Wieso leben wir? (oder auch: Der Sinn des Lebens)

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Traitor
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Sa 3. Jan 2004, 16:41 - Beitrag #21

Zwei Einwände zu deiner Notiz, Maurice:
Was du da feststellst, ist ein wozu und wofür, aber kein warum. Ein Warum kann man auf rein materialistische Weise leider nicht konstruieren.
Dann zu dem "Fehlchluss": Der Mensch bzw das Lebewesen ist auch kein Mittel zum Zweck. Denn der Zweck Leben kann nur existieren, wenn es Lebende gibt - ein Selbstzweck ist im Gegensatz zu einem "transzendenten Sinn" keine eigene Entität, sondern nur ein Konstrukt, das man aus den Beobachtungen der Lebenden zieht.

Maurice
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Sa 3. Jan 2004, 22:55 - Beitrag #22

Ist wie gesagt nur eine Notiz, eine ausführl9che Version davon steht noch aus. ^^*
Ich halte es (zumindest im Moment) was den Menschen angeht deutlich mehr mit Nietzsche als mit Kant.
Leider ist es schon etwas später, ich mache mir morgen über deine Kritik ausführlicher Gedanken und gehe darauf ein... wenn ichs nicht verpeile. ;)

Maurice
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So 4. Jan 2004, 17:15 - Beitrag #23

Original geschrieben von Traitor
Was du da feststellst, ist ein wozu und wofür, aber kein warum.

Doch auch ein warum, ich gehe ja in der Notiz nur auf Lebewesen ein, die im Augenblick existieren und hätten diese (besser gesagt ihre Erzeuger) nicht diese besagten Triebe, den Selbst- und Arterhaltungstrieb in sich würden sie auch nicht existieren. Ich gehe damit nicht auf sie Ursprünge alles Seins ein, also woher kommt das Universum usw., sondern nur auf die momentan Lebenden.

Sorry aber ich kenne das Wort "Entität" leider nicht. :(

SoF
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Mo 5. Jan 2004, 01:09 - Beitrag #24

Habe mir mal nochmal ein paar Gedanken darüber gemacht, sry dass ich jetzt erst wieder was poste -_-

Original geschrieben von Noriko
Meiner Meinung nach ist dieser Sinn sogar egal, solange du vor deinem Tod sagen kannst, das du zu deiner Zufriedenheit gelebt hast und es genauso wieder machen würdest, wenn du dein leben noch einmal Leben könntest.
Denn was ist schon das Leben, wenn man selber nciht damit zufrieden ist am Ende, ist das nicht noch viel schlimmer als keine anderen schönen Momente zu haben, als das Sterben ansich?

Ja, es gibt Sachen für die es sich lohnt zu Leben, für die es sich lohnt zu Kämpfen (z.B. eben die Liebe). Man kann sein Leben so gestalten, dass man am Ende vom LEBEN vielleicht zufrieden ist mit dem was man gemacht bzw. erreicht hat, aber eben da stelle ich mir (wieder -_-) die Frage, ist es nicht egal wenn man TOT ist ob man sich durch das Leben gequält hat oder nicht. Für das Leben ist es nicht egal, aber was ist das Leben schon zur Unendlichkeit des Todes, vor allem wenn man keine Gefühle, keine Gedanken mehr hat wenn man tot ist?

Dann muss man noch dazusagen, ich bin (absolut) nicht gläubig. (das bisschen was ich mal gehabt hatte an Glauben habe ich verloren) Ich glaube an keinen Gott, ich glaube auch nicht an ein Leben nach dem Tod. Natürlich sage ich nichts wer dran glaubt, finde ich ok (sofern es eben auch tolleriert wird wenn ich NICHT dran glaube), ich würde vielleicht sogar sagen ich beneide sie darum, denn wer gläubig ist hat es denke ich leichter (vielleicht bilde ich es mir auch nur ein dass es leichter ist), denn er kann sagen, er lebt um Gott zu dienen oder der Sinn wird sich nach dem Tod erschliessen. Wieso ich sie beneide? Naja sie haben eben einen Grund wieso sie leben und mal krass gesagt, FALLS dann doch eben das Leben nicht nach dem Tod weitergeht (was ich eben denke), brauchen sie sich ja auch keine Gedanken mehr darüber machen. Wie gesagt vielleicht stelle ich es mir nur so einfach vor und meine Gedanken kommen etwas krass rüber, sind eben "nur" meine Gedanken (wobei ich niemanden damit irgendwie angreifen will).

