Wertung ohne Emotion möglich?

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Bowu
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Di 22. Jun 2004, 10:47 - Beitrag #1

Wertung ohne Emotion möglich?

die folgende Frage ergab sich aus dem Thread Jemanden zum reden...
ich habe ihn nur hier herein gestellt weil er sich zu stark vom dortigen Thema entfernt, und hier einfach besser passt.

Original geschrieben von Maurice

Ok das Wort "zufrieden" war hier etwas unpassend. Ich meine eine positive Wertung und "Zufriedenheit" drückt dies ja aus. Für eine Bewertung brauche ich ja keine Emotionen.


Wie willst du ohne Empfindungen etwas bewerten? Das "werten" beinhaltet doch bestimmten objekten der Welt einen Wert zuzuordnen.
Man kann sicher logisch dazu kommen dass eine bestimmte Tätigkeit eine bestimmte Folge hat, damit diese aber "nützlich" ist brauch es einer Bewertung dieser Folge in der gut- schlecht Skala. Ich kann mir nicht vorstellen wie eine Logik etwas bewerten will, ohne vorher (emotional) gewertete Prämissen einzubeziehen.
Ich würde also sagen das auch in deinen Entscheidungen überall nicht-rational-logische Elemente mitwirken.
Ne gute Frage wäre jetzt, welche Emotion dich dazu veranlasst zu denken das der Verstand alles alleine Werten könne. ;)

Traitor
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Di 22. Jun 2004, 12:49 - Beitrag #2

Der konkrete Wertungsvorgang kann durchaus komplett von der Ratio durchgeführt werden - er ist nichts weiter als der Vergleich der Wahrnehmung beziehungsweise der geschätzen Folgen von etwas mit abgespeicherten Kriterien.

Wie diese Kriterien zustandekommen, ist aber der Punkt, an dem es mit einer rein logischen Erklärung schwierig wird. Manche Kriterien ergeben sich aus Nachdenken und Evaluieren, sind also ebenfalls logisch entstanden. Viele beruhen aber auf hauptsächlich emotionalen Erfahrungen, etwa die, die wir noch aus der Kindheit haben. Und
wieder andere scheinen uns sogar angeboren zu sein.
Zwar werden diese beiden letzteren Arten von Kriterien auch stets von der Logik "moderiert" und mit denen der ersten Art abgestimmt, aber sie gründen sich schließlich in nicht-rationalen Elementen. Deshalb spielen in Entscheidungen meist auch vergangene Emotionen mit hinein.

Nicht zu vergessen, dass im Moment der Entscheidung die Ratio durch Emotionen "vernebelt" sein kann, aber das ist ja nicht wirklich das, worum es hier geht.

kido
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Di 22. Jun 2004, 14:15 - Beitrag #3

Der Punkt des Vernebelns durch Emotionen ist durchaus wichtig, denn genau das ist Ausschlaggebend für die Kriterien, dich ich zur Bewertung heranziehe. Mögen Sie noch so logisch und "emotionslos" sein, es ist meiner Meinung nach unmöglich auch nur eine Sekunde emotionslos zu Denken oder zu Handeln. Und diese Emotionen wiederum folgen meinem körperlichen Zustand. Der wiederum wird beinflusst von einem Hormoncocktail, der durch Äußere und innere Reize und Abläufe generiert wird und all das findet im Rahmen meiner genetisch veranlagten Möglichkeiten statt... ergo ich bin bis zu einem gewissen Grad ausgeliefert und den Rest kann ich je nach meinen Fähigkeiten beeinflussen. Aber emotionslos? keine Chance.

Bowu
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Di 22. Jun 2004, 17:44 - Beitrag #4

"1+1=2 "Das konnte ich emotionslos denken, oder bin nicht im Stande die dem zugrundeliegende Emotion zu reflektieren.

Welche Kriterien ,die du den Wertungen zugrundelegst stammen (zum Beispiel) aus dem Nachdenken und Evaluieren und eben nicht aus mit Emotionen gekoppelten Betrachtungen?

