Wie kann man erkennen, was moralisch richtig ist?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Sa 18. Mär 2006, 21:18 - Beitrag #21

Wieso willtst du mir absprechen das ich Recht habe, obwohl ihr eine Welt konstruiert in der es "eigentlich" kein richtig und kein falsch gibt, eine Welt ohne Bezugssystem ?

Wer ist denn "ihr"? Ich auch?
Also zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich zwar nichts von Moral halte, aber deshalb nicht die Prädikate "richtig" und "falsch" verwerfe, da sie auch ohne Moral auskommen. Und ein Bezugssystem abschaffen möche ich bestimmt nicht. Bei meinem Relativismus. ^^

@Beipspiele: Dann beantworte mir einfach mal, ob Abtreibung und Todesstrafe moralisch in Ordnung ist. Und was würdest du jemanden sagen, der deine Antwort verneint?
Sorry aber du sprichst immer wieder von davon, dass alle die gleichen Grundvorstellungen von Moral haben, gibst aber keine konkreten Antworten auf die dir gestellten konkreten Beispiele. :(

BEN2506
Advanced Member
Advanced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 324
Registriert: 07.01.2004
Mi 22. Mär 2006, 20:41 - Beitrag #22

Wer ist denn "ihr"? Ich auch?
Also zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich zwar nichts von Moral halte, aber deshalb nicht die Prädikate "richtig" und "falsch" verwerfe, da sie auch ohne Moral auskommen. Und ein Bezugssystem abschaffen möche ich bestimmt nicht. Bei meinem Relativismus. ^^


Wenn du dich damit nicht angesprochen fühltst, dann meine ich vielleicht auch nicht dich. Außerdem dachte ich, dass es gar kein Bezugssystem gibt ?

@Beipspiele: Dann beantworte mir einfach mal, ob Abtreibung und Todesstrafe moralisch in Ordnung ist. Und was würdest du jemanden sagen, der deine Antwort verneint?
Sorry aber du sprichst immer wieder von davon, dass alle die gleichen Grundvorstellungen von Moral haben, gibst aber keine konkreten Antworten auf die dir gestellten konkreten Beispiele.


Du bist Lustig, du stelltst mir ohne konkreten Hintergrund Fragen, die ich mit "ja, moralisch richtig" oder "nein, morlaisch nicht richtig" beantworten soll. Ist Lebenslange Haft moralisch ? Für einen 5 Jährigen Jungen der einen Lutscher geklaut hat ?

Was sollte ich einem Menschen schon sagen, der meine Vorstellungen verneint ? Ich würde ihm sagen wie ich das sehe und vielleicht würde ich ihm auch erklären warum ich das alles so sehe. Vielleicht würde ich es tun, möglicherweise würde ich es aber auch lassen. Kannst du mir sagen, warum ich immer jedem Menschen erklären muss wie ich denke und warum meine Moralvorstellungen so sind wie sie sind ? Warum sollte ich mit jedem darüber diskutieren, der nicht meiner Meinung ist, wenn ich mir im stillen Kämmerchen denken kann "Ich habe ja sowieso Recht". Warum siehst DU nur Schwarz und Weiß ?

Wenn ein Mensch so gegen meine Moralvorstellungen Handeln würde, dass mir dabei übel wird, dann würde ich dagegen was unternehmen aber vielleicht würde ich es auch lassen, es kommt eben immer auf die Situation an.

Ich glaube du verstehst nicht was ich sagen will.

:D

Ben

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Do 23. Mär 2006, 11:12 - Beitrag #23

ohne Maurice´ Antwort vorgreifen zu wollen, Ben, glaube ich doch, daß dies eine Folge dessen ist, wie mensch Philosophie betreiben möchte - suchend nach prinzipiellen Lösungen, die dann auch übersituative Gültigkeit beanspruchen, oder auf der Suche nach einer privaten Philosophie, die in der eigenen Lebensweisheit wurzelt und diese "nur" sauber ausformuliert

BEN2506
Advanced Member
Advanced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 324
Registriert: 07.01.2004
Do 23. Mär 2006, 15:00 - Beitrag #24

ohne Maurice´ Antwort vorgreifen zu wollen, Ben, glaube ich doch, daß dies eine Folge dessen ist, wie mensch Philosophie betreiben möchte - suchend nach prinzipiellen Lösungen, die dann auch übersituative Gültigkeit beanspruchen, oder auf der Suche nach einer privaten Philosophie, die in der eigenen Lebensweisheit wurzelt und diese "nur" sauber ausformuliert


Das kann ich beim besten willen nicht nachvollziehen, das wäre etwas was so nie funktionieren könnte und das ist auch gut so. Man kann so einfach nicht entscheiden, oder willtst du damit auf neutralität anspielen?

Ben

Ceitlyn
Active Member
Active Member

 
Beiträge: 152
Registriert: 12.01.2006
Do 23. Mär 2006, 16:16 - Beitrag #25

Die Frage lautet vielleicht schlicht: Wie kann ich für mich entscheiden, was für mich moralisch richtig ist?

Ich für mich, unter der Prämisse meiner Grundsätze, meiner mir für mich selbst gefundenen Regeln wie ich mein Leben, das andere Menschen zwangsläufig berührt, leben möchte.

Oder: Wie möchte ich leben um mit den Reaktionen meiner Mitmenschen klarkommen zu können? Was möchte ich von meinen Mitmenschen als Reaktion auf mein Verhalten zurückbekommen?

