Selbstmord- Verstoß gegen die 10 Gebote?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
nemisisali
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Mi 11. Feb 2004, 23:32 - Beitrag #1

Selbstmorgt- Verstos gegen die 10 Gebote?

Also da wir mal wieder in Reli was ganz tolles durchnehemen wollt ich mal fragen was ihr davon haltet.
Wenn man sich selber umbringtist das dann ein verstos gegen das Gebot "Du sollst nicht töten"
Ich mein du tust es ja dann, und ich hab mal denn Film "Hinterm Horizont"gesehen und da kamm die Frau
die sich umgebracht hat in die Hölle. Aber die Leute
haben je meistens voll die Probleme und ist das dann nicht gerechtfertigt?

Padreic
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Do 12. Feb 2004, 15:57 - Beitrag #2

Aus christlichem Verständnis heraus ist Selbstmord sicherlich eine Sünde. Nicht nur aufgrund des Tötungsverbots in den zehn Geboten, sondern auch weil wir von Gott unser Leben geschenkt bekommen haben und wir dieses Geschenk nicht einfach zurückgeben dürfen, nur weil es uns schlecht geht. Etwas anderes ist es vielleicht, wenn wir uns für etwas anderes selbst töten, sprich uns opfern.
Selbstmord ist der stärkste Ausdruck der Verzweiflung und jede Verzweiflung ist auch wider Gott, da sie Ausdruck von mangelndem Glauben ist, denn Glaube überwindet gerade jede Verzweiflung. Egal was man für Probleme im Leben hat, mit genügend Glauben und dem Bewusstsein, dass bei Gott alles möglich ist, kann man sie überwinden bzw. ertragen.

Das soll nicht heißen, dass ich Selbstmörder unbedingt verurteilen will. Sie selbst leiden am meisten unter ihrer Situation und man sollte ihnen gegenüber Mitleid statt Hass (den man ohnehin nie einem anderen Menschen zugedenken sollte) fühlen.
Und die Hölle ist sowieso eine recht eigentümliche Vorstellung. Ich würde die Hölle weniger als ewige Verdammung denn als läuternde Strafe sehen.

Padreic

DaumA
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Do 12. Feb 2004, 18:31 - Beitrag #3

Für einen streng gläubigen, wir das sicherlich eine Sünde sein. Wie Padreic schon geschrieben hat, hat Gott uns das Leben geschenkt und wir sollen es leben. Wenn wir Probleme haben sollen wir beten und Gott wird uns helfen. So wird der Glaube oft dargestellt.
Stell dir mal vor, du schenkst deinem Freund etwas und er wirft es dann, oft grundlos, weg! Wärst du nicht auch enttäuscht? Denn du liebst ihn, und genauso liebt Gott uns.
Doch wenn ein gläubiger für Gott opfert mag dies sicherlich etwas anderes sein. Aber wer macht das? Kann der Glaube so groß sein, dass man so etwas macht?
Aber ich denke auch, dass es ein Verstos in dem Sinne ist, dass es andere Menschen leiden lässt. Das ist das schlimmste daran.

Ja, ich habe mich mal in die Situation hinein versetzt, als würde ich an Gott glauben ;)

Padreic
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Do 12. Feb 2004, 19:15 - Beitrag #4

@DaumA
Dass Leute für ihren Glauben sterben, nennt sich Märtyrertum und das ist tatsächlich schon wiederholt in der Geschichte vorgekommen.
Vergleichbares findet sich auch, obwohl Sokrates kein Christ war und weniger für seine Religion denn für seine philosophische Überzeugung gestorben ist, bei Sokrates, der noch, bevor er das Gift nehmen musste, Gelegenheit zur Flucht hatte, diese aber ausschlug.
Genauso wie Sokrates sollte auch ein Christ keine Angst haben zu sterben, wenn es nötig ist. Wenn man wirklich glaubt (ich wäre froh, wenn ich dergleichen von mir sagen könnte), hängt man nicht sehr an seinen irdischen Gütern und ist jederzeit bereit, sie aufzugeben, wenn die Zeit reif ist.

