Wissen bzw. nicht Wissen

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
el elegido
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Do 3. Jun 2004, 23:00 - Beitrag #1

Wissen bzw. nicht Wissen

Könnt ihr euch vorstellen weniger zu wissen und trotzdem Weise zu sein?

habe im Laufe meines Lebens festgestellt das ich mit nackten Fakten nicht immer weiter komme! und das es manchmal garnicht an Wissen bedarf sondern an Intuition.

Nur das Wissen welches durch die eigene Erfahrung erlebt wurde ist letztendlich das was man weiß.

Was meint ihr dazu?
:s155:

Monostratos
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Fr 4. Jun 2004, 10:17 - Beitrag #2

Es kommt darauf an, wieviel Wissen man benötigt, um als "weiser" Mensch zu gelten. Ein Medizinmann aus dem Busch kann weise sein (oder zumindest so angesehen werden), wenn er einige Verhaltensweisen der Tiere voraussagen oder Konflikte schlichten kann.
Faktenwissen ist weniger für Weisheit entscheidend, sondern, wie Du bereits sagtest, Erfahrung (und die Schlüsse, die man aus ihr zieht), solltest Du das mit "Wissen" meinen.

Ansonsten gilt natürlich der Spruch:
"Ich weiss, dass ich nichts weiss."
An die menschliche Endlichkeit in Bezug auf Wissen, und die Unmöglichkeit des Allwissens (und des Strebens danach) wird hier schmerzlich erinnert.

Intuition hat imo weniger mit Weisheit zu tun, Hier fällt das Unterbewusstsein die Entscheidung.

Nightmare
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Fr 4. Jun 2004, 14:56 - Beitrag #3

Hinter deinem Ansatz steckt vielleicht viel mehr als man auf den ersten Blick erkennen mag, el elegido.

Vorweg erstmal ein bisschen was über Wissen (Erkenntnistheorie) - diejenigen, die sich mit Erkenntnistheorie bis Nietzsche und / oder Wissenschaftstheorie bis Popper gut auskennen können diesen Abschnitt getrost auslassen.

Wissen?

Im "normalen" Leben geht ein Mensch gewohnheitsmäßig davon aus, dass das, was er als Welt wahrnimmt, auch in dieser Form existiert, selbst wenn ihm ein anderes Individum wiedersprechen sollte [hierzu vielleicht interessant Quine ]

Irgendwann wird ein Mensch jedoch durch unter anderem durch die Wissenschaft bemerken, dass grundlegendes, was er bisher als wahr angenommen hatte, auf einmal eine bloße Hypothese ist.
Dies kann natürlich zu einer großen Verunsicherung führen, allerdings wird häufig in diesem Zusammenhang vergessen, dass das, was ich unmittelbar wahrnehme, zunächst unbezweifelbar ist.
Wenn ich nun vor dem PC sitze und diesen Beitrag poste, bin ich vielleicht nur eine Routine eines großen "Matrix"Programmes, vielleicht auch nur ein Traum eines Gottes u.s.w.. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass ich unter meinen Fingern eine Tastatur spüre, und an meinem Bildschirm buchstaben auf grauem Hintergrund auftauchen, und ich sie in irgendeiner Form wahrnehme.

Allein die Tatsache, dass ich eine Sache wahrnehme, ist allerdings nicht im geringsten eine Garantie dafür, dass sie etwas mit einer eventuell vorhandenen "Realtiät" zu tun hat, dies beschreibt Kant in der Kritik der reinen Vernunft.
Wichtig ist darüber hinaus, dass man zwischen den unmittelbaren Wahrnehmungen und Vermutungen unterscheidet. So nimmt ein Mensch niemals Kausalität oder Gravitation war, sondern ein "nacheinander" bzw eventuell wie ihm ein Apfel auf den Kopf fällt.

Auf das ausschließen naiver Auffassungen, welche nicht im metaphysischen Bereich liegen, gehe ich vielleicht später nochmal ein.

--

Nun zum eigentlichen Beitrag. Wissen und Weisheit hängen insofern unmittelbar zusammen, als das eine gute Relation den Erfolg im Beruf wie auch in der Gesellschaft begünstigen kann.
Dabei würde ich Weisheit allerdings nicht, oder nicht ausschließlich als eine besonders entwickelte Intution (durch Erfahrung) sehen, sondern als das Wissen, welches man für eine gesunde Charakterbildung benötigt, bezeichnen. Der Charakter hat dann natürlich rückwirkend wieder Auswikungen auf unsere Taten.

Nur das Wissen welches durch die eigene Erfahrung erlebt wurde ist letztendlich das was man weiß


Wenn man das, was ich oben geschrieben habe, liest, stellt man fest, dass an dieser Aussage etwas wahres dran ist. Wenn man nämlich in einem Buch etwas über einen Baum ließt, wird er dadurch für mich noch nicht real, und wenn, dann durch meine Fantasie (und diese ist wegen der Ausschließung von naiven Aussagen nicht mehr wert). Wenn ich ihn jedoch mit einem meiner Sinne wahrgenommen habe, so ist zumindest diese Wahrnehmung an sich unbezweifelbar, und hat einen gewissen wert (ich gehe sogar so weit, dass für uns als Menschen nur das von Wert sein kann, was wir jemals erfahren könnten {entgegen der Meinung einiger anderer hier im Forum}).

el elegido
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Fr 4. Jun 2004, 20:21 - Beitrag #4

wissen oder nicht

Hi zusammen,

Monostratus ich meine keine Weisheit die man aufwiegen kann quantitativ oder gar qualitativ, mit Weisheit beziehe ich mich eher in die Richtung "Reife" nach dem Motto wie gehe ich mit Situationen, Erlebnisse, usw. um. Das ist halt nicht meßbar nach zahlen wie es zum Beispiel beim Weitsprung oder Formel 1 ist.