Der Spiegel im Menschen, wie du mir - so ich dir.
Diese Lebensweisheit ist alt und gilt noch immer



Es sei denn, du suchst eine Art übergeordneter Moral, für alle - oder doch wengistens eine große Anzahl an - Menschen gültig bzw akzeptierbar.
Vorschriften und Regeln, von Menschen für andere gemacht - derer gibt es genug. Aber wieviele von ihnen werden wirklich akzeptiert und gelebt um daraus eine übergeordente Lebensweise entwerfen zu können....?

Und: für welche Region soll diese Moral dann gelten?

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Fr 24. Mär 2006, 15:00 - Beitrag #26

Nur ganz kurz, weil ich weg muss, später wohl mehr:
@Ben: Beschäftige dich etwas mit Philosphie, dann wirst du sehen, dass meine Vorgehensweise alles andere als sonderbar ist, sondern sogar normal ist. ;)

BEN2506
Advanced Member
Advanced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 324
Registriert: 07.01.2004
Fr 24. Mär 2006, 19:37 - Beitrag #27

@Ben: Beschäftige dich etwas mit Philosphie, dann wirst du sehen, dass meine Vorgehensweise alles andere als sonderbar ist, sondern sogar normal ist.


Ich muss zugeben das mich das gerade etwas verärgert hat ^^. Es gibt einfach keine übersituativ Gültige Moral, Philosophie hin oder her, PUNKT. Wenn die Philospohie an einigen Stellen so realitätsfremd sein sollte, dann bitte ich dich, beides strickt zu trennen.

Sag was du willtst, meine Moral Vorstellung ist richtig! :D

Ben

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Sa 25. Mär 2006, 12:22 - Beitrag #28

Hmm das kann so nicht weitergehen. Präziser gesagt: Das sollte so nicht weitergehen. Ich habe Ben deshalb eine PN geschickt. Mal sehen ob meine Idee mehr Erfolg erzielt. Hier kommen wir nicht so recht weiter.

Padreic
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4485
Registriert: 11.02.2001
Sa 25. Mär 2006, 23:39 - Beitrag #29

Ich fände es schade, den Thread so zu beenden, da das Thema doch, wie ich finde, recht interessant ist und nicht nur Ben und Maurice etwas angeht.

Ich bin mir nicht sicher, ob es Bens Ansicht trifft, was ich im Folgenden formuliere (es mag sie z. B. verschärfen), aber ich will es mal als These in den Raum stellen:
Es ist möglich aus einer Art von innerem Gefühl heraus in einer konkreten Situation zu entscheiden, was richtig, was falsch ist (möglicherweise nach einer längeren Phase des Klarwerdens). Es ist nicht möglich, dieses Richtig und Falsch in eine einfache Formel zu pressen, die man nur noch auf konkrete Situationen anwenden muss. Jeder Versuch einer rationalen Durchleuchtung von Richtung und Falsch muss so Stückwerk bleiben und kann nicht dem zu Durchleuchtenden angemessen sein.

Mal schauen, was Maurice dazu sagt ;).

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 26. Mär 2006, 16:34 - Beitrag #30

Na gut, wenn du mich bei meinen "didaktischen Bemühungen" unterstützt, dann will ich die Diskussion auch nicht mehr verlagern. Aber lassen wir am besten Ben entscheiden. :)

@These: Da ich nicht daran glaube, dass wir streng genommen irgendetwas erkennen können (erkennen = Wissen erlangen), glaube ih auch nicht, dass wir etwqas durch ein Bauchgefühl erkennen können. Ich schließe nicht aus, dass wir durch ein Bauchgefühl motiviert die richtige Entscheidung treffen können, doch hat das nichts mit Erkenntnis zu tun. Ich halte es für besser, eine überlegte Entscheidung einer aus dem Bauch heraus vorzuziehen, weil ersteres meiner Einschätzung nach eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Zum anderen kann man erstere idR weit besser rechtfertigen. Deshalb sollte man in Standartsituationen stets überlegt und nicht nach Gefühl handeln.

PS: Die Meinung, wie man Moral erkennt (vorausgesetzt man glaubt, sie erkennen zu können), hängt natürlich an dem zu Grunde liegendenen Moralkonzept. Eine streng kantische Ethik z.B. ist imun gegen eine "Erkenntnis durch Gefühle" .

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
So 26. Mär 2006, 17:44 - Beitrag #31

Zitat von Maurice:@These: Da ich nicht daran glaube, dass wir streng genommen irgendetwas erkennen können (erkennen = Wissen erlangen), glaube ih auch nicht, dass wir etwqas durch ein Bauchgefühl erkennen können. Ich schließe nicht aus, dass wir durch ein Bauchgefühl motiviert die richtige Entscheidung treffen können, doch hat das nichts mit Erkenntnis zu tun. Ich halte es für besser, eine überlegte Entscheidung einer aus dem Bauch heraus vorzuziehen, weil ersteres meiner Einschätzung nach eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Zum anderen kann man erstere idR weit besser rechtfertigen. Deshalb sollte man in Standartsituationen stets überlegt und nicht nach Gefühl handeln.

Bereits Dein erster Gedanke über eine Situation ist zwangsläufig emotional gefärbt, da jede situative Wahrnehmung durch das limbische System eine emotionale Färbung bekommt, völlig unbeeinflußbar durch Dich.
Letztlich, was ist für Dich eine "Standard-Situation"?

Ich sehe es ganz ehrlich so, daß Dein Primat der ratio nicht mit Deinem Menschsein vereinbar ist, corollar mit Deinem Lebewesen-Sein.

