Ich tue mich etwas schwer mit einem hinreichend genauen knappen threadtitel, mir geht es dabei aber um folgendes:
Die Geschichte des letzten Jahrtausends ist wesentlich geprägt von der sukzessive fortschreitenden Einflussnahme eines durch das Christentum und die Aufklärung gekennzeichneten Welt- und Menschenbildes. Christentum und Aufklärung lieferten, zusätzlich zu den treibenden materiellen Interessen europäischer Monarchien und später Kapitaloligarchien, die ideologische Basis zur Begründung des Kolonialismus wie auch für den Kapitalismus und für die Theorien von Marx und Engels.
Neben dem Diskurs über Annahme und Wesen des christlichen Gottes und seiner Forderungen an den Menschen ist hier die Setzung eines Wertesystems maßgeblich, das der Welt und den Menschen einen Platz zuweist, Forderungen zum Umgang damit aufstellt und dabei den Menschen als "Krone der Schöpfung", von der Aufklärung zum "einzig vernunftbegabten Wesen" umgedeutet, ins Zentrum der Betrachtung rückt. Das anthropozentrische Weltbild verleiht dem Menschen ultimative Deutungshoheit und Handlungsfreiheit im Rahmen seiner biologisch-technischen Grenzen, christlich fundamentiert und verstärkt durch das Gebot "Macht Euch die Erde untertan".
Mich bewegt nun die Frage, welche Entwicklung wohl die Weltgeschichte des letzten Jahrtausends genommen hätte, wären die treibenden Wirkungen an anderer Stelle ausgebrochen, in extremster Form vielleicht in Gebieten mit einem gänzlich wertindifferenten Weltbild, sagen wir in Ostasien.
Um es dabei stärker auf die geisteswissenschaftliche Ebene zu heben...mir ist bei alledem noch immer etwas unklar, wie ich mir eine nicht wertorientierte Weltsicht vorstellen muss - wie "fühlt sich das an"?
Ich habe dies bewusst in den Philosophie-Bereich gestellt, weil es mir sehr darum geht, die philosophischen Grundlagen der Entstehung unserer Weltordnung auszuloten, wie eben auch die Konsequenzen der Einführung gänzlich anderer philosophischer Systeme.