Maurice,
Hmm aber es ist doch ein Unterschied, ob man meint, Gott kann man nicht beweisen oder ob einem die Existenz egal ist. Das sind doch zwei Paar Schuhe. Ist der Ausdruck doppelt besetzt?
Es gibt vielfältige Definitionen von Agnostizismus, je nach eigener Überzeugung hat jeder Literat/Philosoph die Definiton geringfügig geändert.
Agnostizismus kommt aus dem griechischen (a-gnoein) und bedeutet nicht wissen. Ethymologisch betrachtet wird hier also keine Differenzierung vorgenommen, diese tritt erst bei unterschiedlichen Denkmodellen auf.
Das antike Verständnis des Agnostizismus war identisch mit dem des Pyrrhonismus (benannt nach Pyrrhon von Elis), also der Weigerung Fragen zu beantworten, für deren Beantwortung die erforderliche Kenntnis fehlt. Pyrrhon ging noch einen Schritt weiter und klassifizierte diese Art der Fragestellung als schädlich. Seine Begründung ist ähnlich wie die Kants, der zwischen objektiver Realität (die er auschließlich der Mathematik zugestand) und subjektiver Wahrnehmung differenzierte und die daraus resultierende Unfähigkeit Fragen ohne ausreichende Kenntnis objektiv wahrheitsgemäß beantworten zu können feststellte.
Hume ging in seinem erkenntnisstheorethischen Werk "Eine Behandlung über den menschlichen Verstand" noch einen Schritt weiter und sprach sämtlicher Materie, aus den gleichen Gründen wie Kant, die Unbeweisbarkeit zu.
Im Gegensatz zur "modernen" Erkenntnistheorie, die zwischen "Starkem Agnostizismus" also der grundsätzlichen Unbeweisbarkeit eines Sachverhalts aufgrund permanent fehlender Kenntnisse und "Schwachem Agnostizismus" also der momentanen Unbeweisbarkeit eines Sachverhalts aufgrund momentan fehlender Kenntnisse differenziert, waren einige historische Strömungen des Agnostizismus so weit, jede Frage als unbeantwortbar zu bezeichnen, weil sie Prämissen enthalte, die auf unbeweisbaren Axiomen beruhe und diese nicht losgelöst von der Frage an sich betrachtet werden könnten. Ein gutes Beispiel für diese Form des "absoluten Agnostizismus" ist das Nelsonsche Paradox, auch als "regegressus ad infinitum" bekannt.
Der absolute Agnostizismus war jedoch nicht sehr verbreitet, da er zum einen keinerlei Diskussion ermöglichte und zum anderen logisch inkonsistent bzw. paradox ist.
Der von der Philosophie losgelöste moderne "methodische Agnostizismus" bezeichnet die Fragwürdigkeit /Unmöglichkeit (je nach Spezifizierung schwacher oder starker) einer Beantwortung, sofern zur Erlangung der zur Beantwortung erforderlichen Kenntnisse eine unbeweisbare auf Axiomen beruhende Methodik erforderlich war und ist insbesondere in der Kritik der Naturwissenschaften sehr verbreitet.
Der "stmA" diskrediert die naturwissenschaftliche Methodik im allgemeinen, der "swmA" bezieht nur die Wahrscheinlichkeit eines inkorrekten modus operandi der Naturwissenschaft bei der Beurteilung der Antwort mit ein.
Das sind nur einige Differnenzierungen, es gibt noch wesentlich mehr, aber viele kenne ich nur namentlich und habe mich nicht damit beschäftigt.
Ich habe leider erst eben gemerkt, dass dieser Thread schon recht alt ist, poste das aber dennoch, sonst wäre es ja vertane Zeit. ^^