Grundsätzlich denke ich gerade darüber nach, wie sich die Tatsache unseres nur in einem positiv affirmativ wirkenden sozialen System möglichen gesunden Aufwachsens mit dem Werterelativismus verträgt.
Bedeutet das Leugnen des Eigenwertes eines Menschen nicht das Ablehnen der Zuwendung, durch die man erst vom Neugeborenen zu einem Denkenden werden konnte, der sich ein Konzept der moralia machen und darüber urteilen kann?
Können wir nicht nur deshalb über die moralia urteilen, weil wir selber in einem entsprechenden System groß geworden sind?

Letztlich scheint es mir so, denn ich kann nicht so über Schnee urteilen, wie ein Inuit, der 40 verschiedene Worte dafür benutzt.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 26. Mär 2006, 18:07 - Beitrag #32

Zitat von janw:Bereits Dein erster Gedanke über eine Situation ist zwangsläufig emotional gefärbt, da jede situative Wahrnehmung durch das limbische System eine emotionale Färbung bekommt, völlig unbeeinflußbar durch Dich.

Ja vor Emotionen ist der normale Mensch nicht sicher. Würdest du aber deshalb leugnen, dass man normalerweise entweder kopf- oder bauchbetont an eine Sache herangehen kann? Ich habe lediglich dafür plädiert wenn möglich kopfbetont an eine Sache heran zu gehen, nicht legliche Emotionen auszublenden.

Letztlich, was ist für Dich eine "Standard-Situation"?

Mit Standart-Situiation meine ich all diejenigen Situationen, wo ein Nachdenken ohne großen Schaden möglich ist. Eine Ausnahmesituation wäre dann z.B. wenn man im Urwald vor einem Raubtier flüchtet. Da sollte man nicht bei jeder Weggabelung mehrere Minuten überlegen, ob man nach links oder rechts läuft.

Ich sehe es ganz ehrlich so, daß Dein Primat der ratio nicht mit Deinem Menschsein vereinbar ist, corollar mit Deinem Lebewesen-Sein.

Was meinst du damit? Auch wenn ich nicht ganz verstehst, was du mit diesem Satz ausdrücken willst, so glaube ich, dass deine Kritik an mir vorbei geht, sind meine Vermutungen richtig.

Grundsätzlich denke ich gerade darüber nach, wie sich die Tatsache unseres nur in einem positiv affirmativ wirkenden sozialen System möglichen gesunden Aufwachsens mit dem Werterelativismus verträgt.

Das wäre einen eigenen Thread wert. Vorweg: Ich sehe da keine ernsthaften Probleme. Die Dummen sollte man dann doch besser weiterhin mit Moral abspeisen, über die sie nicht nachzudenken brauchen. Für alle anderen sehe ich im Werterelativismus eine große Chance.

Bedeutet das Leugnen des Eigenwertes eines Menschen nicht das Ablehnen der Zuwendung...

In keinster Weise.

...durch die man erst vom Neugeborenen zu einem Denkenden werden konnte, der sich ein Konzept der moralia machen und darüber urteilen kann?

Man braucht keine Moral, um über Moral urteilen zu können. Du kannst ja auch über den Koran ein Urteil fällen, ohne in einer Koranschule aufgewachsen zu sein.

Ich hoffe ich habe durch das Teilen deines Satzes den SInn nicht verstellt. Ich habe den Satz so verstanden, dass er zwei Aussagen enthält und auf diese bin ich seperat eingegangen.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
So 26. Mär 2006, 18:51 - Beitrag #33

Zitat von Maurice:Ja vor Emotionen ist der normale Mensch nicht sicher. Würdest du aber deshalb leugnen, dass man normalerweise entweder kopf- oder bauchbetont an eine Sache herangehen kann? Ich habe lediglich dafür plädiert wenn möglich kopfbetont an eine Sache heran zu gehen, nicht legliche Emotionen auszublenden.

Abgesehen davon, daß ich Deine negative Attitüde gegenüber Emotionen nicht teile...in dem Moment, wo Du versuchst, kopfbetont an eine Sache heran zu gehen, ist diese Sache schon eine Sache mit einer emotionalen Komponente. Dein Versuch entspricht etwa dem, Wasser mit einer Gabel zu schöpfen...

Was meinst du damit? Auch wenn ich nicht ganz verstehst, was du mit diesem Satz ausdrücken willst, so glaube ich, dass deine Kritik an mir vorbei geht, sind meine Vermutungen richtig.

Wie verstehst Du ihn denn?

Das wäre einen eigenen Thread wert. Vorweg: Ich sehe da keine ernsthaften Probleme. Die Dummen sollte man dann doch besser weiterhin mit Moral abspeisen, über die sie nicht nachzudenken brauchen. Für alle anderen sehe ich im Werterelativismus eine große Chance.

Es kann erstmal hier bleiben...erweitert nämlich die Ausgangsfrage: Gibt es überhaupt Bedingtheiten, die es uns erst ermöglichen, über die moralische Richtigkeit einer Sache nachzudenken?

In keinster Weise.

Interessant, begründe.

Man braucht keine Moral, um über Moral urteilen zu können. Du kannst ja auch über den Koran ein Urteil fällen, ohne in einer Koranschule aufgewachsen zu sein.

Ich hoffe ich habe durch das Teilen deines Satzes den SInn nicht verstellt. Ich habe den Satz so verstanden, dass er zwei Aussagen enthält und auf diese bin ich seperat eingegangen.


