Hallo zusammen,
einen gleichnamigen Thread habe ich hier schon einmal vor langer Zeit erstellt, da ich ihn aber nicht mehr finden kann, eröffne ich ihn halt nochmal.
Ausgehend von der Gottesfrage habe ich mit Feuerkopf besprochen, die Grundlagen etwas eingehender zu diskutieren. Hier wäre also Raum für jeden, seine Vorstellung über die Grundlagen der Kosmologie zu erläutern und zu diskutieren.
Dabei ist es evtl. unumgänglich, auch die Gottesfrage anzureißen, aber sie soll nicht im religiös-kirchlichen oder esotherischen Kontext diskutiert werden, sondern nur auf philosophischer Basis.
Nun also zu den Grundzügen meiner Vorstellung:
a) Theismus
Zu Beginn steht erst einmal die Frage, ob es so etwas wie einen Gott gibt. Grundsätzlich sind da zwei Möglichkeiten denkbar und ich entscheide mich für die Variante des Theismus, also ich setze die Existenz eines Gottes voraus. (Den Agnostizismus (die Position sich weder für noch gegen die Voraussetzung eines Gottes zu entscheiden) lasse ich hier außen vor, da ein Agnostizist in seiner Argumentation letzlich auf eine der beiden Positionen zurückgreifen muß)
Nun folgt für mich der nächste Schritt: Was ist Gott. Hier gibt es verschiedene theistische Positionen, die drei gängigsten wären wohl der Polytheismus (es gibt viele Götter) der Pantheismus (alles existierende ist Gott) und der Monotheismus (es gibt einen Gott)
In der Praxis ist der Politheismus oft eine Spielart der beiden anderen Positionen, in dem ein Gott im eigentlichen Sinne der Schöpfergott ist, die anderen sind geschaffene Wesen, bzw. Naturgeister (hier gibt es natürlich unendlich viele Spielarten) oder in dem die Götter verschiedene Ausdrucksformen des pantheistischen Gottes sind.
Der Pantheismus klärt meiner Meinung nach das Individualitätsempfinden nicht plausibel, und es gibt Probleme, Begriffe wie Verantwortung u.a. zu fassen. Darum entscheide ich mich für den Monotheismus.
D.h. ich setze einen Gott voraus, der nicht eins mit der Welt ist, sondern von ihr grundlegend unterschieden ist.
Die nächste Frage, die sich stellt ist die Frage nach Personalität: ist Gott ein Strukturprinzip, oder ein eigenständig freies Wesen?
Hier entscheide ich mich auf für die Annahme eines personalen Gottes, da mir das über die "Analogia Entis" (komme ich weiter unten dazu, was das ist) am plausibelsten erscheint.
Zusammenfassend, ich setzte für meine Betrachtungen einen Gott voraus, der außerhalb der Welten als quasi übergeordnetes Prinzip personal existiert.
b) Schöpfung
Die Schöpfung ist der zweite größere Komplex meiner Kosmologie. Im Gegensatz zum Pantheismus sehe ich die Welt nicht als Teil Gottes an, sondern als von ihm getrennt. Bildlich gesprochen: sie ist nicht gezeugt, sondern geschaffen.
Hier ergibt sich die Frage, wie denn die Beziehung zwischen Gott und der Schöpfung (also dem Universum, bzw. Multiversum und allem was an Materie, Energie und Gesetzmäßigkeiten dazu gehören mag) aussieht:
Am plausibelsten scheint mir hier die "Analogia Entis" des Thomas v. Aquin, an die ich mich hier anlehe.
Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten, eine Beziehung zwischen Gott und der Welt auszudrücken: univok, äquivok und analog.
"Univok" heißt, alles ist Eins. Das wäre also die pantheistische These, aber mit ihr ist es dann schwer, eine Eigenständigkeit festzumachen. Einheit und Vielheit kann im engeren Sinn nur noch sehr schwer konstruiert werden, wenn überhaupt.
"Äquivok" heißt, es sind zwei getrennte Entitäten, welche keine gemeinsame Basis haben. Das wäre eine Position des Atheismusses: man kann aufgrund der Andersartigkeit nichts vom anderen Aussagen, und darum sind Äußerungen rein auf die Schöpfung beschränkt. Gott kann nicht thematisiert werden, man kann ihn weder erfahren, noch etwas über ihn aussagen, da es dazu eine gemeinsame Basis geben müsse.
Der Ausweg ist hier im Begriff "Analog" zu finden. Analog heißt ähnlich. Wenn Gott die Welt geschffen hat, dann ist sie ihm ähnlich, d.h. er hat seine Handschrift in ihr hinterlassen, und von dort kann man auf ihn schließen. Genauso wie man von einem Bild oder einem Roman auf den Künstler schließen kann, weil jeder Buchstabe, jeder Pinselstrich von ihm stammt, kann man also von der Welt auch auf Gott schließen. Da das aber immer nur in sehr abstrakter Weise möglich ist, ist das natürlich auch sehr fehleranfällig.
