Was ist Wahrheit?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Do 16. Mär 2006, 18:02 - Beitrag #21

Naja so schlimm ist es nun auch wieder nicht Jan. ;)
Ich muss im Nachhinein sagen, dass der Satz nicht optimal war. Ich meinte nicht, dass Religion generell zu nichts führt (schön wärs), sondern ich sie bei diesem Thema angesichts des Ausgangspost, führ (noch) nicht relevant halte. Es geht ja um eine Definition von "Wahrheit" und für diese ist erstmal keine Religion nötig (auch wenn Pads Religionsbegriff so weit zu sein scheint, dass nichts sein kann, ohne Religion voraus zu setzen).

Padreic
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Do 16. Mär 2006, 18:06 - Beitrag #22

@Kohärenztheorie:
Ich will ja gar nicht bestreiten, dass irgendwelche Leute, Wahrheit mittels des Kohärenzbegriffs definieren. Aber wie gesagt: definieren kann man alles. Ich würde aber behaupten, dass der Wahrheitsbegriff der allermeisten nichts damit zu tun hat. Wenn ich sage, dass es wahr ist, dass der Tisch rot ist, mache ich dann eine Aussage über andere Aussagen und logische Verknüpfungen oder den Tisch? Ich will doch hoffen, über ersteres...
Und ich würde behaupten: es gibt mehrere kohärente Möglichkeiten, die Welt zu beschreiben. Wenn man sie alle gleichzeitig zulässt, hat man wahre Aussagen, die sich widersprechen (sowohl zulässig, dass es einen Weihnachtsmann gibt wie, dass es ihn nicht gibt -> beides wahr, Widerspruch). Oder ich sage, dass sich die Kohärenz nur auf einen bestimmtes Subjekt zu einem bestimmten Zeitpunkt bezieht; aber wenn sich mein Weltbild ändert, dann ändert sich auch die Menge der Aussagen, die kohärent dazu sind: Zeitabhängigkeit.

Sorry aber wie du zu dieser Schlussfolgerung kommst ist mir völlig unklar.
Die Frage, ob eine Aussage wahr ist, hat allein schon deshalb eine Bedeutung für mich, weil es mich interessiert, ob sie wahr oder falsch ist. Und die Frage interessiert mich, weil von ihr zu einem großen Teil abhängt, wie erfolgreich meine Pläne für die Zukunft sind. Das hat erstmal nichts mit Religon oder Moral zu tun. Werte setzen weder Moral noch Religion voraus.

Nach meinem Wahrheitsbegriff hat Wahrheit etwas damit zu tun, was außerhalb unserer selbst ist. Was man für die Praxis aber nur braucht, ist ein kohärenter Weltentwurf: so lange keine Widersprüche entstehen und alle Vorhersagen eintreffen, kann mir aus praktischen Erwägungen heraus ziemlich egal sein, warum mir die und die Sinneswahrnehmung erscheint oder dergleichen. Dass es dich persönlich interessiert, würde ich nicht als praktische Erwägung klassifizieren.

Meine Frage bleibt, wo hier das Problem sein soll. Es versteht doch jeder hier, was ich ausdrücken will.

Es versteht auch jeder, was Wahrheit heißt. Wenn man aber den Begriff der Wahrheit hinterfragt, hinterfragt man einen äußerst grundlegenden Begriff: dann kann man nicht alles, was vorher selbstverständlich schien, einfach weiter annehmen...

Muss aber jetzt los, schreibe morgen abend weiter.

superconductor
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Do 16. Mär 2006, 18:28 - Beitrag #23

Hat mich überrascht, wie oft hier auftaucht, dass Wahrheit nicht zu gebrauchen ist bzw. nicht so relevant ist - da wir (die Menschheit) es ja eh meist nicht schaffen. Aus subjektivem Empfinden, fehlender Allwissenheit, ...
Ich meine, dass die Wahrheit trotzdem existiert und ich danach streben möchte - denn nur mit der Wahrheit kann ich was bemessen/beurteilen/bewerten/wägen!

Von dem her gesehen ist die Wahrheit äusserst RELEVANT, ansonsten herscht der reine Wertezerfall, Chaos, Unklarheit, Ungewissheit, Angst ... Tot:P.

wo bleiben eure Definitionen von Wahrheit? Oder ist es wahr und existiert jene nicht?

