Warum eine Matrix bauen?

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e-noon
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Mo 12. Feb 2007, 17:52 - Beitrag #21

Es sagt nichts über die Wahrscheinlichkeit der Thesen aus ^^ aber darüber, dass ich willkürliche Zusatzannahmen nicht liebe, ebenso wenig wie ich sie gebrauchen kann, und ich vermute, außer der Faszination, dass wir es nie herausfinden können, besitzt H2 auch für andere Menschen keine nennenswerten Vorteile. Wenn ich also zwei gleichwahrscheinliche, sich ausschließende Hypothesen habe, wieso soll ich mir nicht nach meinem Geschmack eine aussuchen? Das finde ich plausibler, als beide für wahr zu erklären, und gleichzeitig beide als einander ausschließend anzusehen.

Yanāpaw
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Mo 12. Feb 2007, 19:52 - Beitrag #22

eider kein Paradox, da die Lösung in H2 liegt, alldieweil H1 als Untermenge von H2 aufgefaßt werden kann^^


Das würde stimmen, wenn H2 lautete "Alle Menschen sind in Wahrheit Retortengehirne". Sie lautet aber "Ich bin ein Retortengehirn".
Deine Argumenatation bezieht sich auf logische alle x sind y Ketten, die wird hier aber nicht angewendet.


Aber es ist noch kein Paradox, bis man beide Hypothesen als notwendig wahr ansieht, wofür ich zwei verschiedenen Thesen, die beide stimmig sind, von denen die eine jedoch Vorteile bietet (Alltagsintuition, Weniger Annahmen, für die es keine Belege gibt), keine Veranlassung sehe.


Es gibt Dinge, da ist die persönliche Meinung unerheblich, ob du meinst es existiere eine Massenanziehung oder nicht, ist nicht wirklich von Bedeutung.

Ich habe die allgemein anerkannte Vorgehensweise zur Überprüfung einer Hypothese erläutert, die führt in vorliegendem Fall dazu, das beide Hypothesen gleich wahrscheinlich (abgesehen von der besagten Restwahrascheinlichkeit) sind, nämlich bewiesen. Ob man es bewiesen, oder hinreichend belegt nennt ändert nichts am Paradox, das darin besteht, das zwei kontradiktorische Hypothesen exakt gleich wahrscheinlich sind.


Aber es ist noch kein Paradox, bis man beide Hypothesen als notwendig wahr ansieht, wofür ich zwei verschiedenen Thesen, die beide stimmig sind, von denen die eine jedoch Vorteile bietet (Alltagsintuition, Weniger Annahmen, für die es keine Belege gibt), keine Veranlassung sehe.


Es ist ein ausdefiniertes System mit 2 Hypothesen, es gibt keine H3, ich weiß nicht was daran so schwer zu verstehen ist. Und das Paradox ist genau dadurch bedingt, dass es sich um kontradiktorische Aussagen handelt. H1 ist die Negation von H2, so ist das System definiert, dass es kein Paradox mehr ist, wenn du das Definitionssystem änderst ist also nicht weiter erstaunlich...

Wenn ich also zwei gleichwahrscheinliche, sich ausschließende Hypothesen habe, wieso soll ich mir nicht nach meinem Geschmack eine aussuchen? Das finde ich plausibler, als beide für wahr zu erklären, und gleichzeitig beide als einander ausschließend anzusehen.


Weil du kein Argument für die subjektiv präferierte HYpothese hast, davon abgesehen nennt man das procedere Ockham's Razer und es ist mit einer gewissen wahrscheinlichkeit zuverlässig, nicht absolut.

Ipsissimus
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Mo 12. Feb 2007, 22:07 - Beitrag #23

Das würde stimmen, wenn H2 lautete "Alle Menschen sind in Wahrheit Retortengehirne". Sie lautet aber "Ich bin ein Retortengehirn".


falls du hier nicht einem strengen und absoluten Solipsismus das Wort reden willst, besagt deine Aussage, daß es neben dem Axiom, daß du eine Simulation eines Computers bist, die mögliche Existenz nichtsimulatorischer Wirklichkeiten nicht explizit ausgeschlossen wurde. Darauf hin greift wieder meine Argumentation. Solltest du einem absoluten Solipsismus das Wort reden, wärest du sowohl auf der sicheren (=unwiderlegbaren) Seite, als auch im Narrenparadies^^

Yanāpaw
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Mo 12. Feb 2007, 22:42 - Beitrag #24

Du dich mich wohl kaum als Kleinstkind in der Entwicklungsphase bezeichnest nehme ich mal an du sprichst von der erkenntnistheorethischen/philosophischen Mumpitz-Idee des Solipsismus. Und dieser (imo) Mist hat mit dem Paradox nichts zu tun. Entscheidend ist die Vermeidung von Prämissen nach dem logischen Prinzip alle X sind Y, denn selbst wenn es Retortengehirne, die glauben Menschen zu sein und Menschen zur gleichen Zeit gibt, ändert das nichts an der Unmöglichkeit gleichzeitig beides zu sein. Genau das wird aber hinreichend belegt. Denn die Hypothese "ich bin ein Retortengehirn" schließt nicht die Existenz anderer wahrer Menschen aus, sondern nur das Menschsein der selbstreflektierenden Entität. Denkbar wäre auch ich bin ein Hund, oder ein Baum, ein Stein oder ein String-Tanga von Passionata.

e-noon
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Mo 12. Feb 2007, 23:21 - Beitrag #25

Paradox, das darin besteht, das zwei kontradiktorische Hypothesen exakt gleich wahrscheinlich sind.
Und zwar beide mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50%, müsste man hinzufügen, oder?

