Was ist Wahrheit?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Mi 22. Mär 2006, 00:01 - Beitrag #81

Es gibt zwei Möglichkeiten sich gegenüber Begriffen zu verhalten: Die alltägliche und die wissenschaftliche. Da wir hier in der Sektion "Wissenschaft und Kultur" sind, gehe ich davon aus, dass hier die Mentalität herrschen sollte, die aufgeworfenen Fragen und die zu behandelnden Themen, mit einem gewissen wissenschaftlichen Ernst zu behandeln. Diese Voraussetzung sehe ich als Legitimation, sich mit den Dingen auf einem Niveau zu beschäftigen, das die Tendenz zum Akademischen hat. Wobei die Allgemeinverständlichkeit nicht verloren gehen sollte. Zur akademischen Philosophie gehört nunmal auch Begriffe möglichst präzise zu definieren, wodurch es oft dazu kommt, dass alltägliche Sinnüberschüsse reduziert werden.
Ich gestehe, dass ich das Wort "Wahrheit" nicht nur auf eine Bedeutung beschränken sollte, was ich aber wohl auch nicht gemacht habe. Ich habe mich lediglisch einer Bedeutung mit besonderer Intensität gewidmet. Wobei ich die anderen Möglichkeiten aus den Augen verloren habe. Diesen Vorwurf muss ich recht geben. Ich schlage daher vor, hier im folgenden die verschiedenen Aussprüche mit dem Wort "Wahrheit" wieder aufzugreifen und zu fragen, was in dem jeweiligen Kontext mit "Wahrheit" gemeint ist. :)

@Pads Zitat: Ich bin leider nicht sehr bibelfest, aber ich nenne einfach mal, wie ich "Wahrheit" in dem Zitat spontan übersetzen würde.
Ich schätze, dass "Wahrheit" hier im Sinne von "Erleuchtung" gemeint ist. Er ist selbst ist natürlich weder das Leben noch die Erleuchtung, sondern er behauptet, dass diejenigen, die ihm folgen, erleuchtet werden, also die Wirklichkeit erkennen werden und dadurch auf eine bessere Art leben werden. Das "ich bin das Leben" interpretiere ich als "wer mir folgt, der folgt dem Weg des Lebens" und zwar dem "wahren" Leben, im Vergleich des "unechten" also nicht idealen Leben des Ungläubigen.
Fazit: "Wahrheit" trägt in diesem Kontext (meiner Einschätzung nach) die Bedeutung von Erleuchtung bzw. Wirklichkeit.

Lykurg
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Mi 22. Mär 2006, 00:28 - Beitrag #82

OOoh, eine Frage für meinesgleichen! :D

Der Artikel Wahrheit im Grimmschen Wörterbuch umfaßt immerhin gut 70 Spalten, ich habe ihn jetzt noch nicht durchgelesen^^, aber ihn in fliegender Eile auf schätzungsweise ein Prozent heruntergekürzt. Darunter steckt jetzt leider noch eine Masse wertloses, der ganze Artikel findet sich hier.
WAHRHEIT, f. was der wirklichkeit gemäsz ist, der wirkliche sachverhalt, die richtige auffassung der dinge, ein wahrer satz, wirklichkeit, wahrhaftigkeit u. s. w.

I. formelles.

1) das wort tritt in den ältesten deutschen quellen noch nicht auf. der begriff 'wahrheit' wird ursprünglich meist durch das substantivierte neutr. wâr gegeben [...]

