Das Selbst

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
C.G.B. Spender
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Mi 14. Mai 2008, 02:35 - Beitrag #21

Zitat von Milena:...ich bin manchmal so was von überrascht, von mir selbst, über mich selbst,
dass ich darüber lachen und auch weinen könnte....
Mich überrascht kaum noch etwas am Verhalten von Anderen, was mein eigenes Verhalten angeht, erst recht nicht. Schließlich kann ich das Letztere fast zu einhundert Prozent steuern, das Erstere zum Teil auch, wenn ich jemanden gut genug kenne.
Ich bin nämlich böse... *g* Bild Nee, Quatsch...

Es liegt eher daran, dass ich meinen Verstand zum Überleben dringend brauche. Ich bin in meinem tiefsten Innern ein recht emotionaler und empfindsamer Mensch, der Verstand ist mein Schutz gegen die Schiffe voller Narren, die mir auf dem Weltmeer der Gesellschaft begegnen. Manchmal dauert es sehr lange, bis ich wieder Land sehe...

Ich merke gerade, ich rutsche wieder in Metaphern ab. *g*

Tatsächlich ist es für mich, und sicher nicht nur für mich, schwierig, wenn nicht utopisch, immer das Gleichgewicht zu finden, zwischen Emotion und Ratio und gleichzeitig noch an der Gesellschaft teilzunehmen. Allerdings ändert das nichts am Urgrund meines Selbst, wenn man so will, es ändert nichts daran, dass ich ein offenherziger vorurteilsloser Mensch bin.

Manchmal ist mir meine eigene Verstandesbarriere sogar im Weg, auch wenn sich das jetzt verrückt anhört... Diese Barriere bringt dann Dinge mit sich, die ich emotional im tiefsten Innern nicht mag, die man aber in der Gesellschaft zum Überleben braucht, sogar ein paar Vorurteile, die dann unter Umständen sogar von den Gegenübern bestätigt werden, während meine Seele mühsam damit kämpft zu akzeptieren, wie manche Menschen doch tatsächlich sind. Oft habe ich bei später verstandesmäßig als schlecht erkannten Menschen, schon vorher ein schlechtes Bauchgefühl gehabt.

Andersherum versuche ich, und wohl auch viele andere Menschen, die eigenen inneren Eigenschaften als Ideale auf andere anzuwenden, quasi als unterbewußte Suche nach der Entsprechung des Selbst im Anderen, im Gegenüber. Von der Suche nach dem Spiegelbild würde ich aber nicht reden, das wäre übertrieben. Logisch, dass man hier aufpassen muß, denn nur wenige Menschen, werden den eigenen Idealen entsprechen und viele von den Wenigen haben womöglich auch ein vom Verstand aufgebautes Schneckenhaus, durch das man diese ersehnten Ideale garnicht erst erkennen kann, was irgendwie paradox ist. Oft sehe ich aber auch hier mit meinem Bauchgefühl hindurch auf das Gute und irre mich nur selten...

Es gehört halt viel mehr zum Selbst als nur das Ich. Das kulturelle und menschliche Umfeld und eine Person, sind fast untrennbar miteinander verwoben. Außerdem kommunzieren wir ständig miteinander und sei es nur unterbewußt, was im übrigen im Netz schlecht geht.

Zitat von Maglor:Und morgen erschaffe ich mich, mein Selbst, und den Rest wieder neu.
Maglor, was das Neuerschaffen angeht, so glaube ich nicht, dass ich das von einem Tag auf den anderen zustande bringen könnte. Mein Verhalten, wie gesagt, kann ich inzwischen sehr gut steuern, aber das heißt ja nicht, dass ich immer in der Rolle aufgehe, die ich in der Gesellschaft spielen muß. Jemand, der tatsächlich seine ganze Persönlichkeit von einem Tag auf den anderen grundlegend ändern kann, der dürfte irgendwo ein tiefergehendes Problem haben, milde ausgedrückt.

