Dann soll Maurice zumindest von mir eine Antwort bekommen
Mal von vorne im thread angefangen:
Der Geist wie auch die Gedanken werden vom Gehirn hervorgebracht, sind nicht darin enthalten. Sie sind daher nicht selbst materiell, nur durch materielle Struktur und Funktion bedingt.
Gilt hier der Grundsatz, materiell bedingt, deshalb selbst materiell?
Ipsis Ameisenbeispiel gibt sehr gut wieder, was ich sagen wollte.
Allerdings kommen wir hier vom ursprünglichen Thema weg.
Ipsissimus schrieb:
Es fällt mir zumindest schwer, mir vorzustellen, daß das auf der alleinigen Grundlage systemischer Tätigkeiten des Gehirns erklärbar ist. Bewußtsein als Metafunktion emergenter Prozesse ist mir da schon sehr viel plausibler, bar jeglicher Gewissheit.
Ich weiß nicht, ob wir das gleiche meinen, ich versuche mal eine eigene Erklärung.
Was meinst Du mit systemischer Tätigkeit?
Bewußtsein ist nach Ipsi eine Metafunktion des Gehirns, lassen wir das mal so stehen...
Die treibenden Kräfte des Bewußtseins sind Gedanken und Empfindungen, also Emergenzen der neuronalen Aktivität, würde ich mal so sagen.
Ohne die neuronale Aktivität sind sowohl die Metafunktion wie auch die Emergenzen nicht möglich, wobei sie aber ebenso davon abhängen, daß die Muster der Aktivität und die Verschaltungen ständig wechseln.
Das Gehirn ist kein von außen fertig hingestellter Rechenkasten mit fest programmierten Algorithmen, sondern ein sehr weitgehend variables System mit einigen Konstanten, und jede Veränderung beeinflußt letztlich die Ausprägung emergenter Ergebnisse, teilweise selbstrefentiell.
Kein Gedanke ist zu erklären ohne den Gedanken davor und ohne die Situation, in der er gedacht wurde.
Insofern ist es eine Frage, wie fuzzy und variabel man ein System sein läßt, um seine Tätigkeit noch als systemisch zu bezeichnen.
@Bowus "Bewußtwerdungsneuronen":
Das Bewußtsein ist, wenn ich das richtig verstehe, in verschiedenen verstreuten Zentren verortet und quasi die Emergenz ihrer Aktivität. Wie jetzt Gedanken in die bewußte Ebene geraten, weiß ich nicht, aber so eine Schaltstelle klingt nicht verkehrt.
Ipsissimus schrieb:
Wenn Neuronenfeuer der Inhalt des Gedankens IST, wieso drückt sich dieses dann in Form eines gedankens aus, statt daß ich Neuronenfeuer empfinde? Schmerz z.B. drückt sich ja auch unmittelbar aus und nicht über eine Metadarstellung.
Auch wenn Du Schmerz empfindest, empfindest Du nur eine Repräsentanz, eine Vertretung des Neuronenfeuers. Genau genommen bedarf es noch nicht einmal des Schmerzreizes, um Schmerz zu empfinden, die bloße Vorstellung des gleich erfolgenden Nadelstiches reicht schon. Was Du am Ende wahrnimmst, einen Schmerz oder einen Gedanken, hängt davon ab, durch welche Hirnbereiche die Signale gegangen sind bzw. von welchem Hirnbereich sie kommen. Zur Erzeugung eines Schmerzes reicht es aus, das Schmerzzentrum im Hirn zu reizen. Alles, was nicht von hier kommt, löst auch kein Schmerzempfinden aus.
Zur "Identitätstheorie": Maurice, nicht die feuernden Neuronen sind die Gedanken, sondern die Gedanken sind das Ergebnis des Neuronenfeuer-Konzertes, das in ständig wechselnder Zusammensetzung in immer neuen Sälen gespielt wird, Ergebnis im Sinne einer Emergenz.
Feuerkopf hat da schon recht...
Und Ipsi auch. Der Geist ist, wenn wir mal metaphysische Aspekte rauslassen, keine eigenständige Einheit, auch keine Funktion des Gehirns, sondern eine emergente Eigenschaft des Gehirns, Produkt und Ausdruck eines Teils seiner Aktivität.
Und nach meinem Empfinden ist dieses Bild nicht dualistisch, sondern kann als monistisch angesehen werden.