Mensch? Maschine? Oder was?

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Maurice
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Mi 26. Nov 2003, 22:41 - Beitrag #1

Mensch? Maschine? Oder was?

Die Manga-Fans unter uns, oder zumindest einige werdne wohl schon den neuen Band von Battle Angel Alita Last Order gelesen haben, an was sich dieser Thread anlehnt.


ACHTUNG SPOILER!!!
Wie schon aus den letzten Bänden bekannt werden den Bürgern aus Zalem bei dem Initationsritus die Gehirne durch Chips ersetzt, dessen Programm eine perfekte Kopie der Persöhnlichkeit darastellt. Ein menshclicher Körper ohne Gehirn und stattdessen einem Chip, Alita ist das genaue Gegenteil.

SPOILER ENDE!!!


Nun der Problemstellung: Zum einen haben wir einen menschlichen Körper in dem statt ein Gehirn ein Chip ist, der aber zu den selben Leistungen wie ein Gehirn fähig ist und zum anderen einen kybernetischen Körper mit einem menschlichen Gehirn. Wie würdet ihr beides nun klassifizieren? Was davon ist ein Mensch, was eine Maschiene oder würdet ihr die beiden ganz anders benennen?

blobbfish
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Mi 26. Nov 2003, 23:02 - Beitrag #2

Nun, als Physiker oder Logiker kann ich sagen: Wenn kein Unterschied im Handlen etc besteht, wird es wohl ein Mensch sein.

Ganz so einfach will ich mir das aber nicht machen, denn ethisch gesehen macht es schon einen Unterschied, da es sich um eine andere Rasse handelt. Aber man kann auch sagen, dass es Menschen sind, weil man einen Menschen anhand seiner inneren Werte beurteilen soll. Die Cyborgs haben die selben Werte. Sollen wir sie als andere Rasse betrachten? Ich denke nicht. Wir haben sie bewusst so manipuliert und ihnen menschliche Züge gegeben, also sollten wir sie auch wie Menschen behandeln.

Zu einem Menschen gehört ja viel mehr als nur ein Körper. Der vermeintliche Geist[Seele; Bewusstsein] gehört in jedem Fall dazu und solange dieser vorhanden ist, sehe ich keine Probleme. Das Speichermedium ist dabei egal. Wenn wir sie anders behandeln würden, wäre das imho Rassismus und das ist nicht vertretbar denke ich.

Maglor
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Do 27. Nov 2003, 18:44 - Beitrag #3

Wenn man das Konzept Mensch von der Existenz des menschlichen "Körpers" abhängig machen würde, müßte man auch Leichen als Menschen bezeichnen.
De facto ist der Begriff Mensch ein Gattungsbegriff, wie etwa Dackel oder Süßwasserpolyp. Zusätzlich hat sich jedoch eine Konnotation in unsrer Sprache eingenistet. Diese zweite Bedeutung steht in Verbindung mit moralischen und kognitiven Fähigkeit. Der erste hängt mit dem Begriff der Menschlichkeit zusammen, woher auf die Bezeichnug "Unmensch" für Tyrannen und Bösewichte rührt. Das kognitve Prinzip hingegen ist weniger verbreitet, hier wird der Mensch vor allem durch seine Hirnmasse und den daraus folgenden kognitiven Fähigfkeiten definiert, was etwa den Grund dafür leifert das Embrionen in der Bundesrepublik nur über stark eingeschränkte Menschenrechte verfügen. In diesem Zusammenhang ist noch die Handhabung von Tieren zu erwähnen. Hier erhalten besonders intelligente Tiere wie Menschenaffen und Delphine, wobei deren höhere Bestimmung wohl weit unsicherer ist, erweiterte Rechte. So wird der Verzehr von Delphinen, Schimpansen aber auch von Hunden eher verachtet, als der von eher stumpfsinnigen Geschöpfen wie Fischen, Muscheln oder Rindern. (Ich wollte nur bemerken, dass allein der Schein der Intelligenz Einfluß auf die Behandlung von Tieren hat. Schweine und Hunde sind ungefähr gleichen Kalibers, deren Wertschätzung liegt aber im Auge des blinden Betrachters, der Geschöpfe nur von Tellerrändern her kennt....)
In Folge dieser Dreiheit des Begriffs Mensch, nun die/meine Lösung:
Ein Cyborg gehört definitiv der Gattung homo sapiens an, auch wenn sein Hirn durch Elektronik ersetzt wurde.
Ein Cyborg, der wie von Manga-Kennern, zu denen ich mich nichts zähle, als in gleicher Weise wie ein gewöhnlicher Mensch moralisch agierend und denkend beschrieben wurde, scheint auch kein "Unmensch" zu sein.
An den kognitiven Fähigkeiten fiktiver Cyborgs, die offensichtlich einem Manga entsprungen sind, läßt sich in keinster Weise zweifeln, da sie ja quasi unrealistischer technischer Idylle entstammen.
Folglich sind zumindest diese Cyborgs Menschen in jeglicher Hinsicht.
MfG Maglor ;)