Eine Sendung über Savants habe ich auch schon mal auf ARTE gesehen, das war sehr aufschlußreich, muß ich sagen.

Ach ja, "Seele" ist für mich ein schöner Begriff für den tiefergehenden und eher unveränderlichen Bereich der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen. Ob es auch eine Seele im religiösen Sinne gibt, vielleicht....?

Ipsissimus
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Mi 14. Mai 2008, 09:48 - Beitrag #22

Spender, dann musst du eine glückliche und ungebrochene Kindheit durchlebt haben^^ weniger ich selbst, als in jener Zeit, in der ich von allen gestoßen wurde, war ich nie^^ aber es mag sein, dass dies eine höchst individuelle Geschichte ist^^

Selbsterkenntnis ist in einer arbeitsteiligen Gesellschaft, in der die Existenzberechtigung ihrer Mitglieder auf ihr problemfreies Funktionieren entlang der gesellschaftlichen Strukturen reduziert ist, sogar unerwünscht und gefährlich. Das ändert nichts daran, dass es für die Individuen eine der wenigen Möglichkeiten ist, zu einem auch nur annähernd selbstbestimmten Leben zu gelangen, sofern ihnen das was wert sein sollte


Schätzle, wann warst du denn in deiner Kindheit kindlich und frei?^^


Maglor, aber die meiste Zeit gibt es doch eine Konstanz des "Ich"-Sagens, oder? Zwar werden die Eigenschaften, die mit dem "Ich" verbunden sind, nach einiger Zeit und bei einiger Introspektive als veränderlich empfunden, aber ich hatte nie das Gefühl, dass das "Ich" jetzt plötzlich ein anderer in mir ist. Die Evidenz der Eigenidentität bleibt durch alle Wandlungszustände hindurch gewahrt, oder würdest du das bestreiten?

C.G.B. Spender
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Mi 14. Mai 2008, 14:57 - Beitrag #23

Zitat von Ipsissimus:Spender, dann musst du eine glückliche und ungebrochene Kindheit durchlebt haben^^ weniger ich selbst, als in jener Zeit, in der ich von allen gestoßen wurde, war ich nie^^ aber es mag sein, dass dies eine höchst individuelle Geschichte ist^^
Ich verstehe jetzt überhaupt nicht, was daran so witzig sein soll?! Vor allem, wenn es bei dir so schlecht lief? Höchst individuell wäre es für mich, wenn du über diese Erfahrungen mittlerweile tatsächlich lachen könntest, denn ich kenne niemanden aus meinem Bekanntenkreis, der das bisher geschafft hat. Zumindest nicht bei jenen, die Mißbrauch erlebten.

Nungut, mit kindlicher Verbundenheit meine ich nicht so sehr meine Zeit mit den Eltern, sondern eher meine Zeit mit anderen Kindern, zum Teil auch in der Natur. Diese Erinnerungen stechen positiver hervor, als alles andere.

Meine Kindheit war bis zu einem gewissen Alter garnicht so schlecht, dafür war meine Jugend nicht so das Gelbe vom Ei.

Ipsissimus
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Mi 14. Mai 2008, 16:18 - Beitrag #24

nur die Form, in der ich über die Inhalte rede, Spender, nur die Form^^ die Inhalte selbst waren nicht wirklich witzig, aber das muss man der Form ja nicht unbedingt immer anmerken^^ Über diese Erfahrungen und Erinnerungen lachen? Nicht wie man über einen guten Scherz lacht. Lächeln ist möglich, wenn es auch nicht das verklärende Lächeln der Weichzeichnung, sondern ein feines, kopfschüttelndes und abgrundtief kaltes Lächeln ist, welches ungefähr besagt "ihr habt es wirklich versucht, aber ihr habt mich nicht bekommen"^^

Ich denke, dass ich trotzdem verstehe, was du meinst. Es gibt da von Herman Hesse ein Märchen, leider habe ich den Titel vergessen, in dem er so eine Reise von der unbeschwerten Kindheit in die Bitternis und Bösartigkeit des Erwachsenenlebens und dann in die geläuterte Spiritualität des Alten nachzeichnet, die dem Alten den Status der kindlichen Unschuld wiedergibt, ohne das Zwischendurch zu leugnen.