Original geschrieben von Anadyr
Die Welt läuft jedoch weiter als ob nichts wär.

Naja eben das ist nicht so. Die "Welt" läuft noch nach deinem Tod weiter, aber sie läuft nicht in alle Ewigkeit weiter. Sonst könnte ich als Sinn vielleicht wie schon im Anfangspost geschrieben sehen, die Welt zu verbessern, viel genug anderen Menschen, anderen, späteren Generationen geben, aber das Problem dabei ist die Welt und die Menschheit wird es nicht ewig geben. Einige werden vielleicht denken, ich soll doch nicht über Sachen acnhdenken mit denen ich eh nichts mehr zu tun habe. Die haben schon Recht damit, werde damit nichts zu tun haben, wenn ich nicht dran denken würde, wäre es vielelicht sogar einfacher einen Sinn zu finden, aber leider muss ich dran denken.

Zum Schluss will ich vielleicht selber noch mal auf meinen letzten Satz aus dem ersten Post eingehen (hat ja sonst niemand gemacht ;) ). Habe mir da nochmal Gedanken gemacht. Wie auch schon jemand geschrieben hat ist es ja eigentlich egal ob man gelebt hat oder nicht, schliesslich weiß man ja nach dem Tod nicht mal mehr ob man gelebt hat oder nicht (keine Gefühle, keine Gedanken, ...). Aber muss man sich dann das Leben "antun". Wenn man eben nicht mal mehr weiß ob man gelebt hat oder nicht. Wie schon gesagt, das Leben kann schöne Momente haben, aber auch ziemlich beschissene. Also wieso dann leben wenn es sogut wie keinen Unterschied macht ob man gelebt hat oder nicht?

Mir geht eben immer das selbe Szenario durch den Kopf. Man lebt, man erlebt schöne Dinge, gründet Familie (mit Kindern), gibt späteren Generationen etwas und verändert (verbessert) die Welt, hat selbst Spaß. Soweit so gut, das wäre ja genug Sinn fürs Leben, zumindest für mich. Aber dann ist man tot, man weiß nicht mehr dass man überhaupt gelebt hat, denn man weiß gar nichts mehr, man spürt nichts mehr, man denkt nichts mehr. Schlicht und ergreifend man ist tot. Ok, das ist ja dann schon ein Problem was dann schon der Spaß als Sinn endgültig auslöschen würde, denn er hat dir nichts gebracht, alles was du bis dahin für dich selber als persönlichen Sinn gesehen hast ist dann (zumindest) für mich kein Sinn mehr da, er erlischt. OK, dann spielen wir das Szenario weiter. Man hat eine Familie mit Kindern, man hat die Welt verbessert. OK es gibt noch den Sinn, aber es wird nicht ewig die Menschheit bzw. die Welt geben. Also was hat es dir dann gebracht eine Familie zu gründen und die Welt zu verbessern? Mal grob gesagt: nichts. Nun bräuchte man eben einen Sinn über dem alles hinaus, da würde mir jetzt nur noch Gott einfallen oder eine andere höhere Macht. Man lebt nach dem Tod weiter ... schöne Vorstellung, man müsste sich keine Gedanken mehr machen für den Zeitraum zwischen seinem Tod und dem Ende der Menschheit, aber ich glaube nicht an sowas. Somit wird es für mich wohl immer eine ewige Fragerei bleiben. Wie schon gesagt, einige werden denken wieso ich mir überhaupt bis ins letzte Detail (Ende der Menschheit) Gedanken mache, andere werden vielleicht eh denken ich wäre verrückt :)

Man kann diese Denkweise aber auch in eine andere Richtung drehen. Wenn ich tot bin interessiert mich ja das Ende der Menschheit nicht mehr, womit ich dann den Sinn mit Familie und Welt verbessern an mich ranlassen kann, sofern meine Gedanken nicht wieder kippen, was sie aber dann im selben Augenblick wieder tun.

