Philosophische Terminologie

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Ipsissimus
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Do 23. Feb 2006, 12:15 - Beitrag #41

die reellen Zahlen als Basismenge, das ist Schulmathematik, e-noon, bezogen auf die Physik ist das innerhalb der ohnehin schon gegebenen modellhaften Vereinfachung der Komplexität noch mal eine Komplexitätsreduktion. Es gibt Phänomene, z.B. in der Quanten- und Elementarteilchenphysik, die sich bei einer Beschränkung auf die reellen Zahlen als Definitionsmenge nicht realistisch beschreiben bzw. mathematisch erfassen lassen.

Die Nebenbedingung "es muss eine reelle Zahl als Lösung herauskommen, weil die Lösung real sein muss" ist in meinen Augen auch nur ein Zugeständnis an unser Alltags-Vorstellungsvermögen. Ich halte es ohne weiteres für möglich, daß auch den imaginären und komplexen Lösungen eine "reale Realität" zukommt, die wir aufgrund unserer sinnlichen Begrenzung nur nicht real wahrnehmen.

Traitor
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Do 23. Feb 2006, 12:17 - Beitrag #42

Wenn du die Sinusförmigkeit bereits voraussetzt, kannst du im reellen bleiben. Aber die interessante Frage ist ja gerade: warum ist die Schwingung sinusförmig? Und dabei passiert folgendes faszinierendes: man stellt die Differentialgleichung der Pendelbewegung auf (mit Schwung, Gravitation), löst diese, erhält eine komplexe Exponentialfunktion, und mit den richtigen Randbedingungen (u.a., dass die Amplitude reell sein soll) erhält man einen Sinus, der nach der Eulersche Formel gerade aus komplexen exps besteht.

Bezug auf die Realität? Ist ein Pendel dir nicht real genug? (abgesehen davon, dass der Faden masselos, das Gewicht punktförmig und alles reibungsfrei ist... :D)

Maurice
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Fr 24. Feb 2006, 16:00 - Beitrag #43

Ich ziehe hier meinen Hut vor dir Traitor. Du bist einfach der größere Klugscheisser von uns beiden. :D ;)

Im ernst: In meinen Ohren ist die zweite Aussage schon wieder problematisch, aber das ergibt sich nur aus meiner Sicht der Dinge.

e-noon
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Fr 10. Jul 2009, 16:17 - Beitrag #44

Abgeklaertheit?

Ipsissimus
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Fr 10. Jul 2009, 16:55 - Beitrag #45

Ataraxia? Stoa? Weisheit? Den Fehler erkennen, ehe man ihn gemacht hat? Die Konsequenzen vor der Tat erfassen und die Tat darauf abstimmen? Die Wand, gegen die man läuft, nicht für den Schmerz im Schädelbereich verantwortlich machen, sondern den eigenen Kopf, weil der nicht in der Lage war, rechtzeitig bremsen zu wollen?

janw
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Fr 10. Jul 2009, 21:41 - Beitrag #46

Zusätzlich vielleicht Einfügen in das Unvermeidliche, damit mehr Raum für das Mögliche gewinnend?

Ipsissimus
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Fr 10. Jul 2009, 23:17 - Beitrag #47

auch. Und sicher einiges mehr in der Art

janw
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Sa 11. Jul 2009, 01:04 - Beitrag #48

Ist vielleicht eine hohe Selbstgewissheit über eigenes geistiges Können leicht hinderlich dafür, Abgeklärtheit eine Form von epoché der ratio?

Ipsissimus
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Sa 11. Jul 2009, 12:30 - Beitrag #49

ein gelassenes Selbstvertrauen, das über die Grenzen sowohl der eigenen als auch der Möglichkeiten anderer Menschen Bescheid weiß, ist sicher nützlich. Im Wesentlichen erachte ich Abgeklärtheit als eine Eigenart der Psyche, die nicht mehr bestrebt ist, um der Erreichung von Zielen willen sich über die Implikationen und Konsequenzen des eigenen Tuns hinwegzutäuschen und außerdem die eigene Zielverfolgung in Gelassenheit, ohne jegliche emotionale Aufregung betreibt. Euphorie und Hybris als Motivationsmittel mögen toll sein, verzerren aber auch den Blick auf die Wirklichkeit.