II. bedeutung und gebrauch. in seinen hauptsächlichsten und ursprünglichsten verwendungen geht wahrheit von wahr (II, 2), der wirklichkeit gemäsz, von aussprüchen und meinungen, aus; ältere bedeutungen zeigt vermutlich nur die juristische sprache (unten 12) bei wahrheit 'rechtliche anerkennung, rechtlicher nachweis' (vgl. wahr II, 1). wahrheit geht also auf die übereinstimmung der wirklichkeit, des thatsächlichen sachverhalts, mit der menschlichen rede und dem menschlichen denken. im einzelnen entwickeln sich daraus eine reihe von bedeutungen, die aber vielfach ineinander greifen und sehr schwer von einander abzugrenzen sind. wahrheit bezeichnet zunächst den wirklichen sachverhalt selbst, wie er in der menschlichen rede oder auffassung zum ausdruck gelangt, z. b. die wahrheit sagen, etwas sagen, das der wirklichkeit entspricht. eine schärfere herausbildung und gegenständlichere auffassung des begriffs kann dann in der weise erfolgen, dasz er nicht nur das verhältnis des menschlichen redens oder denkens zu den dingen bezeichnet, sondern als etwas für sich bestehendes genommen wird, das in allen äuszerungen des menschlichen wesens, die in der wirklichkeit ihre begründung haben, zum vorschein kommen musz, z. b. die wahrheit lieben. wahrheit erscheint so als etwas das vom menschen zu erstreben und hochzuhalten ist und wird zu einem ideal und leitstern für das menschliche leben. ferner kann der in der rede sich zeigende einklang mit der wirklichkeit aus der menschlichen seele abgeleitet und, indem er als regelmäszig in allen äuszerungen erscheinend angesehen wird, zu einer eigenschaft gemacht werden, das wort nimmt so die bedeutung 'wahrhaftigkeit' an. abzweigungen der ersten bedeutung sind noch wahrheit als 'der umstand, dasz etwas wahr ist' und, wenn die übereinstimmung mit der wirklichkeit in einem einzelnen fall hervortritt, als eine wahre rede, ein wahrer satz. wie wahr die bedeutung 'wirklich' annehmen kann, so liegen auch bei wahrheit fälle vor, wo wir es auf die wirklichkeit selbst beziehen dürfen. besondere bedeutungen sind noch in der bibelsprache, in der älteren rechtssprache, in der philosophischen und ästhetischen sprache der neueren zeit entwickelt.

1) wahrheit weist auf den zustand hin, in dem sich eine sache thatsächlich befindet und der durch die menschliche rede richtig bezeichnet oder durch die geistige thätigkeit des menschen richtig erfaszt wird, also der wirkliche sachverhalt. dieser kann als bekannt vorausgesetzt werden, so dasz es sich also besonders um die getreue wiedergabe der dem menschlichen geiste bereits innewohnenden kenntnis desselben durch die rede handelt, oder es kommt in erster linie darauf an, dasz die übereinstimmung mit der wirklichkeit thatsächlich vorliegt.

a) als getreue wiedergabe des bekannten sachverhalts bildet die wahrheit (sich dann oft der bedeutung 'das wahrreden' nähernd) den gegensatz zur lüge als der bewuszten abweichung vom wirklichen sachverhalt (allerdings auch zu 'thatsächliche unrichtigkeit' abgeschwächt). wahrheit und lüge daher häufig verbunden oder in gegensatz zu einander gestellt (vgl. theil 6, 1267): lôno ín nâh íro werchen, daჳ siê mit lúginen châmen, dô man ín wârheit ságeta. NOTKER ps. 27, 4;

wan leider sus getâner sage
der ist daჳ ôre vil bereit
zer lüge und zer wârheit.
G. V. STRASZBURG Tristan 15402;
[...]

dichtung und wahrheit von GÖTHE.
wahrheit im gegensatz zu wahn (oben sp. 624 f.), irrthum u. s. w. bezeichnet durchgängig diese thatsächliche übereinstimmung in der rede oder meinung: das, was unter der gestalt der wahrheit unter allen völkern herumschleicht, und von den blödsinnigsten angenommen wird, ist gewisz keine wahrheit, und man darf nur getrost die hand, sie zu entkleiden, anlegen, so wird man den scheuszlichsten irrthum nackend vor sich stehen sehen. LESSING 1, 436 (der freygeist 4, 3); wahrheit ist das feine gold, irrthum die falsche münze. WIELAND 31, 26; in wissenschaften, so wie auch sonst, wenn einer sich über das ganze verbreiten will, bleibt zur vollständigkeit am ende nichts übrig als wahrheit für irrthum, irrthum für wahrheit geltend zu machen. GÖTHE naturwiss. schriften 11, 110 Weim. ausg.;

herr Irrthum wollt' er an Wahrheit sich schlieszen,
das sollte frau Wahrheit basz verdrieszen.
werke 5, 132;
[...]
aber sage mir jetzt, und verkündige lautere wahrheît.
VOSS Odyssee 1, 170;
[...]
7) die einschränkung, die wahrheit in seiner anwendung erfährt, kann auch durch ein hinzugefügtes adjectiv erfolgen, das angibt, in welcher sphäre die übereinstimmung mit der wirklichkeit hervortritt oder in welchem sinne diese übereinstimmung zu nehmen ist.

