was würdet ihr tun?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Ipsissimus
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Di 16. Mär 2010, 12:11 - Beitrag #1

was würdet ihr tun?

http://www.stern.de/panorama/prozess-auftakt-franzoesin-toetete-sechs-ihrer-babys-1551146.html

meine Frage zielt nicht auf die Tat(en) der Frau ab, sondern auf einen etwas verdeckteren Umstand. Diese Morde wurden polizeikundig, weil der Vater des 6ten Babys und aktueller Freund der Frau die Säcke mit den Leichen entdeckte und der Polizei meldete.

Meine Frage lautet, ob und gegebenenfalls bis zu welchem Umfang ihr Morde eurer Partner decken oder anzeigen würdet, ob dies von der Art und Anzahl der Morde und von den Personen der Opfer abhängt, und wie ihr allgemein emtotional mit dieser Situation umgehen würdet

e-noon
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Di 16. Mär 2010, 12:17 - Beitrag #2

Ich würde sie selbstverständlich sofort anzeigen. In dem Moment, in dem ich herausfinde, dass mein Partner ein Mörder ist, ist er auch nicht mehr mein Partner. Die Liebe wird natürlich nicht ganz so schnell hinterherkommen, aber das einzige, was ich von meinen Mitmenschen wirklich als Grundbedingung verlange, ist, dass sie einander am leben lassen, und wenn nicht mal das gegeben ist... Ich würde wahrscheinlich weglaufen, zur nächsten Polizeidienststelle, von da mit dem Handy anrufen, während mein Freund gerade auf der Arbeit ist, und wenn er nicht in 1 Minute eine überzeugende Erklärung parat hat, zeige ich ihn an. Vor allem, wenn es meine eigenen Kinder wären, die er getötet hat :stupid: Wenn ich ihn zu dem Zeitpunkt noch nicht gelyncht hätte.

Einzige Ausnahme, die ich mir vorstellen kann: Notwehr, Nothilfe, die im Affekt verdeckt wurde aus Angst vor der Polizei. Auch wenn jemand zum Beispiel jahrelang misshandelt und eingesperrt wird, hätte ich Verständnis, wenn derjenige dann seinen Peiniger tötet.
Da sollte er dann in der 1 Minute am Telefon SEHR überzeugend sein.
Ansonsten - klarer Fall für mich.

Allgemein emotional... keine Ahnung! Bei meinen bisherigen Partnern war so etwas für mich zu 100% ausgeschlossen... ich kenne allerdings auch keine Mörder, sodass ich nicht sagen kann, ob ich da einen Unterschied fühlen/feststellen würde. Aber ich würde wahrscheinlich eher noch glauben, dass die Person von der Mafia entführt und meinem Partner untergejubelt wurde, als dass er den Mord selbst begangen hat. Natürlich würden mich Tatsachen vom Gegenteil überzeugen, aber es ist gefühlt bei einer Wahrscheinlichkeit von Null. Daher kann ich jetzt schlecht sagen, wie ich reagieren würde. Meine Menschenkenntnis wäre damit als grottig herausgestellt, ebenso meine Beziehung und mein Partner selbst... das würde Narben geben, sicher. Darüber hinaus kann ich nichts sagen.

Milena
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Di 16. Mär 2010, 15:13 - Beitrag #3

..mmh, schwierige frage...^^
zumal es bei mir darauf ankommen würde: wen hat mein freund umgebracht hat und wieso... und wenn statt meines freundes eines meiner kinder wäre (mörder), würde ich wiederum unterscheiden....ggf decken oder die schuld auf mich nehmen..

wenn mein freund jemanden umgebracht hat, weil dieser ihm grundsätzlich böses angetan hat, vielleicht auch in der kindheit, dann würde ich ihn gut verstehen können, mit ihm darüber reden und ggf davon überzeugen, sich zu stellen....
glaube nicht, dass ich hinter seinem rücken zur polizei rennen würde, ohne mit ihm darüber geredet zu haben...
wenn ich aber merke, dass er die augen verdreht und bereits irre geworden ist, dann wäre ich sehr vorsichtig dabei....