Ich hoffe hier wird dennoch weiterdiskutiert :)

Maurice
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Mo 5. Jan 2004, 12:55 - Beitrag #25

Wie ich glaube ich shcon geschrieben hatte, sucht man mit der Frage nach dme Sinn des Lebens für gewöhnlich nach etwas "höheren" einen transzendenten Sinn, ein Ziel auf was man sich selbst und die Menschheit durch ihr sein ausrichten und anstreben. Doch wie du schon gesagt hast für einen selbst verlieren alle Erfolge und Niederlagen mit dem Tod seine Bedeutung, selbst die Erfolge für die Menschheit werden gleichgültig, wenn irgendwann sie verschwindet. Wir wollen das Leben als ein Mittel zu einem höheren Zweck, eben den gesuchten Sinn, doch wenn es diesen höheren Sinn wie wir ihn uns erträumen im Sinne eines Ziels nicht gibt, was dann? Wie ich schon in meiner Notiz gesagt habe bin ich zu dem (vorläufigen) Schluss gekommen, dass das Leben kein Mittel sondern ein Selbstzweck ist. Wir leben um zu leben. Das Mittel hierfür sind wir selbst. Der Mensch aber darf nicht Zweck an sich sein, denn das verböte die mögliche Weiterentwicklung zu etwas höheren, denn wenn etwas Zweck, etwas Sinn ist dann ist es eben die Aufgabe das zu waren.

Noch etwas zu Sinn und Gott: Imo macht dieses Konzept auch nur scheinbar Sinn, denn: Wenn wir uns sicher sind es gibt ein Leben nach dem Tod z.B. in Form eines Paradieses wo jeder hinkommt, warum dann noch in dieser Welt weiterleben, wenn das Jehnseits viel angenehmer erscheint? Oder wenn man an Wiedergeburt glaubt könnte man sich auch einfach die Kugel geben, wenn man mit seinem Leben unzufrieden ist. Was solls man wird doch e wiedergeboren und vieleicht hat man da mehr Glück und wenn nicht, dann drücken wir eben nochmal auf die Reset-Taste. Religiöser Glauben gibt an sich keinen dem Leben keinen Sinn, er wird nur mit Vorliebe als Grundlage dafür genommen um sich einen auszudenken.

Traitor
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Di 6. Jan 2004, 14:41 - Beitrag #26

@SoF: Spinn mal den Gedanken, was nach dem Tod ist, weiter. Nicht nur fühlst oder denkst du nicht mehr, du bist nicht mehr. Für dich persönlich ist alles und endgültig vorbei. Somit musst du nicht dein kurzes Leben gegen den unendlichen Tod, sondern dein kurzes Leben gegen das Nichts abwiegen - die Länge des Todes ist nicht unendlich, sondern 0 (bzw. nicht definiert...). Somit zählt nur, was du in deinem Leben hast, und nicht, was nach deinem Tod davon bleibt, denn dann ist eh alles vorbei und nichts zählt mehr. Für dich persönlich zählt also auch eigentlich nicht das bessere Leben der Menschen nach dir, sondern das gute Gefühl, das du hast, da du weißt, dass du soetwas ermöglicht hast (wir hatten irgendwann mal den Thread "Macht Helfen glücklich?", was iirc in diese Richtung ging)..
Ich denke, aus dieser Perspektive ist das Leben als Selbstzweck mit selbst gesetztem höheren Zweck durchaus annehmbar.