Bei mir war die Kindheit beschissen, die Jugend war der letzte Dreck und die frühe Adoleszenz eine einzige Katastrophe. Mich wundert, dass ich es bis heute geschafft habe, aber zu allem anderen Überdruss erwies ich mich auch noch als recht unempfindlich gegenüber der Anfechtung des Selbstmordes.

Milena
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Mi 14. Mai 2008, 18:12 - Beitrag #25

...ja auch ich war in meiner kindheit mitunter kindlich und frei...^^
v.a. in meinen tagträumen....,aber auch,
wenn ich nach schulschluss an einer pferdebox vorbeikam und `mein`pferd streichelte,
wenn ich mit meiner freundin und der milchkanne in den nächsten ort milch vom bauern holen gingen,
wenn ich über wiesen und felder lief und einen strauss zusammenpflückte.....

so die kleinen unvergesslichen momente eben....

Maglor:
Und als solches können wir es ja benutzen und unsere eigene Wirklichkeit schaffen, jedenfalls für den Moment.
Und morgen erschaffe ich mich, mein Selbst, und den Rest wieder neu.

von dem her, würde ich mich als die geborene schauspielerin bezeichnen, die nichts anderes spielt als nur sich selbst...^^

und apropos selbstmord:
es gibt diesen auch in raten, verdeckt, heimlich, nicht zugebend...^^
ja, ich kaue bis heute noch an meinen fingernägeln..^^

C.G.B. Spender
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Do 15. Mai 2008, 02:23 - Beitrag #26

Gerade frage ich mich, was ich nun noch an sinnvollen Worten schreiben könnte. Etwas, das nicht zu nahe geht und zugleich nicht zu öberflächlich ist oder zu naiv nach Gutmenschentum stinkt.

Ich bin irgendwie darüber froh, dass du nur über "die Form" lachst, Ipsissimus, wobei ich auch nicht weiß, was an der Form witzig ist. Ein abgrundtief kaltes Lächeln, gut, das macht Sinn. In der Kälte liegt der Schmerz begraben und der erstarrte Luzifer grinst diabolisch.

Ich merke schon, das wird hier der Club der abgrundtief kalt lächelnden warmherzigen Menschen, das mit dem Club der toten Dichter hat irgendwie nicht hingehauen.

Denn wir leben noch. Bild


Das Märchen von Hermann Hesse kenne ich wahrscheinlich garnicht, aber so ungefähr meinte ich es schon. Allerdings weiß ich nicht, ob ich diesen Punkt der totalen Verbundenheit jemals wieder erreichen kann, wie schon gesagt, ein Teil davon reicht mir manchmal schon und selbst das fällt oft schwer, im Alltag.

Bei deinem Kommentar zum Selbstmord komme ich hingegen wieder nicht mit. Was meintest du jetzt? Du warst recht unempfindlich gegenüber der Anfechtung des Selbstmordes? Nein, antworte nicht, wenn dir das zu persönlich ist. Wer fechtet den Selbstmord an, und warum zur Hölle sollte das irgend einen Selbstmörder jemals interessieren? Wenn man einen Menschen retten will, sollte man Hand reichen und zuhören lernen...

Ja, Milena, natürlich gibt es den Selbstmord auf Raten, wenn du selbstverletzende Handlungen so nennen willst; und deine Bezeichnung trifft es sogar noch besser, fürchte ich. Nur, ob Nägelkauen unbedingt immer SVV bedeutet und tieferliegende Gründe hat, wage ich zu bezweifeln. Und ich bezweifle auch, dass SVV immer gleich mit komplexen Traumata zu tun haben muß. Jeder Mensch ist nunmal anders, ergo ein Fall für sich.