a) historische, geschichtliche wahrheit: und da gestehe ich ihnen, dasz es sehr schlecht um die historische wahrheit der feen- und geistergeschichten steht. WIELAND 12, 308: mit der vorläufigen versicherung, dasz sie sich auf die historische wahrheit aller umstände .. verlassen können. suppl. 6, 6; da in allen diesen dramatischen scenen das daseyn der darin auftretenden götter und die historische wahrheit ihrer abenteuerlichen legenden treuherzig vorausgesetzt wurde. Lucian 2, 4; wie heilig wäre mir die scene mit dem baum, wenn die wünschelruthe des dichters historische wahrheit entblöszt haben sollte. [...]
b) subjektive wahrheit: aber so viel erhellet doch aus den briefen, dasz wir die subjective wahrheit, so wie wir sie eingesehen, gesagt, und sie um keiner nebenabsichten willen verfälscht haben. NICOLAI an Herder (von und an Herder 1, 319).
objektive, allgemeine wahrheit: betrifft die ähnlichkeit das eigenthümliche unsers gemüths, die besondern bestimmungen des allgemeinen menschenkarakters in uns, welche sich unbeschadet dieses allgemeinen karakters hinwegdenken lassen, so hat diese vorstellung blosz wahrheit für uns; betrift sie die allgemeine und nothwendige form, welche wir bey der ganzen gattung voraussetzen, so ist die wahrheit der objektiven gleich zu achten. SCHILLER 10, 31, 13; für die objective wahrheit seiner sinnlichen wahrnehmung giebt es schlechthin kein anderes kriterium, als die übereinstimmung meiner erfahrung mit der erfahrung anderer. [...]
c) förmliche, äuszerliche wahrheit: es sitzt die doppelzüngige (die schlange) noch immer auf dem baume der erkenntnisz, und täuscht, minder oder mehr, mit förmlicher wahrheit und wirklichem irrthum alle söhne Adams. F. H. JACOBI werke 1, 287.
der begriff der inneren wahrheit tritt zuerst bei den mystikern auf, wo er auf das richtige verständnis der göttlichen lehre geht: der enkumet niht zu der inwendiger wârheit, swer dâ belîbet mit lust an der bezeichenunge ...; dar umbe sol man niht belîben ûf der bezeichenunge, wan sol gên in die inren wârheit. meister ECKHART, mystiker 2, 239, 33. in der neueren sprache versteht man darunter das insichgegründetsein einer sache, die innere übereinstimmung, die sich geltend macht, auch ohne dasz bestätigung durch die äuszeren umstände vorliegt:
[...]
8) wahrheit hat sich von seiner grundbedeutung aus auch zu der bedeutung 'der umstand, dasz etwas wahr ist' entwickelt. es bezeichnet dann nicht nur die übereinstimmung mit dem wirklichen sachverhalt, sondern die bestätigung einer aussage oder meinung durch den wirklichen sachverhalt.

a) in der älteren sprache findet sich in einigen verbalen wendungen, namentlich nach sehen und finden, wahrheit mit abhängigem genetiv, der auf das, was sich als wahr erweist, hindeutet:
[...]
ich vuor des endes unde vant
der rede eine wârheit
als er mir hâte geseit,
und vant dâ grôჳ êre.
HARTM. V. AUE Iwein 601;
[...]
ich war keineswegs von der wahrheit seiner behauptung überzeugt. GÖTHE 19, 274; [...]
dann auch die wahrheit eines vorfalls, eines ereignisses: (ein historisches factum), dessen wahrheit durch ein zeugenverhör ausgemittelt wird. FICHTE reden an die deutsche nation (1808) 107; ich bin von der wahrheit der sache überzeugt. STURZ 1, 6; der filosof, indem er die wahrheit der begebenheiten, auf welche die geisterseher ihren glauben gründen, läugnet. WIELAND 24, 74.

9) in vereinzelnder anwendung bezeichnet wahrheit etwas das mit dem wirklichen sachverhalt übereinstimmt oder in dem wirklichen verhältnis der dinge begründet ist.

a) diese auffassung macht sich geltend, wenn bei den mhd. dichtern wârheit für die rechte quelle, die den wahren bericht enthält, die vorlage, der sie folgen, steht. dieser gebrauch wird vorbereitet durch wendungen wie die folgenden:

ich han is gut urkunde
von gelerden und von leigin,
daჳ ich ane smeichin
in duzsen sage di warheit
als iz in latinen gesriben steit.
Tundalus 37 Kraus;

[...]
b) eine wahrheit als 'ein wahrer ausspruch, eine wahre mittheilung'.