Um auf meine Definiton zu kommen, wenn ich diese weiter denke folgt daraus bzw. setzt es voraus, dass man Wahrheit schaffen kann - also Wahreit als eine Schöpfung.

Zitat von Lykurg: Wahrheit ist im Alltag die Information, mit der ein Mensch, der sie einem anderen gibt, auf beiden Seiten das bestmögliche Ergebnis erzielt. :crazy:
(Das ist als Definition gemeint, nicht als Beschreibung eines Aspekts.^^)


Wahrheit in verknüpfung mit dem besten für alle beteiligten - das hat doch nichts mit John Nash zu tun, oder?
Also damit bin ich gar nicht einverstanden, d.h. wenn 3 Leute vor gericht sind und zwei spannen zusammen und Klagen mit einer Unwahrheit den einzelnen an, wäre das Wahrheit. Denn so hat die gesammtheit das beste Ergebniss.

Man Rechne z.B. für jeden Straftäger gebe es 3 Jahre Gefängnis, so ist es insgesammt nur 3 Jahre und nicht deren 6 oder noch besser jene 3 schieben es auf einen 4ten ... nein das geht mir nicht auf!

janw
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Do 16. Mär 2006, 20:13 - Beitrag #24

Zitat von Maurice:Es geht ja um eine Definition von "Wahrheit" und für diese ist erstmal keine Religion nötig (auch wenn Pads Religionsbegriff so weit zu sein scheint, dass nichts sein kann, ohne Religion voraus zu setzen).

Nun, wenn man den Begriff der Religion beim Worte^^ nimmt, dann ist die Wahrheit im hiesigen Sinne durchaus zu ihr gehörig. Wenn Wahrheit ein Ausmaß an gewissenhafter Sorgfalt freisetzt, um sich ihr zu nähern, löst sie eine religiöse Handlung aus.

Zitat von superconductor:Hat mich überrascht, wie oft hier auftaucht, dass Wahrheit nicht zu gebrauchen ist bzw. nicht so relevant ist - da wir (die Menschheit) es ja eh meist nicht schaffen. Aus subjektivem Empfinden, fehlender Allwissenheit, ...
Ich meine, dass die Wahrheit trotzdem existiert und ich danach streben möchte - denn nur mit der Wahrheit kann ich was bemessen/beurteilen/bewerten/wägen!

Von dem her gesehen ist die Wahrheit äusserst RELEVANT, ansonsten herscht der reine Wertezerfall, Chaos, Unklarheit, Ungewissheit, Angst ... Tot. :P

Je nach dem, woraus mensch die Motivationen seines Handelns schöpft.
Himmel und Hölle als fernes Endziel oder zu Vermeidendes sind hinreichende Gründe für ein "gutes" Leben, mitnichten aber notwendig.

Ipsissimus
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Fr 17. Mär 2006, 12:24 - Beitrag #25

auch hier die Frage, Superleiter, worum geht es dir? Ich lese deine Erläuterungen im wesentlichen als Hinweis darauf, daß du, persönlich, mit "schwammigen Verhältnissen" nicht glücklich bist.

Aus meiner Sicht der Dinge machen "schwammige Verhältnisse" die bei weitem überwiegende Mehrheit aller Aspekte menschlicher Existenz aus - selbst der größte aller Ordnungsfanatiker muss mit Ungenauigkeiten, Wahrscheinlichkeiten statt Gewissheiten, Notwendigkeit von Vertrauen statt Kontrolle usw klar kommen, weil die klaren, mittelalterlichen entweder-oder-Gewissheiten längst obsolet sind, und dort, wo auf ihnen bestanden wird, der Verdacht plausibel ist, daß der entsprechende Mensch bloß nicht mit der Komplexität der erlebten Wirklichkeit klarkommt und zugunsten modellhafter Einfachheit reduzieren möchte.

Maurice
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Fr 17. Mär 2006, 20:27 - Beitrag #26

Zitat von Padreic:@Kohärenztheorie:
Ich will ja gar nicht bestreiten, dass irgendwelche Leute, Wahrheit mittels des Kohärenzbegriffs definieren. Aber wie gesagt: definieren kann man alles. Ich würde aber behaupten, dass der Wahrheitsbegriff der allermeisten nichts damit zu tun hat.

