Welche Philosophen bzw. Philosophien haben euch nachhaltig geprägt?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
Analytiker
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Di 26. Jun 2007, 20:40 - Beitrag #21

Es gibt einiges, das sich uns verbirgt.

Das widerspricht ja nicht der obigen Auffassung. Ich gebe aber zu, dass wir keine allmächtigen Richter sind. In manchen Fällen verweigert der Zeuge die Aussage. ^^
Es scheint mir aber prima facie paradox, dass du sowohl die Richter-Metapher teilweise bejahst aber gleichzeitig auch die deines Bächleins. Beißt sich das nicht irgendwo?

Padreic
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Mi 27. Jun 2007, 21:11 - Beitrag #22

Nunja, stell dir vor, du willst einen Zeugen befragen, du hast aber große Angst, mit deiner Erwartungshaltung seine Aussagen zu verfälschen. Wenn du aber Informationen willst, so musst du dich erstmal in seine Nähe begeben. Die Art, wie du ihn ansiehst, wird ihn beeinflussen. Um wieviel mehr noch, die Fragen, die du ihm stellst! Aber wie soll man die Informationen bekommen, wenn man keine Fragen stellt?
Du hast also die Macht des Richters, ihn zu nötigen, zu antworten (manchmal wird er vielleicht auch die Aussage verweigern, zumindest, wenn man es falsch anpackt). Aber das Ideal wäre, sich einfach hinter ihn zu setzen und ihm beim Reden zuzuhören, wie er alles erzählt; ein unerreichbares Ideal.

Das ganze wiederholt sich natürlich auf subtilere Weise mit den Ordnungsschemata, die wir in unserem Geiste haben.
Mein Zitat war ursprünglich primär auf jene Schule der analytischen Philosophie gezielt, die sagt, dass ein eigentlicher Satz ein Satz in logischer Form ist und alle andere nur Verwirrung, die man als Philsoph nicht berücksichtigen muss; oder verwandte Denkrichtungen, die glauben, den Dingen vorschreiben zu können, wie sie sind.

Gewiss, der Richter kann sein Urteil sprechen: so und so ist es gewesen. Und dann wir der Verhörte eingesperrt und wenn die Verhörpraxis nach den gängigen Methoden war und auch der Urteilsfindung, dann wird alle Welt ihm glauben.
Und doch, Wahrheit ist keine Konvention, auch wenn Konvention so stark sein kann, dass sie unterhinterfragbar scheint. Irgendwann mag sich die Brüchigkeit der Konvention offenbaren. Und selbst wenn nicht: der Mensch ist bloß ein Richter und ein Fehlurteil bleibt ein Fehlurteil, auch wenn es nie bekannt wird.

janw
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Do 28. Jun 2007, 01:25 - Beitrag #23

Pad, Du hast das Zeugenproblem tiefer durchdrungen, als so mancher, wenn nicht fast jeder Jurist.
Nur mal so nebenbei bemerkt... :)

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 4. Jul 2007, 11:18 - Beitrag #24

daß man zwar Gott formallogisch wegdefinieren kann, das Christentum entstehungsgeschichtlich und hinsichtlich seiner Akteure und Folgen hinterfragen und ggf. ablehnen, nicht aber den Glauben des Einzelnen - man wolle denn Gefahr laufen, den Glaubenden zu hinterfragen


nu ja, Hinterfragung ist etwas, das wohl mehr oder weniger alle Menschen ihr ganzes Leben hindurch erfahren, warum sollten da ausgerechnet Gläubige davon auisgenommen sein? Gläubige Menschen sind ja auch nur unter anderem gläubige Menschen, ich hoffe sehr für sie, daß sich noch anderes Relevantes über sie sagen lässt^^

im Prinzip ist´s natürlich ein guter psychologischer Trick, davon auszugehen, als sei Glauben etwas, das per se der Hinterfragbarkeit entzogen sei, sogar so zu tun, als hinge die Qualität des persönlichen Glaubens von dem Ausmaß ab, in dem er der Hinterfragbarkeit entzogen ist.

Tatsächlich hängt imo die Qualität des Menschseins viel mehr davon ab, in welchem Maße mensch sich hinterfragen lässt von relevanten Fragestellungen; unhinterfragbarer Glaube mindert direkt das Maß der Menschlichkeit eines Menschen. Beweis? Menschen irren. Sich einzugestehen, daß man irren kann, daß man selbst da irren kann, wo man sich absolut sicher ist, und daß man sich sogar in den absoluten, essentiellen Grundlagen seines Weltbildes irren kann, und sich aufgrund dieses Einverständnisses immer wieder zu hinterfragen, ist eine wesentlich menschliche Eigenschaft, die dann, wenn sie fehlt, zu jenen Fehlleistungen führt, die wir so gerne als "unmenschlich" attribuieren, obwohl sie zutiefst menschlich sind (die Verwendung 2er verschiedener Bedeutungsebenen des Begriffsfeldes "menschlich" in diesem Absatz möge mensch mir bitte verzeihen, ich denke, sie sind aus dem Kontext ersichtlich^^)

janw
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Mi 4. Jul 2007, 20:43 - Beitrag #25

Ich stimme Dir natürlich zu, wie ich auch meinen Glauben hinterfrage bzw. das, was davon noch übrig ist - der Satz war aber eher auf den Verlauf des Diskurses bezogen, die mir auf eine Hinterfragung der Person des Gläubigen hinauszulaufen schien. Hab nur wieder einmal geschludert und vergessen, die Person explizit zu erwähnen^^

Wenn ich mich mal so betrachte im Laufe der Zeiten, dann waren da Gelegenheiten, zu denen der Glaube wirklich etwas war, auf das ich mich stützte, weil da sonst nichts war. Ihn als Einbildung, Hirngespinst oder wai zu zerpflücken, wäre etwa so gewesen, wie einem alten Mann den Krückstock zu entwenden. Heute kann ich darüber milde lächeln^^

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