Kann ich ein Urteil über die Bibel fällen, wenn ich nur ungefähr weiß, daß es darin 10 Gebote gibt, einen Typ namens Jesus und einen Typ, der mit einem Zoo Schiff gefahren ist?
Zumindest keines mit Substanz.

Lies den Satz nochmal...
vielleicht wird es so klarer: " ...durch die man erst selbst vom Neugeborenen..."

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 27. Mär 2006, 09:09 - Beitrag #34

Zitat von janw:in dem Moment, wo Du versuchst, kopfbetont an eine Sache heran zu gehen, ist diese Sache schon eine Sache mit einer emotionalen Komponente. Dein Versuch entspricht etwa dem, Wasser mit einer Gabel zu schöpfen...

Sorry aber das halte ich für Unsinn. Nur weil Emotionen in irgendeiner Weise fast immer beim Denken eine Rolle spielen wird nicht jede Entscheidung zu einer Bauchsache. Ok diese These kannst du natürlich vertreten, doch ist diese sehr revisionistisch. Du trägst also eine starke Beweislast. Und ich wette, dass nicht nur mir deine These äußerst unplausibel ist.
Wie gesagt meine Forderung war nicht, völlig emotionslos an eine Sache heran zu gehen, sondern lediglich kopfbetont. Dass du die Möglichkeit letzteres leugnest, beißt sich mit den Alltagsintuitionen der meisten Menschen.

Ich sehe es ganz ehrlich so, daß Dein Primat der ratio nicht mit Deinem Menschsein vereinbar ist, corollar mit Deinem Lebewesen-Sein.

Vorneweg wäre ich denkbar, wenn du auf solche unnötig undeutlichen Formulierungen verzichten würdest. Nun zur Interpretation: Ich vermute, dass du sagen willst, dass ich von mir selbst ein völlig rationales Verhalten verlange, dies aber nicht realisierbar ist, da ich nunmal von Natur aus emotional bin und das bei mir nicht gerade gering. Wenn meine Interpreation stimmt, frage ich mich, wie du auf die Idee kommst, dass ich diese Meinung vertrete. Wohl wahr, dass ich das reine Verstandeswesen als Ideal sehe, aber das ist ein Ideal, was ich glaube nicht erreichen zu können und deshalb auch nicht mehr versuche anzustreben. Meine kritische Einstellung gegen Emotionen bleibt trotzdem.

Gibt es überhaupt Bedingtheiten, die es uns erst ermöglichen, über die moralische Richtigkeit einer Sache nachzudenken?

Wenn ich eine Moralkonzeption vertreten würde, dann keine in dem Bauchgefühle als Wahrheitskriterium eine Rolle spielen. Vorraussetzung ist da für mich, wie bei aller Philosophie nur das Vorhandensein eines entsprechenden Intelligenzquotienten und der Wunsch über eine Sache nachzudenken.

Kann ich ein Urteil über die Bibel fällen, wenn ich nur ungefähr weiß, daß es darin 10 Gebote gibt, einen Typ namens Jesus und einen Typ, der mit einem Zoo Schiff gefahren ist? Zumindest keines mit Substanz.

Wie Ipsi wohl jetzt wohl sagen würde: Was spielt das für eine Rolle? ^^
Mensch fällt Urteile und da ist ihm in der Regel egal wie gut begründet es anderen erscheint. Hauptsache ist, dass er einen für sich plausiblen Standpunkt hat.
Ich glaube die wenigstens gehen einen Schritt weiter und reflektieren und relativieren ihre eigenen Standpunkte.
Abgesehen davon: Es bleibt im Auge des Betrachters, wann ein Urteil gerechtfertigt ist. Ok das mit dem Gottesbuch war nicht das beste Beispiel bei einem gläubigen Menschen, weil es zu konotiert ist. Aber du solltest verstanden haben, auf was ich hinaus will. Wir alle fällen hin und wieder Urteile über Dinge, über die wir nicht ausführlich bescheid wissen. Bist du da etwa eine Ausnahme?
Was die Moral angeht, so haben wir hier aber nicht mal dieses Problem. Ich habe lediglisch behauptet, dass jemand über Moral urteilen kann, der nicht die Innenperspektive kennt. In gleichem Maße maße ich mir an über Religion zu urteilen, obwohl ich nicht die Innenperspektive kenne. Und ebenso urteilen wir alle über Dinge, von denen wir nicht die Innenperspektive kennen. Zu verbieten, Dinge zu beurteilen, von denen man nicht die Innenperspektive kennt, zu beurteilen halte ich für alles andere als sinnvoll. Die allermeisten dürften dann z.B. nämlich nicht über Sekten urteilen, weil sie noch nie in einer waren oder dürften nicht über Kokainmissbrauch urteilen, da sie noch nie welches genommen haben.

@Eigenwert und Werterelativismus: Das Wort "Eigenwert" habe ich in diesem Kontext übersetzt mit "Wert an sich". Imo hat nichts einen Wert an sich, sondern lediglich für ein Subjekt. Daraus folgt aber nicht notwendig eine Reduzierung des Wertes den der eine für den anderen Besitzt und ein damit verbundenes Verhalten wie Zuwendung. Nur weil ich z.B. meine, dass mein Neugeborenes keinen Wert an sich hat, liebe ich es nicht weniger, da meine Instinkte nicht von der Idee des Werterelativismus (zumindest in dem Fall) beeinflusst werden. Folglich wird der Werterelativist sein Kind unter gleichen Rahmenbedinungen genauso Zuneigung schenken wie der Werterelativist.
Oder meintest du mit "Eigenwert", dass man sich selbst einen Wert zuschreibt? Auch das bleibt vom Werterelativismus unberührt, er macht lediglich unmöglich, sich einen Wert an sich zuzuschreiben. Das heißt aber nicht, dass ich mir selbst nichts wert bin.

