft ja bei fast allen zu. Außerdem eine unangenehme Vorstellung, dass wir nur helfen und nett sind, weil wir "defekt" sind...

Thod
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Mi 12. Sep 2001, 17:56 - Beitrag #5

Hi Traitor,

da haben halt Gruppen überlebt, die einander geholfen haben, und andere sind vom Bären gefressen worden (jeder einzeln). Dabei sind die, die ein Wohlgefühl beim Helfen empfunden haben eher bereit gewesen, das zu tun....

Das ganze ist zwar nicht direkt meine Ansicht, aber es passt zur Evolutionstheorie :D

Gruß,
Orald

Padreic
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Mi 12. Sep 2001, 18:07 - Beitrag #6

@Traitor
Nehmen wir das Beispiel des Oder-Hochwassers. Oft im Fernsehen berichtet, kamen viele Spenden. Aber das Fernsehen hat wohl nicht aus Menschenfreundlichkeit berichtet, sondern um Einschaltquoten zu bekommen.

Und Genfehler bezog sich nur auf das Helfen, das über Entfernung stattfindet, gegenüber Leuten, die man nicht kennt, und von denen man auch keine Gegenleistung bekommt.

Padreic

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Mi 12. Sep 2001, 18:14 - Beitrag #7

Hi Padreic,

deinen Genfehler würde ich Reflexionsfähigkeit nennen ;)

Gruß,
Orald

Padreic
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Mi 12. Sep 2001, 19:11 - Beitrag #8

@Orald
Was hat das mit Reflexionsfähigkeit zu tun, anderen Leuten zu helfen, ohne Gegenleistungen zu bekommen? Das ist wohl weniger Vernunft, sondern eher reine Emotionen. Oder es ist aber philosophisch begründete Ethik (in den selteneren Fällen). Ich kenn mich mit Metaethik nicht allzusehr aus, aber die reinen Emotionen beruhen wohl nicht auf Reflexionsfähigkeit. Und die Ethik beruht wohl auf der Reflexionsfähigkeit, aber man kann mit Reflexionen auch zu anderen Ergebnissen kommen.

Übrigens denke ich nicht unbedingt, dass es ein Genfehler ist, sondern gehe eher von gesellschaftlichen Gründen aus.

Padreic

Thod
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Mi 12. Sep 2001, 19:18 - Beitrag #9

Hi Padeic,
wenn ich etwas tue, wozu ich mich verpflichtet fühle, aber keine direkte emotionale Bindung habe, dann hat das meiner Meinung nach was mit Reflexionsfähigkeit zu tun.

Ich denke, durch die Abstumpfung, die eine Folge der Medien in den letzen Jahren sein dürfte, empfeinden die Menschen bei Bildern von z.B. Flutkatastrphen heute nicht mehr all zu viel. Das gehört ja schon fast zum täglichen leben.
Wenn sich jemand nun dennoch zum Spenden bereit erklärt, dann woh deshalb, weil er denkt, das gehöre zum Anstand, oder aber weil er denkt, daß er in ähnlicher Situation auch gerne Beistand hätte.
Dererlei gedankliche Konstrukte gibt es viele, und ich denke daß diese meist Ursache für soche Hilfe sind.
Darum hab ich von Reflexionsfähigkeit gesprochen.
(Mit Metaethik hat das allerdings nichts zu tun, sie beschreibt die Grundlagen für ethische Systeme.)

Gruß,
Orald

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Mi 12. Sep 2001, 20:12 - Beitrag #10

@Orald
Wenn jemand etwas tut, weil es seiner Meinung nach zum Anstand gehört, ist das meiner Meinung nach nicht unbedingt das Ergebnis reichlicher Überlegung und reichlicher Reflexion, sondern eher das unreflektierte Nachahmen gesellschaftlicher Normen. Und die "goldene Regel" ist eine Wahl eines ethischen Systems (und daher auch das Ansprechen der Metaethik), wobei man durchaus noch andere ethische Systeme wählen kann. Und diese Wahl beruht auch nicht immer auf Reflexionen, sondern oft auch auf gesellschaftlichen Normen und vielleicht auch nicht zuletzt auf der Bibel.

