@Maurice:
Hier liegt meiner Einschätzung nach ein Denkfehler vor. Wenn es mehrere Arten gibt ,die Wirklichkeit adequat zu beschreiben, dann müssten sie in die jeweils andere Beschreibungsweise übersetzbar sein müssen, vorausgesetzt, dass sie dasselbe beschreiben. Da es nur eine Wirklichkeit gibt, würden sie die Theorie nicht wiedersprechen, sondern nur für den Betrachter widersprüchlich wirken.
Hm, ich weiß nicht wirklich, was du meinst. Wenn ich dich recht verstehe, hat der Kohärenzbegriff von Wahrheit nur mit Aussagen und ihren logischen Verknüpfungen zu tun, höchstens mittelbar mit der Wirklichkeit. Ob Aussagen irgendeine Wirklichkeit beschrieben, ist da doch erstmal irrelevant. Ich kann ganz verschiedenartige Aussagen machen, die wunderbar mit meinen Beobachtungen verträglich sind, so verschiedenartig, dass ich mittels der üblichen aussagenlogischen Verknüpfungen da ohne weiteres auf einen Satz der Form 'p und nicht-p' kommen würde, was ich Verletzung des Satzes vom Widerspruch nenne. Siehe eben das Beispiel des Weihnachtsmanns, wo sowohl kohärent ist, dass er existiert als auch dass er nicht existiert.
Was ich weiter oben vergaß zu erwähnen: eine Verletzung des Satzes vom Widerspruch kann natürlich nicht klappen bei der Kohärenztheorie. Deswegen muss man einen zeit- und subjektabhängigen Wahrheitsbegriff einführen. Das passt auch wunderbar mit dem zusammen, dass die Kohärenztheorie sozusagen eine pragmatische Theorie der Wahrheit ist, wie du schon sagtest: unsere Ansichten darüber, was wahr ist, variieren ja auch.
Ich setze nämlich bei jedem kohärenten Weltbild voraus, dass es die Wirklichkeit adequat abbildet und kein Wissen über die Wirklichkeit kommt ohne kohärentes Weltbild aus.
Vielleicht resultiert aus dieser deiner Anschauung das obige nicht-Verstehen meinerseits. Wie in aller Welt kommst du dadrauf, dass jedes kohärente Weltbild die Wirklichkeit adequat abbildet? Oder noch vielmehr: was ist dein Begriff von Wirklichkeit? Mein Unverständnis über deine Aussage ist so groß, dass ich eigentlich nur terminologische Differenzen vermuten kann.
Nochmal zur Korrespondenztheorie der Wahrheit bzw. zum Entsprechungsbegriff:
Kann die Aussage "Der Tisch ist rot." wahr sein? Ich glaube nicht, dass es da draußen Tische gibt; bestenfalls einen Haufen von Atomen und eigentlich nichtmal die. Und nochmehr rot: es gibt keine Farben von Gegenständen in der Natur, nur Licht verschiedener Wellenlänge; vielleicht kann man noch sagen, dass ein Tisch Licht in einem bestimmten Frequenzspektrum besser reflektiert als in anderen Frequenzspektra. Aber wenn kein Licht da ist, ist das noch eine sinnvolle Aussage über den Tisch?
Wenn wir so weiter fragen, werden wir vielleicht zu den physikalischen Bedingungen kommen, die dazu führen, dass wir einen Tisch als rot sehen, aber wir werden nicht zu 'rot' selbst kommen, denke ich. 'Rot' ist etwas, was erst in uns entsteht.
Aber trotzdem würde ich sagen, dass die Aussage "Der Tisch ist rot." wahr sein kann.
Ontologisch würde ich eine Aussage als einen Gedanken einordnen
Also Strom und Chemie? Nunja, das ist vielleicht polemisch.
Padreic