Brauchen Kinder Mystik?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Di 5. Okt 2004, 17:04 - Beitrag #21

Vorneweg: Könntet ihr bitte aufhören mir Dinge zu unterstellen, die ich nicht gesagt habe? Ich denke hier sollte man sich besser unterhalten können, als in dem Thread über Todesstrafe.

Was ich gerade schreiben wollte, verkneife ich mir jetzt.

Sprich aus, was du denkst, es wird mich nicht umbringen.

Ein Kind von 0 - 6 braucht mystische Symbole, um die Welt zu begreifen.

Das wollen wir erstmal sehen, dass diese wirklich absolut notwendig sind, oder nicht...

Ein Kind unter 6 Jahren zu zwingen, die Mystik fortzulassen und rein rational zu funktionieren

Wie sollte ich das Kind denn zu einem Denken zwingen können? Niemand kann jemand anderen diktieren, was er denkt. Ich kann jediglich versuchen, sein Denken zu beeinflussen.
Und auch hier wird wieder übertrieben: Wo habe ich gesagt, dass ein Kind rein rational funktionieren soll? Ich habe nur gesagt, dass es auf Mystik verzichten soll und die Welt so rational wie möglich sehen soll. Das ist ein bedeutender Unterschied!

@Party: All den Kram den man auf einem Geburtstag macht, kann man auch auf einer normalen Party machen. Spiele, Luftballons, Essen usw. Einziger Unterschied ist, dass der Initiator nicht so im Mittelpunkt steht, wie bei einer Geburtstagsfeier.
Außerdem wird hier wieder übertrieben: Ich habe mich entschlossen gegen Mystik und somit gegen religöse Feste ausgesprochen, was hat das aber mit Kindergeburtstagen zu tun? Wenn ich von mir aus kein Ostern und Weihnachten feiern will, warum sollte das implizieren, auch auf eine Geburtstgsfeier zu verzichten? Wo ist denn eine solche bitte mystisch?
Ich selbst mag keine Geburtstagsfeiern, weil diese meisten schief gingen, sei es bei mir oder anderen. Aber deswegen werde ich bestimmt meienm Kind nicht verbieten wollen seinen Geburtstag zu feiern. Auch werde ich ihm nicht verbieten irgendetwas anderes zu feiern, ich selbst werde nur nicht den Vorschlag bringen religöse Feiertage zu pflegen.
Deshalb tadele ich auch das Verhalten deiner Eltern, denn du wolltest immer Geburtstag feiern, konntest aber nicht.

Aber Kinder in unmystischer Ratio aufwachsen zu lassen, ist Gewalt.

Diese Behauptung kann ich nicht nachvollziehen.

Der Satz lautete: Ein Lehrer SOLLTE wertneutral sein.

Sorry das ist Unsinn. Vielleicht ist das eine Floskel, aber die Realität sieht anders aus. Es ist Aufgabe des Lehrers, das System dem er untersteht (in unserem Fall dem demokratischen System der Bundesrepublik Deutschland), den Schülern nahe zu bringen. Willst du das abstreiten? Wenn nein, wie kann man dann von Werteneutralität sprechen?

Es gibt keinen Gott, das ist Quatsch! - Und die Bäckersfrau in irgendeinem Zusammenhang sagt: "Na, dann schließ das mal in dein Nachtgebet an den lieben Gott ein!" - Wie soll es damit umgehen?

Du fragst, wie es imo damit umgehen sollte? Mir glauben, wenn ich ihm sage, dass die Bäckerin Märchen erzählt und diesen Unsinn nicht glauben soll.

(1.) Vielleicht WILL es sogar den Gottglauben für sich haben. (2.) Weil die Freunde zur Kommunion gehen. (3.) Weil es in der Schule lieber mit in die schöne Kirche geht statt in eine andere Klasse zu müssen.