Aber das Helfen kann natürlich auch das Ergebnis ausführlicher Reflexionen sein, aber es ist es wohl längst nicht immer.

Padreic

P. S. Wollen wir eigentlich einen neuen Schnellposte-Rekord aufstellen? *g*

Thod
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Mi 12. Sep 2001, 20:34 - Beitrag #11

Hi Padreic,
nun hab ich mir doch etwas länger zeit gelassen, oder? ;)

Also die Wahl des ethischen Systems zählt meine Meinung nach nur indirekt zu Metaethik, es geht dort eher um die Frage, was denn Ethik überhaupt ist.
Was die Reflexion angeht, da haben wir wohl etwas andere Ansichten. Auch das nachahmen, kann meines Erachtens in gewisser Weise bewusst, also aufgrund von Reflexion geschehen. Ich wollte mich nur vom Genfehler absetzen.

Gruß,
Orald

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Mi 12. Sep 2001, 20:44 - Beitrag #12

@Orald
22 Minuten sind für deine Verhältnisse wirklich schon recht viel *g*.

Ich meinte mit dem Bezug auf Metaethik auch nicht die Fragestellung, welches ethische System jetzt richtig ist, sondern eher, ob es ein für alle geltendes und für alle richtiges ethisches System gibt, das nicht nur auf Grund bestimmter Axiome das richtige ist.

Mit dem Genfehle meinte ich ja auch nur, dass es evolutionstechnisch nicht unbedingt sinnvoll ist/war, Leuten zu helfen, die man nicht kennt. Ob das nun aus anderen Sichtweisen richtig oder falsch war, wollte ich gar nicht beantworten (und die Frage war auch gar nicht gestellt).

Padreic

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Mi 12. Sep 2001, 20:55 - Beitrag #13

Hi Padreic,

lassen wir das mit dem Genfeher mal dahingestellt.
Natürlich denke ich, daß die christliche Ethik unabhängik von Gesellschaft für alle Menschen die einzig wahre ist *ggg*

Davon abgesehen, kann man philosophisch allerdings nur auf Axiome aufbauen. Wenn man das mal außer acht lässt, bleibt jedoch immer noch die Frage, was Ethik denn überhaupt ist, und wie sie begründet werden kann. (Nicht nur die einzelnen Normen, sondern Ethik an sich)
- Was verstehen wir unter gut und böse
- Wie kommen wir dazu, etwas zu bewerten (in eine Relation zu anderem stellen, in Abhängigkeit von Werten)
- folgt Ethik einem Kausalitätsprinzip
- ist sie Gesellschaftsabhängig oder allgemeingültig
.....

Gruß,
Orald

Traitor
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Mi 12. Sep 2001, 21:29 - Beitrag #14

Oje, ihr habt euch ja mal wieder ganz schön vom Thema entfernt....

Die Diskussion mit den Axiomen hatten wir ja schon öfters. Hier sehe ich es einfach so, dass manche Ethik oder Weltanschauung einfach plausiblere Axiome verwendet als andere.
Natürlich ist Ethik gesellschaftsabhängig, wie man an der Historie sehr gut sehen kann. Hier tendiere ich dazu, die (zB) islamische Ethik als rückständig zu betrachten, da sie in etwa den inzwischen überholten Moralvorstellungen Europas früher entspricht, ähnlich wie im Mittelalter die christliche Ethik zurückgeblieben war.
So gesehen könnte man sagen, meine Ansicht wäre "marxistischer Ethikablauf" (so wie beim M. mit den Staatsformen), da ich eine Ethik als Weiterentwicklung einer anderen sehe.
Dies ist jedoch meine persönliche Meinung, du siehst anscheinend jede Ethik als prinzipiell gleichwertig an, wenn ich dich recht verstehe?

Padreic
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Mi 12. Sep 2001, 21:43 - Beitrag #15

@Traitor
Wir hatten das alte Thema wohl ausdiskutiert. Was sollten wir dann denn anderes machen? *g*Aber vielleicht wäre es sinnvoll einen neuen Thread zu eröffnen.

Plausible Axiome? Im Bezug auf was plausibel? Auf deine Weltanschauung, die auch wieder Axiome braucht?