Maglor
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Sa 11. Jul 2009, 13:32 - Beitrag #50

Der abgeklärte Mensch ist fern etwas zu verklären und weder verbittert, noch erbittert.
Aber Grunde drückt es am besten Wolf Biermann in seinem Lied "Ermutigung" aus:
Du, lass dich nicht verhärten, in dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen – die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich, und brechen ab sogleich

Hier mal gesungen und in bewegten Bildern. Im Grunde sagt es alles aus, ohne das Wort "abgeklärt" auch nur zu benutzen. Wenn man nun nicht ertappt fühlt, ist man ganz sicher abgeklärt. ;)

Traitor
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So 12. Jul 2009, 16:05 - Beitrag #51

Ich würde unter Abgeklärtheit primär verstehen, in einer Stressituation behindernde Emotionen wie Panik, Genervtheit, Mitgefühl oder Begeisterung ausblenden zu können und sich logisch für die beste Handlungsweise zu entscheiden. Daher ist sie auch sehr stark mit Erfahrung in entsprechenden Situationen korreliert.
Inwiefern man dabei den korrekten Überblick über die eigenen Möglichkeiten und die anstehenden Konsequenzen hat, würde ich lediglich als weitere korrelierte Eigenschaft, aber nicht als Teil der Abgeklärtheit selbst, betrachten. Man kann auch sehr abgeklärt eine völlig falsche und verantwortungslose Entscheidung treffen.

Maglor
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So 12. Jul 2009, 17:35 - Beitrag #52

Naja, ich glaube es gibt da ganz feine Unterschiede zwischen abgeklärt, abgebrüht und abgestumpft.
Wer Emotionen ausblendet, ist eher abgebrüht. Wer abgestumpft ist, hat keine.
Wer abgeklärt ist, hat noch den Glanz ist nicht einfach stumpf. Duchaus berührt, aber nicht hin oder hergerissen...
Hat glaube ich mich weniger mit Erfahrunng zu tun als mit innerem Frieden.

janw
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So 12. Jul 2009, 17:54 - Beitrag #53

Wie Ipsi mal sagte: "Entspanne dich grundlos", ich denke das trifft es, neben seinem
Eigenart der Psyche, die nicht mehr bestrebt ist, um der Erreichung von Zielen willen sich über die Implikationen und Konsequenzen des eigenen Tuns hinwegzutäuschen und außerdem die eigene Zielverfolgung in Gelassenheit, ohne jegliche emotionale Aufregung betreibt.

henryN
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Mo 13. Jul 2009, 01:25 - Beitrag #54

....ohne Träume..... (nach Aristoteles)

e-noon
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Do 20. Mai 2010, 22:16 - Beitrag #55

Kontingent: Es hätte auch NICHT passieren können; nicht notwendig.

Ipsissimus
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Fr 28. Mai 2010, 10:48 - Beitrag #56

die modallogische Definition von Kontingenz lautet Bild

dabei ist A das Eintreten eines Ereignis, non-A das Ausbleiben eines Ereignisses (die Raute steht für "Möglichkeit", das umgekehrte V ist das logische UND), und Kontingenz liegt dann vor, wenn das Eintreten und das Ausbleiben von A gleichermaßen möglich sind

etwas freier interpretiert heißt das, ein Ereignis ist dann kontingent, wenn es von keinem Naturgesetz verboten, aber auch von keinem erzwungen wird.

e-noon
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So 10. Feb 2013, 23:21 - Beitrag #57

Zitat von Wiki:Pertinenz: in der Gelehrtensprache die Zusammengehörigkeit und ist bedeutsam für das Pertinenzprinzip.


Gelehrtensprache? :P

Ipsissimus
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Mo 11. Feb 2013, 00:03 - Beitrag #58

die bramarbasieren eben gerne, die Gelehrten^^

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