Hallo!
Was haltet ihr von "Kritik der reinen Vernunft"? Es ist damals das erste philosophische Buch gewesen, dass in Deutsch geschrieben wurde...
Meine Frage: Gibt es einige klare Hauptaussagen in diesem - für mich zu wirren - Text?
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Sa 3. Dez 2005, 18:17 - Beitrag #1 |
Kant, Immanuel: Kritik der reinen VernunftHallo!
Was haltet ihr von "Kritik der reinen Vernunft"? Es ist damals das erste philosophische Buch gewesen, dass in Deutsch geschrieben wurde... Meine Frage: Gibt es einige klare Hauptaussagen in diesem - für mich zu wirren - Text? |
"Mut ist oft Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht zuletzt auf guten Informationen beruht."
Sir Peter Ustinov (16.04.1921-28.03.2004) |
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So 4. Dez 2005, 03:24 - Beitrag #2 |
einige? hunderte^^
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Mo 12. Dez 2005, 13:48 - Beitrag #3 |
Eine der klaren Aussage aus der KdrV:
Kausalität wird nicht erkannt, sie wird erst vom Verstand erzeugt. Allgemein ist die KdrV ein Werk, das die Grenzen & Möglichkeiten der menschlichen Vernunft aufzeigen soll. |
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Mo 12. Dez 2005, 14:07 - Beitrag #4 |
Deine Aussage zur Kausalität halte ich für missverständlich.
Iirc sagt Kant, dass "Kausalität" eine Kategorie des Denkens ist, so auch unter anderem "Zeit". Ob es in der Welt soetwas wie Kausalität unabhängig vom Subjekt gibt, können wir nicht überprüfen, aber wir denken uns die Welt notwendig kausal. Der Ausdruck "der Verstand erzeugt Kausalität" klingt so, als ob es in der Welt keine kausalen Zusammenhänge gäbe und erst das Denken mit einem Mal plötzlich eine kausale Ordnung der Welt (unabhängig vom Menschen) erzeugt. Nach Kant kann der Mensch dank seiner Vernunft neue Kausalketten erstellen (Akteurskausalität), aber Kants Auffassung von Willensfreiheit, gehört wohl nicht hier her. ![]() |
"Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes, als der Lehrmeister des grossen Verdachtes"
- Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft |
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Mo 12. Dez 2005, 14:19 - Beitrag #5 |
Zitat nach http://www.philolex.de/philolex.htm
Die Kritik der reinen Vernunft Begriffsklärung: Die Kritik der reinen Vernunft besteht aus zwei Hauptteilen. I. Transzendentale Elementarlehre Der erste Hauptteil besteht aus zwei Unterabschnitten: Transzendentale Ästhetik behandelt das Vermögen der Sinnlichkeit (Die apriorischen Formen der Anschauung: Raum und Zeit.) Transzendentale Logik behandelt das Vermögen des Denkens Transzendentale Analytik behandelt den Verstand (Die apriorischen Formen des Verstandes: Die Kategorien und die ihnen entsprechenden Urteilsformen.) Transzendentale Dialektik behandelt die Vernunft (Vernunft im engeren Sinne. Die apriorischen regulativen Prinzipien.) II. Transzendentale Methodenlehre "Transzendental" darf nicht mit "transzendent" verwechselt werden. Transzendental nennt Kant "alle Erkenntnis, die sich nicht [...] mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, sofern diese a priori möglich sein soll, [..] beschäftigt". Transzendental heißt nicht über alle Erfahrung hinausreichend, sondern aller Erfahrung vorausgehend, sie erst ermöglichend. Transzendental-Philosophie ist ein System aller Prinzipien der reinen Vernunft. (Hier wird über das Denken nachgedacht.) "Ästhetik" bedeutet hier nicht "Lehre vom Schönen" (wie später in der Kritik der Urteilskraft), sondern im ursprünglichen Sinne des Wortes "Lehre von den sinnlichen Empfindungen". "Kritik" bedeutet bei Kant nicht wie im heutigen Sinne "kritisieren", sondern Durchleuchtung, Überprüfung, Grenzbestimmung. Doppeldeutiger Titel: Eine Kritik, die von der reinen Vernunft vollzogen wird und eine Kritik, die an der reinen Vernunft vollzogen wird. Die reine Vernunft untersucht sich selbst. (Der antiken Forderung, daß Gleiches nur von Gleichem erkannt werden kann, wird hier genügt.) Nach Kant hat die Vernunft die Fähigkeit sich selbst vollständig und unvoreingenommen zu erkennen. "Dinge an sich" sind die Gegenstände (oder welche Worte man auch benutzen mag), die unabhängig vom Menschen und seinem Erkenntnisvorgang existieren. Von ihnen können wir nichts wissen. Wir können nur wissen, wie die Dinge uns erscheinen. Am Anfang Erfahrung: Alle Erkenntnis beginne mit der Erfahrung, denn wie sollten wir etwas erkennen, wenn nicht Gegenstände unsere Sinne affizieren. Empirismus und Rationalismus hätten beide eine eingeschränkte Gültigkeit. "Erfahrung" ist nach Kant etwas Zusammengesetztes: 1. Von außen kommende Eindrücke. 