
Zur Erklärung: Dieser Post ist eine Kopie von aleanjres Beitrag in Zivilisatorischer Fortschritt, wo er zwar an sich nicht zum eigentlichen Thema des Threads passte, aber inzwischen doch in eine Metadiskussion eingebunden ist, so erklärt sich die Doppelung mit hier. Maurice wolle dieses Unterthema als neuen Thread zur Diskussion der Industriegesellschaftsfrage. - Traitor
Aber genau an diesem Punkt setzt es nun mal an, Traitor. Denn die industrielle Gesellschaft zerstört ohne Rücksicht auf Verluste alle Lebensräume. Obwohl wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und uns nun darauf beschränken, "primitive" Kulturen zu beboachten statt zu assimilieren, lassen wir ihnen trotzdem nicht die Freiheit nach ihren Traditionen weiterzuleben. Der Regenwald wird abgeholzt, das Meer verseucht, die Luft verpestet, alles Rohstoffresourcen aufgefressen.
Mir geht es nicht darum zu sagen: "Schöne alte Zeit, als wir noch Keulenschwingend hinter Mammuts herlaufen durften, so friedlich und rein".
Blödsinn.
Auch bin ich nicht dem Mythos des "edlen Wilden" verfallen, dem Glauben, dass alle Naturvölker im Besitz einer kindlichen Unschuld sind. Es ist wenig romantisches am Leben dieser Völker, und wir wären kaum fähig, uns ihnen schmerzfrei anzupassen. Worauf ich mich berief, war die Zufriedenheit dieser Menschen. Sie streben nicht nach Morgen, nach mehr, immer mehr. Drehen sich nicht ununterbrochen im Kreis und suchen den Sinn.
Viele (keineswegs alle) dieser Völker leben in einem besonderen Einklang mit der Natur. Sie nehmen das, was sie brauchen. Nicht mehr. Sie danken für das, was sie bekommen. Sie bitten, wenn sie nicht genug haben.
Dies eben steht im krassen Gegensatz zur industriell - gesellschaftlichen Denkweise: nimm, soviel du kriegen kannst, bevor ein anderer es nimmt. Es steht dir zu, wenn du es erobern konntest, ist es dein. Wenn du nicht genug hast, such dir Verbündete, um mehr zu bekommen. Vielleicht brauchst du es nicht sofort, aber man muss an die Zukunft denken!
Niemals würde ich den Fortschritt als solchen verteufeln. Ein Leben ohne Bücher wäre für mich undenkbar! Ich genieße Computer, Telefone und Spülmaschinen. Letztere sind Luxus, die ich jederzeit wieder hergeben würde. Das Wissen ist mir allerdings heilig.
Aber der Fortschritt hat einen hohen Preis, dessen ich mir sehr bewußt bin.
Tolkien schreibt in seinem Meisterwerk : (freies Zitat): "Wer etwas zerbricht, um es zu verstehen, verläßt den Pfad der Weisheit."
Wir zerbrechen ständig und ununterbrochen, ohne irgendetwas zu verstehen. Und das, was wir verstehen - was nutzt es uns?
Um mich selbst zu zitieren: Nichts sagt mehr über eine Kultur aus als ihr Umgang mit dem Tod.
Die religiösen Völker haben verschiedene Methoden, ihre Toten zu ehren. Sie werden begraben, verbrannt, ins Meer versenkt. Mumifiziert für die Wiedergeburt, oder aufgegessen, damit ihre Seele teil der Gemeinschaft wird.
Der religiöse Teil unserer Gesellschaft begräbt und betrauert die Toten, setzt ihnen Gedenksteine.
Der wissenschaftliche Teil unserer Gesellschaft seziert die Toten, um jedes bisschen Wissen aus ihnen herauszuholen. Und er bekämpft den Tod als solchen. Triumph über Krankheit und Alter, Fortschritt allein um des Fortschritts willen. Wie viele Lebewesen wurden auf dem Altar der Wissenschaft geopfert, wenn ich mir diese Polemik mal erlauben darf?
Ich weiß nicht die genaue Zahl der verendeten Embryonen, Föten und Neugeborenen, aber es waren hunderte, bevor Schaf Dolly als Klon berühmt wurde. Wofür? Dolly leidet an unzähligen Krankheiten und Gebrechen, hervorgerufen durch das Verfahren. Unzählige Versuche gab es vorher, mit verschiedensten Tierarten. Es gibt keinen Respekt vor dem Leben. Und keine Würdigung des Todes.
Natürlich ist dies nur ein Aspekt der Zivilisation. Der traurigste eben. Kulturell haben wir viel erreicht. "Back to nature" - Schlachtrufe bringen nun wirklich kein Heil. Niemand will bestreiten, dass die Freiheit der Individuen in den demokratischen Staaten unglaublich erstrebenswerter und lebenswerter ist als alle Staatsformen, die es zuvor gab. Würden wir heute die Atomkraftwerke ausschalten, säßen wir nett im Dunkeln. Es muss eben ein verantwortungsbewußter, langsamer Wandel angestrebt werden. Weg von der Raffgier des viel geschimpften Kapitalismus, hin zu dem bescheideneren Modell des "nimm nur, was du brauchst, und lass genug zum nachwachsen".