1. Wie gesagt ich kann das Kind nicht dazu zwingen, was es denkt. 2. Herdenverhalten und Gruppenzwang halte ich für eine armseelige Begründung etwas zu tun und ein Zeichen von Schwäche. Wer etwas macht, nur weil es andere machen ohne sich slebst darüber Gednaken gemacht zu haben, ist ein Mitläufer. Wenn mich mein Kind fragen würde, ob es da mitmachen kann, würde ich ihm sagen, dass ich die Idee nicht gut finde, aber wenn es das machen will, dann soll es dies machen. Es wäre zwar bedauerlich, aber das Kind soll selbst entscheiden. 3. Ich gehe gerne in Kirchen, das aber weil ich Kunst mag und nicht wegen der Religion. Es kann daher kein Argument sein nur in den Religionsunterricht zu gehen, weil man Kirchen mag, denn die kann man sich auch so ansehen.

Ich bleibe dabei: ein Kind gegen die gesellschaftlichen Normen zu erziehen, ist schädlich.

Und ich bleibe auch dabei: Nur weil so viele Leute Unsinn machen, muss man ihn nicht mitmachen, nur um bloß nicht anzuecken.

Es ist nicht jeder Mensch mit einem beweglichen Geist gesegnet, der ihn befähigt, über solche Dinge nachzudenken!

Jeder Mensch kann sowas nachdenken, wenn er will (und wnen er nicht wirklich dumm ist). Was den meisten fehlt ist ein Stein des Anstoßes über sowas nachzudenken.

Man sah regelrecht das Augenrollen in ihrer Antwort, als sie bekannte, dass sie NIE auf die Idee käme, sich über so'n Kram Gedanken zu machen, wie ihn meine 6jährige umtreibt.

Wenigstens ist der Großteil der heutigen Jugend schon mal weiter. Auch wenn es bei den meisten nur ein Hollywoodfilm war, der sie über das Thema "Wirklichkeit" hat nachdenken lassen und es bei den meisten zu nicht viel reicht, ist es immerhin ein Zeichen, dass mehr kritisches Denken möglich ist.

Trotzdem ist diese Frau ein liebenswerter, für mich wertvoller Mensch!

Das will ich nicht bestreiten, aber sie wäre imo noch ein besserer Mensch, wenn sie sich auch über so Dinge Gedanken machen würde.

Traitor
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Mi 6. Okt 2004, 18:16 - Beitrag #22

Ich werde jetzt noch selektiver als zuvor nur noch auf ein paar TEilfragen eingehen, von denen ich mir ansatzweise Produktivität erhoffe, der Großteil der letzten Posts ist hoffnungsloses Im-Kreis-Drehen, solange du die von aleas persönlichen Erfahrungen gedeckten und allgemein anerkannten Ansichten zur Kinderpsyche einfach nicht anerkennen willst.

Wenn sich der Mensch nicht der Mystik bedient, muss er wohl eben so mit dem Tod umgehen, nämlich nur mit Zuhilfenahme seines Verstandes. Umso früher er das lernt umso besser. Und man kann die Angst vor dem Tod auch auf rationaler Weise reduzieren und ohne die Verwendung von Mystik. Ich spreche aus Erfahrung.
Nein, umso früher ist NICHT umso besser. Am besten ist immer der angemessene Zeitpunkt, und der liegt bei einem Kind zu der Zeit, wenn es überhaupt erst zu diesem rationalen Umgang in der Lage ist.

Warum sollte es dem Kind weniger schlüssig sein, wenn wir ihm das Modell der "Denkmaschine" Gehirn darbieten? Wir müssen ihm ja nicht erklären, für was welche Hirnregion da ist, wie sie interagieren usw. Das weiß die Wissenschaft ja heute selbst noch nicht genau. Aber das Gehirn als eine "Denkmaschine" dazustellen, die Gedanken produziert, sollte doch auch für das Kind nicht zu schwer sein und warum sollte es ihm nicht als Erklärung ausreichen?
Kennst du nicht das "Warum? Warum?"-Phänomen bei Kindern? Solange eine Erklärung nicht einen qualitativen Unterschied zum zu erklärenden Sachverhalt aufweist, wird sich das Kind nicht damit zufriedengeben. Ein Gehirn ist etwas anschauliches, da wird das Kind dann wissen wollen, wie dieses funktioniert, und mit der Erklärung nichts anzufangen wissen. Seele und Gott dagegen sind in sich ruhende Konzepte, die ein Kind akzeptieren kann, weil ein Hinterfragen anscheinend gar keinen Sinn macht. Anscheinend, wohlgemerkt, bei hinreichend entwickeltem Verstand wird es dann doch möglich.

