Nun, Noriko, ganz 'normal' ist das nicht, was Du da schilderst. Das Beruhigende ist aber schon mal, dass es Dir als Abweichung auffällt. Wer nah an der Kante ist, merkt das nicht mehr. Für den 'spinnen' alle anderen.
Begriffe wie 'psychisch labil' und "Schizophrneie' helfen da aber wenig weiter. Je mehr wir über das komplizierte Zusammenspiel seelischer und körperlicher Faktoren lernen, desto weniger zuverlässig scheinen die Gewissheiten und Diagnosen von Gestern.
Was Du schilderst, kann alles mögliche sein - so wie Du, wenn Du öfter mal Stiche in der Brust spürst eben auch alles mögliche haben kannst, von einem gezerrten Brustmuskel über psychosomatische Warnsignale wegen irgendeiner seelischen Überforderung bis hin zum drohenden Infarkt.
Ich will damit sagen, Du kannst das Pech haben, dass Du Dich auf ein größere psychische Fehlfunktion zubewegst - das soll jetzt nicht flapsig klingen, nur die nicht voreilig anzuschleppenden, da eventuell falschen Fachausdrücke ersetzen.
Es kann auch sein, dass Du eine minimale, aber sehr lästige Fehlfunktion irgendeiner kleinen Hormondrüse hast. Die Körperchemie im Gehirn stimmt nicht mehr , und es kommt zu kleinen Stolperern. So wie bei anderen Leuten chronisch der Magen übersäuert oder die Galle kocht. Das lässt sich eventuell durch simple Tabletteneinnahme regulieren.
In keinem Land der Welt gibt es leider eine so dämliche, grenzkriminelle, abergläubische Verteufelung von Medikamenten zur Regulierung des psychisch relevanten Stoffwechels. Irgendwelche Idioten (das sind wirklich welche) tun dauernd so, als seine das alles Psychopharmakahämmer, die Menschen zu ferngelenkten Zombies umpolen., AARRGGHHH: nach dieser Argumentation müsste man auch schmerzhaft an der Zuckerkankheit krepieren, weil die Insulinspiegelregulierung eine gemeine Fremdbestimmung ist, die uns zu jemand anderem macht. Schwachsinn.
Du solltest Dich also nicht scheuen, Noriko, mal bei einem Arzt vorbeizuschauen - einem Neurologen am besten. Der wird vermutlich eine Doppelstrategie vorschlagen - einerseits Tests und Messungen, um Aufschluss über Deinen Stoffwechsel zu bekommen, andererseits ein Tagebuch über Symptome, Gefühle , Gedankenkrisen, das wird dann die psychotherapeutische Seite der Bestandsaufnahme.
Davor solltest Du Dich keinesfalls scheuen. Wenn Dir nur eine Kleinigkeit fehlt, gibt es keinen Grund, weiter mit der Irrritation zu leben. Wenn Du auf ernstlichere Krisen zugehst, dann wirst Du die durch Aussitzen gewiss nicht vermeiden können. Es gibt aber keinen Zweifel, dass Du sie alleine nicht einfach durchstehst. Wir reden hier - im Extremfall - ja nicht von einem Saufkater, den man zru Not auch mal ohne Kopfschmerztablette durchsteht. Sondern vom Gegenstück zu einem entzündeten Blinddarm - da hilft Warten gar nichts.
Das mag jetzt hie und da ein wenig barsch geklungen haben, aber ich habe langjährige Erfahrung mit mehreren Menschen in meinem Freundeskreis, die auf die ein oder andere Weise, mal kürzer, mal länger, einige dauernd, auf seelenmedizinische Hilfe angeweisen waren/sind. Ich habe gesehen, wie leicht sich ein gequältes Leben in ein normales (nicht in ein tablettenbeswingt dauerfröhliches) , ein nicht mehr führbares Leben wieder in ein führbares verwandeln lässt. Also hühnere nicht herum und warte, bis es richtig weh tut, sondern geh beim Doc vorbei.
Rät Dir Fargo
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