Philosophischer Smalltalk

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Chennyboy
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Mi 29. Dez 2004, 15:16 - Beitrag #41

von Maurice:Wenn ich jemanden vertraue sage ich normalerweise nicht, dass ich an ihn glaube, sondern eben dass ich der Person vertraue.
"Was meinst du? Wird deine Schwester beim Tanzwettbewerb den 1.Platz gewinnen?"- "Ja, ich glaube ganz fest daran!"

Monostratos
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Mi 29. Dez 2004, 15:21 - Beitrag #42

Überschneidet sich nicht die Bedeutung der Worte "Glauben" und "Vertrauen" etwas?

janw
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Mi 29. Dez 2004, 16:11 - Beitrag #43

Nein, Mono, sie überschneidet sich nur bei laxer Handhabung der Sprache.
Jemandem vertrauen heißt, sich sicher zu sein, daß man ihm etwas anvertrauen kann, sich mit etwas konkretem auf ihn verlassen kann.
An jemanden zu glauben heißt, sich auf etwas in demjenigen selbst begründetes verlassen zu können, an den man glaubt.

Der Unterschied kommt am besten im sprachlichen Umgang zum Ausdruck:
Vertraue ich jemandem, so gebe ich ihm das, was ich ihm anvertraue mit dem Hinweis, daß es mir viel bedeutet. Der Umstand des ihm dieses Gebens impliziert für ihn die Vertrauensaussage, oder sollte es zumindest.

Glaube ich an jemanden, so sage ich ihm dies bewußt nur dann, wenn er dies als Bestärkung braucht, weil er vielleicht das eigene Vertrauen in sich verloren hat oder dies geschwächt ist. Es ist sozusagen der ultimative Vertrauensbeweis, dessen Aussprache für Extremfälle vorbehalten ist.

Traitor
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Di 4. Jan 2005, 17:28 - Beitrag #44

@Maurice: "Darüber" steht nichts, es ist ja keine Hierarchie, sondern nur eine Struktur, und am "oberen" Ende stünde einfach "Erkenntnis" ;)
Wirklich transzendente Dinge nach dieser Definition gibt es meines Erachtens auch nicht, aber es ist ja auch nicht meine Definition.

@Padreic: Gerade dass man diesem christlichen Gott absolut vertrauen kann, oder besser: es muss, macht seine Vorstellung für mich so unangenehm.
Stufenerkenntnis ist denkbar, ja. Aber ich hänge der beliebten Idee an, dass Gott, falls er existierte, uns darüber bewusst im Unklaren lassen würde.

@chenny: Umgangssprachliche Verwendung.

@JanW: "Ultimatives Vertrauen" ist für mich immer noch nicht gleich Glauben, da zu diesem eben auch andere Aspekte als Vertrauen gehören.



So, ein neues Thema für diesen Thread. Irgendwo im Wmig oder MPVA oder so erwähnte Jan folgendes:
Ist ein Autor schuldig? Gute Frage...Herr Maurice, übernehmen Sie
Tja, und so ist das mit den Philosophen, sie sind immer dann nicht da, wenn man sie braucht...

Ich würde sagen, Maurice ist da der falsche Ansprechpartner. So, wie ich seine Position verstehe, negiert er einen Begriff wie "Schuld". Das ist eher meine Domäne, ich bin ja schließlich hier der Fan französischer Existentialisten ;)
Nach meinem / deren Modell: Ja, der Autor ist schuldig, denn er hat Verantwortung übernommen.

Noriko
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Di 4. Jan 2005, 17:31 - Beitrag #45

darf man erfahren schuld woran? ^^

Traitor
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Di 4. Jan 2005, 17:33 - Beitrag #46

Daran, dass Kati nicht mehr von aleas Buch loskommt ;) Aber dieser profan-humoristische Grund kann für die kleinphilosophische Betrachtung ja ruhig vernachlässigt werden.

Noriko
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Di 4. Jan 2005, 17:37 - Beitrag #47

ahhh ok.
Ja der Autor ist schuld, ganz klar, zum einen wegen des grundes, zum anderen genrell.
Er hat den dreck fabriziert also hat er dafür geradezusetehen *G*

e-noon
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Di 4. Jan 2005, 17:39 - Beitrag #48

Dafür bin ich zwar ebenfalls die falsche Ansprechpartnerin, aber ich würde trotzdem sagen, dass ein Autor für das von ihm geschriebene die Verantwortung übernehmen sollte, also im gebräuchlichen Sinne des Wortes "Schuld" an den Folgen seiner Werke hat, ob diese nun für positiv oder negativ gehalten werden.
Von meinem deterministischen Weltbild ausgehend halte ich das Konzept der Schuld jedoch für nicht haltbar, da niemand anders hätte handeln können, als er gehandelt hat, sondern von vornherein dazu determiniert war ^^ bisschen fies, ihm dafür die Schuld zu geben, oder?