Ich bin übrigens auch ein "alter Nägelkauer" *g* und das ich Harmonie im Bezug auf Kindheit und Natur erwähne, kommt nicht von ungefähr. Denn beim Sport in der freien Natur, erreiche ich ein wenig von der Verbundenheit, und es verschwindet meine Anspannung und somit auch das Nägelkauen. BTW, chronische Kuliklicker sind noch viel schlimmer! ;)

Und: Eine Rolle spielen, was gibt es schöneres, wenn man dabei sogar eins wird mit sich selbst. Solange niemand oder man selbst darunter leiden muß. Wenn man einem anderen Menschen empathisch den Idealpartnerrolle vorspielen soll, sieht es schon anders aus. Und wenn man sich selbst in den Rollen verliert, sieht es sicher noch dunkler aus...

Ipsissimus
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Do 15. Mai 2008, 11:33 - Beitrag #27

Spender, kennst du zufällig die Eglize Sainte Marie Madelaine in Rennes-le-Chateau in den Corbières? Es ist die einzige mir bekannte Kirche der Christenheit, in der es eine Luzifer-Statue gibt^^ ich verlinke mal zwei Bilder^^

Bild Bild

im Original stehen die Engel auf dem Luzifer, halten ihn nieder. Was man den Fotografien nicht so richtig ansieht - das abgrundtiefe Leid im Gesicht des Lichtträgers, und die unglaubliche, bösartige und verbindlich den Betrachter meinende Kälte im Blick der Engel. Als ich das erste Mal vor dieser insgesamt etwa 2½ Meter hohen Bildhauerei stand und versuchte, mir die Engel anzuschauen, vermochte ich es nicht. Die Kälte, die sie ausströmen, ist derart stark, dass es mehr war, als ich aushielt. Und der Lichtträger. Sieht er nicht eher so aus, als sei er derjenige, der die Last der Welt trägt?

Wer auch immer diese Kirche und speziell diese Statue in Auftrag gegeben hatte (ein gewisser Bérenger Saunière, Dorfpfarrer in Rennes-le-Chateau um 1890), er hatte eine sehr spezielle Sicht bezüglich der Menschlichkeit von Gerechtigkeit.

Ich glaube, diese Statue ist ein bitterböser Kommentar auf die Moral der Macht^^ na ja, das nur nebenbei zu dem kalten Lächeln in mir, das auch ein bitterböser Kommentar auf die Moral von Menschlichkeit ist^^ auf wessen Seite ich stehe, sollte ein Blick auf meinen Avatar verdeutlichen^^

Die Corbières sind übrigens jeden Urlaub wert^^

bzgl. Selbstmord, mein Leben war so, dass bis vor etwa 10 Jahren Selbstmord eine permanente Option war, eine permanente sympathische Option. Dies nenne ich "Anfechtung", womit ich in ironischer Brechung auf die gesellschaftliche Ächtung von Selbstmord mit "Fickt euch doch selbst" antworte^^ leider wollte mein Gesamtsystem diesbezüglich nie so, wie ich wollte. Ob ich dafür mittlerweile dankbar bin? Vielleicht^^ was bleibt ist eine Melancholie, die vielleicht sogar noch tiefer reicht als das Lächeln^^



Schätzle, ich weiß das ja aus unseren Gesprächen. Und du weißt, dass ich der Ansicht bin, dass bezüglich deiner Kindheit und jenem Teil mit ihren nicht ganz so lichten Erfahrungen bei dir das letzte Wort noch nicht gesprochen ist^^

C.G.B. Spender
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Do 15. Mai 2008, 16:56 - Beitrag #28

Dieses Luziferbild hast du wohl auch immer noch als Benutzerbild? Ich kann mich daran erinnern, nur habe ich leider seit meiner neuen Firewall in ein paar Foren Probleme mit der Darstellung von bestimmten Graphiken, d.h. manche erscheinen, andere nicht. Milenas und Lykurgs Benutzerbild z.B. sehe ich, deines und das von Janw und Feuerkopf jedoch nicht. Und das obwohl ich dieses Forum in die Ausnahmenliste eingetragen habe. Naja, das nur nebenbei..., ich finde da sicher noch eine Lösung, irgendwann.