Ja in der Definition der meisten wird es nicht vorkommen, aber in der Praxis wird zuminest meistens so verfahren, als ob man einer Kohärenztheorie vertritt. Die Kohärenztheorie fristet neben der Korrespondenztheorie ein Randdasein, aber sie ist nunmal die zweithäufigst verbreitete Theorie, weshalb ich sie auch erwähnt haben wollte.

Wenn ich sage, dass es wahr ist, dass der Tisch rot ist, mache ich dann eine Aussage über andere Aussagen und logische Verknüpfungen oder den Tisch? Ich will doch hoffen, über ersteres...

Du meinst wohl letzteres, oder? ^^*

Und ich würde behaupten: es gibt mehrere kohärente Möglichkeiten, die Welt zu beschreiben. Wenn man sie alle gleichzeitig zulässt, hat man wahre Aussagen, die sich widersprechen

Hier liegt meiner Einschätzung nach ein Denkfehler vor. Wenn es mehrere Arten gibt ,die Wirklichkeit adequat zu beschreiben, dann müssten sie in die jeweils andere Beschreibungsweise übersetzbar sein müssen, vorausgesetzt, dass sie dasselbe beschreiben. Da es nur eine Wirklichkeit gibt, würden sie die Theorie nicht wiedersprechen, sondern nur für den Betrachter widersprüchlich wirken.

Nach meinem Wahrheitsbegriff hat Wahrheit etwas damit zu tun, was außerhalb unserer selbst ist. Was man für die Praxis aber nur braucht, ist ein kohärenter Weltentwurf: so lange keine Widersprüche entstehen und alle Vorhersagen eintreffen, kann mir aus praktischen Erwägungen heraus ziemlich egal sein, warum mir die und die Sinneswahrnehmung erscheint oder dergleichen.

Das Interesse nach einem kohärenten Weltentwurf und der Wunsch zu wissen wie die Wirklichkeit beschaffen ist, schließt sich nicht aus, sondern sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Ich setze nämlich bei jedem kohärenten Weltbild voraus, dass es die Wirklichkeit adequat abbildet und kein Wissen über die Wirklichkeit kommt ohne kohärentes Weltbild aus. Das eine bedingt das andere.

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Sa 18. Mär 2006, 01:26 - Beitrag #27

Zitat von Ipsissimus:auch hier die Frage, Superleiter, worum geht es dir? Ich lese deine Erläuterungen im wesentlichen als Hinweis darauf, daß du, persönlich, mit "schwammigen Verhältnissen" nicht glücklich bist.

Aus meiner Sicht der Dinge machen "schwammige Verhältnisse" die bei weitem überwiegende Mehrheit aller Aspekte menschlicher Existenz aus ...

Klar ist das meistens so, doch mir geht es um DIE Wahrheit und dort trifft dies doch per Definition nicht zu. schwammige Wahrheit??! etwa da die Wahrheit per se eh nicht existiert?
Nebenbei, von schwammig und der gleichen kann auch erst geredet werden, wenn der Masstab vorhanden ist um die Abweichung zu bestimmen (schwammigkeitsgrad).

und allgemein sollte es im Thread um folgendes gehen:
Wahrheit ist, wenn das Getane mit dem Gesprochenen übereinstimmt.

Doch ist diese die wahre Definiton von Wahrheit?


Also erwarte ich in erste Linie Definitionen und in zweiter eine Wertung dieser auf die Wahrheit selbst.

Ipsissimus
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Sa 18. Mär 2006, 01:43 - Beitrag #28

du weichst aus^^

deinen Worten entnehme ich kühn, daß du der Ansicht bist, es gäbe DIE Wahrheit. Vielleiht erzählst du ein bißchen mehr dazu?

Ich glaube nicht, daß es DIE Wahrheit gibt, lediglich viele, situative, intentionale, allesamt den Atem nicht wert, der auf ihre Formulierung verschwendet wurde. Das gilt auch für den Anspruchh von Jesus^^

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Sa 18. Mär 2006, 02:09 - Beitrag #29

Zitat von Ipsissimus:du weichst aus^^

deinen Worten entnehme ich kühn, daß du der Ansicht bist, es gäbe DIE Wahrheit. Vielleiht erzählst du ein bißchen mehr dazu?