Du hast es zwar nicht explizit gesagt, aber ich meine heraus hören zu können, dass du auch den Fehler machst Werterelativismus als die Leugnung von Werten zu sehen. Das ist natürlich falsch. Die meisten Dinge haben auch hier einen Wert, sie sind nur von einer anderen Art.
Wenn ich dich hier falsch deute, dann entschuldige.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 27. Mär 2006, 15:10 - Beitrag #35

Zitat von Maurice:Sorry aber das halte ich für Unsinn. Nur weil Emotionen in irgendeiner Weise fast immer beim Denken eine Rolle spielen wird nicht jede Entscheidung zu einer Bauchsache. Ok diese These kannst du natürlich vertreten, doch ist diese sehr revisionistisch. Du trägst also eine starke Beweislast. Und ich wette, dass nicht nur mir deine These äußerst unplausibel ist.
Wie gesagt meine Forderung war nicht, völlig emotionslos an eine Sache heran zu gehen, sondern lediglich kopfbetont. Dass du die Möglichkeit letzteres leugnest, beißt sich mit den Alltagsintuitionen der meisten Menschen.

Revisionistisch, warum?
Nun, Du hast insofern, was die Alltagsintuition betrifft, recht, als diese emotionale Konnotation diskret ist, Dir also nicht zwingend bewußt wird. Daß die These dennoch nicht falsch ist...lies mal Maturana und Varela.
Das Bauchhirn, genauer der Solarplexus, hat übrigens wohl mehr Zellen als das Großhirn.

Vorneweg wäre ich denkbar, wenn du auf solche unnötig undeutlichen Formulierungen verzichten würdest. Nun zur Interpretation: Ich vermute, dass du sagen willst, dass ich von mir selbst ein völlig rationales Verhalten verlange, dies aber nicht realisierbar ist, da ich nunmal von Natur aus emotional bin und das bei mir nicht gerade gering. Wenn meine Interpreation stimmt, frage ich mich, wie du auf die Idee kommst, dass ich diese Meinung vertrete. Wohl wahr, dass ich das reine Verstandeswesen als Ideal sehe, aber das ist ein Ideal, was ich glaube nicht erreichen zu können und deshalb auch nicht mehr versuche anzustreben. Meine kritische Einstellung gegen Emotionen bleibt trotzdem.


"Ich sehe es ganz ehrlich so, daß Dein Primat der ratio nicht mit Deinem Menschsein vereinbar ist, corollar mit Deinem Lebewesen-Sein."
Gut, es ist vielleicht nicht ganz leicht verständlich ausgedrückt...
Ich will damit sagen: Der absolute, auch wertmäßige Vorrrang, den Du der ratio gegenüber der Emotionalität zuweist, entspricht nicht Deiner grundsätzlichen menschlichen Eigenheit, Emotionen nicht nur zu besitzen, sondern als primäre Triebfeder des Handelns einzusetzen, ob Du als Maurice das willst oder nicht.
Die corollare Erweiterung auf Lebewesen ist etwas provokativ, und vielleicht auch fraglich - ich konnte sie mir aber nicht ganz verkneifen.

Gut, Du bist auf dem Weg...möge Deine kritische Einstellung sich noch etwas wandeln :)

Wenn ich eine Moralkonzeption vertreten würde, dann keine in dem Bauchgefühle als Wahrheitskriterium eine Rolle spielen. Vorraussetzung ist da für mich, wie bei aller Philosophie nur das Vorhandensein eines entsprechenden Intelligenzquotienten und der Wunsch über eine Sache nachzudenken.

Worauf Du eine Moralkonzeption gründest, ist Dir unbenommen. Du kannst Dich hier hinsetzen, einer Buckelwal-CD lauschen und jedem Walfang, auch dem der alaskanischen Indianer, Inuit und der Tschuktschen in Sibirien den Krieg erklären - mit Geld und Einfluß auch sicher etwas erreichen. Die Industrie liefert heute Kohlefaser-Zelte und Kleidung, dazu Nahrung im Überschuss, mit der man diese Menschen ausstatten könnte, dann bräuchten sie keine Wale mehr jagen. Gleiches gilt für arktische Robben und Pelztiere.
"Kein Mensch soll wilde Tiere töten", das könnte ein minimum moralium sein.
Du kannst auch sagen "Das industrielle Töten der Tiere für westliche Konsumartikel ist ein Verbrechen, die kulturelle Identität der Ureinwohner ist aber ein Wert an sich".

Wichtig ist, daß Du überhaupt einen Begriff davon hast, was "Moral" bedeutet, was das soll, was ein Wert ist.
Ich behaupte, daß mensch dies einer KI nicht wird beibiegen können, daß mensch dies nur lernt, indem mensch selbst Wertschätzung erfährt und in einem werthaltigen Bezugssystem aufwächst. Daß mensch sich letztlich gar in dem Bezugssystem, in dem er aufwächst, selbst die implizit enthaltenen Werte zusammen sucht.

