Semiotik der Farbe

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Ipsissimus
Dämmerung
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Do 26. Jul 2012, 11:23 - Beitrag #21

In Sachen Druckertinte? Wenn deine zitierten 2 Hz Augenauflösung ansatzhinweise hinkommen, ist die gerne angegebene "Farbenzahl" von Monitoren/Graphikkarten da ja schon größenordnungsmäßig drüber hinweg.


Da täuschst du dich. Es gibt kein Gerät, das in der Lage wäre, den Gesamtumfang optischer menschlicher Wahrnehmung umfassend wiederzugeben. Das sichtbare Spektrum elektromagnetischer Strahlung reicht von ungefähr 789 THz bis 385 THz, umfasst also über 400 THz. Welches Wiedergabegerät, das du kennst, kann 2×10^14 verschiedene Farben wiedergeben, die Sättigungen nicht eingerechnet? Ich kenne keines und arbeite mit vielen^^

Traitor
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Do 26. Jul 2012, 12:40 - Beitrag #22

Ups, Frühmorgensfehler, ich hatte nur die "2" aktiv wahrgenommen und, da das nächstgelegene Diagramm Wellenlänge als Achse hatte, Nanometer statt Hertz als Einheit herbeiphantastiert. Und mich ehrlich gesagt auch schon gewundert, dass das aber nach einer verdammt schlechten Auflösung klingt. ;) Und zur Krönung es dann auch noch geschafft, doch "Hz" in den Beitrag zu schreiben...
Ich weiß schon, warum ich bis 10 gewartet habe, um ins Büro zu fahren. :D

Ipsissimus
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Do 26. Jul 2012, 13:07 - Beitrag #23

Ich weiß schon, warum ich bis 10 gewartet habe, um ins Büro zu fahren.

Neid^^ ich muss trotz der Hitze spätestens um 9 Uhr anfangen^^


ich habe mir das mit der Farbraumgröße noch mal angeschaut. Also, so furchtbar weit sind digitale Skalen nicht mehr davon weg, zwar immer noch über sechs Potenzen, aber das ist wiederum so weit nicht. Andererseits ist die Frage, wie schnell sich diese sechs Potenzen überwinden lassen - digital definiert sind die schnell, aber zaubere analog mal schnell das Millionenfache von ohnehin schon Milliarden von Farben herbei. Daran scheitert schon seit langem die Digitalisierung der RAL-Skala, für die es zwar eine RGB-Entsprechung gibt, die bei Graphikern aber steter Anlass zu Heiterkeit ist, Heiterkeit und Verzweiflung^^

janw
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Do 26. Jul 2012, 16:25 - Beitrag #24

Zitat von Lykurg:Traitor, was meint der Abbruch der Empfindlichketiskurven, insbesondere der blauen?

Die Kurven sind die Absorptionskurven der menschlichen Sehpigmente. Sie werden durch eine mehr oder weniger enge Bandbreite an Wellenlänge, quantentechnisch vielleicht als pro Impuls übertragener Energiemenge zu verstehen, angeregt, wobei zu geringe Wellenlänge wenig Anregung bedeutet, weil nicht bei allen Molekülen die lichtempfindlichen Teile aktiviert werden]Und Wildveilchen sind teilweise auch relativ rein blau. Ob das nun an Sorte, Boden oder Belichtung liegt, wäre wiederum eine Frage an Jan.[/QUOTE]
Das liegt an der jeweiligen Art, daneben aber auch an genetischen Faktoren, dem Blüten-Alter und nicht zuletzt an der Lichtsituation, in der wir die Blüte sehen.
Ein schönes Beispiel ist blauvioletter Phlox, der am Tag blaulila ist, bei zunehmendem Rotanteil im Licht abends aber interessante Farbenspiele zeigt.

Traitor
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Do 26. Jul 2012, 21:21 - Beitrag #25

Zitat von Ipsi: Neid^^ ich muss trotz der Hitze spätestens um 9 Uhr anfangen^^
Dafür schreibst du aber auch während der Arbeitszeit ziemlich viel hier. ]Sie werden durch eine mehr oder weniger enge Bandbreite an Wellenlänge, quantentechnisch vielleicht als pro Impuls übertragener Energiemenge zu verstehen, angeregt, wobei zu geringe Wellenlänge wenig Anregung bedeutet, weil nicht bei allen Molekülen die lichtempfindlichen Teile aktiviert werden; zu viel Wellenlänge führt im Gegenzug dazu, daß ein Teil der lichtempfindlichen Teile überlastet wird, so daß diese dann kein Licht absorbieren und die Absorptionsrate deshalb sinkt. [/QUOTE] Achtung, auch wieder eine Wellenlängen-Frequenz-Verwechslung... kurze Wellenlänge = hohe Frequenz = hohe Energie und umgekehrt, also bedeuten zu hohe Wellenlängen, dass nicht genug Energie zur Anregung vorhanden ist.

