Monostratus schrieb:
Ich bin mit euer beiden Definitionen, Thrashman und janw, noch unzufrieden. Ich weiss zwar, dass Menschenwürde mit Nächstenliebe Hand in Hand geht, aber doch etwas sehr Verschiedenes ist. Imo ist Menschenwürde ein irrationales "Konstrukt" (Und sie muss irrational sein, weil es im Grunde sonst Utilitarismus wäre) wie die Liebe irrational ist, welches entweder einer höheren Gesinnnung entgegenstrebt oder Endziel ist.
Ja, auch meine Definition war sicher unzureichend.
Trashmans Definition würde ich als utilitaristisch ansehen, Menschenwürde als moralisches Konstrukt, um die menschliche Gesellschaft zu konstituieren und zu stützen.
Ist insofern problematisch, als bei einem Konflikt zwischen zwei Gesellschaften sehr schnell dem jeweils anderen das menschsein und damit die Menschenwürde abgesprochen werden kann, ist auch so geschehen.
Menschenwürde ist kein Naturgesetz, ob ihre Grundlagen womöglich genetisch fixiert sind, wäre zu erörtern. In dem Falle wäre es im Ausmaß dieser Fixierung eine menschliche artspezifische Eigenschaft.
Insofern ist sie am ehesten ein möglicherweise auf genetischen Grundlagen basierendes Konstrukt, das historisch einen Wandel von rational zu nahezu irrational erfahren hat.
Diese "Irrationalisierung" ist darin begründet, daß der Mensch an sich, über die eigene Gemeinschaft hinaus, über seine Eigenschaft als Lebewesen hinaus als Kategorie "sui generis" (eigener Art) anerkannt wurde, verbunden mit der Zuerkennung individueller unveräußerlicher Rechte. Insofern sehe ich den Begriff der Menschenwürde ideengeschichtlich stark mit der Geschichte der Menschenrechte verbandelt.
(Einschub zu dem genetischen Aspekt: Der Mnesch scheint das einzige Lebewesen zu sein, das sich um kranke und tote Artgenossen kümmert. Ohne hierzu jetzt eine Quelle nennen zu können, gibt es eine Auffassung, wonach hierin ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Neandertaler und seinem Zeitgenossen, dem Homo erectus, bestanden hat; letzterer soll sich eben um seine verletzten und schwächeren Artgenossen gekümmert haben, womit der Genpool nicht nur körperlich starke Individuen enthielt, sondern auch geistig starke mit körperlichen Schwächen (Mens sana in corpore sano gilt nämlich nicht unbedingt...). Das soll dann dem H. erectus zu einer größeren geistigen Leistungsfähigkeit und Wendigkeit verholfen haben.)