@Maurice: Die Biologie liefert immer nur ein "wie", kein schlussendliches "warum". Das könnte man aber nur auf metaphysisch-religiöser Ebene finden, worauf ich auch lieber verzichte.
"Entität" heißt "etwas seiendes", also grob "eine Existenz".
Zu den Religionen: Die meisten setzen ja auch ein "gutes" Leben im Diesseits voraus. Beim Hinduismus zB wird die Form, in der man wiedergeboren wird, durch das Vorleben bestimmt - wenn man also immer wieder "reset drückt", geht es einem nur immer schlechter. Oder im Christentum ist man auch dazu angehalten, sich im Diesseits gottgefällig zu verhalten - auch wenn die moderne Abkehr von der Höllenvorstellung da etwas die Motivation für nimmt, wenn man es rein vom egoistischen Standpunkt aus betrachtet.

Padreic
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Di 6. Jan 2004, 19:35 - Beitrag #27

@SoF
Was du getan hast, hast du getan, wie du gelebt hast, hast du gelebt. Das ist unabhängig davon, ob es eine Zukunft gibt oder wie sie aussieht. Wenn du einem Mensch in einem Augenblick eine Freude gemacht hast, hat das auf ewig Wert, denn Himmel und Erde mögen vergehen, doch dass es diesen Augenblick gegeben hat, wird niemals vergehen.

@Traitor
Und wenn der Lohn der guten Taten die Hölle wäre, so müsste man dennoch gut handeln. Himmel und Hölle sind höchstens für den Gesamtsinn der Welt und die Annahme, dass sie gut ist, notwendig (und natürlich für die Egoisten ;)).

@Maurice
Deinem Satz, "wir leben, um zu leben", könnte ich durchaus prinzipiell zustimmen, doch es kommt drauf an, was es für ein Leben ist, was wir leben. Vielleicht liefert hier schon das Leben selbst die Einschränkung, denn man kann wohl nicht Leben in gleichem Maße Leben nennen. Um im engeren Sinne leben zu können, muss man wohl das Leben so annehmen wie es ist und das heißt auch gleichzeitig sich selbst annehmen wie man ist und damit nicht verzweifelt sein. Wenn einem das gelingt, dann hat man wohl den Sinn gefunden.

Padreic

DJ JA
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Di 6. Jan 2004, 20:06 - Beitrag #28

Hi @ all!

Also was ich zu dem Thema zu sagen habe ist einfach nur:

Ich verstehe den Sinn des Lebens nicht als Ganzes, sondern nur als Moment, wo im Jetzt zählt was man macht!
Wie z.B.
Was du getan hast, hast du getan, wie du gelebt hast, hast du gelebt. Das ist unabhängig davon, ob es eine Zukunft gibt oder wie sie aussieht. Wenn du einem Mensch in einem Augenblick eine Freude gemacht hast, hat das auf ewig wert, denn Himmel und Erde mögen vergehen, doch dass es diesen Augenblick gegeben hat, wird niemals vergehen.


Ich bin ein Lebensfroher-Mensch und ich mag jeden Tag der mir gegeben wird, sei er noch so beschissen oder Sinnlos! Denn für mich macht jeder Tag Sinn.
Denn meiner Meinung nach, kann auch was Sinnlosen, Sinn machen, da der Sinn im eigentlichen Sinne einfach relativ ist!
Es kommt auf die Betrachtung des Sinnes an!
-> oder liege ich damit falsch??

blobbfish
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Di 6. Jan 2004, 20:58 - Beitrag #29

Das größte Problem ist meiner Meinung nach auch der höhere und/oder transzendente Grund. Wir suchen in allen Dingen ein Bestimmung zu finden. Es wird von uns etwas gesucht, was wohl nicht existieren wird. Diese Suche kann man jetzt als den eigentlichen Sinn beschreiben, ist aber falsch, da es nur der Weg ist. Realistisch oder Materialistisch gesehen bleibt nichts, einfach nichts. Das wurde aber schon angedeutet, allerdings geht unser Bewusstsein oder Ego an soetwas zu Grunde, zu wissen, dass es unnütz ist. Da es real keinen Grund finden wird, sucht es eben ein transzendenten Grund. Dabei sind wir wieder bei dem Anfang und man gelangt zur Frage: Wieso leben wir?