Eine Ausnahme der Emotionslosen Wertung wäre evt. die Wahrheit von etwas... Wahrheit scheint mir Emotionslos, aber ob die Wahrheit eine Wertung im eigentlichen Sinn ist... ich bin mir nicht sicher, aber ich würde sagen es ist nur ein umgangsprachliches Phänomen, indem die Lüge zum Beispiel abwertend besetzt ist.

Maurice
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Di 22. Jun 2004, 23:20 - Beitrag #5

Das Urteil ist die Sache des Verstandes

Natürlich kann man Wertungen ohne Emotionen vornehmen.
Ganz allgemeines Beispiel: Ich habe eine Fabrik in der ich unter anderen einen Gegenstand X herstelle. Dieser Gegenstand X hat, wenn er richtig produziert wurde bestimmte Charakter- und somit Qualitätsmerkmale. Erfüllt ein prdouziertes Objekt die von mir gestellten Ansprüche, so bewerte ich das Produkt als gut. Weißt das Prdoukt hingegen deutliche Mängel auf, so bewerte ich dieses Teil als schlecht.
Natürlich kann ich eine negative Emotion empfinden, wenn ich sehe, dass ein Teil nicht meinen Ansprüchen entspricht (z.B. ein Rad hat eine Delle), aber die Wertung erfolgt nicht über die Emotionen, sondern über den Verstand, der sich seine Maßstäbe selbst gegeben hat.

Es gibt in unserem täglichen Leben Vieles, dass für uns gut oder schlecht erst durch Emotionen wird, z.B. wenn uns jemand nett anlächelt, so ist das für uns gut, weil uns dies aufmuntert. Diese Wertung kann nur über Emotionen erfolgen. Ohne Emotionen würde dem Lächeln kein Wert in dem Sinne zukommen, wie mit Emotionen. Aber selbst hier wäre eine Wertung möglich, nämlich indem wir die Gestik als ein positives Signal auffassen, was wie das Attribut schon sagt positiv ist.
Deshalb sehe ich keine Probleme, dass selbst eine Maschiene in der Lage sein könnte zu werten, bedarf es eben nur Maßstäbe, nach dem sie bewerten würde.

Bowu
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Mi 23. Jun 2004, 11:33 - Beitrag #6

Du verdeutlichst argumentativ, das die Emotion ausserhalb deines Urteils sei... also quasi extra.
Meiner Meinung nach versteckt sich aber in deinem Urteil selbst noch die Emotion, nämlcih in dem Begriff der "Ansprüche" genauso wie ich bei Traitor die "Kriterien" als nicht eindeutig von Emotio abgegrenzt sehe... .
Der Anspruch meinen Körper zu versorgen lässt sich beispielsweise leicht auf Hunger zurückführen, oder hier bei uns auf Genuss.
Aber vielleicht habt ihr ein anderes Beispiel in dem eine Wertung ohne Emotion auskommt... oder seht mein Beispiel anders...

Maurice
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Mi 23. Jun 2004, 11:49 - Beitrag #7

Ersetze von mir aus bei meinem Fabrik-Beispiel mich durch eine Maschine, die die produzierten Teile überprüft. Die Maschine überprüft die Teile und sortiert mangelhafte aus. Nach welchen Maßstäben sortiert es die Teile aus? Nach den Wertmaßstäben, die dem Programm eigen ist. Dem sortieren liegt als ein werten zu grunde. Natürich ist dies nicht das selbe Werten, wie bei mir, aber es ist ein Werten. Siehst du in einem Beispiel irgendwelche Probleme? Wo sollen denn hier Emotionen eine Rolle spielen?


Was das Essen angeht, so würden wir natürlich keinen Wert mehr auf den Geschmack des Essens wert legen, wenn wir keine Emotionen hätten, sondern stattdessen mehr darauf, ob es gesund ist. Der Weg weg vom genußessen zum gesundessen ohne negative Nebeneffekte wäre für mich ein Fortschritt. Wenn dies ein Fortschritt ist, warum machen wir es jetzt nicht schon? Weil uns ungesunde Sachen oft besser schmecken als gesunde. Ohne Emotionen würden wir also hier einen deutlichen Effektivitätszuwachs gewinnen können.
Das war jetzt kein Beispiel das zeigt wie Wertung ohne Emotionen möglich ist, weil essen immer mit Wertung einhergeht, aber soll zeigen, dass der Verzicht von Emotionen zu einem effektiveren Wertungsverhalten führen würde.