hätten meine kinder einen mord begangen, würde ich auf jeden fall mit ihnen darüber reden und sie zur polizei begleiten...ich denke nicht, dass sie ein genehmes leben weiterführen würden mit diesem geheimnis....

bei dem oberen fall mit der frau, sind zu wenig details bekannt, um sie in dem sinne für schuldig zu sprechen....wollte sie wirklich selbst so viele kinder? ist sie vergewaltigt worden, ist sie im grunde genommen ein psychisches wrack und ihre sogenannten freunde haben das bemerkt aber schön weiter gemacht und zum eigenen zweck ausgenützt?
niemand in der umwelt soll bemerkt haben, dass sie am laufenden band schwanger war, aber keine kinder wirklich gross wurden?
hat die welt brav weggeschaut, um jetzt den bösefinger auf sie zu zeigen?

e-noon
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Di 16. Mär 2010, 15:23 - Beitrag #4

"Die Welt" ist immer leicht angeklagt... aber würdest du zu irgendjemandem hingehen und fragen "Hören Sie mal, Sie hatten doch letztens so einen dicken Bauch, war das eine Fehlgeburt oder liegt das Baby jetzt im Blumentopf?"
:stupid:

Zum Thema "Kinder decken/vor Strafe bewahren" empfehle ich den Film "Rocco und seine Brüder".

Ich behaupte mal, ich würde es merken, wenn mein Partner (...) schwanger werden würde und dabei kein Baby herauskäme...
Oder wenn er mit einem Sack voller Leichenteile umzieht...
Aber vielleicht hat es ja tatsächlich keinen gekümmert. Das ist immer noch keine Berechtigung dafür, seine Babies umzubringen. Wenn sie zur Schwangerschaft gezwungen wurde, hätte sie zur Polizei gehen können (alle fünf Mal). Ein normaler Mensch würde ja wohl auch hoffentlich eher zur Polizei gehen, als seine Kinder zu töten.

Von daher: Ausnahmefall. Bei 7 Mia. Menschen kann man wohl kaum erwarten, dass nicht irgendwo mal wer einen an der Klatsche hat (auch wenn's schön wäre, wenn es das nicht gäbe).

Ipsissimus
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Di 16. Mär 2010, 17:38 - Beitrag #5

na ja, eine Mutter, die sechs eigene Babies aktiv tötet, ist wohl kaum nach herkömmlichen Kriterien als normal einzustufen. Die Frage, ob sie trotz ihrer Psychose schuldfähig geblieben ist, werden die forensischen Experten zu beantworten haben, für mich sind da beide Möglichkeiten nicht a priori auszuschließen

hinsichtlich "Schwangerschaft bemerken" - eine frühere Bekannte war schwanger. Am Tag ihrer Niederkunft war sie noch im Sportunterricht, Abiturklasse Gymnasium. Niemand hat irgendetwas gesehen.


ich denke auch, dass ich es wie mein Schatz von der Situation, den konkreten Taten, abhängig machen würde. Mir wäre vor allem ein Anliegen, herauszufinden, was für ein Mensch meine (fiktive) Partnerin (geworden) ist. Wenn ich den Eindruck hätte, sie sei krank, würde ich auf jeden Fall versuchen, auf sie einzuwirken, dass sie sich stellt, aber sehr behutsam vorgehen. Bekäme ich den Eindruck, sie sei bösartig (geworden), würde ich auch ohne zu zögern zur Polizei gehen. Problematisch wäre für mich nur der Fall, wenn ich den Eindruck gewönne, sie sei krank, es mir aber nicht gelingt, sie dazu zu bewegen, sich zu stellen. Das wäre ein wirkliches Dilemma für mich, bei dem ich sehr genau in mich hinein hören müsste. Wahrscheinlich würde sich aber mein Eigeninteresse durchsetzen. Krank und Mörderin, das wäre auf Dauer zu heftig. Gleiches gälte vermutlich auch bei (fiktiven) Kindern

Aydee
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Fr 19. Mär 2010, 11:32 - Beitrag #6

mei..... worüber du immer stolperst..... und da fragst du noch, warum man die Frage nach dem "Generalverdacht" (Religion, Gesellschaft, der heutige Mensch an sich) nicht stellen sollen dürfe....



