ThodHarfner des Erhabenen

Beiträge: 2858Registriert: 02.06.2001
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das spielt wohl auf das samenkorn an, welches sterben muss, bevor es aufgeht.
ich denke jedoch, dass dieser blickwinkel da nicht ganz unwichtig ist. es ist die freude, die hier glorifiziert wird anhand des kontrastes. ähnlich wohl auch, wenn es sinngemäss heisst " oh glücklicher tod, der du einen solchen retter erhalten hast" (weiss grad nicht mehr, von wem das stammt)
natürlich nimmt man den kontrast von freud und leid gerne, um die freude besonders hervorzuheben. dabei fällt dem leid auch sicher quasi als abfallprodukt etwas "sinn" zu, aber hier wäre ich sehr vorsichtigt.
wenn hier schon das christentum angesprochen ist, möchte ich auch ein wenig in dieser argumentationsschine bleiben:
wenn wir in einer gefallenen welt leben, dann sind gewisse negative grundeigenschaften vorhanden, die unser leben und dasein bestimmen. dass die welt allerdings gefallen ist, ist nicht gut, sondern ein grosses leid. besser wäre es, wenn sie nicht gefallen wäre. wenn wir trotz des leides hoffnung haben, dann auf eine zeit ohne leid, quasi auf eine erlösung. diese schimmert durch das leid immer wieder hindurch, was sicher richtig ist. so kann der eindruck entstehen, dass das leid die freude erst sichtbar macht. oftmals mildert gutes, welches scheinbar aus dem leid ersteht, letztlich aber wohl eher trotz des leides entsteht, den schmerz. hierin liegt imho eine grosse gnade und ein aufweis der liebe gottes vor.
wenn du vom menschen ausgehen willst, so wie er ist, so ist er wie die welt ein gefallener. im leid liegt allerdings nicht das mittel zur rettung. was an ihm schön erscheint, ist die durchschimmernde hoffnung, bzw. etwas eigentlich anderes. wenn so z.b. alte leute von erfahrungen des weltkrieges geradezu schwärmen, dann sicher nicht, weil das leid so toll war, sondern weil sie gerade dort auch echte freundschaft erfahren haben. wenn wir heute diese freundschaften selten bis gar nicht erfahren, dann nicht, weil wir kein leid mehr hätten, und somit die freundschaft nicht gefordert ist, sondern weil wir heute ein ganz anderes, vielleicht soagar tieferes leid haben: die vereinzelung. dieses leid ist so tief, dass sie sogar die freundschaften und liebe unter den menschen ersterben lässt, und dies ganz unromantisch. es ist ausdruck des leides unserer heutigen zeit, wenn dinge zu verflachen scheinen.
wären der mensch und die welt nicht gefallen, wäre freude und glück, ohne dass man einen mangel an leid empfinden würde. ich halte es für sehr zweifelhaft, sich quasi am leiden hochzuziehen, und zu denken, es wäre quasi die grundlage, auf der freude erwächst, und ohne es, also ohne den leid-freude-dualismus wäre auch keine freude. leid ist imho mangel an freude, und das was dort als gut empfunden wird, ist immer die durchschimmernde freude.
dies ist imho auch nicht abstrakt. es bezieht den menschen und auch die welt mit ein. meine anthropologische kritik war ja auch nicht so gemeint, dass man den gesamten menschen bestimmen muss, um über leid zu reden, sondern dass deine bestimmung inkonsequent ist, wenn du einerseits nur auf das leid des menschen und nicht auf die gefallene welt abstrahieren willst (als ob man das könnte) aber dann doch vom leid als abstraktum sprichst. ich wollte hier nur eine unmöglichkeit aufzeigen.
in der hoffnung, mich einigermassen verständlich gemacht zu haben,
gruss,
thod
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