Bowu
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Mi 23. Jun 2004, 12:38 - Beitrag #8

Die Wertmaßstäbe sind auch nur einprogrammiert... also kannst auch gleich du an dem Fliessband selektieren.
Es wird ja einprogrammiert, dass wenn das Blech für das Auto krumm und verbeult ist beispielsweise, dass es dann aussortiert wird.
Dies findet statt weil verbeulte Autos unserer Ästhetik nicht entsprechen, also nicht gekauft werden. Und es vom Autobauer als schlecht bewertet wird wenn er Autos baut die keiner kauft, und er deswegen arm werden würde und er seinen "gierigen" Neigungen dann nicht nachgehen könnte.

Maurice
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Mi 23. Jun 2004, 12:56 - Beitrag #9

Ja die Bewertungsmaßstäbe stammen von einem Menschen mit Emotionen, werden aber auf das Programm einer Maschine übertragen. Es entscheidet beim sortieren nicht mehr der Mensch selbst, sondern lässt in seinem Sinne sortieren. Dieses Sortieren übernimmt hier die Maschine, die auf Grund der Bewertungsmaßstäbe urteilt, aber keine Emotionen besitzt. Hier wird geurteilt ohne Emotionen.

Bowu
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Mi 23. Jun 2004, 13:15 - Beitrag #10

Hm also für mich ist ein Urteil auf der Grundlage von Emotionen kein Urteil ohne Emotionen...
Hier wird im gegenteil der blose Werkzeugcharakter der Vernunft deutlich... die Richtung wird durch die Emotionen angegeben die Verarbeitung dessen bewerkstellt der Verstand (ob intern oder extern).
Die Maschine in deinem beispiel urteilt doch nicht, sie vollstreckt quasi nur das Urteil des programmierers... Wenn der Programmierer krumme Bleche gut fände, so würde die maschine alle Bleche die nich krumm sind ausrangieren... .
Hier scheint der Verstand nur einen Vergleich keine Wertung vorzunehmen.

kido
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Mi 23. Jun 2004, 13:15 - Beitrag #11

Wenn man davon augeht, dass alle Wertmasstäbe von Menschen stammen und menschliches Denken und Handeln immer auch emotional ist, dann ist alles Werten damit emotional. Auch das von Maschinen, die von Menschen gebaut und programmiert wurden.

Edit: ohne den Weg über eine Emotion ist eine Wertung oft sogar unmöglich. Bzw. Die Emotion ist die Wertung.

Maurice
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Mi 23. Jun 2004, 14:26 - Beitrag #12

Siehe dazu den zweiten Teil meines zweiten Posts.

Ich finde ihr begeht eine Kategorienverwechslung. Um was geht es hier eigentlich um das Urteilen an sich oder das geben eines Urteilsmaßstabes?
Zweites ist bisher nicht ohne Emotionen möglich, weil der Mensch ständig emotional ist und eine Maschine bisher (meines Wissens nach) keine eigenen Maßstäbe setzen kann. Der Akt des Urteilens hingegen ist von Emotionen deshalb unabhängig, weil die Maßstäbe von den Emotionen getrennt wurden und auch Maschinen urteilen können.
Was aber imo entscheidender ist nicht die Frage ob Maßstäbe ohne Emotionen aufstellen kann, sondern ob für das Aufstellen von Maßstäben Emotionen notwendig sind. Sind sie nicht in allen Fällen notwendig, so wären Maßstäbe theoretisch auch ohne das Mitschwingen von Emotionen denkbar.
Der Grad des Begriffs der Emotionalität in diesem Zusammenhang stört mich auch etwas. Ja Emotionen schwingen bei Maßstäben mit, aber ist das eine andere Emotionalität, wenn es sich um Rationale Beurteilungen handelt, als bei emotional geprägten. Emotionen spielen bei der Beurteilung einer zwischenmenschlichen Beziehung eine entscheidende Rolle, hingegen bei einer Entscheidung die auf Daten und Zahlen basiert eine verschwindend geringe. Man kann zwar bei zweitem noch davon reden, dass Emotionen im Spiel sind, doch imo kaum, dass sie eine Rolle spielen. Wenn sie keine Rolle spielen, ist eine Wertung hier auch ohne diese denkbar.