Du übertreibst und übersteigerst die Sache ins absurde. Mach nicht den gleichen Fehler, wie gewisse User bei der Diskussion zur Todesstrafe.
Wenn du mir sowas unterstellst, leg bitte dar, wie du darauf kommst. Ich wüsste nicht, wo in einer derart mit Relativierungen angereicherten Aussagen eine Übersteigerung ins Absurde zu finden sein soll.

Und ich bleibe auch dabei: Nur weil so viele Leute Unsinn machen, muss man ihn nicht mitmachen, nur um bloß nicht anzuecken.
Auch wenn man noch so überzeugt davon ist, dass die anderen Unsinn machen, ist es schlicht und ergreifend dumm, sich dagegenzustellen, wenn man sich damit nur selbst schadet. Dein Individualismus erscheint mir hier wie so oft als deutlich stärker als dein Utilitarismus.

Ipsissimus
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Do 4. Nov 2004, 22:59 - Beitrag #23

da ich selbst kein Kind erzogen habe, ist meine Ansicht zu dieser Thematik sicher nicht die eines betroffenen Elternteils. Aus meinen eigenen Kindheitserinnerungen könnte ich jedoch zwei Dinge schließen

ein Kind benötigt soviel Mystik, wie die Erwachsenen, die seine primären Bezugspersonen sind (Spiegelfunktion) und

ein Kind schafft sich emotionale mystische Bereiche, wenn ihm Mystik gänzlich vorenthalten wird.

Diese beiden Sätze sind nur scheinbar ein Widerspruch, denn ein Kind reagiert sehr viel stärker auf das, was Erwachsene vorleben, als auf das, was sie ihm verbal vermitteln.

e-noon
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Mi 21. Okt 2009, 22:55 - Beitrag #24

Zitat von aleanjre: Ein Kind von 0 - 6 braucht mystische Symbole, um die Welt zu begreifen. Ende der Durchsage.

Glaube ich nicht. Viele Kinder wachsen einfach so auf. In Gegenden, wo nicht einmal genug Grips und Schutz für Mystik da ist. Oder als Kinder überzeugter Atheisten. Ich habe den Eindruck, dass du einfach Fantasie mit Mystik gleichsetzt. Fantasie ist natürlich superwichtig für ein Kind - auch für einen Erwachsenen, Abstraktion ist die einzige Möglichkeit, in der Welt zurechtzukommen, Vereinfachung, Modellbildung - aber Mystik, das heißt, dass der Erwachsene selbst dran glaubt und ein Geheimnis aus einem eigentlich natürlichen Sachverhalt macht.

Zum Beispiel Tod: Als ich 4 wahr, ist mein Urgroßvater gestorben. Das habe ich überhaupt nicht mitbekommen und habe mich auch nie gefragt, wo er hin ist. Mit ca. 8 ist mein Kaninchen gestorben. Das ist dann in der Mülltonne gelandet. Es war klar: dieses Kaninchen kommt nicht wieder. Ob die Seelen von Tieren in den Himmel kommen (und ab welcher Größe - etwa auch blöde Stechmücken?), war weder den Eltern noch den Priestern klar - es hat mich nicht wirklich interessiert. Wenn ein Nahestehender in der sensiblen Phase stirbt, wo das Kind ihn bereits vermisst, aber es noch nicht begreift (wenn es so etwas gibt), dann kann man sich mit einer ganz natürlichen Metapher behelfen: Er schläft jetzt ganz tief. Und das Kind (wenn es nicht total minderbemittelt ist) wird an der Haltung des Erwachsenen merken, dass dieser Schlaf endgültig ist.
Auf das Krokodil oder den unsichtbaren Freund einzugehen, halte ich bei vielen Kindern für eine gute Idee. Ich habe nie Dinge gesehen oder behauptet zu sehen, die es nicht gibt, meine Eltern bestätigen das. Mein Bruder hatte einen imaginären Freund, aber ihm war auch klar, dass der imaginär ist. Dafür hatte ich eine superdolle Angst vor Gespenstern oder der Gevatterin Tod - aus dem von dir so gelobten Märchen der Frau Holle. Man kann auch eine Menge Schaden anrichten mit zuviel Mystik. Ich hatte nie Angst vor Einbrechern oder Erdbeben, dafür vor Gevatterin Tod und anderen Gruselgeschichten (auch jetzt noch übrigens).