Denn ansonsten wäre ein Gegenbeispiel der Münzwurf, Kopf oder Zahl (nicht mit Rand, zu kompliziert) als kontradiktorische Hypothesen, exakt gleiche Wahrscheinlichkeit von 50% und kein Paradox, wenn ich mich nicht täusche.

Es ist ein ausdefiniertes System mit 2 Hypothesen, es gibt keine H3, ich weiß nicht was daran so schwer zu verstehen ist. Und das Paradox ist genau dadurch bedingt, dass es sich um kontradiktorische Aussagen handelt. H1 ist die Negation von H2, so ist das System definiert, dass es kein Paradox mehr ist, wenn du das Definitionssystem änderst ist also nicht weiter erstaunlich...
Schwer zu verstehen ist das in der Tat nicht, allerdings wurde dieses Definitionssystem, es gebe nur zwei einander kontradiktorisch ausschließende Hypothesen, von mir nicht als Definitionssystem erkannt, sondern als mir nicht plausible Folge aus der Tatsache, dass wir Menschen oder auch Gehirne in einem Tank sein könnten, gewertet.
Sind wir uns also wenigstens einig, dass ohne diese nicht genannten Voraussetzungen kein Paradox besteht?
(Falls ja,) Dann sind wir uns vermutlich auch einig, dass unter diesen Voraussetzungen eins besteht.

Yanāpaw
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Di 13. Feb 2007, 19:42 - Beitrag #26

Und zwar beide mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50%, müsste man hinzufügen, oder?


Wie ich bereits vorher anmerkte gelten im konkreten Fall beide als hinreichend belegt, abstrakt gesehen ist das was du sagst natürlich zutreffend, wenngleich man nicht von einer quantifizierbaren Wahrscheinlichkeit ausgehen kann, sondern von Widersrpuchsfreiheit und ausreichender Belegbarkeit.



(Falls ja,) Dann sind wir uns vermutlich auch einig, dass unter diesen Voraussetzungen eins besteht.


wunderbergend.

Ipsissimus
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Mi 14. Feb 2007, 10:44 - Beitrag #27

wenn wir selbst Simulationen schaffen, etwa virtuelle Computerwelten mit virtuellen Wesen, können wir deren sichtbares Verhalten durch die Algorithmen unserer Programme determinieren (wobei es Bestrebungen der AI-Forschung gibt, von diesem determinierbaren Verhalten wegzukommen). Nach allem, was wir wissen, haben diese virtuellen Wesen unserer Simulationen bei dem Puppenspiel, das wir mit ihnen in Szene setzen, keine eigenen Gefühle. Sie können zwar emotionales Verhalten imitieren, fühlen aber nicht. Die Evidenz unserer Gefühle wäre somit ein Indiz dafür, daß H2 nicht komplett kompatibel mit den uns bekannten Phänomenen ist.

e-noon
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Mi 14. Feb 2007, 18:23 - Beitrag #28

Ipsi, soweit ich das verstehe, entsteht aber die Simulation in unserem Gehirn, also ist die Simulation in erster Linie für MICH als Gehirn im Tank erlebbar, auch fühlbar (siehe Matrix ^^ wobei wir natürlich auch nicht wissen, ob die von den Matrix-Protagonisten dargestellten Gefühle von ihnen erlebt werden). Die Emotionen, die der allgemeinen Meinung nach die reale Außenwelt in Verbindung mit unserem Gehirn erzeugt, erzeugt unser Gehirn in H2 mithilfe von außen willentlich zugeführter Impulse. Also spricht das schon mal nicht gegen die Hypothese, würde ich sagen.

Ipsissimus
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Do 15. Feb 2007, 13:20 - Beitrag #29

die Matrix, wie sie in dem Film gezeigt wird, und eine Matrix, die wir real bauen könnten, sind zwei völlig verschiedene Sachverhalte, e-noon. In dem Film wird die Matrix ja aus den Gehirnströmen real existierender, wenn auch im Schlaf gehaltener biologischer Wesen gebaut; wenn du willst, ist sie weniger eine elektronische Simulation, als ein gemeinsamer, durch allerlei elektronische Mittel induzierter und gesteuerter permanenter Traum. Aber das Fühlen in diesem Traum geht auf das Fühlen realexistenter biologischer Wesen zurück.

Demgegenüber würde jede Matrix, die wir derzeit bauen können, eben nichts anderes sein als ein paar Siliziumbrocken, die nach dem Szenario unserer Programme tanzen. Nichts, was wir WISSEN, berechtigt uns zu der Annahme, diese Siliziumbrocken hätten bei ihrer Arbeit irgend so was wie Gefühle.

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