Seite 1 von 1

BeitragVerfasst: Mi 18. Jun 2003, 00:32
von Lord Andersinn
Eine wissenschaftliche Diskussion über den Glauben ist keine
wissenschaftliche Diskussion.
Wenn man wissenschaftlich über den Glauben diskutiert, führt man automatisch eine Glaubensdiskussion.

---

Glaubensdiskussionen sind sinnlos.

---

Die Wissenschaft gibt uns die Illusion die Realität zu bescheiben, tatsächlich tut sie das aber nicht.

Die Wissenschaft errichtet auf dem Fundament von Axiomen (unbeweisbahren Annahmen) Modellverstellungen von der Funktion der Welt.

(Ganz genau so wie die Religion das tut.)

Wir alle nicken verständig (oder auch nicht), wenn jemand von Newton Fallgesetz redet, wie die Gravitation aber funktioniert, wissen wir nicht.

Letzendlich klärt uns die Wissenschaft nicht vollständig über die Realität auf.
Wenn die Erkenntnisse der Wissenschaft aber nicht vollständig sind, kann man sie nicht als sichere Grundlage für ein Weltbild nehmen.

Es bleibt einem also nichts anderes übrig, als daran zu glauben, dass die Wissenschaft irgendwann Beweise liefern kann.

(Ganz genau so, wie Anhänger von Religionen daran glauben, nach dem Tode einen Beweis für ihre Religion zu erhalten.)

Wenn man sich dieser Sichtweise anschließt, erkennt man, dass der Streit Wissen gegen Glauben in Wirklichkeit ein Streit Glauben gegen Glauben ist.

Eine Diskussion um Glauben ist jedoch sinnlos.

---

Der Mensch konstruiert sich seine Welt aus den Sinneseindrücken, die er im Laufe seines Lebens sammelt.
Aber er hat keine Sicherheit über die Welt außerhalb seines Kopfes.

Das Trommelfell wird in Schwingungen versetzt,
die Netzhaut empfängt Muster von Lichtreizen,

und doch sind es nicht die Lichtmuster die wir sehen, sondern Vögel,

und wir spüren auch keine Vibrationen auf dem Trommelfell sondern hören Vogelgesang.

Und das Besste, wir sehen und hören den Vogel nicht im Kopf, da wo die Reize, die er ausgesendet hat, ankommen, sondern am Himmel, dort wo die Reize ausgesendet wurden.

(Ich schreibe bewusst "ausgesendet wurden". Licht und Schall haben nur einen begrenzte Geschwindigkeit, zwischen dem Zeitpunkt an dem der Vogel vorbeifliegt und dem Zeitpunkt an dem wir ihn wahrnehmen vergeht Zeit ...
und doch sind wir davon überzeugt das er gerade jetzt vorbeifliegt. Wir machen damit eine Aussage über die Realität, "der Vogel fliegt grade vorbei" eine Aussage die ganz offensichtlich nicht wahr ist.)

Das Gehirn konstruiert also die Welt um uns, aber woher kann ich wissen, ob mein Gehirn die gleiche Realität konstruiert, wie das Gehirn eines anderen Menschen?

Kann ich wissen ob Blau, Blau ist?

Warum finde ich Blau beruhigend?
Nun ja ... weil es eben Blau ist.

Aber warum findet jemand anderes Blau unangenehm?
Vielleicht weil Blau, Grün ist ?

---

Realität ist relativ

---

In einer konstruierten Welt ist der Glaube ein mächtiger Faktor.

Glaube ist Realität

---

Wenn sich also zwei Gläubige streiten, streiten sie nicht um "die Wahrheit", sie streiten um die "Weiterexistenz des Universums".
Ihres Universums.

Letztendlich das einzige Universum das für sie wirklich zählt.

---

Sie werden töten, bluten und schreien um es zu verteidigen...

(Für diese Behauptung brauche ich nun wirklich keine Beweise.)