Ich glaube nicht, daß es DIE Wahrheit gibt, lediglich viele, situative, intentionale, allesamt den Atem nicht wert, der auf ihre Formulierung verschwendet wurde. Das gilt auch für den Anspruchh von Jesus^^


OK von dir entnehme ich die subjektive Wahrheit, also für jedes einzelne Subjekt wahr. Doch das geht nicht einher mit dem Begriff der Wahrheit. Wenn was wahr ist, dann muss er für alle Betrachter als wahr gelten, egal wie diese es anschauen, ob jene es als Wahrheit (an)erkennen, bleibt dabei ne andere Frage.

Ipsissimus
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Sa 18. Mär 2006, 10:56 - Beitrag #30

es gibt bei bestimmten Sachverhalten sicher so etwas ähnliches wie intersubjektive Übereinkunft hinsichtlich des Soseins von Sachverhalten, die dann als Soseiend gehandhabt werden. Von den Grenzen diese Prozedur kann dir jeder Anwalt und Richter ein Lied singen, denn versuche mal, aus den Beschreibungen von verschiedenen Zeugen eines Unfalls eine konsistente Vorstellung davon zu entwickeln, wie der Unfall vonstatten ging.

Aber es gibt unzählige Sachverhalte, in denen selbst Intersubjektivität, geschweige denn Objektivität gar nicht erst greifen. Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, sie liebt mich .... ich kann ihm vertrauen ... über meinem Bett wachen Engel ... Jesus liebt mich ....

ein Wahrheitsbegriff, der von einem definitiven Sosein des Gegenstandes derartiger Aussagen ausgeht, verfehlt imo das wesentliche daran, ihre Kontingenz. Als persönliche Wahrheiten -von mir aus. Als objektive Wahrheiten - ach du meine Güte

superconductor
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Sa 18. Mär 2006, 12:04 - Beitrag #31

und trotzdem gibt es eine Wahrheit (auch wenn wir sie vielleicht nicht auf/entdecken können), welche die Wahrheit ist.

Maurice
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Sa 18. Mär 2006, 14:15 - Beitrag #32

Ich glaube nicht, daß es DIE Wahrheit gibt

Da musst du aber mal näher beschreiben, was du hier mit "Wahrheit" meinst. :confused:

@all: Ich halte es für das beste, wenn ihr in Zukunft nicht mehr mit solchen Begriffsmonstern wie "Wahrheit" um euch werft. Das stiftet nur Verwirrung. Fragt lieber explizit präziser, was es heißt, dass eine Aussage wahr ist. Ich glaube, dass das der Diskussion förderlich wäre, da so Wörter wie "die Wahrheit" viel zu leicht mit Sinnüberschüssen beladen werden. :rolleyes:

superconductor
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Sa 18. Mär 2006, 14:35 - Beitrag #33

Zuerst, gehe ich der Annahme richtig, dass deine definition für Wahrheit wie folgt ist: Eine Einbildung des Denkenden Subjekts welche nicht existiert

Ich komme da nicht ganz nach, dass du mit der Wahrheit nichts anfangen kannst. Meine Definition für Wahrheit kennst du ja.

DEF: DIE Wahrheit
Eine unumstössliche Information (auf Zeit und Raum)
d.h. mit anderen Wahrheiten, kann diese Aussage nicht zu Fall gebracht werden (was gerade das Dilema beschreibt - die anderen Wahrheiten, und wo fängt man an?)

Da hoffe ich eben auf eure Definitionen! Also kommt mal und bringt ein paar.

Maurice
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Sa 18. Mär 2006, 15:06 - Beitrag #34

Auf wen bezog sich der letzte Post? Wenn du nicht direkt nach der Person postest, auf die du dich beziehst, dann mach bitte kenntlich, an wen dein Beitrag gerichtet ist. Oder war das jetzt zu mir? :confused:

@Def von Wahrheit: Du scheinst wohl nicht alle Posts zu lesen. Ich habe nämlich schon zu beginn definiert, wann eine Aussage wahr ist.

@deine Def: Was meinst du mit "Information"? Ist bei dir Information = Aussage? Wenn nein, wie kann eine Information dann falsch sein? Eine Inforamtion existiert einfach und kann nur richtig oder falsch interpretiert werden.
Abgesehen davon halte ich das Wort "Information" für äußerst problematisch, da es schwer fällt, dieses genau zu bestimmen, wobei dieses Im Sprachgebrauch meist auch noch mehrere Bedeutungen hat.

