Zitat von janw:Ich frage mich gerade, ob Wels mit Ehre etwas meinte, das wir heute eher Würde nennen würden - hat es da einen solchen Bedeutungswandel gegeben, oder ist der Begriff der Ehre schlicht auf bestimmte gesellschaftliche Randzonen verlagert worden?
Was der Wels damit meinte erschließt sich aus dem weiteren Zusammenhang.
"Das Wort des Herrn Reichskanzlers* erinnert uns aber auch an ein anderes, das am 23. Juli 1919 in der Nationalversammlung gesprochen wurde. Da wurde gesagt: »Wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos. Gewiß, die Gegner wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel. Aber daß dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, da es nicht unsere Ehre ist die bei dieser Welttragödie zugrunde geht, das ist unser Glaube bis zum letzten Atemzug. " Otto Wels
Wels meinte sicherlich, dass jene die für die kommende Welttragödie verantwortlich sind, ihre dadurch verlieren, während die standhaften Sozialdemokraten ihre Ehre behalten, egal ob die Nazis sie entehren möchte.
Hiermit wird impliziert, dass Nazis oder die Franzosen (Wels vergleicht hier das Ermächtigungsgesetz mit dem Versailler Vertrag!) etwas anderes unter Ehre verstanden als *
Gustav Bauer und die Sozis.
Wehrlos- aber nicht ehrlos bedeutet hat, dass man auch noch seine Ehre behalten kann, obwohl man nicht satisfaktionsfähig ist. Es ging Otto Wels gar nicht darum wer über die Ehre beurteilt.
"Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten. Sie selbst haben sich ja zum Sozialismus bekannt. Das Sozialistengesetz hat die Sozialdemokratie nicht vernichtet. Auch aus neuen Verfolgungen kann die deutsche Sozialdemokratie neue Kraft schöpfen.
Wir grüßen die Verfolgten und Bedrängten. Wir grüßen unsere Freunde im Reich. Ihre Standhaftigkeit und Treue verdienen Bewunderung. Ihr Bekennermut ihre ungebrochene Zuversicht verbürgen eine hellere Zukunft."
Das klingt wie Blut und Ehre und Treue bis zum Tod.