"Ich kenne seinen Namen nicht, darum nenne ich es 'Tao'."
(im 25ten Kapitel des Tao te king", man verzeihe mir die alte Transkription, ich bin sie gewohnt und mag mich nicht recht an die neueren und sinologisch sicher besser fundierten Schreibweisen gewöhnen)
"Ich kenne seinen Namen nicht, darum nenne ich es 'Tao'." Also Vorsicht: die Übersetzung des "Tao" mit "Weg" ist bestenfalls eine allererste, äußerst grobe Annäherung, die der Begriffsvielfalt und den Nuancen in keiner Weise gerecht wird. Außerdem steht zu befürchten, daß eine etwas ausschweifende Erklärung einem westlich orientierten Menschen das Gefühl der Ratlosigkeit vermitteln wird, reicht doch schon ein kleines Wikipedia-Zitat
Dào bezeichnet in der daoistischen chinesischen Philosophie ein ewiges Wirk- oder Schöpfungsprinzip, das für den Ursprung der Einheit und Dualität und damit für die Entstehung der Welt (Die „Zehntausend Dinge“) verantwortlich ist. Aus Dao entstehen die Polaritäten Yīn und Yáng und dadurch die Gegensätze, aus deren Zusammenspiel sich Wandel, Bewegung und gegenseitige Durchdringung und dadurch die Welt ergibt. Dào ist allumfassend und meint sowohl die dualistischen Bereiche der materiellen Welt, als auch die transzendenten jenseits der Dualität. Das Dào ist also sowohl ein Prinzip der Immanenz als auch der Transzendenz. Es stellt den höchsten Seinszustand dar. In seiner transzendenten Funktion, als undifferenzierte Leere ist es die Mutter des Kosmos, als immanentes Prinzip das, was alles durchdringt.
Gemäß Lǎozǐ bringt das Dào die Einheit hervor, die Einheit bringt die Zwei hervor, diese die Drei und diese die manifestierte Welt der zehntausend (≅ aller) Dinge (chin. 萬物/万物, wànwù). Das deutet darauf hin, dass das Dào die Potentialität aller Formen ist, denn es ist mehr als die Einheit. Gleichzeitig steht es für die Kraft, die den ganzen Schöpfungsprozess und die Schöpfung durchzieht. Da das Dào alles umfasst, auch die Gegensätze von Leere und Dasein (chin. 無/无, wú, chin. 有, yǒu), ist es in intellektuellen Begriffen eigentlich unbeschreiblich, weshalb den Erklärungen der chinesischen Philosophie immer das Paradoxe anhaftet. So kann vom Dào nicht gesagt werden, es besitze eine Existenz, denn das hieße, seine Nicht-Existenz oder Leere auszuschließen, doch sagte man, es existierte nicht, so würde man seine Erscheinung in der Fülle der manifestierten Welt leugnen.
In den Begriffen der klassischen daoistischen Literatur erscheint das Dào als unergründlicher, weiter und ewiger reiner Geist - die Mutter des Kosmos. Auch ist es das alles Durchdringende, das Umfassende und das Ziel der Existenz; selbst Nichtsein, aber auch der Ursprung des Daseins. Es wirkt ohne Aktivität und Absicht, die Dinge gehen aus ihm hervor und erhalten ihre Ordnung. Das Dáo verursacht jeglichen Wandel und ist doch selbst leer und ohne Aktivität. Es ordnet ohne zu herrschen und jedes Wesen und jedes Ding besitzt sein eigenes Dào, seinen eigenen Weg, weshalb es als weise angesehen wird, dem Dào zu folgen, indem man Nichthandeln, Wú Wèi (chin. 无为/無爲), praktiziert, denn das Dào ordnet von selbst und man sollte in diese natürliche Ordnung nicht eingreifen.
Das Dào ist am ehesten als ein umfassendes Weltprinzip zu verstehen, rein rational unzugänglich. Der Mensch soll das möglichst wenig durch bewusstes Handeln und Streben stören, sondern in mystisch-intuitiver Weise mit dem Gesetz im Einklang leben. Doch nicht nur der Mensch hat Teil am Dào, sondern jedes Ding und Wesen hat sein eigenes Dào, seinen eigenen Weg. Jedes Wesen ist auf seinem Weg einmalig in seinen Wandlungen und Entwicklungen und durch den ständigen Fluss offenbart sich das Dào als Bewegung und Wandlung, die auf die Erfahrung von Existenz hindeutet und nicht auf das Verständnis starrer intellektueller Konzepte.
um dem geneigten Westler klar zu machen, daß hier seine Geistessphäre ernsthaft verlassen wurde^^
die Herausforderung einer japanischen Teezeremonie besteht darin, einem bis in die letzte kleine Fingerhaltung hinein vollständig durchgeformten Ritual eine eigene persönlich Note abzugewinnen. Teezeremonie ist in Zeit gegossene Form; jeder Bruch dieser Form wird als solcher erlebt und ist negativ konnotiert (und wird z.B. in den Geisha-Schulen auch bestraft). Das Persönliche, das sich Ausdruck verschaffen möchte, kann also nicht über die Änderung der Form auf Ausdruck hoffen.
Dennoch sind gute Teezeremonien hochgradig individuell. Dies ist möglich über den Grad der Selbstvergessenheit der Ausführenden. Anfängern merkt man die Konzentration an. Alles sitzt, alles passt, alles ist, wie es sein sollte, aber statt Leichtigkeit, statt dem Geist der offenen Weite atmet die Zeremonie Anstrengung, verspürt der Teilnehmer Spannung am falschen Ort zum falschen AUgenblick, sieht die Konzentration. Jahre, Jahrzehnte vergehen, Selbstverständlichkeit stellt sich ein, die Konzentration verschwindet anscheinend im Nichts, da alle Abläufe sich wie von selbst einstellen. Harmonie wird sichtbar. Die Persönlichkeit wurde Ausdruck der Zeremonie, nicht länger ist die Zeremonie Ausdruck der Persönlichkeit. Es ist eine analoge Perfektion wie bei einem alten Handwerker, der mit ein paar wenigen Handgriffen wie mühelos etwas hinbekommt, woran der neue junge Meister einen Vormittag lang angestrengt arbeitet.
Das Tao der Chinesen, das do der Japaner, es ist in der Praxis vor allem eines: vollendete Fertigkeit, die in die Selbstvergessenheit hineinführt.