Die erwähnte Kirche kenne ich leider nicht. So etwas außergewöhnliches hätte ich bei einem Besuch aber sicher auch photographiert. :)

An sich erschaudere ich schon genug bei vielen normalen Statuen und Abbildern, auf die ich in Tempeln und Kirchen treffe. Deswegen gehe ich auch nur ungern in Kirchen, selbst wenn mich der Lichteinfall immer wieder fasziniert. Daher kam ich eines Tages auch auf den Gedanken, dass Wälder wie Kathedralen sind, sie haben ein Dach, durch das Licht fällt und zeigen die Erhabenheit und Schönheit der Schöpfung.

Bild
Ein Wald in der Nähe von Trier (Herbst 2005)

Im Bezug auf die Luziferstatue in dieser Kirche sieht es tatsächlich so aus, als wenn er die Engel tragen würde und ich nehme an, er ist unterhalb von ihnen angebracht? Das spricht irgendwie für sich, aber ich glaube nicht, dass es jeder so wie du deuten würde, Ipsissimus. So mancher würde es vielleicht einfach schön finden und nicht groß darüber nachdenken, es selbstverständlich finden, dass die Engel das Böse unten halten.

Selbst-verständlich, eines dieser ver-rückten Worte. Bedeutet es, dass wir etwas sofort verstehen, weil wir vorher genügend vom Dogma in uns selbst aufgenommen haben? Weil Engel gut sein müssen und der Teufel immer böse? Selbstverständlich, weil es im Selbst schon verstanden wurde, im Glauben, ohne Zweifel, blind? Wer ist der gefallene und wer sind die erhabenen Engel, wenn die Moral eine doppelte ist und die Religionen pervertiert werden, wenn die Kirchen und Tempel und mit ihr die Religionen der Macht dienen? Wer soll niedrig gehalten und unterdrückt werden, wer soll nicht erkennen, das er ein Teil Gottes und frei ist?

Wie auch immer, ich bin froh, das du es nicht aus dem Leben getreten bist und dich auch nicht verteufeln läßt, Ipsissimus.

Außerdem bin ich froh, dass du dich Ipsissimus nennst und nicht "Thetan". ;)

Ich nenne mich schließlich auch C.G.B. Spender. (Der geheimnisvolle Raucher aus Akte X.) Möglicherweise wurde ich bei der Namensfindung unterbewußt auch vom Teufel beeinflußt, wer weiß? ;)


Wer weiß, vielleicht ist mein Pseudonym mein bitterböser Kommentar zu einer falschen doppelmoralischen Menschlichkeit, denn Menschlichkeit an sich muß nicht schlecht sein, wenn in ihr Gerechtigkeit und Freiheit leben.

Und ich frage mich, wo ich innerlich stehe, während eines dieser Bilder vom Sonnenaufgang im Wald entsteht? Ich weiß, dass ich mir diese Fragen dann nicht stelle, weil ich mein Selbst und die Umgebung nicht trennen will. Ich stehe frei und zugleich gebunden an das Staunen, als ein Teil der Schöpfung und damit als ein Teil der Natur.

Ipsissimus
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Fr 16. Mai 2008, 10:08 - Beitrag #29

nein, mit Scientology habe ich nichts am Hut^^ wobei nicht ausgemacht ist, ob du nicht noch entsetzter sein müßtest, falls ich was mit O.T.O am Hut hätte, was ich auch nicht habe^^

ja, besagten Luzifer verwende ich als Avatarbild

jo, die Luziferstatue und die Engel sind ein einziges Kunstwerk, der Luzifer steht unter den Engeln, die ihn zu Boden drücken versuchen

C.G.B. Spender
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So 18. Mai 2008, 02:31 - Beitrag #30

OTO? Sprengen die sich in die Luft oder verbreiten die nur tödliche Witze? O.K., ich gebs zu, den Artikel bei Wikipedia habe ich nur zum Teil gelesen... ;)

Komisch, diese ganzen Bilder und Statuen in Kirchen, diese ganze Kunst; alles nur da, um die Menschen zu erschrecken, das Fürchten zu lehren. Dabei wird einem als Christ doch schon als Kind gelehrt, man solle sich kein Bildnis von Gott machen.