Die hilfreichste Quelle, die ich bisher gefunden habe, ist ein in der WP zitierter 1979er-Standardartikel. Wenn man da die Einzelmessungen in Fig. 1 mit den gemittelten Kurven in Fig. 2, die (oder ähnliche aus späteren Publikationen) offensichtlich Vorlage für vereinfachte Skizzen wie die oben eingebettete waren, vergleicht, wurden die gemittelten Kurven offensichtlich da abgeschnitten, wo die gemessenen Absorptionskurven nicht mehr vom Störhintergrund getrennt werden konnten. (Schön daran zu sehen, dass die 420nm-Kurve (S/blau) weiter nach links reicht.)
Damit gehe ich mal davon aus, dass es keine harten physikalischen Grenzwerte, weder nach oben oder nach unten, für die Absorptionsspektra der jeweiligen Photorezeptormoleküle gibt. Iodopsin besteht aus mehreren hundert Aminosäuren, die wiederum aus 6-20 (?) Atomen. Da kann man individuelle Photoeffektschwellen vernachlässigen und von beidseitig gutartig kontinuierlich auf 0 abfallenden Absorptionsspektra ausgehen.

Oh, hübsch, die russische Wikipedia hat auch bis auf 0 gehende Spektra. ;) Angeblich auf einer 1971er Quelle basierend. Anscheinend waren die russischen Forscher den westlichen einige Jahre voraus. Vielleicht, weil sie nicht darauf warten mussten, bis ein Patient ihnen freiwillig ein Auge spendete...? :D

janw
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Do 26. Jul 2012, 22:07 - Beitrag #26

Gut, ja, man ersetze bei mir notfalls "Wellenlänge" durch Frequenz".

Die Absorptionskurven sind an sich nichts Besonderes, ähnlich sieht es bei den verschiedenen Chlorophyllen aus.
Die lichtempfindlichen Moleküle haben ein oder mehrere lichtempfindliche Zentren, in denen Energieimpulse mehr oder weniger eng begrenzter Größe zum "Umklappen" von Ästen oder anderen Konfigurationsänderungen führen, die in der Folge zu Elektronenfreisetzungen und einer Änderung des Ladungszustandes der Sinneszellen führen.
Bildlich gesprochen: Zu geringe Energie löst die Konfigurationsänderung nicht sicher aus, zu hohe Energie lässt die Konfiguration zurückklappen oder erschüttert das Molekül als Ganzes, so daß es auch nicht sicher zum Umklappen kommt.
Diese Unsicherheitsbereiche wirken sich bei einer großen Zahl an Molekülen statistisch aus, so daß sich dann diese Absorptionsraten ergeben.
Eine Rate von 0,5 bedeutet dann, daß immerhin bei der Hälfte der Moleküle der absorbierende Vorgang stattgefunden hat.

Da mag mensch natürlich denken, S absorbiert auch an den Rändern noch mit einer Rate von 40%, dann müsste man ja auch noch Licht <385nm noch sehen können.
Das Problem dabei ist, daß die Absorption erst der Anfang der Lichtwahrnehmung ist. Sie führt zur Freisetzung von Elektronen, wodurch bestimmte Ionenkanäle der Zellwand geöffnet werden und die Zelle ein elektrische Ladung aufbaut.
Diese wird dann an die nächste Zelle weiter gegeben, die wiederum mit mehreren gleichartigen Zellen an eine Schaltzelle grenzt.
Um eine Ladung aufbauen zu können, die an die Nachbarzelle weitergegeben werden kann, müssen in einer begrenzten Zeitspanne genügend Elektronen freigesetzt und Ionenkanäle geöffnet werden, was eine hinreichende Anzahl angeregter Sehpigment-Moleküle voraussetzt. Wenn nur 40% der Moleküle angeregt werden, kann die betreffende Zelle vielleicht nicht genug Ladung aufbauen.
Hinzu kommt, daß an der Schaltzelle die dort ankommenden Teilladungen der vorgelagerten Zellen zusammen eine hinreichende Größe haben müssen, um die Schaltzelle so stark anzuregen, daß diese eine hinreichende Menge Neurotransmitter freisetzen kann, um die nachgelagerte Nervenzelle reizen zu können.