Aber Kinder in unmystischer Ratio aufwachsen zu lassen, ist Gewalt. Nichts anderes.

Wohl kaum. Solange man das macht, was für das Kind angemessen ist und ihm hilft (wie Maurice ja betonte), ist Mystik oder Nichtmystik relativ egal.

Lehrer:
Der Satz lautete: Ein Lehrer SOLLTE wertneutral sein. Sie sind es leider nur ganz selten. Das kann aber keine Entschuldigung dafür sein, bewußt auf diesen Grundsatz zu verzichten.
Ganz klar NICHT. Werte wie zuhören, Klassengemeinschaft, Ausreden lassen, helfen werden den Kindern mit nervigen Plakaten geradezu eingetrichtert. Demokratie wird in fast jedem Politikunterricht als beste Staatsform gepriesen. In Deutsch werden Nazi-kritische literarische Werke analysiert. Es werden Filme geschaut, die die Widerständler im dritten Reich ehren. Schulgottesdienst. Religionsunterricht. Es ist KEINESFALLS Aufgabe eines Lehrers, die Schüler in ein Wertevakuum zu hinterlassen. Auch Selbstverantwortung und der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, sind Werte.

Alles hypothetisch. Ich bleibe dabei: ein Kind gegen die gesellschaftlichen Normen zu erziehen, ist schädlich. Mit einem wissbegierigen Kind, einem gefestigten Jugendlichen über Gott, die Welt und den Rest zu reden, wird seinen Verstand schärfen und die Entwicklung beflügeln.

Ganz genau, alea... denn gesellschaftliche Norme, das sehen wir überall auf der Welt, sind das nonplusultra... Wo kämen wir hin, wenn gesellschaftliche Normen wie Mädchenbeschneidungen, Zwangsverheiratungen, Keuschheit, Gehorsam einfach von den Eltern ignoriert würden? Wenn sie ihr Kind gar zu einem kritischen Menschen mit eigenen Werten erzögen? Dem würden sie ja am Ende das Mäppchen klauen!
(Achtung Ironie)

Ipsissimus
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Do 22. Okt 2009, 11:15 - Beitrag #25

ich glaube nach wie vor, dass diese Frage nicht pauschal zu beantworten ist. Die Bedürfnisse von Kindern richten sich teilweise nach den Bedürfnissen der Erwachsenen, die ihnen primäres Vorbild sind. Sehen die Kinder die Erwachsenen beten, wird Gebet ihnen notwendig; sehen sie die Erwachsenen heiß diskutieren, wird Diskussion ihnen notwendig usw. Darin gibt es natürlich noch individuelle Verschiebungen und Anpassungen, aber ehe ein Kind sich bewusst von den vorgelebten Vorgaben löst, braucht es seine Zeit.

Die Frage ist imo also nur konkret beantwortbar, nicht aber losgelöst von der realen Situation einer Erziehungsumgebung. Man kann nur sagen, dass es genauso möglich ist, Kinder weitgehend frei von mystischen Elementen zu erziehen wie auch, sie in ein Leben voller Mystik zu führen.

Es gibt allerdings noch den Aspekt des Geheimnisses. Geheimnisse neigen dazu, in einer Psyche besonders wichtig zu werden. Wird ein Kind zu sehr im Sinne einer rationalen Lebensaufstellung erzogen, schafft es sich seine eigenen Geheimnisse, und die können und werden auch mystischer Natur sein.

