Gebete

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Elfhelm
Senior Member
Senior Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 845
Registriert: 29.05.2001
Mo 6. Aug 2001, 00:45 - Beitrag #1

Gebete

Hergestellt Dank Padreic.


Orald

Gebete

Hallo,
diesen Thread habe ich vor allem für FlowerCat angelegt, natürlich ist aber auch jeder andere gern eingeladen, sich hier zu beteiligen.
Bei dem Thema "Ziele erreichen" sind wir auf die Frage gekommen, ob man richtig und falsch beten kann. Daß ich überhaupt etwas zu dem Thema schreibe zeig ja schon, daß ich durchaus dieser Meinung bin.

Nun hier die Begründung:
Gebet ist für mich Zwiesprache mit Gott. Nun kann Kommunikation aus mehreren Gründen stattfinden, z.B. um sich etwas von der Seele zu reden oder um jemandem etwas mitzuteilen. Ein reiner Informationsaustausch in einem Gebet ist sicherlich überflüssig, wenn ich von der Allwissenheit meines Gegenübers ausgehen kann. Dennoch finde ich es durchaus berechtigt, meinen Unmut kundzutun, aber auch meine Freude auf diese Weise zu teilen. (Menschen, die sich gern haben, tauschen ja auch oft "Nichtigkeiten" aus, welche vom Informationsgehalt her unwichtig sind, daber als Liebesbezeugung doch für beide Seiten nötig)
In diesem Rahmen halte ich das persönliche Gebet ebenso, wie das rituelle Gebet für äußerst sinnvoll. Rituelle Gebete entsprechen in etwa auch unserem zwischenmenschlichen Umgang, wenn wir z.B. eine "Guten morgen" wünsche, nach dem Nießen "Gesundheit" sagen, alle Arten vorn Begrüßungen und Verabschiedungen gehören unter anderem in diesen Bereich.
Nun zu dem, was ich für falsches Beten halte:
Wenn ich eine Bitte konkret formuliere, z.B. darum bitte, daß mir eine Arbeit gelingen möge, oder ich für jemanden anderen das Eintreffen eines Ereignisses herbeiwünsche oder ähnliches, dann komme ich zu einem nach meinem Empfinden sehr heiklen Punkt.
a) Der weg der spirituellen Erpressung ist nicht mehr weit. Will heißen, ich knüpfe Bedingungen an die Bitte, in der Art: Wenn du mir wieder nicht hilfst, glaube ich nicht mehr an dich, oder auch einfach die Sache, daß man seinen Glauben durch solche Dinge festigt. Ein solcher Glaube ist sicherlich nicht besonders Kriesenfest.
b) Ich stelle mich über andere, ich glaube zu wissen was gut für mich und andere ist: Dies ist der Fall, wenn ich entscheide, was gut für andere ist. z.B. Mach, daß diese oder jene Partei gewinnt. Woher nehme ich mir das Recht heraus, zu wissen, was im Kosmischen Weltplan gut für mich und andere ist? Fakt ist, daß die meiseten Schreckensherrschaften von der Intention her aus Weltverbesserungsanliegen geplant waren.
Oft schon hat sich für mich, aus meiner Erfahrug aus einem vermeintlichen Unglück heraus ein sehr positive Entwicklung ergeben.

Zusammenfassend ist für mich ein Gebet eine Zwiesprache zwischen sich liebenden, oder zu mindest, sich respektierenden. Ich kann mich dort ausdrücken und weiß mich verstanden. Ziel ist es, auch meinen Gegenüber immer besser zu verstehen, nicht, irgendwas aus ihm zu machen, bzw. ihn dazu zu überreden, etwas für mich zu machen. Liebe (im christlichen Sinne) kann nämlich nie funktional sein.


__________________
Gruß,
Orald

********************************************


FlowerCat

Erstmal noch vorweg ...Die Methode in Du erreichst dein Ziel, hat nichts mit beten zu tun! Ganz wichtig!