Traitor
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Do 26. Jul 2012, 22:22 - Beitrag #27

Die Unterschiede zwischen den Diagrammen aus unterschiedlichen Quellen dürften auch noch daher kommen, dass "Absorption" in diesem Feld anscheinend mit einer Doppelbedeutung verwendet wird:
$this->bbcode_list('1')
  • Im elementaren physikalischen Sinne, man strahlt Licht auf ein Netzhautpräparat und hinten kommt kein Licht raus.
  • In einem engeren Sinne, z.B. laut Wikipedia "Das Absorptionsspektrum der Zapfen gibt lediglich die Wahrscheinlichkeit an, mit der Licht einer bestimmten Wellenlänge ein Aktionspotential auslöst. ", also vermutlich bereits die von dir angesprochene Freisetzung von Elektronen (und/oder sogar deren Weiterleitung an Nachbarn?) voraussetzt. In diesem Sinne wäre eine Anregung interner Schwingungs- oder sonstwas-Zustände der Moleküle keine "Absorption", womit man tiefer liegende Kurven erhält.


  • PS: Hm, von der Semiotik sind wir inzwischen doch ein bisschen weit weg. ;)

    Maglor
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    Do 26. Jul 2012, 22:33 - Beitrag #28

    Zurück zur Semiotik:
    In der kalten Theorie sind die Farbspektren gleich groß. In der Semiotik ist das aber ganz anders.
    Als Extrembeispiele wähle ich blau und gelb.
    Es sind sehr dunkle Blautöne bekannt, die teilweise schon ans Schwarze grenzen. Ebenso gibt es sehr helle Blautöne.
    Dunkelgelb es jedoch nicht; das Wort ist zumindest ziemlich unüblich. Bereits bei geringer Einmischung von schwarz, erkennt zumindest der deutsche Muttersprachler einen Braunton. Ein schmutziges Gelb ist schon braun.

    Traitor
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    Do 26. Jul 2012, 22:39 - Beitrag #29

    "Goldgelb", sofern es kein Metallic-Lack oder Glitzer-Spray ist, geht als Dunkelgelb durch. Umgangssprachliches "dunkel" ergibt sich halt nicht nur durch Schwarzeinmischung, sondern auch durch Sättigung.

    Farbenlehr-"Helligkeit", zumindest laut Wikipedia, ist aber angeblich orthogonal zu Sättigung, hat aber auch nichts mit Schwarzeinmischung zu tun, sondern von... wovon eigentlich? Das angegebene Beispiel, dass ein grundsätzlicher Helligkeitsunterschied zwischen Violett und Gelb bestünde, kann ich in keinem mir bekannten Sinne des Wortes nachvollziehen. :confused:

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    Do 26. Jul 2012, 23:04 - Beitrag #30

    Ich spiele eher auf das Phänomen der Trübung an bzw. auf dunkelklare Farben:

    Während bei den hellklaren Reihen das blaue Gebiet die stärksten Änderungen des Aussehens aufweist, zeigen sich solche bei den dunkelklaren im Gelb. Wir pflegen verdunkeltes Gelb gar nicht Gelb zu nennen (wie wir es z.B. bei verdunkeltem Blau tun), sondern Olivgrün. Die Farben 131-136 sind annähernd dunkelklare Gelbe des Farbtons 00 mit zunehmenden Mengen Schwarz und 06 Weiß.

    Bild
    http://home.arcor.de/unesma/Vergleich3.htm
    Daher: Mischt man substraktiv schwarze und gelbe Farbe entsteht ziemlich schnell olivgrün - einfach so. Zumindest bilden wir uns einfach, dass ein derart verdunkelt gelb nicht mehr gelb ist.

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    Fr 27. Jul 2012, 19:45 - Beitrag #31

    Bei mir (also auf meinem Monitor) und für mich (also für mein Farbempfinden) sieht 130 bräunlicher aus als 136, Olivgrün kann ich bei 136 mit etwas Mühe erkennen, dreckiges Gelb ist aber die deutlich stärkere Assoziation.

    "Dunkelklar"/"hellklar" scheinen mir recht spezielle Bezeichnungen im Bereich der auf der verlinkten Seite behandelten Textilfarben zu sein. "Trüb" ist denen zufolge übrigens Farbe plus Weiß plus Schwarz, also "helldunkelunklar". ;)

    Maglor
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    Mo 8. Okt 2012, 22:30 - Beitrag #32

    Noch einmal zur Verdeutlichung des Kerns meiner Frage:
    Bild
    Dargestellt sind die sichtbaren Farben, sofern bunt.
    All zu deutlich wird in diesem Farbkreis die große Vielfalt der Grün- und Blautöne, die mehr als die Hälfte des Farbspektrum ausmachen und der kleine Bereich, den etwa Gelb oder auch Orange umfasst. Bei den warmen Farben wird sprachlich ganz genau unterschieden. (Was hier Violett genannt wurde, ist aber - so finde - schon ziemlich blau.)

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