Als Grudlage bleibt nunmal die Wissenschaft und nicht ein gedachter Konstrukt. Und in der logischen Wissenschaft ist man derzeit so weit, dass es keinen Grund gibt, zumindest keinen transzendenten. Das heißt dann dass mein Tun wirklich nur dem Selbstzweck dienen kann. Dann stellst sich wieder die Frage, was uns der Selbstzweck bringt, wenn wir nicht mehr existieren. Er bringt uns, wie Padreic es meiner Meinung nach etwas unglücklich formulierte, nur etwas für den Moment. Vielleicht kann man sich später nochml in einer Erinnerung daran erfreuen, aber das war es auch schon. Ich stimme ihm nicht mehr zu, wo er sagt, dass jedes gutes tun für die Ewigkeit bleibt. Viele Handlungen bleiben zwar lange, aber selten die eigenen, die von einem Genius verweilen, meine eigenen nicht. Dann ist auch nooch die Frage, ob man wirklich etwas bewusst für einen Selbstzweck erbringt, viele guten Taten werden aus formeller Höflichkeit gemacht, der Dank ist dementsprechend gering und in keiner Wiese langlebig. Wenn du sagst, es ist etwas tolles, gutes zu vollbringen, sei hingestellt in welchem Maße, dann machst du dir die guten Taten zum Sinn deines dasein. Das ist aber sicherlich der wirkliche Sinn, sondern nur eine Sinngebung.

Traitor
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Fr 9. Jan 2004, 09:56 - Beitrag #30

@Padreic:
Und wenn der Lohn der guten Taten die Hölle wäre, so müsste man dennoch gut handeln. Himmel und Hölle sind höchstens für den Gesamtsinn der Welt und die Annahme, dass sie gut ist, notwendig (und natürlich für die Egoisten ;) ).
Das ist dann eben das Problem: die heutigen Anschauungen des Christentums sind jemand, der nutzenorientiert denkt, kaum noch vermittelbar. Um so jemanden zu überzeugen, müsste man eben seine grundlegende Nutzenorientierung umwerfen.

@DJ JA: Vielleicht wären deine Sätze klarer, wenn du, anstatt nur "Sinn" zu verwenden, auch mal zwischen Wörtern wie Zweck oder Inhalt differenzierst ;)

@blobbfish: Camus hat die mir sehr gut gefallende Theorie, dass wir an der Erkenntnis der Sinnlosigkeit nicht zugrunde gehen, sondern dass gerade sie das höchste ist, was wir erreichen können, weil wir dadurch die Möglichkeit zur eigenen Sinnsetzung haben.

Padreic
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Fr 9. Jan 2004, 18:06 - Beitrag #31

@blobb
Mit deinem "Realistisch oder Materialistisch gesehen" sagst du ja schon selbst, dass wir keine gemeinsame Basis haben. Ich bin wirklich der Meinung, dass gute Taten (genauso wie böse, nur dass sie ihr Böse-Sein verlieren können, wenn man Reue zeigt) auf ewig im Gewesen-Sein existieren, egal ob sich nun jemand dran erinnert oder nicht.

@Traitor
Ja, wer glaubt, um irgendeinen Nutzen zu erlangen, glaubt schon nicht mehr wirklich.

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Sa 10. Jan 2004, 20:38 - Beitrag #32

Original geschrieben von Padreic
Ich bin wirklich der Meinung, dass gute Taten auf ewig im Gewesen-Sein existieren, egal ob sich nun jemand dran erinnert oder nicht.

Muss ich mir dieses "Gewesen-Sein" als eine Art Gebilde vorstellen, oder meinst du damit nur, dass alles was passiert ist im Laufe der Zeit ihren Platz hat? Ich denke das zweite ist wohl selbstverständlich, aber warum soll dies ein Grund doer Anreiz zu einem bestimmten Handeln sein? :confused:

Original geschrieben von Padreic
Die heutigen Anschauungen des Christentums sind jemand, der nutzenorientiert denkt, kaum noch vermittelbar. Um so jemanden zu überzeugen, müsste man eben seine grundlegende Nutzenorientierung umwerfen.