Bin da jetzt erst drauf gekommen, wie du darauf gekommen bist Schöner Satz.

Wie jemand betet, ist wohl jedem selbst überlassen. Voschriften kann man da keinem machen. Wie auch?

Also, ich knüpfe KEINE Bedingungen an ein Gebet. Machen das einige ?

Ich habe auch keine Erwartungen, aber Hoffnung.
Aber wann beten wir eigentlich? Meistens doch nur, wenn wir nicht mehr weiter wissen, in höchster Not sind.

Selbst bei "Ungläubigen" tritt dies in solchen Situationen ein.

Deine Beispiele, würden mir für ein Gebet, nie in den Sinn kommen!!!

Aber ich kann sagen, das sich immer alles zum Guten gewendet hat und es ist nichts falsches daran, FÜR ein Lebewesen zu beten, im Sinne des Guten! Im Sinne Gottes!


********************************************


Cara

Orald, Flowercat
Gebet hieß früher für mich Zwiesprache mit dem christlichen Gott (an den ich nicht so richtig glauben konnte) zu halten. In dem Sinne, in dem Du es beschrieben hast, lieber Orald. Dabei habe ich mich immer bemüht, auch die rituellen Gebete mit innerer Überzeugung zu sprechen, auch wenn das Glaubenssystem dahinter mich nicht überzeugt hat. Denn gute Wünsche und Bitten um Verbesserung von unguten Zuständen sind immer positiv und sollten mit Überzeugung dargebracht werden, egal was man von der Institution, an die sie gerichtet werden, hält.

Wobei ich allerdings beim Gebet zu Gott nicht von einem gleichwertigen Gespräch ausgehen kann, denn auf der einen Seite ist da dieses allwissende Wesen und auf der anderen Seite ich als Bittende, Ratsuchende. Das ist ein eindeutiges Gefälle, was ich aber in diesem Zusammenhang nicht näher beleuchten möchte, denn hier geht es um etwas anderes. Ich hatte auch kein Problem damit, war mir aber immer des Unterschiedes bewußt.

Seit sich mein Glauben zu dem gewandelt hat, was mir wirklich die innere Sicherheit gibt (für alle, die es nicht wissen: bitte in den "Nachbarthreads" nachlesen), bedeutet Gebet für mich, innere Einkehr, quasi ein Zwiegespräch mit dem göttlichen Funken in mir zu halten. Die Anlässe für Gebete sind dieselben geblieben: Bitten, daß irgendetwas einen guten Verlauf nimmt, Rat suchen, weil ich nicht weiter weiß, Kraft für notwendige Handlungen finden, Klarheit in verfahrenen Situationen gewinnen ...

Diese Zwiegespräche sind nach wie vor keine Gespräche zwischen gleichwertigen Wesenheiten. Aber ich fühle mich wesentlich wohler bei der Vorstellung, mich nicht mit einem undefinierbaren, diffusen, fremden Wesenheit über meine Sorgen und Probleme unterhalten zu müssen. Ich mache diese Dinge eigenverantwortlich nur mit mir ab. Um´s etwas flapsig darzustellen: Klein-Cara legt ihre Sorgen und Probleme Groß-Cara dar. Es ist eine innere Einkehr, die in aller Offenheit und Vertrautheit stattfindet. Und daraus kann ich eine Menge Kraft, Sicherheit und Zufriedenheit schöpfen.

Ich hoffe, daß jetzt keiner meine Daten an die Männer mit den weißen Jacken weiterleitet.

********************************************


Orald

Hallo liebe Cara,

warum sollte man an diese Männer irgendwas weiterleiten ???