Wie schädlich oder fördernd das eine oder das andere jeweils sind, hängt wiederum vom Einzelfall ab. Es gibt mystisch oder rational orientierte Heilige genauso wie mystisch oder rational orientierte Schwerverbrecher.

e-noon
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Do 22. Okt 2009, 15:39 - Beitrag #26

ich glaube nach wie vor, dass diese Frage nicht pauschal zu beantworten ist. Die Bedürfnisse von Kindern richten sich teilweise nach den Bedürfnissen der Erwachsenen, die ihnen primäres Vorbild sind. Sehen die Kinder die Erwachsenen beten, wird Gebet ihnen notwendig; sehen sie die Erwachsenen heiß diskutieren, wird Diskussion ihnen notwendig usw


Ich sagte ja:
Solange man das macht, was für das Kind angemessen ist


Von daher Zustimmung, der Erwachsene sollte authentisch sein. Wobei dein TEILWEISE sehr wichtig ist.

Es gibt allerdings noch den Aspekt des Geheimnisses. Geheimnisse neigen dazu, in einer Psyche besonders wichtig zu werden. Wird ein Kind zu sehr im Sinne einer rationalen Lebensaufstellung erzogen, schafft es sich seine eigenen Geheimnisse, und die können und werden auch mystischer Natur sein.
Was meinst du genau mit "Geheimnisse"? Bei uns gab es nicht besonders viele Geheimnisse, eher ungelöste Fragen (Wenn Gott so toll ist warum verhungern dann die Kinder in Afrika?), und die wird es auch in einer rationalen Erziehung geben ^^ Und mir haben selten Geheimnisse gefehlt iirc.

Ipsissimus
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Do 22. Okt 2009, 16:02 - Beitrag #27

ich meine nichts Spezielles mit Geheimnis. Ein kleines bisschen Privatheit, ich weiß etwas, das du nicht weißt, das sag ich dir nicht. Alles spielerisch, aber wenn man dieses Spielerische vor-füllt mit "erlaubten" (z.B. nur rationalen oder nur mystischen) bzw. "verbotenen" (rationalen oder mystische) Inhalten, dann wird man erleben, wie ein Kind entgleitet. Ein/e Dreijährige/r muss den Drachen noch sehen dürfen, auch wenn es Angst vor ihm hat; die Aufklärung muss behutsam sein.

Ich wurde in erheblichem Maße mit rationalen Inhalten vor-gefüllt; kein Wunder, wenn ich davon so die Schnauze voll hatte, dass ich ewig brauchte, um aus der Esoterik-Schiene wieder rauszukommen. Zumal ich anhand der mich umgebenden Beispiele auch gleich die Grenzen der Rationalität miterleben durfte, die immer wieder nur allzu schnell ins Willkürliche driftete

e-noon
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Do 22. Okt 2009, 17:29 - Beitrag #28

Privatheit auf jeden Fall. Wenn das für dich schon ein Geheimnis ist ^^ Für mich ist das eher eine Selbstverständlichkeit. Allein schon, wenn die Schlafzimmertür der Eltern manchmal offen und manchmal geschlossen ist, fragt man sich ja irgendwann, warum ^^
Unter "Geheimnisse vor Kindern haben" fallen mir spontan eher düstere Familiengeheimnisse und Leichen im Keller ein, die den Kindern (die es merken, dass etwas bedrohliches vor sich geht) gerade NICHT gut.

Kinder mit irgendetwas vollzufüllen ist generell keine gute Idee. Ich würde von selbst keine Mystik anbieten - Fantasie, spannende Abenteuer und Rätsel natürlich schon - wenn das Kind dann etwas anderes will, rede ich mit ihm und gehe darauf ein. Ein Krokodil unterm Bett ist aber für mich noch keine Mystik, das ist eine Metapher, die das Kind verwendet. Das Kind sieht ja nicht WIRKLICH ein Krokodil; aber es beharrt darauf, das Wort "Krokodil" für etwas einschüchterndes zu benutzen, für das es kein Wort hat. Das ist ja okay! Es geht mir nur darum, dem Kind nichts vorzubeten und ihm Mystik einzutrichtern, wie andere eben Rationalität eintrichtern.
So wie die Schwester von meinem Freund: Der kleine muss abends beten, ob er will oder nicht, ob er was zu sagen hat oder nicht, ob er das versteht oder nicht. Solche, von Erwachsenen indoktrinierte "Mystik" ist imo nicht kindgerecht, sondern genauso schwachsinnig wie der regelmäßige Zwang, in die Kirche zu gehen. Man kann einem Kind, wenn man es denn unbedingt christlich oder muslimisch oder bahaiistisch erziehen will, alles kindgerecht erklären und ihm meinetwegen anbieten, mit ihm zu beten, aber das Kind zu etwas zu zwingen, das es nicht versteht, ist imo schädlicher, als ihm etwas zu erklären versuchen, wozu es vielleicht noch zu klein ist.