BeitragVerfasst: Mi 18. Jun 2003, 14:59
von Maurice
Du führst eine Diskussion über Solipsismus an, imo hier unpassend. Mod am besten Post abtrennen und als neuen Thread starten, sonst wirds hier zu ot, wenn ich dazu meinen Senf gebe. ;)

Erledigt. Schön, dass du jetzt auch auf OT achtest ;)
Padreic

BeitragVerfasst: Mi 18. Jun 2003, 16:26
von Padreic
Erst einmal ein herzliches Willkommen in diesem Forum, werter Lord.

Was meinst du mit einer Diskussion über den Glauben? Meinst du eine Diskussion über das Phänomen des Glaubens oder eine über die Behaupten, die Inhalt des Glaubens sind, über das konkrete Glaubenserlebnis oder über etwas ganz anderes?
Über das Phänomen des Glaubens kann man sicherlich diskutieren, auch wissenschaftlich, auch wenn man es wissenschaftlich wohl nicht voll fassen kann. Man kann untersuchen, ob Leute von sich sagen, sie seien gläubig und ihren Begriff von Glauben untersuchen etc. Über die Behauptungen, die Inhalt des Glaubens sind, kann man auch diskutieren. Man kann dies im Normalfall wohl nicht naturwissenschaftlich, aber doch wissenschaftlich tun. Dies haben viele Philosophen getan (hierbei ist auch Augustinus' Ausspruch 'Intellige ut creda, crede ut intelligas' interessant). Über das konkrete Glaubenserlebnis kann man sicher schlecht diskutieren und schon gar nicht wissenschaftlich.

Die Naturwissenschaften haben, so denke ich, die Aufgabe, das Gemeinsame in den "konstruierten" Realität (der Begriff "konstruiert" ist wohl nicht ganz genau, auch nicht der der Realität) zu finden und daraus Hypothesen abzuleiten. Das kann natürlich nie ganz zuverlässig sein, da man einer gewissen Statik der Naturgesetze ausgehen muss, und man muss den Unterschied zwischen Hypothesen und einer Erklärung der Welt beachten. Hypothesen sind nur Voraussagen und kein Verständnis der Wirklichkeit (bzw. des Schattens der Wirklichkeit, die Gemeinsamkeit der "konstruierten" Realitäten). Ob dieser Schatten der Wirklichkeit mit der Wirklichkeit übereinstimmt, ist nicht Problem der Naturwissenschaft, es ist eine philosophische Frage, genauso wie das sonstige Verständnis der Welt.
Wissenschaft errichtet auf dem Fundament von Axiomen ein Gedankengebäude, da kann ich dir zustimmen. Aber die Axiome sind nicht willkürlich, sondern auch (im Idealfall) begründet, wenn natürlich auch nicht bewiesen. Beweisendes Denken kommt immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, darüber hinaus muss man anders denken, nicht mehr wissenschaftlich, wenn man natürlich auch die Wissenschaft zur Hilfe nehmen kann. Vielleicht meintest du oben, dass wie man durch dieses Denken zu einem Ergebnis kommt, nicht Thema einer (fruchtbaren) wissenschaftlichen Diskussion ist?
Religion schließt dieses überwissenschaftliche Denken (oder fühlen) mit ein und die Wissenschaft ist nur ein Teil von ihr, sie geht über sie hinaus.

Nun zu den konstruierten Realitäten.
Wir konstruieren sie ja nicht wirklich, konstruieren wäre durch und durch aktiv, aber es gibt ein nicht zu vernachlässigendes Moment des Passiven darin. Ein schönes Bild ist vielleicht, wenn etwas einen Schatten auf eine Oberfläche wirft. Das Etwas ist die Realität, die Oberfläche sind wir, der Schatten unser Bild der Realität. Dieser Schatten hängt sowohl vom Etwas als auch von der Oberfläche ab, aber er hat immer Ähnlichkeit zum Etwas. Oder man kann es auch vielleicht damit vergleichen, dass wir versuchen, ein Gemälde von einem wirklichen Geschehnis zu malen (wobei dies schon wieder eine Ebene weiter ist, weil wir hier das Bild der Realität in unserem Geist als wirkliches Geschehnis betrachten)
Und es sind auch nicht wirklich Realitäten, denke ich, jedenfalls nicht im Allgemeinen. Realität setzt widerspruchslosigkeit voraus, doch die meisten Bilder der Realität sind nicht widerspruchsfrei, somit ist es IMHO nicht legitim sie Realitäten zu nennen. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der Wissenschaft (die wichtigste?) diese Widersprüche aufzudecken und das ganze logisch konsistent zu machen. So kann bei einem kritischen Geist auch nicht jeder Glaube so einfach sein Bild der Realität formen.