Ich kann deine Art, wie du Gebete beschreibst gut nachvollziehen, nur zwei kleine Anmerkungen hätte ich noch:

- Wie kommst du auf eine unterschiedliche Wertigkeit? Für mich hat Gott mich (incl. den Rest der Schöpfung ) aus Liebe geschaffen. Also kann ich mich auch in dieser Weise an ihn wenden. Eine Wertigkeit kann man meiner Meinung nach weder aus Größe, Allwissenheit oder sonst was ableiten. Wieviel Wert ist denn ein Mensch in bezug auf Gott?

- Ich habe schon oft gehört, daß Leute versuchen, konzentriert rituell zu beten (bzw. mit innerer Überzeugung).
Ich denke, daß es kein Problem ist, bei dieser Art Gebete innerlich abzuschweifen. Für mich haben diese Formen einen meditativen Charakter, sie prägen mein Leben und Lebensstil und geben Anlass zur Muße, Entspannung und inneren Einkehr. Dabei tritt die Form zurück. Wenn ich mich auf die Form und das was dort wörtlich gesagt wird konzentriere, verliert das ganze seinen Sinn.
Ich finde es darum auch sehr schade, daß man heute von der ursprünglichen lateinischen (sogar tridentinischen) Liturgie absieht. Für mich ist diese sehr erhöhend, auch gerade weil sie nicht diesen interlekutellen Anspruch hat.

@ FlowerCat
natürlich beschreibe ich das Gebet in der mir bekannten und zugänglichen christlichen Weise. Dabei geht es in keiner Weise um Vorschriften, sondern nur darum, was ich unter Gebet verstehe und was nicht. Natürlich gibt es auch eine Begründung dafür, daß ich etwas nicht zum (richtigen) beten zähle. Diese habe ich versucht zu skizziren.


__________________
Gruß,
Orald

********************************************


Kanaloa

Gebet

Hallo Orald, FlowerCat, Cara und alle anderen,

ich finde beim sogenannten "Beten" geht es stets nur um eine Art Anrufung oder Zwiesprache mit meiner höheren Macht, Urenergie oder eben Gott. Je mehr wir in welcher Form auch immer in eine Art Informationsaustausch mit unserem Schöpfer treten, umso besser für uns und unsere Umwelt.

Hier wären wir also beim Thema "Beten-ohne-Unterlass". Wie sieht das für mich aus? Wenn ich zum Beispiel morgens ins Auto steige bitte ich meine Vater-Mutter-Präsenz ICH BIN, also Gott, meine Urenergie, höhere Macht oder wie immer jemand das nennen möchte, darum, "mich immer und überall am heutigen Tage und in der nächsten Nacht wie an allen Tagen und in allen Nächten optimal zum 'Wohle aller' zu führen und zu leiten". Das soll "in all meinem Denken, Fühlen, Reden und Handeln in allen Lebenslagen geschehen, egal ob beim Autofahren (=wieder Oralds Thema Verantwortung für mich und andere), beim Fahren mit anderen Verkehrsmitteln oder in der Arbeit oder bei der Freizeit".

Wenn ich dann tagsüber beispielsweise ein berufliches Problem zu lösen habe, verstärke ich mein Morgengebet oder meine Morgenaffirmation noch einmal, indem ich ganz gezielt die Hilfe meiner Vater-Mutter-Präsenz ICH BIN für das anstehende Problem erbitte.

Oder ich bedanke mich bei meiner eben genannten Urenergie auch dafür, wenn ich in der S-Bahn einen schönen Sitzplatz bekommen habe und die Zeit zum Lesen in einem Buch nutzen konnte.

Oder wenn ich einen kranken oder gebrechlichen Menschen sehe, bitte ich meine Vater-Mutter-Präsenz ICH BIN ihm oder ihr die Erkenntnis für die Ursachen seines/ihres Leidens sowie Heilung und Gesundheit zu schicken, wenn das nicht gegen seinen freien Willen verstößt.

Gelegenheiten für solch einen Informationsaustausch mit meiner eigenen Quelle gibt es also g'rad' genug!