Leider ist der Gedanke, dass religiöse Erziehung weltweit ohne Zwang verläuft, völlig utopisch... :(

Ipsissimus
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Do 22. Okt 2009, 18:02 - Beitrag #29

na ja, zwangsweise zu beten hat für mich wiederum nichts mit Mystik zu tun^^ aber ich verstehe, was du meinst

und ich hatte die Teufel und Dämonen wirklich gesehen^^ das war keine Metapher^^

e-noon
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Do 22. Okt 2009, 18:06 - Beitrag #30

Zitat von Ipsissimus:und ich hatte die Teufel und Dämonen wirklich gesehen^^ das war keine Metapher^^

:wzg:
Sehen? Im Sinne von die laufen rum, die werfen Schatten, die sind identisch mit anderen Gegenständen in deiner Wahrnehmung gewesen? Im Sinne von, ich verstehe nicht, wieso Mama und Papa die nicht sehen? Im Sinne von, wenn ich die Augen zumache, sind sie weg, wenn ich sie aufmache, sind sie da?
Echt!??
Ich dachte, das gibt's nur in Filmen!
Erzähl mir mehr!

Ipsissimus
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Do 22. Okt 2009, 19:46 - Beitrag #31

ja, genau in dem Sinne^^

Maglor
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Do 22. Okt 2009, 19:58 - Beitrag #32

Naja, es gibt ja durchaus fixe Ideen die zur totalen Selbsttäuschung und quasi zur Halluzination führen. Mal davon abgesehen, dass gerade im Halbschlaf Halluzinationen häufig vorkommen, was Betten natürlich zum idealen Wohnsitz von Monstern macht.

e-noon
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Do 22. Okt 2009, 20:20 - Beitrag #33

@Ipsi:
Zitat von e-noon:Erzähl mir mehr!

Ipsissimus
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Fr 23. Okt 2009, 09:48 - Beitrag #34

e-noon, das fing etwa mit 4 Jahren an, und bedenke bitte, dass die wenigsten Genies in diesem Alter bereits so gut über die klinischen Symprome von Halluzinationen oder schizophrenen Schüben Bescheid wissen, dass sie nach einer korrekten Selbstdiagnose auch die korrekte Therapie anwenden^^

ich denke, Maglor hat recht, wenn er auf Halluzinationen eines überreizten Kinderhirns tippt. Es hätte wahrscheinlich gereicht, wenn ich mich bei meiner Mutter mal hätte richtig ausweinen dürfen und getröstet worden wäre, aber hochrational, wie es bei uns zuging, war das einzige, das ich bei den wenigen Versuchen zu hören bekam "Rede keinen Unsinn", bei späteren Versuchen auch unterstützt von einer genervten Ohrfeige ... also die Ohrfeige war nicht genervt^^ von daher war der Druck der Wahrnehmungen da, aber es gab keine Entlastung, eigentlich das sicherste Mittel, um derartige Wahrnehmungen zu verfestigen^^ macht aber nichts, zwischen 16 und 20 ließen sie von selbst nach und etwa ab 25 waren sie weg ^^

e-noon
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Fr 23. Okt 2009, 13:23 - Beitrag #35

Offensichtlich haben wir einen verschiedenen Rationalitätsbegriff... für mich ist es keineswegs "vernünftig", ein Kind leiden zu lassen und es sogar für dafür zu bestrafen, wenn es seine Fantasie auslebt oder eventuell sogar krank ist. Und dass sich Kinder bei ihren Eltern ausweinen dürfen, ist doch sowieso klar! "Vernünftig" heißt doch nicht "emotionslos", eher im Gegenteil!