Mir fällt ein Buch ein, welches auf dieses Thema ausgiebig eingeht: Margaret Wertheims "Die Himmelstür zum Cyberspace".

Es gibt wohl kaum bessere Beispiele für gelungene Beeinflussung des Betrachters durch Kunst, wie in religiöser Kunst.

Aber ich glaube jetzt wirds wirklich OT, bzw. es paßt besser zur Religionsfreiheit...


Ach ja, ich kenne einen Japaner, der Mitglied von Opus Dei geworden ist. Vermutlich zieht er gerade seinen Bußgürtel fester und findet seine Selbsterfüllung in der exotischen christlich-westlichen Religion. ^^ Immer diese Esoteriker... ^^

Maglor
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So 18. Mai 2008, 13:38 - Beitrag #31

Wenn wir gerade dabei sind die Bilder sprechen zu lassen:
Bild
Passenderweise gehört dieses Bild ebenfalls in 19. Jahrhundert.
Es ist ein Selbstporträt des Malers Arnold Bocklin, das übrigens mal recht populär war, ähnlich dem röhrenden Hirsch.
Der Maler malt und wird inspiriert durch den fiedelnden Tod. Sein Selbst, sein Sein und seinen Handeln werden durch das Wissen um die eigene Vergänglichkeit bestimmt. Und sein Pinsel bildet im Grunde nur jenes Lied ab, dass Gevatter Tod im spielt.
Der Mensch weiß leider oder zum Glück, dass er sterblich ist. Die Vögel wissen es nicht und singen sorglos ihr Lied. :rolleyes:
Ich möchte nur anmerken, dass die Rolle von Tod und Teufel recht unterschiedlich sein kann. Man denke nur an den Krampus, der ja auch nur ein Knecht des heiligen Nikolaus sein soll und von diesem an der Kette geführt wird. (Aber eigentlich geht es hier um das "Selbst".)

janw
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So 18. Mai 2008, 13:55 - Beitrag #32

Nun, zur Umkreisung des Themas ist der Exkurs nicht verkehrt...ich knüpfe mal kurz an mit der Überlegung, daß die Statue zu ganz unterschiedlichen Interpretationen Anlass geben würde, entstammte sie der Zeit kurz nach Erbauung der Kirche. Bezüge zu den Katharern kämen einem in den Sinn...
Dumme Nebenfrage...was bedeutet eigentlich das "Par ce tu le vaincras" unterhalb der Engelgruppe?

Lykurg
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So 18. Mai 2008, 15:37 - Beitrag #33

"Par ce signe tu le vaincras" - Durch dieses Zeichen wirst du ihn besiegen

bezieht sich im Zweifel auf das Kreuz, das sich hinter den Engeln befindet. Allerdings schauen die Engel für mich, wenn auch nicht unbedingt bösartig, doch aber suchend-ahnungslos umher; und daß der Teufel faktisch die ganze Sache trägt, ist jedenfalls als theologische Einsicht - interressant. Bild
Die historische Grundlage ist Konstantin in der Schlacht an der Milvischen Brücke ("in hoc signo vinces").

Und so gut mir Böcklin gefällt, die Waldkathedrale ist mir lieber. Spender, kennst du eigentlich Bilder vom Innenraum (vor allem dem Querhaus) der Kathedrale Sagrada Familia (Barcelona)? Die hat nämlich eine Strebekonstruktion, die stark an Bäume erinnert - und, wenn sie einmal fertig ist (mit grünen Fenstern...), sicherlich auch faszinierende Lichteffekte zulassen wird.
Ich habe selbst häufiger stark empfunden, was es bedeuten kann, wenn mitten im Gottesdienst plötzlich die Sonne durch die Fenster hereinstrahlt - am besten gerade zum Segen...

