@Ipsissimus
Es war auch nur meine Absicht, den Glauben an die Natürlichkeit des Werterelativismus ein wenig zu untergraben. Dass mir dabei springende Punkte entgangen sind, steht außer Frage

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Dann - Werterelativismus leugnet, wie der Name schon sagt, nicht die Existenz von Werten, er leugnet lediglich ihre Rückführbarkeit auf eine absolute Begründbarkeit, betont, anders gesagt, also ihre Kontingenz und damit letztlich ihre Disponibilität.
Wir sollten uns sehr genau darauf verständigen, worüber wir reden. Ich würde nicht so weit gehen, dass ich absolute Begründbarkeit postuliere. Das wird, weiß Gott, schwer genug, wenn man es mit Faktischem und nicht Normativem zu tun hat.
Mir geht es um die Existenz von absoluten Werten. Die ich womöglich nur subjektiv wahrnehmen oder vielleicht vielmehr fühlen kann.
Werterelativisten haben also öfter die Neigung, bei Werten nicht zu sehen, daß sie nützen, sondern zu fragen, wem sie nützen - und wenn der faktische oder proklamierte Nutzen zu einseitig verteilt ist, den Wert als solchen in Frage zu stellen.
Es bleibt die Frage, warum sie gerade die Werte mit einseitiger Nutzenverteilung in Frage stellen. Und ob da nicht doch noch ein versteckter Glaube an die Werthaftigkeit von irgensoetwas wie Gerechtigkeit hintersteckt.
Ich finde es lediglich wünschenswert, zu betonen, daß wir das auf der Basis von kontingenten Prämissen betreiben, die wir daher nicht so fürchterlich wichtig nehmen müssen, schon gar nicht dann, wenn uns die Schlussfolgerungen daraus vorschnell dazu verleiten, zu verurteilen statt zu beurteilen.
Was ist der genaue Unterschied zwischen beurteilen und verurteilen?
Ich sehe es aber auch sehr kritisch, wenn man seine Moral einfach absolut setzt.
Deine Einstellung zum Common Sense teile ich eher nicht^^ da halte ich es mit Einstein "Gesunder Menschenverstand ist die Summe aller Vorurteile, die ein Mensch bis zu seinem 20ten Lebensjahr aufgenommen hat." Mensch kann sie natürlich pflegen, seine Vorurteile, aber mensch muss sie nicht pflegen.
Ich halte auch nicht viel vom Common Sense. Man kann meinetwegen auch ohne Begründung von ihm abweichen. Aber nicht unbedingt in Diskussionen. Oder zumindest passte es mir für meine Argumentation gerade in den Kram, es so zu sehen

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Bezüglich der Menschenrechte kann ich dir übrigens im wesentlichen zustimmen.
Daß ich für mich die Haltung des zynischen Kommentators wählte, habe ich ja schon mitgeteilt. Teil dieses Weges ist für mich, daß ich nach Situation entscheide, nicht nach Prinzip.
Nach sich selbst verabsolutierenden Prinzipien zu entscheiden, sehe ich ebenfalls als Gefahr an. Dass es möglicherweise gültige moralische Prinzipien gibt, heißt noch lange nicht, dass wir sie auch erkennen können und noch viel weniger, dass wir sie erkannt haben.
@e-noon
Wiewohl zum ausgesprochenen Zeitpunkt nicht real, haben gewisse subjektive Werte wie Achtung vor dem Leben und der Würde eines Menschen schon bei der Durchsetzung faktisch besserer Lebensumstände mitgeholfen.
Oho, faktisch besser

. Zumindest ich verbinde mit dem Wort 'faktisch' eine Wertung. Dass es nicht nur am Wort hängt, zeigt IMHO das vorangehende Zitat:
Manchmal vergisst du imo oder erwähnst vielleicht einfach nicht, Ipsi, dass genau diese subjektiven Werte, Ideale, wie der Glaube an die Menschenrechte, uns (wir=unser Kulturkreis) aus der selbstverständlichen Sklaverei der Antike, der Begrenzung des Wirkungskreises der Frau auf die Privaträume ihres Hauses, der Ausgeliefertheit der Bauern an ihre Lehensherren herausgeführt haben.
Du scheinst damit irgendwie anzudeuten, dass es wertvolle Fortschritte waren, die da stattfinden und nicht unbedingt nur deinem persönlichen und willkürlichen Geschmack nach.
Wenn du da anderer Meinung bist, die Frage an dich: unterscheiden sich deine Handlungen und Ansichten (jenseits von expliziten Äußerungen zum Thema) real von denen, die du tätigen würdest bzw. hättest, wenn du die Existenz einer objektiven Ethik annehmen würdest?
Wieso sollte man seine Meinung absolutieren, nur weil man sie für richtig hält? Warum sollte ich denken, es ist an sich gut, zB. jemandem zu helfen, nur weil ich es vielleicht gern tue und es in meiner Umgebung für gut befunden wird?
Das sind an sich keine zwingenden Gründe, da hast du völlig recht. Aber siehe dazu die Ausführungen weiter oben. Ich würde sagen, wirklich jegliche echte Werte zu leugnen und daraus die praktischen Konsequenzen zu ziehen, das ist fast unmöglich.
@Maurice
Siehst du Folgendes als wahr an?
- Man kann nie eine Begründung für einen Wert angeben.
- insbesondere gibt es keinen Grund, es als besser anzusehen, dass ein Mensch (natürlich auch man selbst) glücklich ist als dass er leidet