@e-noon: Entschuldige, dass ich auf dich nicht gesondert eingehe, da deine beiden Punkte auch bei Maurice vorkommen.
@chenny: Keinen Kommentar wert.
@Maurice: Seit wann gibt es bitte "offizielle Definitionen" in der Philosophie? Von wem stammt diese? Welcher Kreis sieht sie als "offiziell" an?
Das Problem dieser Definition ist, dass sie sich bereits inhärent ad absurdum führt, sprich niemals erfüllt sein kann. Selbst unter Annahme einer immateriellen Seele oder aller anderen Tricks kommt man zu keinem Modell, in dem man seinen Willen gegen seinen Willen ändern kann. Es fällt mir schwer, dazu etwas zu schreiben, da ich dieses Paradoxon für dermaßen offensichtlich halte...
Auch im folgenden scheint mir das durchzuschimmern, was auch Padreic beobachtet hat: dass du eine Entscheidung als vom Menschen getrennt ansiehst. Aber es ist doch gerade der Mensch, der sie fällt, es sind seine Erfahrungen und Kriterien, die die Entscheidung bewirken. Wie sollte eine Entscheidung gefällt werden, wenn der Entscheidungsprozess von diesen unabhängig wäre? Dann könnte es nur purer Zufall sein, denn es gäbe ja keine Einflüsse mehr.
Deshalb halte ich diese Definition für unpraktikabel. Über einen Begriff, der niemals Anwendung finden kann, lohnt es sich gar nicht erst, zu diskutieren. Deshalb sollte man "Willensfreiheit" so definieren, dass Weltbilder denkbar sind, in denen er eintritt. Natürlich muss die Definition immer noch das erfüllen, was man vom Wort erwartet, schließlich würde es wenig Sinn machen, einen Fisch als "Freier Wille" zu definieren. Aber ich halte meine Definition für hinreichend, da sie die IMHO zwei entscheidenden Anforderungen an einen freien Willen erfüllt:
-Am Anfang der Welt steht noch nicht jede Entscheidung fest.
-Ein bewusstes Wesen verändert die Welt aktiv und qualitativ anders, als es unintelligente Prozesse tun.
Für diese Form der "Akteurskausalität" trifft selbiges zu wie auf die Definition der Willensfreiheit - sie ist an sich unmöglich. Handlung unabhängig vom Handelnden ist doch vollkommen widersinnig.
Ein schwerwiegender Einwand ist jedoch der der "kurzfristigen Determiniertheit". Man könnte mir vorwerfen, dass ich den Begriff der Determiniertheit so binär benutze, wie ich anderen vorwerfe, "Freiheit" zu benutzen. In gewissem Sinne stimmt das auch, aber das liegt daran, dass ich eben einen Begriff angreife, der von seinen Befürwortern üblicherweise binär gebraucht wird.
Da du das jetzt jedoch abwandelst, muss ich mich auch gegen "kurzfristige Determinierung" verteidigen. Was ich aber nichteinmal 100%ig möchte. Denn prinzipiell wäre es IMHO möglich, kurzfristig mit einer gewissen Genauigkeit vorauszuberechnen, wie ein Mensch reagieren wird, wenn man seine Gehirnfunktion genau kennt. Dies liegt aber daran, dass es eben widersinnig wäre, dass er eine Alternative wählt. Der "kurzfristige Determinismus" ist ein Phänomen, kein wirkendes Prinzip.
Wäre eine Entscheidungssituation mit absolut gleichwertigen Alternativen möglich, die auch keinerlei Vorkonnotierung haben, so wäre die Entscheidung nicht voraussehbar, aber dann wäre sie zufällig.
Das Kernproblem scheint mir zu sein, dass du immer die "reale Alternative" haben willst. Die kann es aber nicht geben, da sie dem Prinzip einer Entscheidungsfindung widerspricht. Freiheit kann nur die Freiheit sein, zu handeln, wie man es wünscht, nicht die Freiheit, gegen den eigenen Willen zu handeln.
Zur Sache mit dem Reduktionismus. Wie ich es im entsprechenden Thread (mir ist immer noch nicht eingefallen, welcher es war...) bereits mehrfach versucht habe, klarzumachen: Emergenz widerspricht dem Reduktionismus nicht. Emergente Phänomene sind, wie der Name sagt, Phänomene, die sich aus dem Wirken von Naturgesetzen ergeben, keine neuen Naturgesetze. Es besteht ein Unterschied zwischen den Sätzen
Die Welt funktioniert reduktionistisch. und
Der Mensch ist in der Lage, die Welt reduktionistisch zu beschreiben. Letzteres ist nicht möglich, ersteres durchaus. Vermutlich sogar noch, wenn man es um
Und der Mensch ist in der Lage, diese reduktionistischen Prinzipien zu finden. ergänzt.
Zum zweiten Post: Gerade unter dem Blickwinkel der Neurobiologie erscheint mir deine "offizielle Definition" noch unsinniger, da eine Trennung von Entscheidung und Entscheidungsgrundlagen immer weniger Sinn macht, je materialistischer das Weltbild ist.
Deine Ontologie hat in meinen Augen bekanntermaßen mit quasi allem Probleme, da es eben kein "Naturgesetzon" gibt. Aber darauf möchte ich hier nicht wieder eingehen.
@Padreic: Ich werde mich mal in deinen Zugang einlesen.