2. Was unser Verstand hinzutut. Die von außen kommenden Reize würden von uns in einer bestimmten Weise verarbeitet und erst in diesem Prozeß entstehe die Welt, so wie sie für uns da sei. [Das ist exakt die heutige naturwissenschaftliche Auffassung über den Erkenntnisvorgang!] Eine kritische Analyse müsse beide Faktoren auseinanderhalten. (Diese Auffassungen findet man im Kern auch schon vor Kant, z. B. bei Thomas von Aquin und John Locke.) a priori und a posteriori: Kant will herausfinden, was wir vor aller Erfahrung "a priori" (von vornherein), an rationalen Erkenntnisinstrumenten besitzen. Empirische Erkenntnis sei "a posteriori" (im nachhinein), nach der Erfahrung. "Reine Erkenntnis" nennt Kant eine Erkenntnis a priori, wenn ihr gar nichts Empirisches beigemischt ist. "Notwendigkeit und strenge Allgemeinheit" seien die zwei Kennzeichen, an denen man reine Erkenntnis von empirischer Erkenntnis unterscheiden könne. Empirische Erkenntnis könne uns nie Notwendigkeit und strenge Allgemeinheit vermitteln. Nach Hume kann der Satz: "Jede Veränderung hat eine Ursache" nicht aus der Wahrnehmung abgeleitet werden, da wir empirisch nur ein "Nacheinander" aber kein "Durcheinanderbedingt" wahrnehmen können. [Wir können nicht einmal ein "Nacheinander" wahrnehmen, sondern nur ein "Miteinander". Ein "Nacheinander" ist schon etwas Zusammengesetztes aus Wahrnehmung und Erinnerung!] Hume hatte daraus geschlossen: Der Satz sei nicht notwendig und allgemein. Kant dagegen schließt daraus: Der Satz ist notwendig und allgemein, kann aber nicht aus der Erfahrung stammen. "Analytische und synthetische Urteile": Ein Urteil ist eine logische Verbindung zwischen Subjekt und Prädikat. Analytisch heißt "auflösend", "zergliedernd". Synthetisch heißt "verbindend", "zusammensetzend". Ein analytisches Urteil sagt im Prädikat etwas aus, das im Subjekt bereits enthalten ist, ist ein "Erläuterungsurteil".. (Die Kugel ist rund.) Ein synthetisches Urteil sagt im Prädikat etwas aus, das im Subjekt noch nicht enthalten ist, ist ein "Erweiterungsurteil". (Die Kugel ist golden.) Dogmatiker und Skeptiker: Für die Dogmatiker besaß das Denken als Erkenntnisfunktion keinerlei Grenzen und somit Allgemeingültigkeit. Für den Skeptiker war das Denken unfähig, überhaupt einen Erkenntnisakt zu vollziehen. Der Dogmatiker hat nur analytische Urteile a priori, der Skeptiker hat nur synthetische Urteile a posteriori. Kant bemüht sich um eine Zwischenposition. "Synthetische Urteile a priori" Die Hauptfrage der Kritik der reinen Vernunft lautet: "Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?" Hieraus leitet Kant drei Unterfragen ab: Wie ist reine Mathematik möglich? Wie ist reine Naturwissenschaft möglich? Wie ist Metaphysik, wenn sie Wissenschaft sein soll, möglich? "Reine Vernunft" ist diejenige, die die Prinzipien etwas a priori zu erkennen, in sich enthält. |
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Mo 12. Dez 2005, 15:43 - Beitrag #6 |
Aber das ist doch die Bedeuttung der kantischen These, dass alle Kausalität in unserer Welt (also in der von uns vorgestellten Welt) nur die Kausalität unseres eigenen Verstandes ist.
Über eine äußere (vom Subjekt getrennte) Kausalität sagt Kant soweit ich weiß überhaupt nichts. Natürlich kann man hier ansetzen, und über die Funktionalität unseres Kausalverstandes zu einer mit ihr irgendwie harmonisierend laufenden äußeren Kausalität kommen. ( Schopenhauer vertrat solch eine Meinung) |
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Mo 12. Dez 2005, 15:57 - Beitrag #7 |
Empirische Erkenntnis könne uns nie Notwendigkeit und strenge Allgemeinheit vermitteln. Nach Hume kann der Satz: "Jede Veränderung hat eine Ursache" nicht aus der Wahrnehmung abgeleitet werden, da wir empirisch nur ein "Nacheinander" aber kein "Durcheinanderbedingt" wahrnehmen können. [Wir können nicht einmal ein "Nacheinander" wahrnehmen, sondern nur ein "Miteinander". Ein "Nacheinander" ist schon etwas Zusammengesetztes aus Wahrnehmung und Erinnerung!] Hume hatte daraus geschlossen: Der Satz sei nicht notwendig und allgemein. Kant dagegen schließt daraus: Der Satz ist notwendig und allgemein, kann aber nicht aus der Erfahrung stammen.
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