Traitor
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Mi 23. Jun 2004, 14:36 - Beitrag #13

Im Prinzip arbeiten wir hier auf zwei Ebenen: der psychologischen und der philosophischen, erkenntnistheoretischen.

Die psychologische Fragestellung ist, ob der Mensch, wie er ist, dazu in der Lage ist, seine Entscheidungen ohne Emotionen zu fällen. Da scheinen wir uns halbwegs darauf geeinigt zu haben, dass die Entscheidung selbst prinzipiell frei von ihnen sein kann (dies aber nur in Ausnahmefällen ist), während die zugrundeliegenden Maßstäbe stets unter dem Einfluss von Emotionen entstanden sind.

Die tiefergehende, philosophische Frage ist dann, ob solche Maßstäbe grundsätzlich (die reale Natur des Menschen ignorierend) durch reine Logik erlangt werden können, also objektivierbar sind, oder ob immer Subjektives - Emotionen - in sie hineinspielt. Das Thema führt also auf die große Frage nach der Objektivierbarkeit von Wertmaßstäben zurück - eine Frage, die wir hier schon oft diskutiert haben, aber nie zu einem einstimmigen Erlebnis kamen.
Meine Meinung dazu ist, dass wirklich objektiv stets nur Relationen bestimmter Attribute sein können - Objekt A ist schwerer, heller, langsamer als Objekt B. Ein "Objekt A ist besser als Objekt B" kann daraus aber nur durch subjektive Erwartungen (optimales Gewicht = x kg, optimale Helligkeit usw) gewonnen werden.

Bowu
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Mi 23. Jun 2004, 15:08 - Beitrag #14

Ziel des Threads war der Begriff "Wertung", der anscheinend sowohl Urteils als auch Wertungsmaßstabskomponenten enthält.

Ok Dein Beispiel des Essens. Ich meine eben das reine ratio nicht zu dem Urteil kommen kann das Gesundheit gut ist. Das naheliegendste, die Schmerzfreiheit, ist meines Erachtens der gewichtigste grund für Gesundheit.
Ich habe keinen blassen Schimmer wie der Wert der Gesundheit rein rational erklärt werden könnte. Selbst wenn ich es auf den Nutzen von gesunden Menschen zurückschraube... Ob etwas nützt oder nicht, scheint noch immer eine Wertung zu sein die irrational entsteht... Zum Beispiel als Abstraktion von Gefühlen wie wohlsein leidensfreiheit.

Ein sehr grundlegendes Beispiel wäre wie ratio zeigen könnte das Existenz gut ist. Ein Roboter, der ohne jegliche emotional begründete Maßstäbe programmiert wäre, würde meiner Ansicht nach nie ein Ziel haben. Erst wenn ein Sinn einprogramiert wird... (wie zum Beispiel "koche Kaffee" (kaffeekochen= gut) oder "existiere"(Existenz = gut)) hätte der Roboter wenn er rational denken kann die Chance seine Selbstexistenz zu begründen.

Maurice
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Mi 23. Jun 2004, 19:43 - Beitrag #15

Über Trieb, Emotionen und Verstand

Original geschrieben von Bowu
Ein Roboter, der ohne jegliche emotional begründete Maßstäbe programmiert wäre, würde meiner Ansicht nach nie ein Ziel haben.

Man muss ihm einprogrammieren, dass er nach Selbsterhaltung streben soll und er wird danach streben. Dafür bedarf es keine Emotionen. Er wird alles als positiv bewerten, was ihm bei seinem Streben hilfreich ist und alles negativ, was ihm schadet.