[...]
eine tiefe wahrheit: der ausdruck Leibnitz', dasz die seele ein spiegel des weltalls sei, enthält vielleicht eine tiefere wahrheit, als die man aus ihm zu entwickeln pflegt. HERDER 13, 199 (ideen zur philos.) Suphan; dasz man die allertiefsinnigsten wahrheiten herausbringt, indem man nur richtige definitionen aufzusuchen scheinet. LESSING 6, 25.
eine grosze wahrheit: ein mensch ohne zufriedenheit kann nicht glücklich sein, ist eine grosze wahrheit. CAMPE; er hätte mit gutem gewissen schwören können, dasz er eine grosze wahrheit zu sagen glaubte. WIELAND suppl. 6, 3; er musz unter der leitung eines guten führers erst einen schönen körper zu lieben anfangen, und in dessen seele grosze und schöne wahrheiten zu erwecken, und lebendig zu machen suchen. MEINERS phil. schr. 1, 116;

[...]

b) im mhd. erscheint das wort häufig, wohl nicht ohne einflusz des entsprechenden lat. veritas, oft auch in der erweiterten bedeutung 'aufrichtige, zuverlässige gesinnung'; beliebt ist die verbindung wârheit und triuwe [...]

Etwas kürzer^^ faßt es das "Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jh.:
Wahrheit, die; -, -en 1. /ohne Pl./ Übereinstimmung einer Aussage, Darstellung, Erkenntnis mit dem Objekt der Erkenntnis; Richtigkeit einer Aussage, Darstellung, Erkenntnis: die W. einer Aussage prüfen; die W. einer Darstellung bestreiten; Philos. W. ist die Eigenschaft von Aussagen, mit dem Sachverhalt, den sie widerspiegeln, übereinzustimmen 2. Aussage, Erkenntnis, die mit dem Objekt der Erkenntnis übereinstimmt, adäquate Widerspiegelung der objektiven Realität: Philos. die relative, absolute W.; jede relative W. ist in gewissen Grenzen eine richtige Widerspiegelung der objektiven Realität⌉; die künstlerische W.; philosophische, wissenschaftliche, geschichtliche Wahrheiten; Zur Wahrheit wird eine neue Erkenntnis erst nach langer und umfassender Prüfung Steenbeck Wissen 110 ; eine anerkannte, allgemeingültige, banale, geh. bittere⌉ W.; W. und Irrtum liegen zuweilen dicht beieinander; der Sieg der W. 3. /ohne Pl./ das, was (nach aufrichtiger Überzeugung des Redenden, Urteilenden) wirklich geschehen ist, tatsächlich vorliegt: sag (mir) die W.!; ich spreche, erzähle, gestehe die W.; die ganze, volle, lautere, nackte, ungeschminkte W. erfahren; die W. verschweigen, leugnen, verschleiern, vertuschen; die W. und nichts als die W. (sagen); umg. das ist die reine⌉, nur die halbe W.; Sie schreiben einfach die Wahrheit ... nichts als die schlichte und pure Wahrheit Frisch Stiller 10 ; geh. der W. die Ehre geben⌉; die W. (über jmdn., etw.) herausfinden, erforschen, (von jmdm.) erfahren; umg. hinter die W. kommen; jmdm. (gehörig) die W. (Meinung) sagen⌉; in W. in Wirklichkeit: daß gerade der fehle, dem dieser Platz [neben der Hausherrin] in Wahrheit gebühre Fontane I 1,309 (Wuthenow) ; in W. verhält es sich damit ganz anders, als du glaubst; nicht so, wie es die Welt zu kennen glaubt, sondern so, wie es in Wahrheit gewesen ist Le Fort Tor 11

Maurice
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Mi 22. Mär 2006, 00:36 - Beitrag #83

Na da können wir den Thread ja jetzt schließen. ^^*

Ipsissimus
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Mi 22. Mär 2006, 14:30 - Beitrag #84

Maurice, meine Definition war absolut ernst gemeint^^ Sie ist kein Witz, sondern stellt sich psychologischen Grundphänomenen, die sie ernster nimmt als jeden Anspruch eines Modells oder einer Theorie^^

wobei das nicht unter allen Umständen ein Widerspruch sein muss. Ich denke sehr wohl, daß es Möglichkeiten gibt, sich einer "Theorie der Wahrheit" auch philosophisch zu nähern, ohne die Wirklichkeit menschlichen Erlebens und menschlicher Erfahrung außen vor zu lassen. Ansätze hierfür gibt es zuhauf z.B. bei Camus und Sartre, anders bei Lacan und Derrida, noch aus einer anderen Richtung von Heidecker, und nochmal anders von Popper. Das ist mir im Moment allerdings viel zu viel Stoff, um darüber zu referieren.