Der Philosoph liebt die Weisheit und damit die Wahrheit. Er wird immer versuchen, zur echten Realität zu gelangen. Der wahre Gläubige muss IMHO auch Philosoph sein (wenn auch Philosoph hier nicht unbedingt so verstanden werden muss, wie es heute oft verstanden wird, sondern mehr von der ursprünglichen Wortbedeutung her). Er muss nach der Wahrheit streben. Wenn man glaubt, die Wahrheit in einem wesentlichen Punkt gefunden zu haben, ist sie es auch wert, dafür zu bluten und zu sterben.
Dass es immer schwarze Schafe gibt und die auch in der Mehrzahl sein können, soll dabei nicht bestritten werden.

Padreic

BeitragVerfasst: Mi 18. Jun 2003, 16:44
von Maurice
@Sinne und Farben:
Unsere Sinne sind nicht unfehlbar, sie sind als Bewertungsmittel subjektiv. Ein Farbenblinder z.B. kann weniger Farben sehen, als existieren; aber wie können wir uns sicher sein, dass wir alle Farben sehen können? Vieleicht gibt es Farben, die unserem Auge verborgen bleiben , wie können wir dies mit Sicherheit ausschließen? Und wie steht es mit unseren anderen Sinnen? Können wir auf irgendeinen von ihnen ohne jeglichen Zweifel vertrauen?
Doch wohin führt uns diese Fragerei? Wollen wir wirklich unseren Sinnen jegliche Glaubwürdigkeit absprechen? Wenn wir dies tun, schließen wir uns selbst in eine enge Zelle in welche weder Licht, noch Geräuche oder sonst etwas was unsere Sinen erfassen können , hineindringt . Ohne Sinn sind uns keine Gegenstände gegeben, wir würden uns selbst um die Fähigkeit berauben, der Welt eine Form zu geben. Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass unsere Sinne uns täuschen können, aber wenn wir uns permanent ernsthaft vor Augen halten, dass alles was wir erleben in Wirklichkeit nicht so sein könnte wie es zu sein scheint, gehen wir die Gefahr ein uns in diesen überspitzten Solipsismus zu verlieren. Dies kann doch kein wünschenswerter Zustand sein! Auch wenn wir uns ihrer Zuverlässigkeit nicht 100%ig sicher sein können , so sind unsere Eindrücke dennoch der Ursprung unseres Denkens und Handelns. Die Sinne ermöglichen Informationsaufnahme , und ohne diese ist kein Fortkommen möglich.
Dass ein übertriebener Solipsismus keinen Nutzten bringen würde ist nun klar, dennoch bleibt die Frage offen inwiefern unsere Sinne als Bewertungskriterium genügen. Es gibt Möglichkeiten sich den Wesen der Dinge auch ohne reine Sinneserfassung bewusst zu werden. Woher wollen wir wissen, dass ein Gegenstand wirklich grün ist und nicht vieleicht blau? Zuerst definieren wir die Farbe grün und blau durch Beispiele unsererWahrnehmung, z.B. Gras = grün somit haben wir die Farbe grün definiert oder Blut = rot somit haben wir die Farbe rot definiert. Nun betrachten wir die Urheber dieser Farbe, welcher in der chemischen Struktur der Stoffe verborgen ist. Außerdem ist wichtig, dass die Definition unter gewissen Bedingungen von statten gegangen ist und dass die Überprüfung des Wesens anderer Dinge unter den selben von statten geht. Somit ist auch das Argument entkräftigt, dass Gegenstände bei verschiedenen Licht eine andere Farbe aufweißen, weil die Farbe nur unter dem Licht beurteilt werden darf unter dem wir sie zu Beginn definiert hatten. Ob wir nun alle den selben Sinneseindruck von Dingen mit der Farbe blau haben ist dabei völlig uninteressant, weil die es nur um die Unterscheidung der Dinge geht und die Verständigung über diese untereinander. Farbe an sich ist eine subjektive Wahrnehmung. Dinge die außerhalb des Definitionsbereichs zu bewerten sind, müssen erst in diesen geholt werden damit sie bewertbar werden. Zwar können wir uns nicht sicher sein, dass es Dinge außerhalb unserer Wahrnehmung gibt (z.B. mehr Farben als wir sehen), aber dies spielt keine Rolle , weil wir nur das als wahr bezeichnen können was wir auch definieren können.