Ich glaube auch hier liegt eine Kategorienverwechlung vor. Was lässt uns danach streben zu leben? Unser Selbsterhaltungstrieb, den man auch Lebenstrieb nennen könnte. Trieb ist nicht mit Emotionen gleichzusetzen. Der Trieb ist das was uns antreibt, unser Antrieb sozusagen. Selbst primitive Tiere versuchen zu überleben, aber müssen diese keine Emotionen haben. Demnach sind Emotionen theoretisch nicht nötig um nach Selbsterhaltung zu streben.
Insgesamt sehe ich die menschliche Psyche in vier Hauptaspekte unterteilt: Trieb, Emotionen, Verstand und Sinne. Den Trieb habe ich ja bereits erklärt. Emotionen werden oft auch mit Gefühlen bezeichnet, ich aber trenne diese beiden Begriffe, weil durchaus zwei verschiedene Arten von Empfindungen gibt und ich ratsam finde diese auch verschieden zu bennen. Als Gefühle bezeichne ich Empfindungen wie Hitze, Kälte, Tastsinn, Schmerzen die durch Verletzen von Körperteilen entstehen usw. Unter Emotionen fallen Dinge wie Freude, Trauer, Wut, Angst usw. Es dürfte klar sein inwiefern sich die beiden Begriffe unterscheiden. Der Verstand oder auch die Ratio umfasst alle Bearbeitungsprozesse der Umwelt um es sehr grob auszudrücken. Die Umwelt wird durch die Sinne aufgenommen und analysiert, ausgewertet und bewertet durch den Verstand. Der Verstand ordnet den Input und erarbeitet einen Output. Lesen, schreiben und rechnen sind z.B. Vorgänge des Verstandes. Für gewöhnlich ist der Verstand bei seiner Arbeit aber nich ungestört und die Emotionen nehmen Einfluss auf ihn, wer z.B. nidergeschlagen ist kann sich schlechter konzentrieren.
Der Trieb ist eine sehr unterschwellige Kraft und wir nehmen ihn nur selten bewusst war, deshalb agieren die Emotionen imo als Vermittler zwischen Trieb und Verstand. Was gut für uns erscheint, scheint gut für unser Überleben und die Emotionen unterstreichen dies. Haben wir Hunger sind wir in einer negativen emotionalen Verfassung, der Trieb fordert uns zur Nahrungsaufnahme auf und die Emotionen belohnen uns, wenn wir etwas essen. Was dem Essen zuvorkommt ist die Nahrungsbeschaffung und denken wir uns dazu mal in vergangene Zeiten zurück, wo der Mensch noch jagen musste. Das Jagen ist eine Reaktion des Hungers, der sich durch ein negatives Gefühl in der Magengegend bemerkbar macht und durch eine negative emotionale Verfassung unterstrichen wird. Die Handlung des Jegends ist eine primär verstandesmäßige Angelegenheit. Wir durchstreifen den (hier fiktiven) Wald und suchen nach Nahrung. Sehen wir nun z.B. einen Hasen müssen wir geschickt vorgehen um diesen zu erledigen. Bauen wir eine Falle oder bauen wir einen Speer um ihn zu töten? Die Überlegungen nach dem Vorgehen macht unser Verstand, er beurteilt auch die Ideen die von ihm selber kommen und entschließt sich für eine Idee. All das wird von Emotionen begleitet sein, doch sind diese nur Beiwerk und nicht an der Erarbeitung des Plans von nöten.
Was dieses Beispiel verdeutlichen sollte ist, dass der Trieb uns antreibt, Emotionen die Verlange des Triebes unterstreichen und dem Verstand näherbringen, dieser wiederum Vorgehensweisen entwickelt die Verlange zu verwirklichen.

Was das für unsere Diskussion heißt, ist dass imo die Werturteilsgrundlage eigentlich nicht die Emotionen sind, wie es scheint, sondern unser Trieb. Die Urteile selbst sind alle Angelegenheit des Verstandes, der jediglich mehr oder weniger durch die Emotionen beeinflusst wird.
Wie kann es dann aber zu Entscheidungsdiffusionen kommen? Dies muss daran liegen, dass die drei Komponenten nicht harmonisch miteinander fungieren, in ihrem Entwicklungsstadium unausgereift sind und es Situationen gibt, die sie überfordern.

Meine Überlegungen diesbezüglich sind noch nicht sehr ausgereift, ich spiele unter anderen mit dem Gedanken die Sinne unter die Kategorie des Verstandes einzuordnen.

Bowu
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Do 24. Jun 2004, 09:28 - Beitrag #16

ich würde 2 Punkte einwenden dagegen das der Trieb dei Wertungsgrundlage darstellt, das der Wertungsprozess Sache des Verstandes ist darüber sind wir uns denke ich einig.

