Nachdem ich heute ein Buch über Erkenntnistheorie zu ende gelesen habe, stellte sich mir mal wieder die Frage, was "Wissen" bedeutet, bzw. wie das Wort "Wissen" sinnvoll zu definieren ist. Mit "sinnvoll" meine ich so, dass die Definition auf unseren Gebrauch des Wortes zutrifft, wenn wir z.B. sagen "Ich weiß, dass XY".
Wenn mich jemand fragen würde, was ich unter "Wissen" verstehe, würde ich ihm spontan antworten: "Eine sicher als wahr bewiesene Behauptung."
Da man nichts absolut sicher beweisen kann (vgl. "Münchhausen-Trilemma", "Gödelsches Unvollständigkeitstheorem" usw.), kann man nach dieser Definition nichts wissen. Nun ist es aber leider so, dass auch Behauptungen als "Wissen" bezeichnet werden, die falsch sind und von denen einige nicht mal richtig begründet sind. Ich habe daher den Eindruck, dass "Wissen" im Alltag überwiegend gleichbedeutend mit "Überzeugung" gebraucht wird, aber lieber "Wissen" benutzt wird, um der Überzeugung rhetorische Kraft zu verleihen. Dass wir aber eigentlich unter "Wissen" mehr verstehen als eine bloße Überzeugung, wird dadurch offensichtlich, dass wir normalerweise keinen Einspruch erheben, wenn jemand sagt "Ich habe die Überzeugung, dass XY" (denn warum sollten wir besser beurteilen können, von was der andere überzeugt ist, als er selbst?), sehr wohl aber hin und wieder andere dafür kritisieren, wenn sie sagen "Ich weiß, dass XY". Während Überzeugungen also rein subjektive Geschichten sind, bezieht sich Wissen auf die subjektunabhängige Realität.
Um mir vielleicht etwas mehr Klarheit über das Denken und Sprechen meiner Mitmenschen zu verschaffen, frage ich hier, wie ihr "Wissen" definieren würdet, wenn man euch spontan fragen würde und was ihr von der oben genannten Überlegung haltet.
Auf Grund meiner bisherigen Reflektionen, scheint es mir ratsam zwischen "fehlbaren Wissen" und "sicheren Wissen" zu unterscheiden. Meine zuerst genannte Defintion von "Wissen" würde dann dem "sicheren Wissen" entsprechen. Bleibt für mich die Frage, wie dieses "fehlbare Wissen" zu definieren ist, von den die Menschen scheinbar die meiste Zeit sprechen, wenn es mehr sein soll als Überzeugungen...