Es ist echt voll hart, was in der Erziehung so alles passiert... :(

Ipsissimus
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Fr 23. Okt 2009, 13:39 - Beitrag #36

auch Rationalität ist aller Absichten Hure^^ Kriege werden hochrational geplant und durchgeführt, genau wie Entlassungen von 20000 Arbeitern oder Finanzkrisen über 4 Billionen Euro^^

wir stecken im dicksten Prämissenkrieg, kaum jemand merkt es, aber alle leiden und suchen Lösungen, die mit dem Problem zuverlässig nichts zu tun haben^^

e-noon
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Fr 23. Okt 2009, 13:44 - Beitrag #37

Weiß jetzt nicht genau, was du damit meinst... bzw. welchen Zusammenhang das hat. Wie du Vernunft definierst, ist ja unerheblich dafür, wie ich meine Vorstellung des Begriffes dann umsetze. Für mich ist Vernunft das Werkzeug, um meine Zielsetzungen durchzusetzen. Meine Zielsetzungen sind: Welt so gut wie möglich beschreiben, glücklich werden, andere glücklich machen. Um die Welt so gut wie möglich zu beschreiben, lasse ich Mystik und allzu voreilige Schlüsse sowie unreflektiertes Übernehmen von Meinungen DA nicht zu, wo die Welt adequat beschrieben werden soll. Wo es für ein Kind darum geht, seine Ängste mithilfe eines eingebildeten Krokodils auszudrücken, kann es soviel Mystik benutzen, wie es will, und ich werde versuchen, angemessen darauf einzugehen. Ich behaupte aber, dass Kinder Mystik (im Gegensatz zu Fantasie) nicht unbedingt BRAUCHEN, wenn sie genügend Liebe, Zuwendung und Anregungen erfahren.

Ipsissimus
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Fr 23. Okt 2009, 14:21 - Beitrag #38

was ich damit sagen will, dass solche Charakterisierungen - etwas ist rational, etwas ist mystisch - überhaupt nichts besagen, solange man nicht Menschen in ihrem faktischen Sosein berücksichtigt. Tiefreligiöse Menschen können fantastische Eltern sein, kühle Rationalisten absolute Versager als Erzieher, und genauso ist das natürlich umgekehrt möglich.

Jeder Mensch muss sich in einem gewissen Grade aus seinen tiefsten Überzeugungen herausziehen und schauen, dass das, was er TUT, zu einigermaßen praktikablen und lebensfähigen Ergebnissen führt, und ob die auf die rationalen oder religiös/mysthischen Prämissen beruhen, ist völlig Jacke wie Hose. Diejenigen, die eine derartige "vorsichtige Weltklugheit" zugunsten ihrer tiefsten Grundprämissen verwerfen, nenne ich Fanatiker, und was bei denen herauskommt, sieht man. Wobei ich diesbezüglich keinen Unterschied zwischen all den vielen Anwendungsfeldern mache. Die "Rationalität" von Wirtschaftsbossen, die tausende von Familien in die Arbeitslosigkeit schicken, und die "Irrationalität" z.B. von religiös motivierten Terroristen entsprechen einander in ihrer Furchtbarkeit.

Die Frage, ob Kinder, denen es gemäß deinen Vorgaben an nichts mangelt , Mystik BRAUCHEN, ist unbeantwortbar. Manche werden sich trotzdem Zugang zu mystischen Inhalten verschaffen, andere nicht. Eine subjektiv empfundene Notwendigkeit basiert nicht unbedingt auf einer objektiven Notwendigkeit, und umgekehrt genauso wenig.

Ein Arbeitskollege von mir sagte einmal sinngemäß: Was du deinen Kindern vorenthalten hast, das sie vielleicht gebraucht hätten, erkennst du erst dann, wenn du siehst, wie sie ihre eigenen Kinder erziehen.

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