Nightmare jetzt zu dir : Respekt! bist ein belesener Mensch, nicht weil es so ist sondern weil ich es für mich so definiere, was nicht unbedingt der Realität entsprechen muß. Merke aber das du mich verstanden hast, zumindest was ich rüber bringen möchte:
Wenn man nämlich in einem Buch etwas über einen Baum ließt, wird er dadurch für mich noch nicht real, und wenn, dann durch meine Fantasie (und diese ist wegen der Ausschließung von naiven Aussagen nicht mehr wert). Wenn ich ihn jedoch mit einem meiner Sinne wahrgenommen habe, so ist zumindest diese Wahrnehmung an sich unbezweifelbar, und hat einen gewissen wert (ich gehe sogar so weit, dass für uns als Menschen nur das von Wert sein kann, was wir jemals erfahren könnten
. Nightmare du hast den Punkt getroffen und trotzdem bleiben es nur Worte siehe dein Zitat!

Euch beiden alles Gute und weiter so !!! :s1: :s1:
Ich versuche erstmal hier im Forum klar zu kommen, bedarf schließlich auch Übung für Anfänger wie mich ;)

Wohlwollend
Euer

Padreic
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Fr 4. Jun 2004, 22:49 - Beitrag #5

Ich will hier zuerst einmal von dem schon von Monostratus zitierten sokratischen Ausspruch ausgehen: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Und das Orakel sprach, dass Sokrates der weiseste Mann Athens war. Es wird meist, wie ich finde, zu ausschließlich der Nachsatz betrachte; das 'ich weiß' zu Anfang ist aber IMHO mindestens genauso interessant, denn dieses drückt ja gerade die Art des Wissens des Weisen aus.
Es ist ja gerade kein Wissen, dass er unmittelbar empirisch erfahren haben kann. Es ist ein Prinzip, dass er in all dem, was er erfahren hat, sowohl empirisch als auch durch Selbstbeobachtung, gesehen hat. Es ist kein Schluss im Sinne einer auf Induktion aufbauenden Hypothese, sondern echtes Wissen. Den Kern der Dinge zu sehen, ihn zu wissen, was weit tiefer reicht als sich die uns empirisch unmittelbar offenbarende Oberfläche dieser, ist die Natur des Weisen, wie ich denke.

Es gab schon andere Menschen, die Sachen erkannt haben, zu Weisheit gelangt sind, und das können wir uns zunutze machen. Es reicht allerdings nicht, simpel die in Büchern aufgeschriebenen Weisheiten (denn es ist viel Weises aufgeschrieben worden, auch wenn es von viel Schund verdeckt wird) auswendigzulernen. Der Modus des Wissens der Weisheit ist ein anderer als der des Fakten Wissens, denn bei diesem reicht es aus, es auswendig zu können, bei jenem müssen wir es in unserem innersten Selbst anerkennen, dieses Wissen zu einem Teil von uns machen. Zwar kann uns dabei viel Weises, was gesagt wurde, unterstützen, diesen Schritt müssen wir aber alleine tun.
Weisheit gebiert sich letztendlich immer aus unserer eigenen Beobachtung und unserem eigenen Denken. Beides haben viele verlernt. Die Dinge so zu nehmen, wie sie sind, und nicht so, wie sie scheinen, oder so, wie wir sie gerne hätten, ist schwer. Doch auch das gehört zum Weisen dazu, denn der Weise muss auch immer die Wahrheit lieben, denn sonst könnte er sie nicht in seinem innersten Selbst aufnehmen. Und der Weise selbst muss wahr sein.

Aber auch das Faktenwissen darf man nicht vernachlässigen. Man kann die Dinge oftmals schärfer beobachten, wenn man schon einiges über sie weiß. Aber man darf selbstverständlich dieses Wissen nie für sicher nehmen, insbesondere, weil es von einem anderen aufgeschrieben wurde, den man im Normalfall nicht einmal persönlich kennt.

Einen direkten Zusammenhang zwischen Weisheit und beruflichen Erfolg oder dergleichen sehe ich nicht. Gerade der erfolgreichste Manager mag wenig Weisheit, aber dafür viel Intelligenz und Spürsinn besitzen. Er wird Geld wie Heu haben, aber am Ende seines Lebens wird er verzweifelt da sitzen. Durch Weisheit mag man aber in einem tieferen Sinne zu einem erfolgreichen Leben kommen.
Wenn Nightmare sagt, Weisheit bestehe in dem Wissen, was man für eine gesunde Charakterbildung benötige, hat er sicherlich nicht unrecht; allerdings würde ich es noch ein wenig umformulieren: Weisheit ist das Wissen, das einen gesunden Charakter bildet. Denn bei Nightmares Formulierung wäre das Wissen etwas gegenüber dem innersten Selbst doch äußerliches, während ich es selbst als Fundament des gesunden Charakters des Weisen sähe.

[Übrigens halte ich es auch für durchaus denkbar, dass der Weise in der Welt Gottes Handschrift sehen kann.]

Padreic


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