Das Beobachten der "primitiveren" Kulturen kann uns da ein Vorbild sein.
Ihre Zufriedenheit und Dankbarkeit für das wenige - sollte es unbedingt.
Ich hoffe, ich war nicht zu wirr.
Aber genau an diesem Punkt setzt es nun mal an, Traitor. Denn die industrielle Gesellschaft zerstört ohne Rücksicht auf Verluste alle Lebensräume. Obwohl wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und uns nun darauf beschränken, "primitive" Kulturen zu beboachten statt zu assimilieren, lassen wir ihnen trotzdem nicht die Freiheit nach ihren Traditionen weiterzuleben. Der Regenwald wird abgeholzt, das Meer verseucht, die Luft verpestet, alles Rohstoffresourcen aufgefressen.
Mir geht es nicht darum zu sagen: "Schöne alte Zeit, als wir noch Keulenschwingend hinter Mammuts herlaufen durften, so friedlich und rein".
Blödsinn.
Auch bin ich nicht dem Mythos des "edlen Wilden" verfallen, dem Glauben, dass alle Naturvölker im Besitz einer kindlichen Unschuld sind. Es ist wenig romantisches am Leben dieser Völker, und wir wären kaum fähig, uns ihnen schmerzfrei anzupassen. Worauf ich mich berief, war die Zufriedenheit dieser Menschen. Sie streben nicht nach Morgen, nach mehr, immer mehr. Drehen sich nicht ununterbrochen im Kreis und suchen den Sinn.
Viele (keineswegs alle) dieser Völker leben in einem besonderen Einklang mit der Natur. Sie nehmen das, was sie brauchen. Nicht mehr. Sie danken für das, was sie bekommen. Sie bitten, wenn sie nicht genug haben.
Dies eben steht im krassen Gegensatz zur industriell - gesellschaftlichen Denkweise: nimm, soviel du kriegen kannst, bevor ein anderer es nimmt. Es steht dir zu, wenn du es erobern konntest, ist es dein. Wenn du nicht genug hast, such dir Verbündete, um mehr zu bekommen. Vielleicht brauchst du es nicht sofort, aber man muss an die Zukunft denken!
Niemals würde ich den Fortschritt als solchen verteufeln. Ein Leben ohne Bücher wäre für mich undenkbar! Ich genieße Computer, Telefone und Spülmaschinen. Letztere sind Luxus, die ich jederzeit wieder hergeben würde. Das Wissen ist mir allerdings heilig.
Aber der Fortschritt hat einen hohen Preis, dessen ich mir sehr bewußt bin.
Tolkien schreibt in seinem Meisterwerk : (freies Zitat): "Wer etwas zerbricht, um es zu verstehen, verläßt den Pfad der Weisheit."
Wir zerbrechen ständig und ununterbrochen, ohne irgendetwas zu verstehen. Und das, was wir verstehen - was nutzt es uns?
Um mich selbst zu zitieren: Nichts sagt mehr über eine Kultur aus als ihr Umgang mit dem Tod.
Die religiösen Völker haben verschiedene Methoden, ihre Toten zu ehren. Sie werden begraben, verbrannt, ins Meer versenkt. Mumifiziert für die Wiedergeburt, oder aufgegessen, damit ihre Seele teil der Gemeinschaft wird.
Der religiöse Teil unserer Gesellschaft begräbt und betrauert die Toten, setzt ihnen Gedenksteine.
Der wissenschaftliche Teil unserer Gesellschaft seziert die Toten, um jedes bisschen Wissen aus ihnen herauszuholen. Und er bekämpft den Tod als solchen. Triumph über Krankheit und Alter, Fortschritt allein um des Fortschritts willen. Wie viele Lebewesen wurden auf dem Altar der Wissenschaft geopfert, wenn ich mir diese Polemik mal erlauben darf?
Ich weiß nicht die genaue Zahl der verendeten Embryonen, Föten und Neugeborenen, aber es waren hunderte, bevor Schaf Dolly als Klon berühmt wurde. Wofür? Dolly leidet an unzähligen Krankheiten und Gebrechen, hervorgerufen durch das Verfahren. Unzählige Versuche gab es vorher, mit verschiedensten Tierarten. Es gibt keinen Respekt vor dem Leben. Und keine Würdigung des Todes.
Natürlich ist dies nur ein Aspekt der Zivilisation. Der traurigste eben. Kulturell haben wir viel erreicht. "Back to nature" - Schlachtrufe bringen nun wirklich kein Heil. Niemand will bestreiten, dass die Freiheit der Individuen in den demokratischen Staaten unglaublich erstrebenswerter und lebenswerter ist als alle Staatsformen, die es zuvor gab. Würden wir heute die Atomkraftwerke ausschalten, säßen wir nett im Dunkeln. Es muss eben ein verantwortungsbewußter, langsamer Wandel angestrebt werden. Weg von der Raffgier des viel geschimpften Kapitalismus, hin zu dem bescheideneren Modell des "nimm nur, was du brauchst, und lass genug zum nachwachsen".
Das Beobachten der "primitiveren" Kulturen kann uns da ein Vorbild sein.
Ihre Zufriedenheit und Dankbarkeit für das wenige - sollte es unbedingt.
Ich hoffe, ich war nicht zu wirr.