Ich denke, dass man Ethik nicht wirklich werten kann. Wonach auch? Nach einer anderen Ethik? Die islamische Ethik ist rein objektiv betrachtet (wenn ich das könnte *g*) genauso gut wie jede andere. Natürlich sagen mir einige Ethiken mehr zu als andere. Dazu gehört z. B. der Utilitarismus oder der kategorische Imperativ. In manchen Grundzügen auch die christliche Ethik.

Marxistisch? Das musst du näher erläutern.

Padreic

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Mi 12. Sep 2001, 21:45 - Beitrag #16

Der Marxismus geht davon aus, dass aus einer Regierungs- und Wirtschaftsform zwangsläufig eine höhere entsteht, also aus Despotie Feudalismus, daraus Kapitalismus, daraus Kommunismus, ganz grob.

Und so ähnlich klingt meine Theorie halt *G*

Padreic
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Mi 12. Sep 2001, 21:48 - Beitrag #17

@Traitor
War das nicht Hegel? Marx ging doch von der materiellen Prägung der geistigen Dinge aus. Denkst du, dass auch die Ethik materiell geprägt ist?

Und wonach wertest du eine Ethik?

Padreic

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Do 13. Sep 2001, 15:22 - Beitrag #18

Also in der Schule wurde in Geschi gesagt, es wäre Marxs Theorie. Gelesen hab ich die Werke selber nicht.

Und wonach wertest du eine Ethik?

Ich sagte ja, so gilt es für mich persönlich. Wenn man indivualität und MEnschenwürde als Kriterien setzt (tue ich), lässt sich halt so eine Weiterentwicklung und Einstufung der diversen Ethiken (scheiß plural *g*) erkennen. Wenn man andere kriterien setzt, sieht es halt anders aus.

Thod
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Fr 14. Sep 2001, 15:34 - Beitrag #19

Hi,
diese Theorie geht auf verschiedene Ansätze zurück. Marx hat den Hegel eben etwas seltsam (manche sagen falsch) verstanden und interpretiert.

Vom Thema haben wir uns aber nicht sonderlich entfernt, da es um das Glücklichmachen von Hilfe geht, und das sicher etwas mit Ethik zu tun hat.

@Traitor
Wonach bewertest du eigentlich genau die Rückständigkeit von Ethiken? (In ihrem Abstand zu der deinen???)

Also die von den Natruwissenschaften im eigentlichen Sinne nahegelegten Ethiken ist das sog. Naturrecht.

Vereinfacht: Der, der sich durchsetzt (quasi der stärkere) hat recht. Wenn sich leute zusammen tun, sind sie die stärksten.

Demnach wäre das 3. Reich in bezug auf Polen erstmal im Recht gewesen, aber dann in Bezug auf Russland z.B. im Unrecht, und geschichtlich könnte man sagen, es war letztlich ganz im Unrecht, weil es den Krieg verloren hat.
Diese Argumentation reicht vielen Menschen nicht, und sie bauen andere, abstraktere Ethiken. Woher, das wäre Thema für ein anderen Thread, hier wird halt diskutiert, ob das Glücksgefühl beim Helfen eine Rolle in der Hinsicht spielt.

Gruß,
Orald

Traitor
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Fr 14. Sep 2001, 19:45 - Beitrag #20

Wonach bewertest du eigentlich genau die Rückständigkeit von Ethiken? (In ihrem Abstand zu der deinen???)

Habe ich doch schon gesagt: ich meine nicht, dass es so ist, sondern dass ich es so denke. Also trifft deine Vermutung fast zu, allerdings nicht der "Abstand", sondern der "Rückstand", also das nocht-nicht-eingeführt-haben zentraler Werte (z.B. Gleichheit, Würde) Rein subjektiv!

Also die von den Natruwissenschaften im eigentlichen Sinne nahegelegten Ethiken ist das sog. Naturrecht.

Alle Ethiken sind letzlich Konstrukte, um die GEsellschaft überlebensfähiger zu machen, also durchaus vom Naturrecht ableitbar (Überleben der Gruppe statt des Einzelnen halt)

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