Von diesem Interview und seinen Buchtiteln her sehe ich erstmal noch nicht, was ihn zum echten Philosophen qualifiziert, und nicht nur zum eloquenten Alltagsplauderer, der von einem Allgemeinplatz zu einem Thema munter zu einem Allgemeinplatz zu einem anderen Thema springt...
Außerdem kann er gar kein Shootingstar mehr sein, egal ob er Seinfeld guckt oder Veganer ist, denn er ist schon 55.
Das meiste Alltagsgeplaudere ist dann halt auch wahr, aber für einen gebildeten Leser keineswegs überraschend oder gar verletztend. Und kommt er zu halbwegs schwierigen philosophischen Problemen, beschränkt er sich auf begründungslose Ein-Satz-Glaubenssätze:
Denken besteht darin, Ähnlichkeiten wahrzunehmen.
Das mag ein wichtiger Aspekt sein, als Allaussage ist es aber offenkundig Unsinn.
Im Absurden kann man nicht glücklich sein.
Warum nicht, obwohl Camus dazu durchaus Möglichkeiten dargelegt hat?
Intelligenz kann kein neues System, keine neue Sprache entwickeln.
Aha, warum nicht?
Der Geist ist etwas ganz anderes als Intelligenz.
Aha, aber was ist er dann?
Natürlich ist das Medium Interview beschränkt, aber dann hätte man sich halt lieber auf wenige Teilthemen beschränken und deren Tiefe zumindest andeuten sollen.
Zur als Threadtitel herausgegriffenen "Glätte": Designvorlieben sind zyklisch, die für Glätte insbesondere. War in den 50ern/60ern schonmal in, dann kam die naturalistische Hippie-Gegenbewegung. Dann in den 70ern wieder Glätte, danach die "gritty"-Phase der 80er, dann wieder Plastik-Glätte, dann Realismus-Unglätte, dann Apple-Glätte, bald wieder was anderes... Merkelsche Politikglätte ist wohl das relevantere Phänomen, aber auch keine Neuigkeit. Und könnte mit dem aktuellen Populismusaufschwung durchaus auch schon vor der Ablösung stehen.