Padreic
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Do 27. Nov 2003, 20:02 - Beitrag #4

Ein Chip, der exakt die gleichen Funktionen wie das menschliche Gehirn hat, der würde am Menschsein nichts ändern. Nur wäre ich mir nicht so sicher, dass ein solcher Chip überhaupt theoretisch möglich ist, geschweige denn, dass man ihn produzieren kann. Diesen Chip könnte man aus den Daten konstruieren, die man durch die Beobachtung des Menschen erhält, d.h. die Produzierbarkeit von ihm setzt die Annahme voraus, dass aus dem Verhalten eines Menschen in einer gewissen Zeit, das für alle zukünftigen Situation und man es so berechnen kann. Diese Annahme würde der menschlichen Freiheit widersprechen, deren kategorischer Vertreter ich bekanntlich bin.

Padreic

Maurice
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Do 27. Nov 2003, 22:15 - Beitrag #5

Nicht das hier etwas faslch verstnaden wird: Das Thema soll nicht auf die Frage von Moral und Rechten bezüglich solcher Wesen sein (das Thema hatte ich mal in einem anderen Thread mit wenig Erfolg angesprochen), mir geht es hier um die Frage als was ihr diese Wesen anseht.
Ich zu meinen Teil sehe zwar beide als eine Mischform an, aber wenn man streng trennen müsste, ob hinter der Fassade des Äußeren eine menschliche Person steckt, so würde ich die erste Konstellation im Gegensatz zur zweiten nicht als Mensch anshen. Der Begriff "menschlich" ist imo in diesem Zusammenhang etwas unpräzise, denn "menschlich" im Sinne von "mensch-sein" ist ja etwas anderes als "menschen-ähnlich" was der Begriff ja beides bedeuten kann. Der Chip kann zwar imo mensch-ähnlich, aber nicht mensch-sein sein.

Maglor
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Fr 28. Nov 2003, 12:36 - Beitrag #6

Original geschrieben von Maurice
Das Thema soll nicht auf die Frage von Moral und Rechten bezüglich solcher Wesen sein, mir geht es hier um die Frage als was ihr diese Wesen anseht.

Um festzustellen ob jene Cyborgs Menschen sind, muß man IMHO zuerst festlegen, was oder wie ein Mensch ist. Wer oder Was ein Mensch ist, offenbart sich vor allem darin, wer über Menschenrechte verfügt und ist vor allem eine Frage moralischer Ansichten, wo es so zu gewissen Ausflüchten meinerseits gekommen ist. :D
Wie Maurice ja erkannt hat, gibt es unterschiedliche Deinitionen von "menschlich", also einmal mensch-ähnlich und dann noch mensch-sein. Um dies Unterschiede ging es mir allerdings nicht. Zur weiteren Verdeutlichung setze ich nun dem Menschen die jeweiligen Gegenteile gegenüber.
Definition durch die biologische Spezies:
Mensch - Tier (ferner auch Pflanze, noch ferner Roboter, viel ferner Taschtuch, und so eben alles, was nach dieser Definition nicht Mensch ist)
Mensch - Unmensch (z.B. Tyrann, Monster im übertragenen Sinne, je nach Standpunkt auch Psychopath)
Mensch - Leiche, Embrion, Hirntoter (und jegliche anderen Ansammlungen von humaner Biomasse, die über keinen Intellekt im weitesten Sinne verfügen)
"Der Chip kann zwar imo mensch-ähnlich, aber nicht mensch-sein sein."
Wir gedachten eigentlich über die Natur des Cyborgs und nicht über die des Chips zu sprechen, doch Fakt ist wohl: Der Chip verfügt über Intellekt und Moral, aber gehört für sich allein genommen nicht dem Menschengeschlecht an, da er ja noch nicht mal biologisch ist. :sad:
Auf das Gesamtkunstwerk Cyborg treffen hingegen alle drei Aspekte zu.
Wir können uns ja genauso gut, darüber unterhalten, ob ein Herzschrittmacher menschlich ist. Er ist es für sich allein genommen sicher nicht, aber in einem Menschen gehört er zum Menschen. Das ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. (Ich bin mir nicht sicher, ob das von Aristitoteles ist) :confused:
MfG Maglor


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