BeitragVerfasst: Mi 18. Jun 2003, 20:30
von blobbfish
Von mir auch ein offizelles EHLO an den Lord ;)

Also, ich denke mal, dass die Naturgesetzte zwar schon auf Aximen basieren. Diese wurden von uns allerdings nicht festgelegt. Wir beschäftigen uns statdessen mit den Auswirkungen. Es ist dasselbe, wie wenn ich fragen würde, warum 1, 1 ist ist. Das machne wir auch nicht. Wir beschäftigen uns damit, was man alles aus diesen Zahlen machen kann. Bei Naturwissenschaften machen wir genu dasselbe, aber wir haben die Definition nicht selbst getroffen. Das hat wer anderes Übernommen, aber das wäre eher einen eigen thread wert.

Das was wir mit Naturwissenschaften beschreiben entspricht schon der Realität. Wir wissen vielleicht nicht warum Schwerkraft existiert oder fuktioiert, das ist auch nicht die Aufgabe. Wir untersuchen die Auswirkungen der Gravitation zu finden. Damit können wir Schwerkraft beschreiben und vielleicht irgendwann herausfinden, was Schwerkraft genau ist. Aussagen machne wir durch Beobachtungen. Diese werden erklärt, soweit möglich.
Es ist nunmal Tatsache, dass wir auf der Erde Schwerkraft haben. Ich hoffe ich konnte deutlich machen, dass die Naturwissenschaften, insbesondere die Physik eben doch die Realität beschreibt.
Der Unterschied zu eine rReligion besetht nun darin, zu erklären, wie betimmte Vorgänge ablaufen.Den warn Grund zu finden.

Mit der Wissenschaft kannst du sehr viele Phänomene beschreiben und erklären. Im Prinzip kann die Wissenschaft jedes Problem lösen. Wenn sie es nicht kann, so haben wir einen Fehler gemacht, oder die Frage war falsch

Ich kann imho nicht sagen,was zu einem Zaitpunkt war, als es keine Zeit gab. Ich kann nicht den Weg eines Teilchens beschreiben, wenn es eine Welle ist. Wenn solche Sachen sind die Fragen falsch.

Ich bleibe bei meiner Meinung, Wissenschaft ist kein glaube.

---

Dass der Mensch die Welt um sich herum "knostruiert" ist im Prinzip schon richtig. Der Mensch nimmt Dinge war und konvertiert sie so, dass man besser und sinnvoller mit arbeiten kann. Auf die Frage, warum wir nur 3Dimensionen wahrnehmen und nicht 4 oder mehr, sagt mein Physiklehrer: "Ganz einfach, der Tiger hat nur aus 3 Dimensionen angegriffen", oder "das Jagdgut läuft nur im 3Dimensionalen Raum ab." Eigentlich ist unsere Welt imho schon farblos. Aber Farben kann man einfach besser verarbeiten. Strukturen von Raum, nehmen wir aber so war, ei sie sind, okay, vieleilciht fehlen ein paar Dimensionen, aber das ist mal nicht so wichitg. Man kann die Farben eines Raumes auch mit Zahlen beschreiben (machen PCs), aber sind deutlich schwerer zu verarbeiten. Zumindest für unser Gehirn.