Wie Ipsi wohl jetzt wohl sagen würde: Was spielt das für eine Rolle? ^^
Mensch fällt Urteile und da ist ihm in der Regel egal wie gut begründet es anderen erscheint. Hauptsache ist, dass er einen für sich plausiblen Standpunkt hat.
Ich glaube die wenigstens gehen einen Schritt weiter und reflektieren und relativieren ihre eigenen Standpunkte.
Abgesehen davon: Es bleibt im Auge des Betrachters, wann ein Urteil gerechtfertigt ist. Ok das mit dem Gottesbuch war nicht das beste Beispiel bei einem gläubigen Menschen, weil es zu konotiert ist. Aber du solltest verstanden haben, auf was ich hinaus will. Wir alle fällen hin und wieder Urteile über Dinge, über die wir nicht ausführlich bescheid wissen. Bist du da etwa eine Ausnahme?
Was die Moral angeht, so haben wir hier aber nicht mal dieses Problem. Ich habe lediglisch behauptet, dass jemand über Moral urteilen kann, der nicht die Innenperspektive kennt. In gleichem Maße maße ich mir an über Religion zu urteilen, obwohl ich nicht die Innenperspektive kenne. Und ebenso urteilen wir alle über Dinge, von denen wir nicht die Innenperspektive kennen. Zu verbieten, Dinge zu beurteilen, von denen man nicht die Innenperspektive kennt, zu beurteilen halte ich für alles andere als sinnvoll. Die allermeisten dürften dann z.B. nämlich nicht über Sekten urteilen, weil sie noch nie in einer waren oder dürften nicht über Kokainmissbrauch urteilen, da sie noch nie welches genommen haben.


Einem Diskurs ist es aber schon förderlich, die Grundlagen seiner Standpunkte transparent zu machen...

Koran und Bibel waren nicht qua Glaubenskonnotation schlechte Beispiele, ich hätte statt der Bibel auch die Metamorphosen des Ovid nehmen können oder das Werk Feuerbachs.
Man sollte in meinen Augen von den Dingen, über die man urteilt, eine mindeste Ahnung haben, bzw. die Begrenzungen durch eigenes Halbwissen transparent machen.
In diesem Sinne würde ich mir eben über Ovids Metamorphosen oder Feuerbachs Werk kein Urteil anmaßen - weil ich außer der von ihrer Existenz kaum Kenntnisse über sie habe zur Zeit.
Wie weit man eine Innensicht haben muss, ist dabei sicher die Frage - sie ist aber in jedem Falle hilfreich. Im übrigen ist dies nicht nur ein philosophisches Problem, sondern ein reales - wenn wir die Innensichten der Vertreter unserer Staatsorgane betrachten.
"Wer einmal aus dem Blechnapf aß, der weiß, was Hunger ist". Für die jetzige alte Garde trifft dies teils noch real zu, aber welcher aus der Westerwelle-Generation kennt die Situation von Sozialhilfe-Beziehern?
Kann einer Verteidigungsminister sein, der die Wehr nicht im mindesten von innen kennt? - das fragten sich BW-Leute tatsächlich, als ich glaube Struck antrat - es ging in dem Falle, und erfolgreich.
Wenn Leute über Drogen urteilen, die Junkies nur aus Fernsehkrimis kennen und Drogen...naja, mal auf einer Party eine Ekstasy oder etwas schwaches Koks genommen, wenn überhaupt...da ist tatsächlich viel Inkompetenz in Amt und Würden.
Aber dies nur als Exkurs in die Niederungen des Alltäglichen...

@Eigenwert und Werterelativismus: Das Wort "Eigenwert" habe ich in diesem Kontext übersetzt mit "Wert an sich". Imo hat nichts einen Wert an sich, sondern lediglich für ein Subjekt. Daraus folgt aber nicht notwendig eine Reduzierung des Wertes den der eine für den anderen Besitzt und ein damit verbundenes Verhalten wie Zuwendung. Nur weil ich z.B. meine, dass mein Neugeborenes keinen Wert an sich hat, liebe ich es nicht weniger, da meine Instinkte nicht von der Idee des Werterelativismus (zumindest in dem Fall) beeinflusst werden. Folglich wird der Werterelativist sein Kind unter gleichen Rahmenbedinungen genauso Zuneigung schenken wie der Werterelativist.
Oder meintest du mit "Eigenwert", dass man sich selbst einen Wert zuschreibt? Auch das bleibt vom Werterelativismus unberührt, er macht lediglich unmöglich, sich einen Wert an sich zuzuschreiben. Das heißt aber nicht, dass ich mir selbst nichts wert bin.

Du hast es zwar nicht explizit gesagt, aber ich meine heraus hören zu können, dass du auch den Fehler machst Werterelativismus als die Leugnung von Werten zu sehen. Das ist natürlich falsch. Die meisten Dinge haben auch hier einen Wert, sie sind nur von einer anderen Art.
Wenn ich dich hier falsch deute, dann entschuldige.


Zum ersteren: Es geht nicht um die Zuneigung, die ein Werterelativist seinem eigenen Kind schenken würde, sondern um die Zuneigung, die er selbst erfahren hat und die ihn in meinen Augen erst befähigt, sich über Werte ein Urteil zu bilden und sich ggf von ihnen zu distanzieren.