[i]niemand in der umwelt soll bemerkt haben, dass sie am laufenden band schwanger war, aber keine kinder wirklich gross wurden?
hat die welt brav weggeschaut, um jetzt den bösefinger auf sie zu zeigen?
[/i]
nicht zugeschaut... die andere Richtung....

e-noon
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Fr 19. Mär 2010, 11:56 - Beitrag #7

Ich wiederhole mich, aber auch an dich die Frage:

"Die Welt" ist immer leicht angeklagt... aber würdest du zu irgendjemandem hingehen und fragen "Hören Sie mal, Sie hatten doch letztens so einen dicken Bauch, war das eine Fehlgeburt oder liegt das Baby jetzt im Blumentopf?"
:rolleyes:

Milena
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Fr 19. Mär 2010, 12:08 - Beitrag #8

..du findest deine blumentopfvariante wohl sehr orginell....
wahrscheinlich würde manch einer sie direkt darauf ansprechen, natürlich nicht so wie du das formulierst, und vielleicht nicht nach der ersten schwangerschaft ohne kindesresultat, mit sicherheit aber bei den darauffolgenden, und wenn nicht direkt,
dann bestimmt mit einem anruf bei bestimmten ämtern...
und natürlich wird auch weggeschaut, ändert aber nichts daran, dass mensch immer mensch bleibt..
und ja, die welt ist immer schnell angeklagt, weil die welt aus diesen und anderen menschen besteht...
wer denn sonst....

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Fr 19. Mär 2010, 14:56 - Beitrag #9

wenn man bedenkt, dass Leichen manchmal monatelang in ihren Wohnungen liegen bleiben, ohne dass sie jemand entdeckt erscheint es mir nicht abwegig, dass auch Schwangerschaften unentdeckt bleiben können. Natürlich setzt das ein breites Wegsehen voraus, aber dem widerspricht eigentlich nichts, was ich sehe und Menschen zutraue.

Ich sehe das tendentiell auch eher so wie du Schatz. Der Einzelne ist viel zu schnell angeklagt, gleichgültig wie überindividuell die Zusammenhänge sind.

e-noon
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Do 20. Mai 2010, 22:15 - Beitrag #10

Zitat von Ipsissimus:wenn man bedenkt, dass Leichen manchmal monatelang in ihren Wohnungen liegen bleiben, ohne dass sie jemand entdeckt erscheint es mir nicht abwegig, dass auch Schwangerschaften unentdeckt bleiben können. Natürlich setzt das ein breites Wegsehen voraus


Wieso setzt es ein breites Wegsehen voraus, wenn eine Person ohne Angehörige und Freunde und soziale Kontakte unentdeckt stirbt? Es gibt ja auch gewollte Einsiedler, soll ich jetzt in jede Wohnung einbrechen und regelmäßig kontrollieren, ob da auch keiner tot ist? Mit anderen Worten: Was ist denn der Anspruch hinter der Anklage "alle haben weggesehen"? Was hätten die Leute aus dem Umfeld denn konkret tuen können, wenn keiner die Frau wirklich gut kannte?
hinsichtlich "Schwangerschaft bemerken" - eine frühere Bekannte war schwanger. Am Tag ihrer Niederkunft war sie noch im Sportunterricht, Abiturklasse Gymnasium. Niemand hat irgendetwas gesehen.