Töne entstehen in unserem Gehirn. Das ist aber noch kein Beweis, dass wir nicht die Realitt wahrnehmen. Wir nehemn die Realität war. Sie ist auch nicht verfälscht. Sie ist nur konvertiert. Wie in Bild. Du kannst es als Jpeg oder las Vektorgraphik abspeichern. Es ist immernoch dasselbe Bild.

Dass wir aus den Lichgefirmel einen Vogel erkennen, liegt daran, dass wir wissen, wie Vögel aussehen und die Struktur filtern. Einen Berg Schokolade stelltst du dir genauso vor. Die Welt in der wir leben ist also nicht konstruiert. Sie ist konvertiert.

Zu den Farben:
Du Maurice, eine ähnliche Diskussion hatten wir doch im P-Thread oder irre ich? :D

Also, da hat mir Maurice ja schon einen Teil weggenommen, hat mir aber noch den physikalischen Teil gelassen, aus welchem Grund auch immer.

Woher weiß ich, dass blau blau ist?
Wie gesagt, blaues Licht nehme ich blau war. Wenn ich es grün wahrnehme, ist es eben grün. Das verändert das Licht aber nicht. Es hat immernoch die selbe Wellenlänge von meinetwegen 500nm. Ob es, wenn ich es grün sehe immernoch 500nm hat, aknn ich Objektiv messen.
Wie ist es mit licht, dass ich nicht sehe? Das kann ich auch messen. Es hat dieselben Eigenschaften, unabhängig davon ob ich es beobachten kann oder nicht. (Und nein, es ist unanhängig, ob es Quanteneffekte sind, die vom Beobachter abhängen).

Farebn werden von uns konstruiert. Sehen wir eine grüne Wiese blau, so ahlte ich mein Messgerät dran und es hat immernoch 600nm. Soll aber nicht heißen, dass wir es dann flasch sehen. Dann hat blau eben eine Wellenlänge von 600nm. Man kann es dann natürlich nicht mit unserem blauen Licht vergleichen. Dummerweise machen das aber viele Leute, so dass wir zu der Aussage kommen, dass unser Gehirn es nicht so wahrnimmt, wie es ist.

BeitragVerfasst: Do 19. Jun 2003, 00:40
von Lord Andersinn
Hallo alle zusammen und danke für den warmen Empfang ...

Ehrlich gesagt ist die Resonanz auf dieses Thema etwas zu üppig für meine beschränkte Aufnahmefähigkeit.

Um der Sache wieder eine Richtung zu geben versuche ich die Dinge zu filtern die mir ursprünglich ( also bevor ich mich zu den blutenden, tötenden, Schreihälsen hinreißen lassen habe ) wichtig waren.

1) Ich hatte nicht vor über Glauben zu Diskutieren.
Eine Diskussion ist ein Mittel zur Wahrheitsfindung und damit zur Wissensbildung. Wissen und Glauben schließen sich jedoch gegenseitig aus. ( Wenn ich weis das es Gott gibt erübrigt es sich an ihn zu glauben, auf der anderen Seite ist ein wissenschaftliches Ergebniss von dem ich glaube das es zutrifft wertlos).

Wobei ich zugebe das ich mir hier ein wenig selbst wiederspreche. (Siehe meine Behauptung das Wissenschaft nur eine Form von Glauben ist)

2) Das Farbenbeispiel soll nur darauf aufmerksam machen, dass zwischen den "Sinnen" des Menschen und dem was er für seine "Wahrnehmung" der Welt hält, eine Instanz liegt die eine Interpretation vornimmt. Diese Instanz (also unser Hirn) ist jedoch eine "Black Box" niemand kann wirklich sagen wie "Wahrnehmung" funktioniert, somit kann auch niemand sagen wie genau unser Bild von der Wirklichkeit ist.