1. rein empirisch, gibt es viele Wertungen die nicht mit der Triebtheorie erklärbar scheinen. Zum Beispiel die vielfältige negative Bewertung von Geiz , Bewertungen der Ästethik oder auch einfach die Bewertung eines Buches.
2. Der wichtigere Punkt scheint mir die Frage ,was die Triebe denn darstellen. Meiner Auffassung sind es die Manifestationen bestimmter Emotionen. Denn die Triebe zielen ausschliesslich darauf ab positive Emotionen zu erfahren und negative zu meiden. Zumindest ist mir kein Trieb bekannt der nicht auf emotionale Bedürfnisse abziehlt.

Allerdings ist die Unterscheidung ob die Grundlage hauptsächlich Trieb oder Emotions bestimmt ist für mich weniger wichtig. Denn sie scheint nichts zu leisten, dass uns Schlüsse erlaubt, das der Verstand autonom zu Urteilen kommt.

Wenn man dem Roboter einen Selbsterhaltungstrieb einprogrammiert, dann hat man einen emotional begründeten Maßstab einprogrammiert, und der Roboter orientiert dann seine wertungen an dieser Manifestation von Emotional begründeten Wertungen.

Vielleicht ist es auch lohnenswerter wenn wir erstmal Eigenschaften beider Kategorien sammeln...
Der pure Verstand scheint in jedem Menschen zu gleichen Lösungen zu kommen. also wie das Beispiel 1+1=2
Die Emotionen scheinen mir dagegen eher wie ein Netzwerk, das komplizierte Kopplungen einzelner Empfindungen enthält, und aus diesen heraus zu durchaus verschiedenen Ergebnissen kommt.

Was die Sinne angeht, das sprengt evt. das Thema, aber wenn sie in der Diskussion was beitragen können zu der emotio-ratio Trennung bei Wertungen dann interessiert es mich natürlich auch in dem Thread ;)

Traitor
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Do 24. Jun 2004, 22:35 - Beitrag #17

@Maurice: Ich würde das direkte Wirken der Triebe, wie es bei dir die Grundlage des Systems ist, bezweifeln. In den Worten meines ersten Posts in diesem Thread würde ich die Triebe eher den angeborenen Kriterien (für die Metaphysiker: a priori) zurechnen. Diese wirken aber nicht direkt, sondern sind eben "abgespeicherte" Kriterien, die der Verstand zur Bewertung einer Situation abrufen kann. Wenn der Magen Hunger meldet, überlegt der Verstand, ob Nahrungsbeschaffung vonnöten ist, und gegenüber anderen Überlegungen setzt sich letztendlich der Selbsterhaltungstrieb durch, da er das stärkste Kriterium ist, ein grundlegender Trieb eben.
Außerdem würde ich deine beiden Kategorien "Gefühle" und "Sinne" zusammenlegen, dann mit den Unterkategorien "innere Sinne" und "äußere Sinne". Denn ob mein Magen "Hunger" meldet ist ja im Prinzip keine allzu andere Sache als wenn meine Augen "Baum" melden. Beides sind aus anderen Körperteilen zum Gehirn kommende Informationen. Die äußeren Sinne sind dabei, da komplexer und somit höheren "Verwaltungsaufwand" erfordernd, stärker unter direkter Verstandeskontrolle stehend, während die inneren eher unterbewusst abgehandelt werden und so nur über die Emotionen den Verstand erreichen.

In meinem Modell existieren dann also noch diese prinzipiellen "Abteilungen" der Psyche: Verstand, Unterbewusstein inklusive Emotionen, Sinne und Gedächtnis, wobei Gedächtnis und die "höheren" Sinne sich direkt dem Verstand mitteilen, die "niederen" Sinne (inklusive der inneren, deinen "Gefühlen") über den Umweg der Emotionen.


@Bowu: Mathematische Operationen sind nur der kleinste Teil des Verstandes. Sobald man bei komplexeren Themen ist, kommt auch der Verstand bei verschiedenen Menschen zu verschiedenen Ergebnissen, da er andere Ausgangsdaten, in Form des ihm zur Verfügung stehenden Gedächtnisses, hat. Selbst wenn eine aktuelle Entscheidung rein rational getroffen wird, so wirken immer vergangene Erfahrungen mit hinein, und diese können wiederum auch emotional geprägt sein (siehe oben).

