Harte und weiche Wissenschaften

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 9. Mai 2014, 13:14 - Beitrag #21

na ja, die klassische Antwort darauf wäre, dass diese Kontingenz nicht endgültig ist, sondern nur unserer mangelnden Durchdringung des Gegenstandes zu verdanken ist. Anders als bei Vorgängen auf der Quantenebene, die grundsätzlich nur stochastisch erfasst werden können, gibt es afaik bei der Gehirntätigkeit kein Gesetz, das eine Auflösungsgrenze setzt. Wir können prinzipiell immer genauer hinschauen und es ist noch nicht ausgeschlossen, dass bislang kontingent-emergente Systeme eines Tages nicht doch ihre Gesetzmäßigkeiten offenbaren, und ob wir die Auflösung bis an die Planckgröße vorantreiben müssen, ist auch noch nicht gesagt. Bewusstheit als Emergenz der Komplexität vom Materiestrukturen hat natüclich etwas Bestechendes, aber vielleicht lässt sich das eines Tages doch noch "technisch" beschreiben.

Wir stehen mit unseren Aussagen also hochgradig unter dem Vorbehalt der Vorläufigkeit.

Oder erfasse ich deinen Gedankengang nicht richtig?

janw
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Mi 14. Mai 2014, 00:59 - Beitrag #22

Im Bezug auf die Hirntätigkeit gibt es IMHO zwei Dinge zu betrachten:
- Bewußtsein ist ein emergentes Phänomen einer bestimmten Mindestrate an elektrischer Aktivität der Großhirnrinde, vielleicht analog zu einer "Datentraffic"-Rate. Je nach der vorherrschenden Frequenz (alpha-, beta-,...Wellen) treten Modulationen des Bewusstseins auf.

- Der aktuelle Bewußtseinszustand ist mit einem aktuellen Konstrukt von der Welt mit aktuellen Gedanken verbunden, die in dieser Kombination für diesen Moment einzigartig sind. Ein Versuch einer Messung gewinnt kein Bild davon, kann aber den nächsten Bewusstseinszustand beeinflussen.

Damit wäre eine zur nanoskaligen "Welt" analoge Unschärfe-Relation zu diskutieren.

Gleiches gilt im Wesentlichen für die Psyche und die Persönlichkeit, bei denen aber gemachte Erfahrungen eine größere Rolle spielen, also über längere Zeit ablaufende Prozesse konstitutiv sind.

Der Punkt, auf den ich hinaus will, ist nun dieser:
Für die physikalischen und chemischen Abläufe in einem Organismus gelten die bekannten Naturgesetze wie die Hauptsätze usw. Es wird ständig Energie verbraucht, um Entropie zu senken und den Ordnungszustand in den Zellen und Geweben zu erhalten.
Aber ist dem auch noch so beim Bewusstsein, der Psyche und der Persönlichkeit?
In meinen Augen nur bedingt, weshalb hier rein naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle Schwierigkeiten haben.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 14. Mai 2014, 12:01 - Beitrag #23

Für die physikalischen und chemischen Abläufe in einem Organismus gelten die bekannten Naturgesetze wie die Hauptsätze usw. Es wird ständig Energie verbraucht, um Entropie zu senken und den Ordnungszustand in den Zellen und Geweben zu erhalten.
Aber ist dem auch noch so beim Bewusstsein, der Psyche und der Persönlichkeit?
In meinen Augen nur bedingt, weshalb hier rein naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle Schwierigkeiten haben.


das scheint mir eher eine Hoffnung zu formulieren denn ein Problem^^unterlasse es doch einfach mal, dem Gesamtsystem Mensch über längere Zeit Energie in angemessener Form und Menge zuzuführen. Sagen wir, höre doch einfach mal für 30 Minuten auf zu atmen^^ ich bezweifele, dass du trotz der irreversiblen Vorgänge in den Zellen den Ordnungszustand deines Bewusstseins aufrechterhalten kannst. Zumindest wirst du nicht mehr davon berichten können.

Wenn nach diesen 30 Minuten dein Bewusstsein, und schärfer dein Ich-Bewusstsein noch vorhanden sein sollte, dann definitiv nicht mehr in einem Ordnungszustand, der dem Universum noch zugänglich wäre. Du wärest in irgendeiner Weise in der Transzendenz.

Wenn also deine Auffassung weshalb hier rein naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle Schwierigkeiten haben so gemeint sein sollte, dass die Wissenschaft keine Aussagen über Transzendentes machen kann, damit läufst du seit etwa 300 Jahren offene Türen ein. Sofern du Bewusstsein u.dgl. vollständig in der Immanenz, der gemeinen physikalischen Realität ansiedelst, sehe ich nicht, warum diese Phänomene nicht mit wissenschaftlichen Methoden erforschbar sein sollten.

Spanne nicht Ochs und Esel vor denselben Pflug^^ entweder Gläubigkeit oder Wissenschaftlichkeit, nicht beides in unreiner Mischung^^ oder gib Hinweise auf theoretische Möglichkeiten, wie ein immanentes, persönliches Ich-Bewusstsein ohne Körperträger eventuell weiter existieren könnte und lass uns das dann prüfen. Nur in letzterem sehe ich eine gewisse Hoffnung auf persönlichem Fortbestand begründet. Sofern solche Möglichkeiten tatsächlich real existieren sollten.

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