Padreic

DaumA
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Do 12. Feb 2004, 19:38 - Beitrag #5

Padreic, dass Menschen sich früher für ihren Glauben umbrachten weiß ich, doch wer tut das heute noch?

Nightmare
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Do 12. Feb 2004, 21:39 - Beitrag #6

Wer das heute noch tut? Siehst du eigentlich fern oder noch besser - liest du?

Mind. einmal am Tag sprengt sich irgendwo ein Depp in die Luft weil ihm ein noch größerer Schwachkopf gesagt hat er bekäme dann im "Himmel" 50 Frauen und ein großes Haus. Fanatismus gibt es noch immer auf der Welt, und nicht nur im Osten.

Wenn man mal rüber in die USA sieht (siehe "absolute" religionsfreiheit) - dort gibt es viele Sekten, und da wird sicher auch ge(selbst)mordet.

Meine Meinung zum Selbstmord (mal ganz unabhängig von einer Religion die ich ja eh nicht besitze und es auch nicht beurteilen kann).

In den meisten Fällen höchstwahrscheinlich die falsche Entscheidung, da ich daran glaube dass das Leben recht ausgeglichen ist an Glücks und Depressionsmomenten - und gerade wenn man noch einen großen Teil seines Lebens vor sich hat sollte man daran denken dass man nicht in die Zukunft blicken kann.
Etwas anders ist es z.B. wenn sich jemand mit einer Krankheit rumquälen muss und nicht mehr sehr lange zu leben hat und ohnehin nur noch Schmerzen in seinem Restleben haben wird.

Das war jetzt recht unphilosophisch ausgedrückt, ich hoffe JanW und Padreic verzeihen mir das mal (;

Anadyr
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Do 12. Feb 2004, 21:52 - Beitrag #7

Naja... der christliche Glaube liegt mir fern, deshalb habe ich keine grosse Ahnung von den 10 Geboten und all dem.
Jedoch denke ich, sollte man Selbstmord eher von der ethischen/moralischen Seite her betrachten. Wieso soll mann einen Menschen zum leben zwingen? Ich denke genauso wie wir das Recht zu leben haben, sollten wir auch das Recht zum sterben haben. Wenn man zum leben gezwungen wird, naja ich weiss nicht.

Meuchelmoench
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Do 12. Feb 2004, 22:30 - Beitrag #8

@ [SoH]Nightmare

Man sollte vielleicht zwischen Märtyrern im "klassischen" Sinne und Selbstmordattentätern im modernen Sinne unterscheiden. Sokrates und Jesus, so unterschiedlich man die jeweiligen Geschichten sehen mag, sind ja beide "für etwas gestorben", und deren Tod machte auch auf gewisse Weise Sinn, allerdings ging es ihnen nicht darum, mit ihrem Tod weiteren Tod zu verursachen.



@ Anadyr & allgemein


Gerade angesichts der heutigen medizinischen Möglichkeiten ist diese Frage sicher von Bedeutung: gibt es einen Punkt, ab dem man trotz der medizinischen Möglichkeit der "Fortexistenz" einfach nicht mehr weiter leben möchte?
Und falls es solch einen Punkt nicht gibt: wäre dann nicht jede unterlassene Hilfe und jede Kürzung im medizinischen Bereich Mord und die Ablehnung einer Therapie für sich selbst gleichzusetzen mit Selbstmord?

Eine Reihe schwerer Fragen, wer soll sie beantworten?
Eigentlich, so meine Meinung, kann nur der jeweils einzelne entscheiden dürfen, was er macht. Damit wird es im übrigen nicht unbedingt richtig, was er macht, und ich würde sicher auch versuchen, jemanden, der sich scheinbar "grundlos" töten will, davon abzubringen. Allerdings kann ich mir auch Situationen vorstellen, wo ich jemandem kaum Gründe nennen könnte, z.B. gerade, wenn man alt und schwer krank ist und alle Verwandten schon lange tot sind.
Wie gesagt: selbst *töten*. Ich glaube nicht, dass man sich selbst ermorden kann (Masochisten mal ausgenommen, aber selbst bei denen bezieht sich Masochismus ja auch eher auf den sexuellen Bereich und nicht auf den Tod - so weit ich weiss...); Selbstmord geht per definitionem nicht, jedenfalls nicht ausserhalb des christlichen Rahmens.