Maurice
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Mi 22. Mär 2006, 16:21 - Beitrag #85

Dass deine "Definition" nicht als Witz gemeint war, habe ich mir auch gedacht. Und hast auch durchaus etwas wahres gesagt. Nur war deine Äußerung in keinster Weise eine Defintion, weil du damit den Begriff "Wahrheit" in keinster Weise von irgendeinem anderen abgegrenzt hast. Deine Beschreibung trifft auf alles zu und ist deshalb keine Definition einer speziellen Sache.

Ipsissimus
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Di 28. Mär 2006, 11:05 - Beitrag #86

das will ich gerne zugeben, Maurice, allerdings ist das imo inhärentes Element des Begriffes. In dem Augenblick, wenn ich mich der "Wahrheit" in dekonstruktivistischer Manier nähere ("Wahrheit" ist die Gesamtheit der Arten und Weisen, wie der Begriff "Wahrheit" von Individuen gebraucht und eingesetzt wird), dann habe ich keine Möglichkeit mehr, zur Behaglichkeit eines abstrakten Modelles zurückzukehren ("Wahrheit ist die Summe aller wahren Aussagen"), sondern umreiße ein Problemfeld. Und Teil dieses Problemfeldes wäre zum Beispiel die Beobachtung, daß es absolut möglich und überhaupt nicht selten ist, daß nach Maßgabe binärer Logik als "falsch" qualifizierte Aussagen trotzdem für wahr gehalten, ausgegeben und gehandhabt werden.

Maurice
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Di 28. Mär 2006, 15:02 - Beitrag #87

Ich muss sagen, dass ich diese dekonstruktivistischer Manier nicht für besonders konstruktiv halte. ^^
Deine "Definition" bringt uns nicht weiter und wenn wir uns nach dieser richten würden, müssten wir wohl den Thread schließen. :naja:

Ipsissimus
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Mi 29. Mär 2006, 18:46 - Beitrag #88

ist nicht "mein" Ansatz, Maurice, oder wenigstens nur ein vermittelter^^

und nein, wir müßten den Thread nicht schließen, wir könnten vielleicht sogar endlich den Platz der Philosophie im Leben finden, statt sie im Elfenbeinturm zu halten^^

Padreic
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Mi 29. Mär 2006, 23:02 - Beitrag #89

@Ipsi: Gibt es für dich eigentlich nur gesellschaftliche Realität? Mir scheint es teilweise so.

janw
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Do 30. Mär 2006, 00:10 - Beitrag #90

Naja, Pad, zumindest für Realität in meinem Sinne ist Realität ziemlich überwiegend eine persönliche oder soziale (gesellschaftliche) Angelegenheit - wenn wir mal die Realitäten anderer wahrnehmungsfähiger Systeme auslassen, deren tatsächliche Wahrnehmungen und daraus resultierende Realitäten uns ja nicht zugänglich sind.

Welche andere Realität(en) würdest Du noch postulieren?

Ipsissimus
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Do 30. Mär 2006, 00:15 - Beitrag #91

Padreic, ich versuche lediglich, die fehlenden Elemente zu sehen. Eine Philosophie, die Psychologie und Soziologie ignoriert, verfehlt imo etwas wesentliches, genau wie eine Soziologie, die Psychologie und Philosophie ignoriert, oder Psychologie, die Soziologie und Philosophie ignoriert. Anthropologie könnte auch noch dazugenommen werden.

Für mich gilt das absolute Primat des Individuums vor der Gesellschaft. Es wäre aber aus meiner Sicht gerade deswegen Irrsinn, die Relevanz der Gesellschaft zu ignorieren, da ich als Individuum in dieser Gesellschaft nur ich sein kann, wenn ich diese verstehe und meine Wurmlöcher hindurch finde. Wie ich aber ich sein kann und wer/was ich überhaupt bin - die Aufgabe, dies herauszufinden, teilen sich idealiter Psychologie und Philosophie; die Soziologie steuert dazu ebenfalls idealiter alles notwendige Weltwissen und manchen bitteren Kommentar bei

Maurice
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Do 30. Mär 2006, 08:58 - Beitrag #92

