in gewisser Weise könnte man dich als einen Sozialutopisten charakterisieren, Henry^^ ähnliche Gedanken, wie du sie in deinem ersten Absatz formulierst, habe ich früher auch gedacht und gewollt, aber ich bin darüber müde geworden, sie Wirklichkeit werden zu lassen und habe den Weg des Zynikers eingeschlagen, der das Leid der Menschheit (was fast dasselbe ist wie das von der Menschheit erzeugte Leid) auf emotionaler Distanz hält durch boshaft-bösartig-zynische Kommentare. Daß die meistens, wenn auch manchmal in Übertreibung stimmen, tut dabei niemandem so weh wie dem Zyniker selbst.
Dein Posting strahlt eine ziemliche Lebensfreude aus; es ist wohl natürlich, aus einem solchen emotionalen Hochgefühl heraus Lebensfreude bzw. den Versuch, sie zu erreichen, als den Metasinn des Lebens aufzufassen. Das möge dir unbenommen bleiben, auch die damit verbundene tiefe Überzeugung. Ich bleibe jedoch dabei: als Proklamation prinzipiell von gleicher Art wie alle Proklamationen, zählt auch da nur der reale Erweis, nicht der Wunsch, nicht die Absicht.
Noch ein Wort zur Resignation: Ich stehe nicht auf dem Boden eines (wissenschaftlich - philosophisch - künstlerisch - merkantil - sozialen) Konsens, welcher in etwa besagt, daß nur solche Gedanken wert seien, gedacht oder niedergeschrieben und veröffentlicht zu werden, denen eine Option auf Zukunft innewohnt, die wie auch immer geartet eine Komponente des »Trotzdem!«, des »Kopf hoch und weiter!« bergen, die uns ermutigen, weiterzumachen mit unserem Leben, die Kraft geben. Die Märchenerzähler unserer Sozietäten sind sehr viel geeigneter für solche Ermutigungen. Ich sehe sehr wenig Sinn darin, mein »imprimatur« unter Bösartigkeiten zu setzen, die ohnehin mit oder ohne solche Billigung weiterbetrieben werden. Nichts scheint je bewirken zu können, daß sich die Spezies Mensch als Spezies selbst suspekt wird.
Ich finde, in diesem Kontext ist Resignation eine mögliche und angemessene Antwort^^