Was ich noch eher moralisch verwerflich finde, ist, abgesehen von der Selbsttötung und gleichzeitigen Tötens/Mordens anderer, das "aus der Verantwortung ziehen" durch Freitod.

nemisisali
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Fr 13. Feb 2004, 19:52 - Beitrag #9

Ich finde "Freitöter" auch nicht so toll, was bringt das einem wenn man sich und viele Unschuldige umbringt.
Wenn man das macht für sich, weil man glaubt (Märthyrner)
dann tötet man sich, und niemand Unschuldiges.
Das 2., diese Selbstmörder mit Ziel noch viele Andere zu töten,
finde ich bestrafends wert. Ihm Christentum! Aber ihr glaube sagt ja da etwas anderes.
Andereseits geht es mir um die reälen Selbstmörder, die mit ihrem Leben überfordert sind in ihrer Hinsicht.
Das sind ja auch bedeutent viele Jugentliche...
Ich finde das schade das es wirklich Menschen gibt die nichts Gutes mehr in ihrem Leben sehn :(

Und da gibt es doch soo viel

Maglor
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Di 17. Feb 2004, 18:57 - Beitrag #10

"Sokrates und Jesus, so unterschiedlich man die jeweiligen Geschichten sehen mag, sind ja beide "für etwas gestorben", und deren Tod machte auch auf gewisse Weise Sinn, allerdings ging es ihnen nicht darum, mit ihrem Tod weiteren Tod zu verursachen."
Sokrates und Jesus trennt ein entscheidender Aspekt. Beide starben aus Überzeugung, beide wurden zum Sterben gezwungen, doch während Sokrates für die Wahrheit starb, findet sich im Tod von Jesu Christi ein erstahftes Ziel. Der Kreuztod ist nicht durch das Urteil von Pilatus und den Priestern zu sein, so wie Sokrates Ende allein im Gerichtsbeschluß liegt, nein der Tod Jesu gilt als Vollendung eines göttlichen Planes, erst nicht nur unglückliche juristische Konsequenz, sondern mehr oder weniger geplant.
Gelinde gesagt hat der Tod Jesu einen Zweck. Er ist nicht nur für etwas gestorben, sondern zumindest nach allgemeiner christlicher Überzeugung auch gestorben um zu sterben.
MfG Maglor

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Mi 18. Feb 2004, 00:08 - Beitrag #11

Mh, auf die Unterschiede zwischen den beiden hatte ich ja auch hingewiesen.

Aber ich seh nicht so ganz, warum Sokrates Annahme des Schierlingsbechers nicht "ernsthaft" gewesen sein soll und warum das ohne Zweck gewesen sein soll.

Falls ich dich richtig verstanden habe...

Amy
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Mi 18. Feb 2004, 11:04 - Beitrag #12

In "Luther" wollten sie den Jungen, der sich erhängt hatte, auch nicht auf dem Friedhof eingraben. Nur weil er Selbstmord begangen hat.

Maglor
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Mi 18. Feb 2004, 14:31 - Beitrag #13

@Meuchelmönch
Du hattest schon erwähnt, dass es sich bei Sokrates und Jesus Christus um völlig unterschiedliche Personen handelt, doch ich will die Absicht des Todes unterscheiden.
Sokrates starb für die Wahrheit und für seine Überzeugung, allerdings wäre er ohne den Zwang des Staates Athen wohl kaum bereit gewesen den Giftbecher zu trinken.
Jesus hingegen starb auch um zu sterben. Der Tod Jesu Christi ist daher im Gegensatz zu Sokrates nicht nur Konsequenz der Überzeugung sondern auch bewußte Erfüllung göttlichen Willens.
Es gibt ja da diese kleine, aber feine, Theorie, dass Judas Iskariot Jesus an die Hohepriester verraten mußte, um die Passion einzuleiten und somit das ganze halt zu erfüllen.
MfG Maglor