3) Im Grunde liegt mir eigentlich nur die Idee des Konstruktivismus am Herzen.

Letztendlich fasziniert mich der Gedanke das die Realität bei weitem weniger Objektiv betrachtbar ist als wir uns das wünschen.

Die Realität ist kein Bild das alle Menschen vom Sofa aus betrachten können.
Sie ist eher eine Art hochkomplexes Kippbild, wenn man die Perspektive wechselt zeigt sie immer neue Motive.

Die "Vagheit" unserer Warnehmung lässt also einen Spielraum
für Variationen in der Realität.

Bisher habe ich drei Quellen für die "Vagheit" der Realität ausmachen können.

1) Die "Vagheit" der Wahrnehmung
--->Farbenbeispiel

2) Die "Vagheit" der Begriffe und Gegenstände
Wir erfassen die Realität mit Begriffen. Für jeden Gegenstand der um mich herum ist habe ich ein passendes Wort aber dieses Wort sagt kaum etwas über den Gegenstand aus. Das Wort bindet den Gegenstand an eine Kategorie und die mit der Kategorie verbundene Modelvorstellung.
Wenn ich also einen Tisch sehe, sehe ich nicht eine Anordnung von Holz und Schrauben sondern ich reduziere den Tisch auf die Kategorie Tisch in meinem Kopf.

3) Die "Vagheit" der Modelle
Wir erklären uns die Welt mit Hilfe von Modellen.
Heutzutage beziehen wir unsere Modelle oft aus der Wissenschaft.
( Die Erde dreht sich um die Sonne )
Die früher haben die Menschen ihre Modelle oft aus der Religion bezogen.
( Sonne wird von einem Mistkäfer über den Himmel gerollt)
Die Wissenschaft gibt uns zwar das Gefühl wirkliche Erklärungen zu bieten, letztendlich bleibt aber auch sie "vage" weil sie nichts endgültig beweisen kann.

Um so mehr Punkte man findet die aufzeigen das die Realität relativ ist und einen Interpretationsspielraum besitzt, um so größer ist natürlich dieser Spielraum.

Letztendlich geht es mir aber nicht darum die Wissenschaft zu verdammen ich "glaube" nämlich an die Wissenschaft, ich möchte nur ein Problembewusstsein schaffen.

Ausserdem stelle ich mir die Frage ob ich die Realtiät nach meinen Wünschen formen kann indem ich meine Sichtweise auf die Realität ändere. (Hier gibt es einen Haufen interessanter Beispiele aber dafür ist es jetzt wirklich zu spät)

BeitragVerfasst: Do 19. Jun 2003, 00:54
von Maurice
Der Witz der Überlegung ist letzendlich die Frage ob ich die Realtiät nach meinen Wünschen formen kann indem ich meine Sichtweise auf die Realität ändere.

Was du damit veränderst ist deine Sicht der Welt, aber nicht die Welt an sich.


Ich hatte nicht vor über Glauben zu Diskutieren.
Eine Diskussion ist ein Mittel zur Wahrheitsfindung und damit zur Wissensbildung. Wissen und Glauben schließen sich jedoch gegenseitig aus. ( Wenn ich weis das es Gott gibt erübrigt es sich an ihn zu glauben

Damit ich nichts falsch verstehe: Über Glauben soll man nicht diskutieren sagst du. Und Wissenschaft ist Glauben. Denach folgt, dass man nicht über Wissenschaft diskutieren sollte.
Wenn man weder über Religion noch Wissenschaft noch anderen Glauben nach dir diskutieren soll, was bleibt denn da noch viel übrig? :confused:

BeitragVerfasst: Do 26. Jun 2003, 14:01
von Padreic
@Lord Andersinn
Kurz bezüglich Glauben:
Ich denke nicht, dass Glauben und Wissen sich gegenseitig ausschließen, da Glauben noch etwas anderes ist als Vermuten (s. auch oben genanntes Augustinus-Zitat). Es ist gibt ja auch die Phrase "Ich glaube an ihn.", wo ein Vertrauen ausgedrückt wird.