Ich habe weiter oben gesagt, daß ich denke, daß Gott personal ist, und ich habe das mit dieser Seinsanalogie (Analogia Entis) begründet. Die Argumentation verläuft hier folgenermaßen: Ich seber habe Personalität (z.B. ich-Bewußtsein) also existiert in der Welt (der Schöpfung) so etwas wie Person schon einmal. Ich empfinde es in mir, und ich nehme es auch in anderen Menschen an. Da Personalität existiert, muß sie irgendwo herkommen, und über die Analogie schließe ich, daß im Schöpfer auch so etwas angelegt sein muß. Unsere Personaltät ist demnach ein Abbild der Personalität Gottes.
Zusammenfassend:
Gott schuf meiner Meinung nach aus dem Nichts (creatio ex nihilo) die Welt. Als Schöpfer hat er seine Handschrift in diesem Werk hinterlassen, und daraus ist er auf analoge Weise auch zu erkennen.
c) Zeit
Die Zeitlichkeit ist ein in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiertes Thema. Ewigkeit wird oft verstanden, als das immer weiter laufende Aneinanderreihung von Zeiteinheiten.
In meinem Kontext ist Ewigkeit das Fehlen von Zeit.
In diesem zeitlosen Zustand existiert Gott. Die Frage, woher er kommt, setzt Veränderung voraus. Diese ist bei etwas allmächtigen aber nicht möglich, da er dann ja einmal etwas nicht gewesen wäre, was er auf einmal geworden ist. Zeitlichkeit kann also auf Gott nicht angewandt werden. (Hierbei muß man schon beachten, daß wir uns nicht zeitlos ausdrücken können, und es dadurch bei meiner Beschreibung zu sprachlichen Schwierigkeiten kommt.)
Erst mit der Schöpfung ist dieses Ablaufen entstanden. Es (Zeit) ist Teil der Schöpfung und begann mit ihr, und ist auf sie beschränkt.
Da Gott außerhalb der Zeit steht, zählt sie für ihn nicht. Er würde sich also gleichzeitig am Beginn und am Ende der Schöpfung befinden. Das ist aus unserer Perspektive schwer zu begreifen, da wir der Zeitlichkeit unterliegen. (In deiesem Zusammenhang ist auch die Göttliche Vorraussehung zu verstehen, die nicht in die Freiheit der zeitlichen Menschen eingreift.)
Zusammenfassend
Gott steht außerhalb der Zeit, die Schöpfung mit ihrem Anfang und Ende ist von Gott getrennt und läuft in einem separaten, zeitlichen Rahmen vom Anfang bis zum Ende ab. Nach einem "Woher" in Bezug auf Gott zu fragen wäre eine Frage nach der Zeitlichkeit Gottes, was aber ausgeschlossen ist.
d) Sinn
Kurz am Schluß möchte ich noch einmal auf die Sinnfrage bezug nehmen. Warum das ganze?
Personalität drückt sich beim Menschen in seiner Fähigkeit zu lieben aus. Demnach kennt auch Gott die Liebe. Nach christlicher Überzeugung ist Gott im reinsten Sinne Person, also reine Liebe. Liebe benötigt aber etwas, was geliebt werden kann: also einen auch personalen Gegenüber. Die Schöpfung als etwas von Gott getrenntes hat Gott also aus dem der Liebe unterworfenen Zwang getan. Hierzu gehört, daß in der Schöpfung etwas ist, was diese Liebe erwiedern kann, also etwas, das frei ist, und sich personal ansprechen lassen kann.
Hierin liegt begründet, warum Gott den Menschen nicht zum Gutsein verdammt. (Freiheitsfrage und Teodize...)
Nach meiner Meinung ist alle Ethik darauf aufgebaut, zu lieben. Die Liebe Gottes zu erwiedern heißt persönlich zu reifen, sich von Gott abzuwenden ist die einzige mögliche Sünde. Dieses muß auch möglich sein, weil wenn der Mensch nicht die Freiheit hätte, wäre die Liebe eine Täuschung. Gott schaft sich aber keinen Gegenüber, der nur so tut, als ob er ihn liebt, sondern einen der sich frei zur Erwiederung derselben entsdchließen kann. Nur dann kann auch die Liebe Gottes einen Gegenpol finden.
Soweit ersmal ein paar meiner Grundansichten in Bezug auf Kosmologie, wenn jemand Einwände hat, einen Gegenentwurf darstellen will, oder ähnliches, dann ist hier erstmal dafür Platz geschaffen.
Gruß,
Orald