Meuchelmoench
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Mi 18. Feb 2004, 14:35 - Beitrag #14

Könnte man auch anders sehen:

Sokrates ging ja auch freiwillig in den Tod, weil der die Demokratie Athens achtete, die seinen Tod beschlossen hatte. Auch wenn er meinte, dass diese Entscheidung nicht richtig sei, so akzeptierte er sie dennoch und auch das Prinzip, das dahinter stand, indem er nämlich eben nicht die Möglichkeit zur Flucht wahrnahm.

Maglor
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Mi 18. Feb 2004, 15:48 - Beitrag #15

Ob Sokrates überhaupt fluchtfähig war, ist eine andere Geschichte. Ob Sokrates auch als Konsequenz seiner treue zur attischen Demokratie starb, ist irrelevant, da er auch dann aus Konsequenz seiner überzeugung starb.
Die Sache, auf die ich hinaus will, ist, dass Jesus Christus sich nicht nur aus Überzeugung seiner Strafe hingab, sondern das sein Kreuztod zumindest nach biblischer Überleiferung Selbstzweck war. Es ging also nicht nur darum, dass er, komm was wolle, nicht leugnete Gottes Sohn zu sein, sondern dass er starb, um die Sünde der Welt zu tilgen.
Bei Sokrates ist, dass denk ich eine andere Sache. Er will ja durch seinen Tod keinen besseren Zustand herbeiführen.
So komisch es auch klingen, Jesus Christus Aktion grenzt an Kamikaze. Er gibt sein Leben, um etwas zu erreichen, um die Welt zu verändern, während der trinkende Sokrates wohl oder übel alles aus Wahrhiets- und Gesetzestreue tut.
Jesus Christus hätte sich folglich, wäre er nicht von Judas oder sonst irgendwem verraten worden, sich irgendwie anders um einen gewaltsamen Tod bemühen müssen, um zum Opferlamm zu werden.
MfG Maglor

Amy
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Fr 20. Feb 2004, 19:33 - Beitrag #16

Es war jedenfalls verboten, einen Selbstmörder auf geweihten Boden zu beerdigen. Das heißt, kein Selbstmörder kam auf den Kirchfriedhof, sondern wurde nur irgendwo in einem Waldstück vergraben.

janw
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Fr 20. Feb 2004, 22:24 - Beitrag #17

Etwas anders ist es z.B. wenn sich jemand mit einer Krankheit rumquälen muss und nicht mehr sehr lange zu leben hat und ohnehin nur noch Schmerzen in seinem Restleben haben wird.


Nun, nightmare, ist gebongt ;)

Wäre mal eine interessante Frage, wie das Nicht-Tötungs-Gebot auf hebräisch lautet und sinnmäßig gestaltet ist...

Also wenn man sich auf die Tötung allgemein bezieht, ist Selbsttötung ein Verstoß. Indizien für diese These ergeben sich für Gläubige z.b. aus allen Wundergeschichten, bei denen Menschen vom Tod zum Leben befördert werden, bei denen also offenbar wird, daß das Leben eine Gabe Gottes ist.

Wer nicht glaubt, für den kann es eine Frage sein, wie weit seine persönliche Lebensunzufriedenheit sich an den Schicksalen anderer Menschen messen läßt. Es wird hier meist Menschen geben, denen es objektiv wesentlich schlechter geht, die sich aber trotzdem in ihren Möglichkeiten am Leben erfreuen.
Gesellschaftlich bedeutet dies, daß die Vermittlung von Lebensfreude als eines der wesentlichen Ziele der menschlichen Gemeinschaft gesehen werden könnte. Jeder Trotzdem-Selbstmord wäre dann ein Fall des Scheiterns der Gesellschaft.


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