Nun zum Konstruktivismus:
Ich denke, keiner der von dir genannten Punkte zeigt, dass die Realität relativ ist, sondern eher, dass die unsere Sicht der Realität, wie Maurice es schon sagte, nicht von der Realität bzw. vom Rohmaterial, das uns unsere Sinne geben, selbst determiniert sein muss. Ich presse z. B. dieses Rohmaterial in Modelle und Begriffe, wie du es schon beschrieben hast. Nach Kant presst man auch das Rohmaterial in die Formen von Raum und Zeit.
Noch deutlicher wird es natürlich, wenn wir unsere Umgebung werten, da kommt eine sehr aktive Komponente ins Spiel. Darin kann man sehr stark seine Sicht der Realität beeinflussen. Im oben genannten geht das oft nur schwer, weil es praktisch Automatismen sind. Wenn ich wissenschaftliche oder andere Modelle ändern kann, kann ich aber natürlich trotzdem meine Sicht der Realität deutlich ändern. Wenn ich das Fallen eines Steins nicht als Auswirkung der Gravitation, sondern als Akt eines Dämons sehe, ändert das doch einiges.

Padreic

BeitragVerfasst: Fr 27. Jun 2003, 14:26
von Lord Andersinn
@Maurice
Das ist je eben das verwirrende am Konstruktivismus.

Je nachdem welche Realität ich bevorzuge macht die Aussage abwechselnd Sinn oder eben keinen Sinn.

Die Realität ist kein Bild das man sich ins Wohnzimmer hängen kann um sie den ganzen Tag vom Sofa aus zu betrachten.

Die Realität ist eine Skulptur und gehört in den Garten.

Meine Behauptung ( na na na ... wer hats erfunden ??? --- Die Franzosen !!!)
ist, dass ein Perspektivwechsel mehr bewirkt als das Wechseln der Perspektive. :D

BeitragVerfasst: So 6. Jul 2003, 15:18
von Erdwolf
Der Witz der Überlegung ist letzendlich die Frage ob ich die Realtiät nach meinen Wünschen formen kann indem ich meine Sichtweise auf die Realität ändere.


Ja, kannst du. Tust du auch. Die Welt ist genauso, wie du sie sehen willst.
Du musst nur noch verstehen, warum du sie so haben willst...

BeitragVerfasst: So 6. Jul 2003, 17:10
von blobbfish
Was du damit veränderst ist deine Sicht der Welt, aber nicht die Welt an sich.

Nun, das gilt hier für den Makrokosmos. Im Microkosmos ist es genau andersherum. Da kommt es auf die Sichtweise an. Bestes Beipsiel: Wenn ich zu gucke, wie es passiert, passiert was anderes, als wenn ich nicht zugucke. In unserer Welt ist dies nicht der Fall.

BeitragVerfasst: Sa 10. Jul 2004, 01:09
von Lord Andersinn
das Prinzip gilt meiner Meinung allerdings nicht nur im Microkosmos.

Eines von vielen Beispielen ist die Geschichte von der Frau die Kopfschmerzen bekommt wenn sie mit dem Auto unter einer Hochspannungsleitung hindurch fährt.

Wäre sie Physikerin bekämme sie möglicherweise keine Kopfschmerzen weil sie überzeugt wäre, dass sie das Auto wie ein faradeyscher Käfig (schreibt man das so?) vor den "elektromagnetischen Feldern" abschirmt.

Weil sie aber ... sagen wir: Buddistin ist, glaubt sie das die "Strahlen" ihr "inneres Gleichgewicht" stören.
Ihr Körper reagiert mit "psychosomatischen Kopfschmerzen"

Die Gründe für ihre Kopfschmerzen scheinen "irreal" aber solange sie sich dieser Deutung nicht bewust ist, ist sie von der Realität ihrer (relativen) Realität überzeugt.
(komischer Satz *grins)