Tja während Pad und ich für dich wohl soziologische und psyhologische Ebene zu wenig beachten, kann ich zumindest von mir sagen, dass du mir eben diese Ebene zu sehr auf Kosten der philosophischen Sicht betonst. Aber wie ich schon gesagt habe, ist es nicht möglich eine vollkommene Theorie zu entwickeln und man klammert zwangsweise irgendwelche Aspekte aus. Jede Vorgehensweise hat ihre Vor- und Nachteile und während du meines als tendenziell realitätsfern ansiehst, meine ich, dass du mit dem Fehlen einer griffigen Definition, keine Diksussionsgrundlage zu dem Begriff lieferst. ;)

Ipsissimus
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Do 30. Mär 2006, 09:21 - Beitrag #93

die dekonstruktivistische Manier, von der ich sprach, ist in erster Linie die Folge der Entwicklung eines Problembewußtseins seitens vieler moderner Philosophen, eines Problembewußtseins, welches einerseits die Philosophie selbst zum Gegenstand hat, andererseits die Einsicht nicht mehr abweisen kann, daß das philosophierende Subjekt eben nicht - wie in den Jahrtausenden zuvor angenommen - der reine Beobachter und Analyst ist, der "unbefleckt" bleibt, sondern durch den Akt des Beobachtens, Analysierens und Philosophierens sich selbst und den Gegenstand seiner AUfmerksamkeit, sowie seine eigene und des Gegenstandes Einbettung in einen Rahmen aktiv verändert.

Dekonstruktivisten haben z.B. kein Problem mit einem ontologischen Wahrheitsbegriff, denn es gibt ja den Begriff "Wahrheit", in seiner konkreten Angewandtheit, und damit auch eine Ontologie des Begriffes. Sie haben lediglich ein Problem mit einem metaphysisch-ontologischen Wahrheitsbegriff, der so tut, als gäbe es "Wahrheit an sich". Es gibt ihnen zufolge also keine Ontologie der Sache^^

ich finde das ungemein spannend, viel spannender als die Reflexionen eines Platon, Kant und anderer Größen der Zunft zusammen. Und Lacan und Derrida sind ja auch keine kleinen^^

Maurice
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Du meinst also, dass etwas immer nur für jemanden wahr sein kann und keine Dinge unabhängig davon wahr sein können? :confused:

janw
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Selbst wenn Dinge unabhängig davon wahr sein sollten, wäre dies relativ irrelevant^^

Ipsissimus
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Do 30. Mär 2006, 13:30 - Beitrag #96

Maurice, es gibt prinzipiell entscheidbare und prinzipiell unentscheidbare Fragen.

Prinzipiell entscheidbare Fragen werden entschieden über den Rahmen, innerhalb dessen sie gestellt werden. Verständigen sich Menschen darauf, im selben Rahmen zu agieren und zu interagieren, gilt für prinzipiell entscheidbare Fragen, daß ihre Lösung nur eine Frage der Zeit und der Bereitstellung der technischen Mittel ist. Anders gesagt, mit der Wahl des Rahmens sind die Antworten aller prinzipiell beantwortbaren Fragen schon gegeben; es mag nichtsdestotrotz praktisch äußerst schwierig sein, sie zu finden. Andere Antworten wirst du nur erhalten, indem du den Rahmen modifizierst. Ein solcher Rahmen wäre z.B. die Sozialisation, die, je nach Gesellschaft, welche sie vornimmt, zu völlig unterschiedlichen Antworten auf vergleichbare Fragen führt.

Prinzipiell unbeantwortbare Fragen können prinzipiell nicht beantwortet werden, gleich, welchen Rahmen du nimmst. Ob ein Mensch geisteskrank ist - ist prinzipiell unbeantwortbar, innerhalb desselben Rahmens können unterschiedliche Antworten darauf gegeben werden.

Das heißt, es finden sich bezüglich bestimmter Fragen Handhabungsmodi, die über logische Stringenz notwendigerweise zu -logisch - korrekten Antworten führen. Es finden sich hinsichtlich anderer Fragen solche Handhabungsmodi nicht; und in diesem Bereich wäre z.B. die Frage nach Wahrheit, aber auch nach Ethik angesiedelt. Denn natürlich belassen es Menschen nicht bei der Feststellung der Unbeantwortbarkeit - der "Geisteskranke" wird trotzdem eingewiesen; der gravierende Unterschied besteht darin, daß für diese Einweisung persönliche Verantwortlichkeit das einzig relevante Kriterium ist. Ich kann mich als problembewußter Psychiater nicht einfach so darüber hinwegsetzen, daß die Geisteskrankheit des Patienten möglicherweise nur in der Perspektive der Gesellschaft existiert, aber ich kann in persönlicher Verantwortlichkeit alle relevanten Aspekte abwägen und dann eine Entscheidung über die Einweisung fällen, für die ich mich hinter nichts mehr verstecken kann, schon gar nicht hinter objektiver Richtigkeit - die Entscheidung, die ich treffe, zeigt unabweisbar, wer ICH bin, nicht, ob sie im Sinne idealistischer Wahrheitsauffassungen wahr an sich ist, der Patient also wirklich geisteskrank ist.