Meine "Gebete" sind zwar teilweise auch in gewisser Weise standardisiert = ritualisiert (siehe morgens im Auto bei der Fahrt zur S-Bahn), aber kaum im Sinne der christlichen Kirchen. Nur ist das für mich auch nicht ausschlaggebend, sondern einzig und allein meine eigene Verbindung, also meine Hotline zu meiner Vater-Mutter-Präsenz ICH BIN.

Ich bin mir sicher, dass es viel wichtiger ist, diesen Informationsaustausch aktiv zu pflegen, als irgend ein zu Hause, in der Schule oder Kirche auswendig gelerntes rituelles Gebet ohne innere Verbindung zum angesprochenen Gott bzw. zur Urenergie herunter zu leiern, "weil man das halt so macht", "weil man gerade in der Kirche ist und nicht auffallen will" oder welche Gründe es da noch geben mag.

In diesem Zusammenhang fand ich den Hinweis gut, auch bei solchen rituellen Gebeten zu versuchen, mit innerer Überzeugung bei den gesprochenen Worten zu sein. Sonst könnte man's wahrscheinlich auch gleich bleiben lassen.


********************************************


Trozki

Richtig oder Falsch Beten
Also ich bin der Meinung, dass es kein richtig oder falsch Beten gibt - alleine schon die Absicht, dass man mit Gott kontakt aufnehmen will, finde ich zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist.
Gott wird sicher nicht sagen, nein ich nehme dein GEebt nicht an, da du falsch betest - solche Sachen haben nur die Kirche aufgebracht, aber hat mit Gott Kontakt aufnehmen oder Christ sein überhaupt nichts zu tun finde ich .
Auch das wegen Bitten und Erpressen .
WEnn man sagt ich bitte dich darum oder ich glaube nicht mehr an dich ist das kein falsches GEbet, sondern gar kein Gebet - denn wieso betet man denn und zu wem, wenn man nicht an Gott glaubt ?
Ich bin der Meinung, dass man Gott sehr wohl bitten kann und er dieser Bitte auch gerne nachkommt - auch wen wir nichts sehn,d ass er dieser Bitte nachkommt - wir müssen ihm einfach vertrauen, denn wenn das Vertrauen nicht gegeben ist, gibt es ja eigentlich auch keinen Gott

Gruß
Elfhelm

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 30. Okt 2013, 15:00 - Beitrag #2

die Begrifflichkeit - "Gebet" - scheint mir bereits einem Irrtum entsprungen zu sein, zumindest dann, wenn unter dieser einen Begrifflichkeit rituelle und freie Formen subsummiert werden sollen, die m.E. überhaupt nichts miteinander zu tun haben, weil sie völlig verschiedenen psychischen Haltungen entsprechen.

m.E. das Wichtigste überhaupt beim Beten ist das Bewusstsein, sich an ein Gegenüber zu wenden, also in echter Kommunikation mit einem realen Kommunikationspartner zu stehen. Wenn mensch sich dessen bewusst bin, ist es fast unmöglich, sein Gegenüber mit Blödsinn "zuzutexten", Blödsinn, dessen wichtiger Zweck darin besteht, nicht zuhören zu müssen, was das Gegenüber tatsächlich zu sagen hat. Kommunikation ist sprechen und zuhören, ein Aspekt, der gar nicht überbewertet werden kann.

Zuhören wiederum ist nicht dasselbe wie dem Kommunikationspartner permanent ins Wort fallen und ihm erklären, wie das zu verstehen ist, was er/sie gerade gesagt hat; Zuhören ist in erster Linie und vor allem: auf sich wirken lassen. Mich nicht dagegen sperren, dass auf mich eingewirkt wird.

Ein Mensch, der in Kommunikation mit einem gottartigen Gegenüber steht, sieht sich also der Notwendigkeit gegenüber, hören zu lernen. Letztlich macht das aus einem betenden Menschen einen Mystiker. Und aus einem Gebet einen Liebesakt auf Augenhöhe.


Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 14 Gäste