das Buch "Der Gotteswahn" von Richard Dawkins (http://www.amazon.de/Gotteswahn-Richard-Dawkins/dp/3550086881/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1208765640&sr=8-1) wurde heiß und kontrovers diskutiert. Ich stimme den meisten seiner Aussagen zu, auch wenn er wie andere in den Fehler verfällt, ein Metametasystem dadurch zu widerlegen, dass er ein anderes Metasystem als unhinterfragbar unterschiebt. Dies macht das Buch und seine Thesen angreifbarer, als sie sein müßten.
Wie dem auch sei, es geht mir hier nicht um das Buch als Ganzes, sondern nur um ein Detail. In einem der späteren Kapitel entwirft Dawkins ein Bild vom Einfluss religiöser Erziehung auf die kindliche Psyche. Nach einigen drastischen Schilderungen dessen, was religiöse Schreckensbilder von Hölle und Verdammnis, aber auch religiöse Praktiken wie erzwungene Beichte u.dgl. in einer kindlichen Psyche anrichten können, kommt er zum Kern seiner Kritik, der Indoktrination einer noch unversehrten Psyche mit offensichtlichem Blödsinn. Als Beispiel nimmt er hierfür die Amish, die bekanntermaßen alle Erzeugnisse neuer Technik wie Autos, Elektrizität u.dgl. für Errungenschaften des Teufels halten und ihren Kindern auch den Besuch allgemeinbildender Schulen verwehren. Er postuliert dagegen das Grundrecht eines Kindes auf Selbstbestimmung seines Geistes, was ihn zu der Forderung führt, dass Kinder so unterrichtet und erzogen werden müssen, dass ihnen in ihrer Erwachsenenzeit eine unbeeinflusste Wahlmöglichkeit zwischen den verschiedenen weltanschaulichlichen Angeboten möglich sei. Dies sei z.B. nicht mehr gegeben, wenn in ein kindliches Gehirn die Angst vor ewiger Verdammnis u.dgl. eingepflanzt worden sei. Er berichtet in diesem Zusammenhang von zwei Harward-Professoren, die sich bitter darüber beklagten, dass sie sich bin in die Gegenwart entmündigt fühlen, weil es ihnen trotz langjähriger Psychotherapie und trotz ihrer intellektuellen Einsicht, mit der sie die Horizonte ihrer Eltern längst weit hinter sich gelassen haben, nicht möglich sei, ohne ein Gefühl banger Ängstlichkeit an die Religion zu denken, deren Hohlheit sich ihrem Geist längst entlarvt hat. Ihre Gefühle sind jedoch - von ihnen selbst so empfunden - in kindlichen Angstschemen hängengeblieben.
Dawkins entwickelt keine Forderung nach einem Verbot religiöser Erziehung, er proklamiert lediglich ein Recht des Kindes, unversehrt von intellektuellem Blödsinn und religiöser Indoktrination aufzuwachsen und schweigt darüber, wie dies praktisch geschehen soll. Dies ist an dieser Stelle aber auch nicht das Problem. Die Frage lautet: Was haltet ihr von der Festschreibung eines derartigen Rechts des Kindes? Habt ihr andere Vorschläge, wie der Versehrung eines kindlichen Geistes durch religiöse Symbolik, Metaphorik und Indoktrination und seiner Vergiftung mit offensichtlichem Blödsinn vorgebeugt werden kann? Oder spinnen Dawkins und andere, die die Gefahren religiöser Erziehung viel zu dramatisch darstellen, bzw. ohnehin des Teufels sind?