Bowu
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Do 24. Jun 2004, 23:00 - Beitrag #18

Original geschrieben von Traitor
@Bowu: Mathematische Operationen sind nur der kleinste Teil des Verstandes. Sobald man bei komplexeren Themen ist, kommt auch der Verstand bei verschiedenen Menschen zu verschiedenen Ergebnissen, da er andere Ausgangsdaten, in Form des ihm zur Verfügung stehenden Gedächtnisses, hat. Selbst wenn eine aktuelle Entscheidung rein rational getroffen wird, so wirken immer vergangene Erfahrungen mit hinein, und diese können wiederum auch emotional geprägt sein (siehe oben).


nicht anders sehe ich das. Erst wenn reale Entscheidungen auf mathematische (logische)Operationen rückführbar sind/wären wäre der Verstand in der Lage sie zu lösen...

Traitor
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Do 24. Jun 2004, 23:18 - Beitrag #19

Nein, das ist nicht genau das, was ich meine.
Der Verstand "löst" die Entscheidungen auch jetzt schon. Denn die Aufgabe des Verstandes ist die einer Entscheidungsinstanz, die alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen sammelt - von Sinnen, Erinnerungen, Emotionen - und auf dieser Grundlage eine Entscheidung trifft. Ohne diese könnte er das gar nicht. Auch beim 1+1=2 entscheidet er auf Grundlage von Erinnerungen, die zwar rein verstandesmäßig zustandekamen, aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Teil des Verstandes sind.
Im akuten Entscheidungsmoment ist es also recht egal, wie die Kriterien zustandekamen - entscheiden tut der Verstand, höchstens "gedämpft" von den Emotionen.
Die Frage, der man meiner Meinung nach eher nachgehen sollte, da sie ergiebiger ist, ist die nach dem Zustandekommen der Kriterien, inwieweit die Emotionen hier entscheidend sind.

Maurice
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Sa 26. Jun 2004, 12:45 - Beitrag #20

In meinem Modell existieren dann also noch diese prinzipiellen "Abteilungen" der Psyche: Verstand, Unterbewusstein inklusive Emotionen, Sinne und Gedächtnis

Wir reden hier doch über Aspekte der Psyche, oder? Für mich sind Bewusstsein und Unterbewusstsein keine Aspekte wie Verstand oder Emotionen, sondern eine Ebene auf denen sich letzteres abspielt. Was wollen wir alles thematisieren, nur die Aspekte oder auch die Ebenen?
Wie hier aber deutlich wird sind wir uns über die Kathegorisierung der psyschichen Aspekte uneins, wollen wir also versuchen und hoffen zu einem konstruktiven Kosnens zu kommen.

Die Frage, der man meiner Meinung nach eher nachgehen sollte, da sie ergiebiger ist, ist die nach dem Zustandekommen der Kriterien, inwieweit die Emotionen hier entscheidend sind.

Wo hier in der Diskussion imo auch schon ein Fehler gemacht wurde, ist den Ursprung der Bewertungskriterien in den Emotionen zu sehen. Für mich haben die Kriterien von gut und schlecht ihren Ursprung eindeutig in den Trieben. Das Kriterium nach welchen der Trieb die Kriterien festlegt ist der Nutzen für das Überleben. Alles was uns der Erhaltugstrieb veranlasst ist nach "der Meinung des Triebs" der Erhaltung zuträglich. Natürlich kann der Trieb so keine Meinung haben, ich personifiziere die Aspekte aber, weil es so leichter ist sich auszudrücken. Ist aber nur eine Übergangslösung, versteht sich. ;)
Umso elemetarer die Bedürfnisse umso gewichtiger die Rolle der Triebe, umso komplexer Entscheiungsprozesse werden umso wichtiger der Verstand. Wenn es z.B. um Nahrung oder Schlaf geht so spielt der Trieb die Hauptrolle, wenn es aber darum geht eine Matheaufgabe in Stochastik zu lösen ist dies die Aufgtabe des Verstandes.

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