Das ist imo ein Fehlschluss, wenn man Nutzendenken mit kurzsichtigen, eindimensionalen Egoismus gleichsetzt. Nutzen ist zu einem gewissen Grad Ansichtssache und welches Verhalten zum größten Nutzen führt ist diskutabel.Außerdem muss gesagt werden ob es sich bei dem Nutzendenken rein um den persöhnlichen, den allgemeinen oder dem einer Gruppe handelt.

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So 11. Jan 2004, 14:15 - Beitrag #33

@Maurice
Muss ich mir dieses "Gewesen-Sein" als eine Art Gebilde vorstellen, oder meinst du damit nur, dass alles was passiert ist im Laufe der Zeit ihren Platz hat? Ich denke das zweite ist wohl selbstverständlich, aber warum soll dies ein Grund oder Anreiz zu einem bestimmten Handeln sein?

Eher das zweitere. Den wirklichen Sinn erhält das Konzept allerdings erst, wenn man den Begriff des Wertes mit einbringt. Eine gute Tat, die begangen wurde, ist in ihrem Gewesen-Sein auch heute noch gut, weil sie einmal aktuell gewesen ist und da gut war. Im Grunde bezeichnet das Konzept auch, dass die vergangenen Augenblicke nicht aufhören zu existieren, vielleicht ein bisschen so ähnlich, wie die Physiker die Zeit bloß als vierte Koordinate und damit die Raumzeit als konstante Sache sehen, nur dass ich der Überzeugung bin, dass die Zukunft noch nicht determiniert ist und dass die vergangene Zeit nicht in Zeitpunkten existiert, sondern in Augenblicken, die jeder für sich an der Ewigkeit teilhaben bzw. selbst sogar ewig sind.

Das ist imo ein Fehlschluss, wenn man Nutzendenken mit kurzsichtigen, eindimensionalen Egoismus gleichsetzt. Nutzen ist zu einem gewissen Grad Ansichtssache und welches Verhalten zum größten Nutzen führt ist diskutabel.Außerdem muss gesagt werden ob es sich bei dem Nutzendenken rein um den persöhnlichen, den allgemeinen oder dem einer Gruppe handelt.

Das zitierte ist zwar nicht von mir, ich will aber trotzdem mal drauf antworten.
Ich hatte bei Nutzendenken erstmal an den Egoismus gedacht. Indirekt steckt der Nutzengedanke für den Nächsten natürlich auch in der christlichen Ethik drin, da der Liebende immer den Nutzen für den Geliebten wünscht. Aber trotzdem darf der Nutzengedanke nicht im Vordergrund stehen. Auch wenn man der Meinung ist, dass es jemanden nützt, darf man nicht stehlen, z. B.

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Sa 24. Jan 2004, 17:19 - Beitrag #34

Das ist deine Moralvorstellung, aber ich bin nicht der Meinung, dass dies ein allgemein zwingender Grundsatz ist.

Szenario: Ein Diktator knechtet sein Volk und beutet es aus. Während das Volk hungert, wirft der Diktator Essen weg und verbietet aber gleichzeitig anderen dieses zu essen, weil es immer noch sein Besitz sei. Nun planen ein paar besonders arme Bürger sich etwas von den Essensresten zu besorgen.
Würdest du ihnen sagen, dass es unmoralisch sei ums Überleben zu kämpfen?

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Sa 24. Jan 2004, 19:59 - Beitrag #35

Ich hatte eigentlich hauptsächlich versucht, christliche Moralvorstellungen darzustellen. Diese decken sich aber auch durchaus mit den meinen. Für allgemein zwingend halte ich sie allerdings nicht.