deine Frage würde ich also modifiziert beantworten: es gibt keine Wahrheit, sondern nur Beschreibungen der Wirklichkeit, die jene allsamt nicht erreichen, aber in den unteschiedlichen Rahmen ihren Dienst tun.

Und dieses - auf welche Weise diese Beschreibungen zu welchem Zwecke ihren Dienst tun - ist die spannende Frage der Dekonstruktivisten, die über ein angebliches fixiertes Sosein der Sachverhalte schon lange keine idealistischen Vorstellungen mehr pflegen

Maurice
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Fr 31. Mär 2006, 09:45 - Beitrag #97

@Jan: Du klingst nach Ipsi. ^^
Findest du es wirklich irrelevant, ob wir bloß für uns plausible Aussagen tätigen, oder ob wir mit ihnen wirklich was über die Welt aussagen? Ich glaube, die eigene Einstellung dazu hat einen relevanten Einfluss auf das Verhalten, womit der Sachverhalt nicht irrelevant ist. Letzten Endes können wir imo nicht sagen, ob wir irgendetwas über die Welt aussagen, aber es gehört zu unserem Grundverständnnis, dass wir dies tun und letzten Endes basiert auch jede Kommunikation auf der Prämisse, dass wir über eine von uns unabhängige Wirklichkeit sprechen.

@Ipsi:
es gibt keine Wahrheit, sondern nur Beschreibungen der Wirklichkeites

Es gibt also Aussagen über die Welt, aber keine wahren? :naja:
Ich glaube zwar, dass wir bei eingien Aussagen über die Welt daneben liegen werde, aber ich glaube nicht, dass ALLE Aussagen falsch sind. Sobald nur eine Aussage über die Welt richtig ist, haben wir schon eien Wahrheit. Zwar können wir sie nicht sicher als solche identifizieren, aber sie existiert.
Oder meinst du, dass prinzipell jede Beschreibung der Welt falsch sein muss? Wenn ja, warum? Warum sollte z.B. so ein einfacher Satz wie "gestern hat es in Hessen geregnet" die Wirklichkeit nicht adequat wiederspiegeln?

Ceitlyn
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Fr 31. Mär 2006, 12:28 - Beitrag #98

Das kommt meiner Meinung darauf an, Maurice, was du mit deiner Aussage bezweckst. Möchtest du damit andere erreichen und überzeugen, mit ihnen zu einem Konsenz gelangen, dich - bezogen auf ihre Meinung - irgendwo in der Mitte treffen, musst du deine Aussage natürlich so formulieren dass andere sie annehmen können. Oder wenigstens teilen können, und daran ihre Meinung vielleicht auch anpassen.
Möchtest du aber nur deinen Standpunkt formulieren, kann es für dich irrelevant sein, ob diese Aussage dann auch anderen plausibel erscheint.



Wenn "wahr" ("Wahrheit") bedeutet, dass diese Aussage (welche da "wahr" sein möchte) von allen akzeptiert werden kann, dann gibt es keine Wahrheit. Dann gibt es nur Meinungen, Aussagen, die sich in unterschiedlichem Grade nähern können, und auf Grund dieser Nähe (aber nicht ident) als "wahr" zusammengefasst werden (Kleinster gemeinsamer Nenner, sozusagen).

Wie kann ich etwas als "wahr" erkennen, wenn es nicht sicher als Wahrheit identifiziert werden kann? Und woher weiß ich dann, DASS sie existiert?

Ipsissimus
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Fr 31. Mär 2006, 12:35 - Beitrag #99

dieser Satz, betreffend die Frage, ob es in Hessen regnet, gehört zu den entscheidbaren Sätzen.

Das "Problem Wahrheit" ist aber wesentlich umfassender als das Problem "Entscheidbarkeit". In simplen Situationen gibt es Entscheidungskriterien, aufgrund derer die die formale Korrektheit einer Aussage im Sinne der Kohärenztheorie überprüfbar ist. Das bestreite ich überhaupt nicht. Es ist "klassische Standardphilosophie", derartige simple Situationen als Grundlage von Modellen zu machen, und dann anzunehmen, die Komplexität der Wirklichkeit damit einfangen zu können.