Padreic
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Sa 18. Mär 2006, 15:40 - Beitrag #35

@Maurice:
Hier liegt meiner Einschätzung nach ein Denkfehler vor. Wenn es mehrere Arten gibt ,die Wirklichkeit adequat zu beschreiben, dann müssten sie in die jeweils andere Beschreibungsweise übersetzbar sein müssen, vorausgesetzt, dass sie dasselbe beschreiben. Da es nur eine Wirklichkeit gibt, würden sie die Theorie nicht wiedersprechen, sondern nur für den Betrachter widersprüchlich wirken.

Hm, ich weiß nicht wirklich, was du meinst. Wenn ich dich recht verstehe, hat der Kohärenzbegriff von Wahrheit nur mit Aussagen und ihren logischen Verknüpfungen zu tun, höchstens mittelbar mit der Wirklichkeit. Ob Aussagen irgendeine Wirklichkeit beschrieben, ist da doch erstmal irrelevant. Ich kann ganz verschiedenartige Aussagen machen, die wunderbar mit meinen Beobachtungen verträglich sind, so verschiedenartig, dass ich mittels der üblichen aussagenlogischen Verknüpfungen da ohne weiteres auf einen Satz der Form 'p und nicht-p' kommen würde, was ich Verletzung des Satzes vom Widerspruch nenne. Siehe eben das Beispiel des Weihnachtsmanns, wo sowohl kohärent ist, dass er existiert als auch dass er nicht existiert.
Was ich weiter oben vergaß zu erwähnen: eine Verletzung des Satzes vom Widerspruch kann natürlich nicht klappen bei der Kohärenztheorie. Deswegen muss man einen zeit- und subjektabhängigen Wahrheitsbegriff einführen. Das passt auch wunderbar mit dem zusammen, dass die Kohärenztheorie sozusagen eine pragmatische Theorie der Wahrheit ist, wie du schon sagtest: unsere Ansichten darüber, was wahr ist, variieren ja auch.

Ich setze nämlich bei jedem kohärenten Weltbild voraus, dass es die Wirklichkeit adequat abbildet und kein Wissen über die Wirklichkeit kommt ohne kohärentes Weltbild aus.

Vielleicht resultiert aus dieser deiner Anschauung das obige nicht-Verstehen meinerseits. Wie in aller Welt kommst du dadrauf, dass jedes kohärente Weltbild die Wirklichkeit adequat abbildet? Oder noch vielmehr: was ist dein Begriff von Wirklichkeit? Mein Unverständnis über deine Aussage ist so groß, dass ich eigentlich nur terminologische Differenzen vermuten kann.

Nochmal zur Korrespondenztheorie der Wahrheit bzw. zum Entsprechungsbegriff:
Kann die Aussage "Der Tisch ist rot." wahr sein? Ich glaube nicht, dass es da draußen Tische gibt; bestenfalls einen Haufen von Atomen und eigentlich nichtmal die. Und nochmehr rot: es gibt keine Farben von Gegenständen in der Natur, nur Licht verschiedener Wellenlänge; vielleicht kann man noch sagen, dass ein Tisch Licht in einem bestimmten Frequenzspektrum besser reflektiert als in anderen Frequenzspektra. Aber wenn kein Licht da ist, ist das noch eine sinnvolle Aussage über den Tisch?
Wenn wir so weiter fragen, werden wir vielleicht zu den physikalischen Bedingungen kommen, die dazu führen, dass wir einen Tisch als rot sehen, aber wir werden nicht zu 'rot' selbst kommen, denke ich. 'Rot' ist etwas, was erst in uns entsteht.
Aber trotzdem würde ich sagen, dass die Aussage "Der Tisch ist rot." wahr sein kann.

Ontologisch würde ich eine Aussage als einen Gedanken einordnen

Also Strom und Chemie? Nunja, das ist vielleicht polemisch.

Padreic

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Sa 18. Mär 2006, 15:43 - Beitrag #36

@Maurice

Sorry für die unklare Verwendung von Zitat, ich wollte einfach das wichtigste mit einem Kasten hervorheben (doch Zitat hat sich dabei als ungeeignet erwiesen).

Ja, doch habe ich nicht danach gefragt, wann eine Aussage als wahr zu betrachten ist, sondern was Wahrheit an sich ist "ne def für Wahrheit".

