Avatar, ein Abklatsch von Scientology?

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janw
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Mo 8. Aug 2011, 23:55 - Beitrag #1

Avatar, ein Abklatsch von Scientology?

Ich bin jüngst darüber gestolpert, daß eine Bekannte, die ich aus anderen Zusammenhängen kenne, diese Zusammenhänge nutzt, um Werbung für eine kommerzielle Selbsterfahrungsmethode zu machen, die sich Avatar nennt.
Sie wurde von Harry Palmer entwickelt, der zuvor über 10 Jahre eine Scientology-Niederlassung betrieben hatte.
Die Ideologie und Methode von Avatar bedient sich offenbar vielfach der Scientology-Terminologie mit Begriffen wie "Rundown", Betrachtung der einzelnen Person als "Fall" usw. und weist eine Art Grad-System auf mit "Master" und "wizard" als Abschluss.
Die Ideologie beruht auf der Annahme, daß das Schicksal/das Leben eines Einzelnen wesentlich von dessen Überzeugungen bestimmt werde und daß eine Überwindung dieser Überzeugungen für ein besseres Leben erforderlich sei und daher durch die Methode angestrebt wird. Dabei wird von "Kreation" und "Diskreation" solcher Überzeugungen und auch von Lebensrealitäten gesprochen, was sich offenbar auch auf die Vergangenheit beziehen soll.
Kritischen Stimmen zufolge führt dies bei manchen Teilnehmern dazu, daß sie Probleme im Leben vorrangig auf sich selbst zurück führen, sich selbst als "schuldig" empfinden, auch wenn erkennbar andere dafür verantwortlich oder zumindest daran beteiligt sind.
Andere berichten, sie hätten die Methode und ihre Darbringung als gegen eine eigene Reflexion gerichtet empfunden, besonders anziehend für Personen, die gerne einer Leitfigur folgen möchten:
Als ich dann den Zusammenbruch einer anderen Teilnehmerin mit Weinkrämpfen erlebte, begann ich zu erkennen, wo ich gelandet war - als kritikloses Häschen, nur hörend auf die Regeln nach Harry Palmer. Ich war inmitten einer Horde anweisungsfolgender Menschen, die sich danach sehnten, "geführt" zu werden. Es gab nie eine Gegenfrage, keine Kritik, keine "äußere Welt" mehr.

Quelle:

Ich habe die besagte Bekannte mit diesen Informationen konfrontiert, und sie meinte, man müsse eben "nicht alles glauben, was im Internet steht".

Frage: Sehe ich diese Methode zu kritisch, oder ist es wirklich eine psychomanipulative Methode, die zudem ausgesprochen teuer ist?

Ipsissimus
Dämmerung
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Di 9. Aug 2011, 11:56 - Beitrag #2

Wir werden es wohl nicht wissen können, ohne selbst derartige Kurse besucht zu haben; andererseits können Sachverhalte oft auch an ihrer Signatur erkannt werden, ohne über Detailwissen zu verfügen. Wirksamkeit der eingesetzten Methoden ist dabei die eine Frage, die Moralität dieser Methoden die andere.

Avatar erinnert in deiner Darstellung an eine Art Gehirnwäsche, ein bisschen an NLP und natürlich an das Clearing von Scientology, wobei es fraglos Distinguierungsmerkmale geben dürfte, allein schon aus lizenzrechtlichen Gründen, die in dieser Szene ja eine große Rolle spielen.

Vermutlich werden wir davon ausgehen dürfen, dass ein Teil der zum Einsatz kommenden Methoden unabhängig von ihrer Herkunft und Bezeichnung psychoaktiv wirksam sind, vor allem bei Berücksichtigung des zumindest teilweise gewalttätigen Charakters ihrer Wirkungsweise. Das aktive Ausmerzen von "belief" entspricht eben nicht einer allmählichen freiwilligen Neuorientierung, weil mensch erkannt hat, dass ihn seine Überzeugungen in die Irre führen. Überzeugungen scheinen hier als Verfügungsmasse aufgefasst zu werden, die sich Zielen anzupassen haben, die offenbar sakrosankt gesetzt werden. Ich hätte keinerlei Probleme damit, wenn die erfolgreiche Anwendung entsprechender Techniken und Methoden als psychische Vergewaltigung charakterisiert werden sollte^^

Bezüglich des ideologischen Backgrounds gibt es eh nur ein müdes Abwinken. Wer die "Wissenschaftlichkeit" der scientologischen oder davon abgeleiteter Ansätze zumindest für sich selbst nicht unmittelbar als ideologisches Getue entlarven kann, glaubt auch an Kreationismus. Die Aggressivität, mit der dabei auch unter Hilfe juristischer Maßnahmen die Eigeninteressen der betreffenden Organisationen gewährleistet werden sollen, tut dann ein Übriges.


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