Vielleicht verstehe ich den Werterelativismus falsch, auf welche Weise auch immer. Erklärs mir doch noch mal :)

grau
Newbie
Newbie

 
Beiträge: 9
Registriert: 27.03.2006
Mo 27. Mär 2006, 19:57 - Beitrag #36

Hallöchen,

[color=white]um bei der Beantwortung des Anfangspost zu bleiben. Moral hat wenig mit werten aber viel mit innergesellschaftlicher Funktionalität zu tun. Das heißt konkret: Verhaltensweisen die sich innerhalb einer geschlossenen Gesellschaft als konstruktiv erwiesen haben, werden zu Moralitäten erhoben. Destruktives Verhalten wird folglich als amoralisch bewertet. Man kann sich in einer Gesellschaft in der verbindliche Rechtsnormen existieren überhaupt nicht als amoralisch bezeichnen. Amoralität würde hier schlicht Delinquenz bedeuten. Jeder der sich im Rahmen der rechtlichen Ordnung korrekt verhält, verhält sich automatisch moralisch. Moral ist Recht und Recht ist Moral! Das schreibe ich hier ohne Wertung! Es soll lediglich deutlich werden, dass Moral nichts weiter ist, als wenige essentielle Verhaltensweisen, die ein halbwegs friedliches zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft garantieren. Alles was weiter geht und keine existenziellen Fragen tangiert, ist Ethik. Für ethisches Handeln ist stets komplexes Wissen und vor allem eine intrinsische Motivation erforderlich. Wohingegen für ein "moralisches Leben" lediglich die Beachtung allgemeingültiger Regeln (die sich als zweckmäßig erwiesen haben) notwendig ist. [/color]

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 27. Mär 2006, 19:59 - Beitrag #37

Zitat von janw:Revisionistisch, warum?
Nun, Du hast insofern, was die Alltagsintuition betrifft, recht, als diese emotionale Konnotation diskret ist, Dir also nicht zwingend bewußt wird. Daß die These dennoch nicht falsch ist...lies mal Maturana und Varela.

Sorry aber darum ging es mir gar nicht. Deine These, dass in jedem menschlichen Denken Emotionen eine Rolle spielen würde ich auch fast zustimmen. Ich glaube in fast allen Denkprozessen spielen Emotionen mindestens unbewusst eine Rolle. Darüber gibt es soweit keine Diksussion.
Von was ich die ganze Zeit spreche, ist die Behauptung, dass man entweder kopf- oder bauchbetont an eine Sache heran gehen kann. Kopfbetont meint dabei nicht, dass keine Emotionen anwesend sind, sondern ldiglich, dass man versucht auf Grund von rationalen Überlegungen eine Entscheidung zu treffen und nicht nach Bauchgefühl. Deine These, dass wir immer nur nach Bauchgefühl handeln, kann ich einfach nicht zustimmen.

Der absolute, auch wertmäßige Vorrrang, den Du der ratio gegenüber der Emotionalität zuweist, entspricht nicht Deiner grundsätzlichen menschlichen Eigenheit, Emotionen nicht nur zu besitzen, sondern als primäre Triebfeder des Handelns einzusetzen, ob Du als Maurice das willst oder nicht.

Meine Handlungstheorie sieht da etwas anders aus. Imo sind die Triebfedern unseres Handeln, unser Antrieb, die Triebe. Emotionen sind keine Triebfedern, sondern stärken oder schwächen nur mögliche Vorgänge.
Das ist aber wie gesagt Handlungstheorie und nicht ausgearbeitet.

möge Deine kritische Einstellung sich noch etwas wandeln

Wer weiß ob das wünschenwert ist...

Wichtig ist, daß Du überhaupt einen Begriff davon hast, was "Moral" bedeutet, was das soll, was ein Wert ist.

Verstehe ich dich richtig, dass Werte für dich grundsätzlich mit Moral verbunden sind? Dem kann ich nicht zustimmen. Dinge können ja auch einen amoralischen Wert besitzen, z.B. sind Schuhe nichgt gut oder böse, sondern je nach Wetterlage nützlich.
Hier nochmal meine Definition von Moral: Ein Regelwerk, dass auf einen oder mehreren kategorischen Soll-Sätzen basiert, die die Vorstellung von Werten an sich voraussetzt.

Vielleicht verstehe ich den Werterelativismus falsch, auf welche Weise auch immer.

Komisch dabei hattest du meinen Essay über Werterelativismus im Forum gelesen gehabt. Hattst du ihn damals nicht verstanden?
In wenigen Sätzen zusammen gefasst:
Der Werterelativismus bestreitet, dass Dinge einen Wert an sich haben können. Die Dinge besitzen immer nur einen Wert für ein Lebewesen.
Wert definiere ich als Grad der Nützlichkeit, den eine Sache für ein Lebewesen hat. Von Nutzen ist etwas dann, wenn es der Verwirklichung von Interessen oder der Befriedigung von Bedürfnissen förderlich ist.
Zu unterscheiden vom Wert einer Sache ist dessen Bewertung, die durchaus nicht mit dem tatsächlichen Wert übereinstimmen muss. So hält man eine Sache für nützlich (Bewertung), die es aber in Wirklichkeit nicht ist (Wert).

Die Beweislast liegt beim Werterealisten, der eine Form von Werten postuliert, die nicht-relational und damit intrinsisch ist.

(Das Essay findet sich hier.)