Stimmt Information ist problematisch, doch Aussage fand ich ein zu grosse Einschränkung. Doch habe ich es mir überlegt und muss feststellen, es sollte echt Aussage dort stehen - denn das geht auch mit meiner Def in Einklang.

e-noon
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Sa 18. Mär 2006, 16:06 - Beitrag #37

@Pad: ich finde, Farbe ist ein schlechtes Beispiel. Wahr kann die Aussage sein "Da steht ein Tisch". Aber "Der Tisch ist rot" würde heißen, er wird nicht als rot wahrgenommen, sondern IST rot - und das würde ich so nicht sagen. Man muss nur das Licht ausschalten, schon ist er nicht mehr rot ;)

Erst wenn du rot als "Eigenschaft, bei Bestrahlung lediglich den vom Menschen als rot wahrgenommenen Frequenzbereich zu reflektieren" definierst, kann diese Aussage auf die Wirklichkeit bezogen wahr sein ;)

Lykurg
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Sa 18. Mär 2006, 16:23 - Beitrag #38

e-noon, der zweite Absatz macht es in meinen Augen um kein Stück besser. Denn entweder nimmt man diese (oder eine vergleichbare) Definition grundsätzlich an, oder man tut es nicht, unabhängig davon hat die Aussage absolut gesehen keinen Wahrheitswert - und die persönliche Annahme genau dieser Definition ist erst recht nicht die 'Voraussetzung' dafür, daß die Aussage "wahr" sein kann. - Wenn aber deine Rot-Definition als mehr oder weniger bekannt vorausgesetzt werden kann, gleichzeitig bekannt ist, daß die Komponente "als... wahrgenommen werden" ein wesentlicher Teil des Bedeutungsfeldes von "sein" ist, steht der Aussage nicht mehr viel entgegen - ihr Wahrheitswert kann dann aber immer noch durch falsche Wahrnehmung (etwa durch eine andersfarbige Beleuchtung!) oder eine bewußte Falschaussage beeinträchtigt sein.

Die Aussage "Da steht ein Tisch" ist jedenfalls um kein Stück besser als "Der Tisch ist rot", schließlich ist jedes Wort des Satzes in seiner genauen Bedeutung hinterfragbar und für den Einzelnen nicht zutreffend "das ist doch kein Tisch, sondern ..." (ich halte ihn gerade in seiner Unschärfe für gefährlicher^^ als die Aussage über die Farbe).
Zitat von superconductor:und trotzdem gibt es eine Wahrheit (auch wenn wir sie vielleicht nicht auf/entdecken können), welche die Wahrheit ist.
Immer? Überall? Gewagte Aussage, insbesondere als Antwort auf längere gegenläufige Ausführungen.

Maurice
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Sa 18. Mär 2006, 16:29 - Beitrag #39

Zitat von Padreic: Ich kann ganz verschiedenartige Aussagen machen, die wunderbar mit meinen Beobachtungen verträglich sind, so verschiedenartig, dass ich mittels der üblichen aussagenlogischen Verknüpfungen da ohne weiteres auf einen Satz der Form 'p und nicht-p' kommen würde, was ich Verletzung des Satzes vom Widerspruch nenne. Siehe eben das Beispiel des Weihnachtsmanns, wo sowohl kohärent ist, dass er existiert als auch dass er nicht existiert.

Sorry aber dieser Abschnitt erscheint mir total widersprüchlich. Du kannst widersprüchliche Aussagen machen, die dir kohärent erscheinen? Das ist paradox. ^^*

Wie in aller Welt kommst du dadrauf, dass jedes kohärente Weltbild die Wirklichkeit adequat abbildet?

Entweder ich habe mich verschrieben oder du hast dich verlesen. However jedenfalls meine ich nicht, dass jedes kohärente Weltbild die Wirklichkeit adequat abbildet, sondern dass jedes ernstgemeinte kohärente Weltbild voraussetzt, dass es die Wirklichkeit adequat abbildet.
Ich glaube, niemanden behauptet nur ein kohärentes Weltbild zu haben, sondern dass dieses auch die Wirklichkeit (mindestens z.T.) zutreffend beschreibt.