Bild

C.G.B. Spender
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So 18. Mai 2008, 20:07 - Beitrag #34

Interessante Konstruktion, ich meine schon einmal etwas ähnliches gesehen zu haben, Lykurg, allerdings ohne die kleinen Deckenfenster. Das Bild von dieser Kathedrale erinnert mich stark an einen Buchenwald. Sehr lange kahle Stämme und eine relativ dichte Baumkrone.

Vielleicht so ähnlich wie hier auf diesem Bild:
http://trekking-web.de/trek/tours/2002/5_our_kyll/images/bigs/film3-07.jpg

Wobei die Bäume in dem Bild an den Stämmen fast etwas zu starken Bewuchs haben, um einen guten Vergleich zu bieten.

Nichtsdestoweniger, Kathedralen sind alle sehr schön, aber am Ende werden die Bäume oder zumindest die Natur gewinnen. ;) (Stammt aus diesem Tourbericht.)

janw
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So 18. Mai 2008, 21:36 - Beitrag #35

Ipsi, könnte man die Statue nicht auch in dem Sinne deuten, daß Luzifer die Engel erträgt, erleidet, in dem Sinne, daß er sie auch abwerfen könnte, erduldet?
Die Engel wissen davon genau so wenig, wie Könige davon, daß ihre Kriege von den Menschen ausgefochten werden und ihre Denkmäler auf Blut und Knochen der Menschen gebaut sind...

Ipsissimus
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Mo 19. Mai 2008, 11:27 - Beitrag #36

Spender, Scientology verhält sich zu O.T.O wie eine Seifenkiste zu einem Leopard 2 Kampfpanzer^^

Jan es gibt ja keine verbindliche Interpretation dieser Statue; von daher sind viele Interpretationen möglich. Es handelt sich immerhin um eine katholische Kirche, und somit ist selbst eine Interpretation im Einklang mit dem katholischen Dogma möglich, also auch jede andere. Die von dir vorgeschlagene gefällt mir recht gut^^ Saunière selbst war aber wohl ein Neo-Katharer und hat einiges zu der Legendenbildung um seine Kirche beigetragen.

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Mo 19. Mai 2008, 23:59 - Beitrag #37

Würde es nicht die Reinheit der Engel gefährden, wenn sie wüßten, daß ... ? Genau wie die väterliche Huld der Könige...^^

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Di 20. Mai 2008, 01:05 - Beitrag #38

Zitat von Ipsissimus:Spender, Scientology verhält sich zu O.T.O wie eine Seifenkiste zu einem Leopard 2 Kampfpanzer^^
Seifenkiste... Bild LOL

Da siehst du es mal wieder, nicht nur, dass ich ein Ketzer in Sachen Christentum bin, ich werfe auch noch so etwas harmloses und weltumspannendes wie Scientology mit OTO in einen Topf... Bild Bin ich noch zu retten...? Wer ist mein Erlöser, nun das ich die spirituelle Hintergrundspannung sowohl entspannt, als auch gespannt, betrachte? Braucht ein von vielen dogmatischen Schrauben Lösgelöster noch Erlösung? Bild

Ipsissimus
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Di 20. Mai 2008, 09:34 - Beitrag #39

Lykurg, es frommt ihnen nicht, zu wissen, noch nicht einmal zu ahnen ... ^^


Spender, musst du denn immer noch gerettet werden? Oder bist du schon deine eigene Rettung? ^^

C.G.B. Spender
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Mi 21. Mai 2008, 01:00 - Beitrag #40

Ich bin meine eigene Rettung, Ipsissimus, nur das ich nicht mehr zu retten bin. *g* Bleibt nur zu sagen, rette sich wer kann! ;)

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