Der Diktator hat ja auch unrechtmäßig sein Volk ausgebeutet, ich sehe also nicht, weshalb er Besitzrechte an dem Essen haben sollte. Wenn ich mir das wieder hole, was ein anderer mir stiehlt, stehle ich nicht selbst.
Das Verbot zu stehlen, ist auch nur ein allgemeiner Grundsatz, der in dieser Formulierung auch vielleicht nicht in voller Allgemeinheit gilt. Z. B. heißt es in der Didache, einer frühchristlichen Gemeindeordnung: "Wehe dem, der nimmt; wenn allerdings einer, der in Not ist, nimmt, wird er ohne Schuld sein." Schuldig wird man erst, wenn man über seine Not hinaus stiehlt. Der einzige Grundsatz der christlichen Ethik, der ohne Ausnahme gilt, ist wohl der der Nächsten- und Gottesliebe, die 10 Gebote (bzw. die letzten 7 davon) sind mehr praktische moralische Grundsätze.
Ein besseres Beispiel als das Stehlen ist vielleicht das Lügen, was durchaus einige Philosophen/Theologen kategorisch als moralisch verwerflich abgelehnt haben (z. B. Kant und Augustinus).

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So 25. Jan 2004, 13:29 - Beitrag #36

Der Diktator hat ja auch unrechtmäßig sein Volk ausgebeutet, ich sehe also nicht, weshalb er Besitzrechte an dem Essen haben sollte.

Reschtmäßig ist, was das Recht sagt und in diesem Fall kommt das Recht vom Diktator. Wenn du "ungerecht" meinst, dann ist das ein anderer Fall, weil es da um das persöhnliche Gerechtigkeitsempfinden geht. Recht und Gerechtigkeit sind für mich nicht das selbe.

blobbfish
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Sa 31. Jan 2004, 10:55 - Beitrag #37

Na dann will ich micha uch mal wieder einmischen.

Camus hat die mir sehr gut gefallende Theorie, dass wir an der Erkenntnis der Sinnlosigkeit nicht zugrunde gehen, sondern dass gerade sie das höchste ist, was wir erreichen können, weil wir dadurch die Möglichkeit zur eigenen Sinnsetzung haben.


So meine ich es nicht. Ich sehe es eher als ein feiges aber dennoch gezwungenes weglaufen vor der Erkenntnis der Sinnlosigkeit, welche ich hier als derzeit logische absolute Erkenntnis darstelle. Anstatt dass man sich der Erkenntnis stellt macht man einen Halbkreis wie von mr oben beschrieben und sagt dann, dass man sich den Sinn selber geben muss. Das ist doch bei näherer Betrachtung sehr naiv. Außerdem ist es keine Möglichkeit sondern ein Zwang und ich bin nicht abgeneigt von einem biologischem, also evolutionsbedingten Zwang zu sprechen, den von Maurice gerne angeführten Trieben.

Maurice
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Sa 31. Jan 2004, 15:38 - Beitrag #38

Sinnparadoxie?

Meine Ansicht schafft imo einen Kollektivsinn, aber keinen für das Individuum alleine in dem Maße, dass seine Existenz nicht völlig realtiviert ist. Wer ist für den Kollektivsinn schon unverzichtbar? Ok wenn alle so denken gibts ein Problem, aber das halte ich für äußerst unwahrscheinlich und es reicht ja schon, wenn die einfachen Gemüter überleben um den Kollektivsinn zu erfüllen. Welchen Sinn und Zweck hat da noch dein Denken und Handeln?

Amy
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Sa 21. Feb 2004, 11:52 - Beitrag #39

von Traitor [/i]: Spinn mal den Gedanken, was nach dem Tod ist, weiter. Nicht nur fühlst oder denkst du nicht mehr, du bist nicht mehr. Für dich persönlich ist alles und endgültig vorbei.


Woher weißt du das Traitor? Woher weißt du, dass es dann endgültig aus ist? Wieso bist du dir nicht sicher, dass danach noch etwas kommt?
(Vielleicht wachen wir ja a la Matrix auf..)

Maurice
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Sa 21. Feb 2004, 12:10 - Beitrag #40

Streng betrachtet weiß er es aja nicht, sondern glaubt nur zu wissen. ;)
Er sieht keinen Grund zur Annahme für ein Weiterbestehen nach dem Tod.... außer als Futter für die Würmer. ^^
Warum glaubst du denn, dass es etwas nach dem Tod geben sollte? Spielt bei dir nicht auch der Wunsch an so etwas zu glauben eine größere Rolle, als rationale Überlegungen?

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