PS: Ich hoffe meine Ausführungen waren nicht zu kurz. ^^*

PPS @ grau: Du verwechselst "amoralisch" mit "unmoralisch". ^^*
Zu deiner Vertragstheorie (oder auch "Kontraktualismus" genannt, siehe z.B. Hobbes) muss ich sagen, dass ich ihr nicht zustimme, da sie meinem Geschmack nach einen zu schwachen Moralbegriff hat. Moral wird hier gleichgesetzt mit Normen, was wohl nicht der Vorstellung der meisten Menschen entspricht. Moral sollte imo aber ein eigenständiger Begriff sein, weil wir ihn uns sonst schenken können und dann nur noch von Normen zu sprechen brauchen.

grau
Newbie
Newbie

 
Beiträge: 9
Registriert: 27.03.2006
Mo 27. Mär 2006, 20:29 - Beitrag #38

Zu deiner Vertragstheorie (oder auch "Kontraktualismus" genannt, siehe z.B. Hobbes) muss ich sagen, dass ich ihr nicht zustimme, da sie meinem Geschmack nach einen zu schwachen Moralbegriff hat. Moral wird hier gleichgesetzt mit Normen, was wohl nicht der Vorstellung der meisten Menschen entspricht. Moral sollte imo aber ein eigenständiger Begriff sein, weil wir ihn uns sonst schenken können und dann nur noch von Normen zu sprechen brauchen.


was ist ein schwacher moralbegriff? die meisten menschen kommen eben sehr wohl mit einem minimalistischen moralbegriff aus. moral sind normen und man könnte in der tat nur von normen sprechen. was soll moral sonst sein? die christen "handeln" nicht nach den zehn geboten weil sie moralisch sind. sondern die zehn gebote sind moralisch weil sie sich als funktional erwiesen haben. es gibt kein unmoralisches verhalten das keinen straftatbestand erfüllt. ergo ist moral nichts willkürliches oder subjektives sondern existentiell. es gibt allerdings unethisches verhalten was nicht belangt wird. eben weil es für eine gesunde interaktion zwischen menschen nicht oder kaum relevant ist (z.b. tierquälerei).
PS. natürlich meinte ich unmoralisch

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 27. Mär 2006, 20:54 - Beitrag #39

Ich sehe den Begriff als schwach an, weil er über die Bedeutung von "Norm" nicht hinweggeht. Das größte Problem was sich aus deinem Moralbegriff ergibt ist, dass es zum einen kontraintuitiv für die meisten Menschen ist, moralsiche Gebote als bloße Normen, als bloße Vereinbarungen zu betrachten. Zum anderen kannst du aus moralischer Sicht nicht mehr sagen, dass die Normen anderer Gesellschaften unmoralisch sind. Wenn moralische Gebote bloß Konventionen sind, dann ist es z.B. in Afrika auch moralisch in Ordnung Frauen zu beschneiden. Der Anspruch auf Allgemeingültigkeit, der für die meisten Menschen ein Teil von moralischen Geboten ist, geht verloren. Doch will jemand, der eine bestimmte Vorstellung von Moral vertritt nicht sagen können, dass bestimmte moralsiche Gebote für alle Menschen gelten, egal wie die regionalen Konventionen sind?

Padreic
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4485
Registriert: 11.02.2001
Mo 27. Mär 2006, 21:18 - Beitrag #40

@grau:
Nunja, dass Moral Recht ist, ist bei dir keine Aussage, sondern eine Definition, wenn ich dich recht verstehe, oder? Ich glaube aber, dass die meisten hier Moral und Ethik im wesentlichen synonym verwenden. So werde ich es auch halten...

@Maurice:
Da ich nicht daran glaube, dass wir streng genommen irgendetwas erkennen können (erkennen = Wissen erlangen), glaube ich auch nicht, dass wir etwqas durch ein Bauchgefühl erkennen können. Ich schließe nicht aus, dass wir durch ein Bauchgefühl motiviert die richtige Entscheidung treffen können, doch hat das nichts mit Erkenntnis zu tun.

Deinen engen Erkenntnisbegriff teile ich nicht. Ganz davon abgesehen hab ich ihn nicht mal verwendet in meiner These. Worauf willst du also hinaus?

Ich halte es für besser, eine überlegte Entscheidung einer aus dem Bauch heraus vorzuziehen, weil ersteres meiner Einschätzung nach eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Zum anderen kann man erstere idR weit besser rechtfertigen. Deshalb sollte man in Standartsituationen stets überlegt und nicht nach Gefühl handeln.

Ich verstehe nicht, was du meinst. Wenn es darum geht, ob eine Entscheidung ethisch richtig oder falsch ist, kann doch Erfolg eigentlich nur heißen, dass die Entscheidung tatsächlich eine ethisch richtige Handlung nach sich zieht. Für dich ist aber doch immer das ethisch richtig, von dem man meint, dass es ethisch richtig ist, oder? Wenn man nach dir überhaupt sagen kann, dass etwas ethisch richtig ist.
Und ist es wirklich wichtig, was man rechtfertigen kann? Vor wem überhaupt? Und wozu? Wenn vor anderen, was hat dann dir Richtigkeit von etwas mit der Kommunizierbarkeit von etwas zu tun? Und wenn es vor sich selbst ist, warum soll man sich vor sich selbst nicht mit einem "Bauchgefühl" rechtfertigen können? (Wobei ich deinen Terminus "Bauchgefühl" eigentlich für nicht geeignet befinde; erstens hat es gleich eine abwertende Note, zweitens sehe ich keine sachlichen Gründe für den Begriff)
So sehe ich keinen Grund, warum man in ethisch-moralischen Fragen nicht auch nach einem Gefühl entscheiden sollte. Ich glaube, zumindest wir beide sind uns einig, dass man nur mit der Ratio keine ethisch-moralischen Entscheidungen treffen kann. An Kants Vernunftethik glaube ich nicht...

VorherigeNächste

Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste

cron