Traitor
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Di 4. Jan 2005, 17:43 - Beitrag #49

In einem deterministischen Weltbild haben keinerlei philosophische Konzepte irgendeinen Sinn, da sie ja eh nicht anders aussehen können ;)

e-noon
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Di 4. Jan 2005, 17:52 - Beitrag #50

Sie können durchaus ihren Sinn haben oder ihren Zweck erfüllen ^^ und da sie ebenfalls determiniert sind, kann man sie nicht weglassen!
Wir sind nunmal so determiniert, dass wir nach "richtigen" bzw. nützlichen philosiphischen Konzepten streben, und auch das Wissen um den Determinismus zwingt mich nicht, in der Ecke zu hocken und darüber zu weinen, wie unfrei ich doch bin :P Im Gegenteil kann man sich (solange man dazu determiniert ist) ja sagen, dass auch die positiven Auswirkungen, die ein besseres Konzept mit sich bringen kann, determiniert sind ^^ oder so ähnlich.

janw
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Di 4. Jan 2005, 17:53 - Beitrag #51

Dann sollte also auf jedem Buch der Hinweis stehen: "Die Lektüre dieses Buches kann sie zeitlich beanspruchen, sie von nützlicherem und wichtigerem abhalten und auf abwegige Gedanken bringen?"

Da fällt mir ein, hat eigentlich mal jemand den Verlag von "Mein Kampf" zur Verantwortung gezogen?

Noriko
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Di 4. Jan 2005, 17:56 - Beitrag #52

warum soltle man?
der verlag ists ja ent schuld, sondern der Autor ;)

e-noon
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Di 4. Jan 2005, 18:09 - Beitrag #53

... der sich der Verantwortung entzogen hat.
Sollte man nicht, da man den Lesern ein Mindestmaß an Intelligenz zutrauen darf ^^
Schuld muss auch nicht unbedingt Strafe nach sich ziehen, ebenso wie der Wegfall jeglicher Schuld nicht unbedingt einen Wegfall jeglicher Strafe nach sich ziehen muss!

Traitor
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Di 4. Jan 2005, 18:11 - Beitrag #54

@e-noon: Die Begriffe "Sinn", "Zweck" und "Streben" sowie Werturteile machen in einem Determinismus ebensowenig Sinn.

@Jan: Ich bin ja schon lange für den "Lesen gefährdet die Dummheit. Die EU-Bildungsminister"-Aufkleber.

@Noriko: Der Verlag auch, der Buchhändler auch, der Leser auch.

e-noon
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Di 4. Jan 2005, 18:13 - Beitrag #55

Die Begriffe "Sinn", "Zweck" und "Streben" sowie Werturteile machen in einem Determinismus ebensowenig Sinn.

Darf ich fragen, wie du zu der Annahme kommst?

Noriko
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Di 4. Jan 2005, 18:15 - Beitrag #56

Nein nrud er autor, unterbricht bitte meine Hetz und verdammungskampagne nicht ^^

Traitor
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Di 4. Jan 2005, 18:21 - Beitrag #57

@e-noon: Weil in einem deterministischen Weltbild nur alles vor sich hin abläuft und es immer nur virtuelle Bezeichungen für diese Konzepte gibt, diese aber nie reale Wirkungsweisen der Welt sind.
"Antrieb", "Zweck", "Sinn" sind alles Begriffe, die nur bei gebotenen Alterantiven Sinn ergeben, und somit innerhalb einer determinierten Welt nicht existieren können.

PS: Klappe, Noriko ;)

e-noon
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Di 4. Jan 2005, 18:26 - Beitrag #58

Dennoch sind sie notwendig, da sie determiniert sind und die Welt ohne sie komplett anders aussehen würde. Natürlich können wir nichts an dem festgelegten Verlauf ändern, aber wir sind eben so determiniert, dass wir uns trotzdem über die Zukunft Gedanken machen und versuchen, uns so zu verhalten, dass sich daraus keine negativen Folgen für uns ergeben. Ein Konzept zu finden, dass uns dabei hilft, ist daher nach wie vor von Interesse.

Traitor
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Di 4. Jan 2005, 18:31 - Beitrag #59

"Interesse" macht auch keinen Sinn ;)

Um sich nicht ewig im Kreis zu drehen: Ich halte den Determinismus für ähnlich waghalsig und unsinnig wie den Solipsismus. Letzterer hält sämtliche Außenwahrnehmung des Menschen für Illusion, ersterer sämtliche Innenwahrnehmung.
Beide Richtungen schaffen es geschickt, unwiderlegbar zu wirken, beide sind aber auch gleich unbrauchbar zum Leben.

e-noon
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Di 4. Jan 2005, 19:02 - Beitrag #60

M'kay, trotzdem bin ich Deterministin (falls es die Bezeichnung gibt) und lebe relativ gut damit. Was auch wieder eine Wertung enthält, die ich trotz Determinismus aufrechterhalten kann. Weils determiniert ist.
:D

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