Kann die Aussage "Der Tisch ist rot." wahr sein? Ich glaube nicht, dass es da draußen Tische gibt]
Je nachdem wie du "Tisch" und "ist rot" definierst. :)
Wenn ich Tisch als eine Ansammlung von Atomen bezeichne, die meinen Vorstellungen von Tisch entspricht, dann kann ich sinnvoll sagen, dass dieses Ding vor mir ein Tisch ist, wenn gleich ich weiß, dass dieses Ding eine Ansammlung von Atomen ist. "Der Tisch" ist keine feste Einheit, sondern eine Anzahl von vielen Einzeldingen, die ich als Einheit wahrnehme.
Was die Farbe angeht, so kann ich die Frage "Ist der Tisch rot?" verschieden übersetzen. Zum einen in "Erscheint mir der Tisch rot?". Diese Frage zu beantworten ist idR kein Problem (außer bei so Farben, wo man sich nicht sicher ist, ob sie ienem mehr so oder so erscheint). Ich kann aber auch Farbe als Wellenlänge des Lichts definieren und die Aussage "Ist der Tisch rot?" übersetzen in "Besitzt das vom Tisch reflektierte Licht die Wellenlänge X?", was ich wiederum mit einer gewissen Sicherheit überprüfen und somit beantworten kann.

@Was ist eine Aussage:
Also Strom und Chemie? Nunja, das ist vielleicht polemisch.

Polemisch? Finde ich gar nicht, Du hast es schon passend benannt. Noch kürzer formuliert könnte man sagen, dass Aussagen reine Physik sind. Wobei ich mittlerweile sehr am hin und herüberlegen bin,ob es letzten Endes Materie oder Energie ist. ;)

@Lykurg:
Denn entweder nimmt man diese (oder eine vergleichbare) Definition grundsätzlich an, oder man tut es nicht, unabhängig davon hat die Aussage absolut gesehen keinen Wahrheitswert

Jede Aussage setzt Definitionen voraus und kann nur im Verhältnis von Defintionen und Wirklichkeit wahr sein. Eine Aussage ohne Voraussetzung der Definition der verwendeten Begriffe ist unmöglich.
Ich vermute du verwechselst hier die Aussage mit den sprachlichen Zeichen. Ein Zeichen hat an sich keinen Wahrheitswert, doch eine Aussage ist Bezug auf die Wirklichkeit immer wahr oder falsch. Dass eine Aussage vorraussetzt, dass die verwendeten Begriffe eine Bedeutung haben tut dem keinen Abbruch, sondern ist eine grundsätzliche Vorraussetzung, damit eine AUssage überhaupt möglich ist.

Edit: Ich versuche deinen Fehler an einem Beispiel zu verdeutlichen:
These: "Hier steht ein roter Tisch."
Was hier variabel ist, ist nicht der Inhalt, sondern die sprachliche Form.
Ich könnte auch sagen "Here is a red table". Die Aussage würde dieselbe sein, nur die sprachlichen Zeichen wären andere. Ich könnte auch sagen "Hier schwimmt ein toter Hund." vorausgesetzt, und die Aussage wäre immer noch dieselbe, wenn "stehen" und "schwimmen", "Tisch" und "Hund", "rot" und "tot" denselben Bedeutungsinhalt hätten. "Tisch" und "Hund" sind erstmal nur sprachliche Zeichen zur Kommunikation,die für bestimmte Begriffe stehen können.
Das Problem was wir bei dem "roten Tisch" haben ist, dass wir uns über die Bedeutung der sprachlichen Zeichen "Tisch" und "rot" unsicher sind. Je nach Lesart kann daher der Satz "Hier steht ein roter Tisch" für eine andere Aussage stehen. Doch unter Vorraussetzung, dass sowohl das sprachliche Zeichen, als auch dessen Bedeutung gleich bleiben, kann ein Satz nur eine Bedeutung haben.

Lykurg
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Sa 18. Mär 2006, 16:47 - Beitrag #40

Maurice, ich bezog mich mit "diese oder eine vergleichbare" auf e-noons Definition "Eigenschaft, bei Bestrahlung lediglich den vom Menschen als rot wahrgenommenen Frequenzbereich zu reflektieren"; ich meinte keineswegs, daß hier eine Äußerung völlig ohne Bezug auf die Wirklichkeit (~ ohne vorausgesetzte Definition) erfolgte, sondern meinte tatsächlich mit "oder nicht" zum Beispiel eine Aussage, die nicht auf der Prämisse beruht, daß "rot" sich auf Farbigkeit, Licht, Reflektion etc. bezieht. Tatsächlich war ich mit dieser Verwendung des Begriffs Aussage nicht vertraut, Äußerung trifft es insofern eher.

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