Person (und von mir aus auch Amt)

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Thod
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Mo 10. Feb 2003, 21:00 - Beitrag #1

Person (und von mir aus auch Amt)

Hallo Traitor,
da wollen wir dann doch nochmal eine alte Geschichte wieder aufwärmen, von der du mal gesagt hast, es wäre von mir eine völlig zufriedenstellende Antwort gegeben worden, die du anscheinend aber wieder vergessen hast, oder die doch nicht so zufriedenstellend war.
gegen ende des threads lesen

Nun möchte ich hier einemal das Wort Person diskutieren. Was verstehen wir darunter, wo kommt es her, und warum bezeichnet es eine Wende, wenn nicht die Wende in der kulturellen Menschheitsgeschichte.

Gruss,
Thod

Padreic
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Mo 10. Feb 2003, 21:26 - Beitrag #2

Zur Geschichte hatte Thod ja schonmal was geschrieben: Sozialismen

Bezüglich des Personenbegriffs finde ich einen Gedanken Kierkegaards sehr interessant: Person ist man nicht einfach, das Personsein ist vielmehr ein Ziel. Erst wenn man den Zustand des vollendeten Selbsts erreicht hat ist man wahre Person und das Selbst ist vollendet, wenn es, "zu sich selbst sich verhaltend, es selbst sein will und sich so, sich selbst durchsichtig, gründet in der Macht, die es setzte." Erst wenn jegliche Täuschung über sich selbst von einem abgefallen ist, ist man wahre Person. Sonst ist man nur eine Annäherung.
Das kann sich natürlich nur auf Wesen beziehen, die ein Selbstbewusstsein haben. Auch schließt es wohl die Liebe mit ein, da man wohl, wenn man wirklich weiß, wo man steht, auch die anderen Wesen liebt.

Padreic

Thod
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Mo 10. Feb 2003, 21:34 - Beitrag #3

Ja genau, den Thread hab ich gesucht. Danke :D

Gruss,
Thod

Erdwolf
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So 16. Feb 2003, 16:50 - Beitrag #4

"Person" von "personare" - durchklingen. Also szs. die Maske des Selbst. Psychologisch betrachtet bezeichnet die Person den Teil des Menschen, der von einigen seiner Intentionen getrennt ist, sie verleugnet. Er projeziert die Intentionen (seinen "Schatten") auf andere, was dazu führt, das er sich von seiner Umwelt bedroht / unter Druck gesetzt fühlt. Tatsächlich sind es aber seine eigenen Intentionen/Emotionen, die ihm als Projektion begegnen.
Dieser Persona-Begriff geht nicht konform mit dem Kierkegaards, inhaltlich besteht jedoch Deckung. Obwohl ich den Begriff Person in diesem Zusammenhang etwas unpassend von ihm gewählt finde, da es mir schwerfällt damit das ungeteilte Selbst zu assoziieren. (Zumal ich keine Notwendigkeit für diesen zusätzlichen Begriff sehe)

Maurice
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So 16. Feb 2003, 18:25 - Beitrag #5

Jemand hat mal gesagt
Wer glaubt jemand zu sein , hat aufgehört jemand zu werden .
Und wer weiß von wem das ist ? :D

Padreic
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So 16. Feb 2003, 20:17 - Beitrag #6

@Erdwolf
Ganz genau kenne ich das Kierkegaard auch nicht, habe nur mal einen längeren Artikel über die Thematik bei Kierkegaard gelesen.
Ich kann mich vorstellen, dass hier auch wieder das von Thod oft erwähnte Motiv zu finden ist: In der Person hallt Gott wieder, denn sie gründet sich in der Macht, die es setzte. Weiterhin passt hier das durchsichtig sein auch.

Der psychologische und der philosophische Sprachgebrauch scheint hier aber zu differieren bzw. sogar entgegengesetzt zu sein. Es stimmt schon, dass eine klassiche Bedeutung von persona 'Maske' war, aber eben auch 'wiederhallen', 'durchtönen'.

Noch ein wenig zu Person - Amt:
In einem Amt sind immer nur Teile des Menschen gefragt. Hier gibt es eine schöne Analogie zum informelle und formelle Gruppen-Konzept der Soziologie. Formelle Gruppen sind hier Gruppen, wo es nur auf bestimmte Funktionalitäten des Menschen ankommt, also beispielsweise die Sekretärin oder der Mittelstürmer. Solche Teilhabe an formellen Gruppen sehe ich als Amt. Informelle Gruppen sind dagegen zumindest prinzipiell an der ganzen Person interessiert, also z. B. Freundschaften, was natürlich in der Realität nie ganz geschafft werden kann, da eine Person nie ganz vermittelt werden kann.
Ich denke, ein Fehler, der manchmal begangen wird, ist, sich zusehr auf ein Amt zu konzentrieren, wodurch die Person leidet. Dies kann besonders der Fall sein, wenn auf Wettbewerbe hingearbeitet wird und, auch wenn es keinen Spaß macht, man jeden Tag Stunden trainiert.

Padreic

Thod
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Mo 17. Feb 2003, 14:11 - Beitrag #7

Hallo Erdwolf,
woher stammt dieser psychologische Personenbegriff?


Person kommt imho aus dem Persischen und bedeutete ursprünglich Totenmaske. Im Christentum (ich glaube erstmals genauer ausgefürht durch Boetius) wurde der Personenbegriff in Hinblick auf intelligente Wesen (Menschen und Gott) konkretisiert. "Persona est naturae rationalis individua substantia (Person ist die individuelle Substanz einer vernünftigen Natur)".
Hier knüpft Thomas von Aquin an, wenn er die Person als "per se existere" (hat eigenen Selbststand), "per se unum" (ist individuell von allen anderen unterschieden) und "per se agere" (frei) beschreibt.
Was das für Auswirkungen auf das Abendland hatte, habe ich in dem von Padreic verlinkten Thread ja schon mal erwähnt.
In der Philosophie taucht der Personenbegriff imho kaum auf, bzw. hat keine feste Bedeutung. Hier spricht man eher vom Menschen als dem Subjekt (Subjekt als Seiendes, welches sich zu sich selbst verhält indem es sich zu anderem verhält.) Häffner
Dies ist allerdings nicht alles, was sich unter dem Personenbegriff traditionell christlich verbirgt. Die Rückführung auf das lateinische per-sonare hat zudem die Dimension dessen, was hindurchklingt, eröffent: die Liebe. Somit ist wohl im Christentum Person etwas, was liebesfähig ist. Die Person kann reifen, sich entwickeln, hin zu einem immer tiefer liebenden.

Gruss,
Thod


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