War sie fett? Ich kann mir nämlich absolut nicht vorstellen, wie das gehen soll bei den absolut markanten, kugelrunden Babybäuchen, die die Frauen in meiner Umgebung so präsentieren. Das KANN man nicht übersehen. Vielleicht im Winter bei drei Pullovern und Mantel... aber im Sommer? Im T-Shirt? Beim Sport? :confused:

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Do 20. Mai 2010, 23:30 - Beitrag #11

Ich finde den ganzen Fall zu grausig und fern meiner Vorstellung, um mich wirklich hineinversetzen zu können - aber ich kann mir auch nicht denken, daß ich eine Kindsmörderin decken könnte. Personen wie diese Frau brauchen unbedingt professionelle Hilfe, ich würde fraglos die Polizei einschalten.

"weggesehen" trifft es nicht unbedingt, das hängt schon von der Wohnsituation ab. Ich vermute, daß der Verwesungsgeruch einer Leiche in einem gewöhnlichen Mietshaus eigentlich irgendwem auffallen müßte, und hier sind tatsächlich die Mitmenschen gefragt. Aber ohne derartige Anzeichen und ohne bestimmte Risiken (Krankheiten, Alter, Alleinsein) einen Nachbarn, den man kaum kennt und ein paar Tage oder Wochen nicht gesehen hat, zu suchen, liegt meines Erachtens nicht in den zwischenmenschlichen Pflichten. Da spielt auch die Privatsphäre mit hinein, ich möchte nicht von meinen Nachbarn wöchentlich als "lebt noch" auf der Checkliste abgehakt werden, wenn ich an ihrem Fenster oder Türspion vorbeigehe. Bild

e-noon
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Do 20. Mai 2010, 23:43 - Beitrag #12

Letzteres war auch mein Gedanke :D Ich hätte ihn nur nicht so griffig formulieren können.

janw
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Sa 18. Dez 2010, 22:59 - Beitrag #13

Eine schwierige Frage, gerade weil da ein eigenes Kind des Mannes betroffen war.
Ich denke, ich würde mich erstmal zurück ziehen, mit meinen Gefühlen klar zu kommen suchen, wenn es nicht eine direkte Auseinandersetzung geben sollte.
Am Ende stünde wohl, sie dazu zu bewegen, sich selbst zu stellen, ob ich sie begleiten könnte, weiß ich nicht.
Wenn sie sich nicht stellen würde, würde ich vielleicht einen psychologischen Notdienst zu Rate ziehen bzw. zu Hilfe holen, oder direkt die Polizei einschalten, das wäre dann situationsabhängig.

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So 19. Dez 2010, 02:23 - Beitrag #14

Es wäre emotional gewiss eine schwere Situation; ein wenig fällt mir theoretischen reindenken in solche Situationen schon schwer. Aber ich denke zumindest, dass es keine Konstallation geben könnte, in denen ich einen MOrd einfach so mit mir selber ausgemacht decke, weder nur passiv noch gar aktiv an der Verhinderung der Aufdeckung mitzuwirken.

In der Grundannahme dessen, was ich menschlich und normal finde, hätte ich dann (Ausnahme NOtwehr/Nothilfe, aber dann wäre es ja auch kein Mord!) einen kranken Partner. Ergo bräcuhte er dann u.a. professionelle Hilfe, ich wohl auch um mit dem ganzen klarzukommen. Mit diesen Therapeuten und/oder einen guten Fachanwalt für Strafrecht würde ich dann wohl erörtern, wann was genau geschieht; also nicht direkt zur Polizei/anzeigen, aber sehr wohl dafür sorgen, dass die Sache aufgedeckt wird und zugleich versuchen sicherzustellen, dass die von einem solchen Partner wohl ausgehende Gefahr sich nicht mehr verwirklichen kann.

Erweiterung: spielen solche Erwägungen implizit oder explizit eine Rolle bei der Frage, wen ich euch als Partner vorstellen kann? Sprich könntet ihr euch be bestimmten psychisvchen Erkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen weniger vorstellen, mit demjenigen zusammenzusein? Beispielsweise weil ich unsicher wäret, ob ich damit zurechtkommen und dem gerecht werden könntet?


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