Wertung ohne Emotion möglich?

[Padreic]

@Traitor
Freud hat beispielsweise einen solchen 'Todestrieb' postuliert. Manche Menschen kennen einen Wunsch zu sterben, der natürlich nur dann wirklich hervortritt, wenn es ihnen schlecht geht, aber trotzdem (zumindest in Selbstwahrnehmung) nicht in diesem Schlecht-Gehen ursächlich begründet ist.
Das in allen Einzelheiten zu diskutieren, wäre sicherlich eine schwierige psychologische Debatte (der 'Todestrieb' ist dort zumindest umstritten), der ich mich allein fachlich eigentlich nicht gewachsen fühle.

Aus der auf Anhieb nicht erkennbaren evolutionären Begründbarkeit auf ein Fehlen des Todestriebs zu schließen, halte ich allerdings für gefährlich. Erstens kann ich eine solche bei vielen Dingen auf Anhieb nicht sehen; zweitens müssen wir erstmal schauen, was da ist, und es erst dann erklären und dürfen nicht durch eine gefärbte Brille bestimmte Sachen gleich ausschließen.

Padreic

[Traitor]

Um das Ganze psychologisch sauber zu diskutieren, fehlen auch mir natürlich die Mittel. Aber ich halte Psychologie nachwievor für eine so weiche, bzw noch nicht ausreichend entwickelte, Wissenschaft, dass man auch als Amateur Aussagen treffen kann. Und Freuds Aussagen gehören grundsätzlich zu denen, die ich sehr kritisch betrachte.
Den evolutionären Gedanken habe ich auch nicht als Ausgangspunkt, sondern eher als unterstützendes Nebenargument gesehen. Entscheidend finde ich den Widerspruch zu all meinen Wahrnehmungen der menschlichen Psyche und den Grundmodellen. Allein, dass der Todestrieb nur latent sein soll, widerspricht meinem Verständnis des Wortes "Trieb" als grundlegendes Verhaltensmuster (bzw, in der Terminologie dieses Threads, Kriterium). Deshalb würde ich in den von dir genannten Fällen eher andere Elemente der Psyche am Werk vermuten, etwa nur unterbewusst an die Oberfläche dringende Erinnerungen und ähnliches.