Probleme, mit denen sich reale Menschen rumschlagen, betreffen nicht die Frage, ob es gestern geregnet hat. Eine Frau liebt ihren Mann nicht, beschließt aber, um der Kinder willen bei ihm zu bleiben, und ihm und den Kindern eine glückliche Familie und Ehefrau vorzuspielen - im Sinne einer simplifizistischen Philosophie die fortwährende Produktion von Unwahrheit. Vielleicht aber auch nur eine Unwahrheit, die einer - für die Frau - höheren Wahrheit dient?

Ein Mann gilt als verrückt, wird eingeliefert, der Psychiater muss über Freiheit und Unfreiheit des Mannes entscheiden. Der Mann verhält sich wunderlich, aber ist er verrückt? Mir graut es davor, wenn ich mir vorstelle, daß der Psychiater zugunsten des entweder - oder die Zwischentöne übersieht, wenn er nicht sieht, daß das Nortmalitätskonzept vielleicht die größte Verrücktheit einer Gesellschaft ist und Normalität mit Wirklichkeit verwechselt.

Fragen dieser Art sind es, die das Wesen der Wahrheitsfrage ausmachen, nicht Fragen, über die ein Blick aus dem Fenster entscheidet.

Maurice
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Mo 3. Apr 2006, 10:13 - Beitrag #100

Zitat von Ceitlyn:Wie kann ich etwas als "wahr" erkennen, wenn es nicht sicher als Wahrheit identifiziert werden kann? Und woher weiß ich dann, DASS sie existiert?

Ich bin ja der Ansicht, dass wir nicht sicher erkennen können, ob eine Aussage wahr ist. Wir wissen imo absolut nichts. Demnach wissen wir auch nicht, ob irgendeiner unserer Aussagen wahr sind. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, aber theoretisch ist es möglich, dass alle unsere Aussagen über die Welt falsch sind. Wenn das der Fall wäre, dann gäbe es keine Wahrheiten (def.=wahre Aussagen).
Da aber wohl zumindest ein Teil unserer Meinungen wahr sein wird, gibt es auch Wahrheiten (das wahr jetzt eine Tautologie). Da wir aber imo nciht sicher sein können, welche unserer Meinungen nun wahr und welche falsch sind, besitzen wir zwar Wahrheiten, aber diese sind kein Wissen.
So sehe ich die Sache. :)

@Ipsi: Ob eine Frage beantwortet werden kann oder nicht, hat imo nichts damit zu tun, ob sie wahr oder falsch ist. Selbst wenn ich nicht entscheiden kann, ob z.B. jemand geisteskrank ist, ist er es entweder oder nicht. Das Problem des Geisteskrenken, was du hier nennst, zeigt nicht, dass eine Aussage zugleich wahr und falsch oder keines von beiden sein kann, sondern dass der Begriff "geisteskrank" der dem Arzt zu Grunde liegt zu undifferenziert ist und er darüber hinaus wohl nicht in der Lage wäre ein differnezierte Urteil über den Patient zu fällen. Was die von dir bechriebene Frau angeht, so sehe ich hier das Problem darin, dass wir nicht genügend Informationen besitzen, um sicher zu sagen, welche Entscheidung für ihre Interessenskonstellation am besten wäre. Die Worte "Wahrheit" und "Unwahrheit" können imo durch ihre Pathetik leicht irreleiten.
Ich formuliere den Satz einmal um:
"(...) im Sinne einer simplifizistischen Philosophie die fortwährende Produktion von Unwahrheiten. Diese Lügen, die bestimmte Interessen der Frau verletzen, sind aber Mittel, um höherstehende Interessen zuverwirklichen."
So verstehe ich deinen Satz, ich habe ihn in "meine Sprache" übersetzt. Durch diese klarere Ausdrucksweise kommt es nicht zu der Gefahr in unnötige metaphysische Spekulationen zu verfallen.
Wenn meine Übersetzung deines Satzes völlig unpassend sein sollte, wird das wohl bedeuten, dass ich ihn nicht verstanden habe.

Fragen dieser Art sind es, die das Wesen der Wahrheitsfrage ausmachen, nicht Fragen, über die ein Blick aus dem Fenster entscheidet.

Hier geht es ja erstmal um die Definition von "Wahrheit". Deine genannten Probleme gehören da nicht dazu, sondern fallen in den Bereich der Ethik.

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